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	So viel fur heule zur Beschreibung des Denkmals, auf wel-
ches noch zurtickzukommen, uns die Gelegenheit nicht fehlen
wird und dessen Vollendung einen neuen unverwelklichen Lor~
beerkranz in das Silberhaar des Kinsilers flicht. Heil unserm
Meister Rauch! Fr. Eggers.
	Zur Geschichte des Denkmals Friedrichs des @гоззеп.
Von Ii. Weiss.
	Die ehrturchtsvolle Bewunderung, welche Friedrich der

Grosse der Welt abgerungen, wie die ungetheilte Liebe und
Zuneigung, die sich der ,alte Fritz bei seinem Volke erworben,
erweckten hier schon frithzeitig den Gedanken, ihm, dem Helden
und Vater des Preussischen Volkes, ein Denkmal zu errichten,
dessen Ausfiihrung jedoch an dem eigenen Willen des noch le-
benden Monarchen scheiterte, indem er die Erfiillung dieser
schinen Pflicht seinen Nachfolgern tiberliess. Kaum war die
Trauerkunde von seinem Absterben erschollen, da erhob sich
die Kunst aufs Neue, und mit gesteigerten Kraften arbeitete sie
an der monumentalen Verherrlichung des Unsterblichen. Es ent-
standen Modelle, Zeichnungen und Entwiirfe, es wurde vorge-
schlagen, versucht, gearbeitet, unternommen und beschlossen,
aber ungtinstige Verhilinisse und Missgeschick stellen sich dem
mit Enihusiasmus gefiihrten Unternehmen in den Weg, bis end-
lich genau vor eilf Jahren, am 1. Juni 1840, zur Grundstein-
legung eines festbeschlossenen Monumentes geschritten wurde,
das heute auf demselben Raum, den bereits Konig Friedrich
Wilhelm IJ dazu bestimmt hatte, der Welt enthillt wird als ет
bleibendes Wahrzeichen einer grossen Zeit, deren innige Ver-
einigung von Kénig und Volk Thaten geschehen liess, die in
den Annalen der Weligeschichte Preussen einen glorreichen Platz
sichern werden.

Die Geschichte dieses Monumentes beginnt, wie wir bereils
oben bemerkten, schon bei Lebzeilen des grossen Konigs:

» Nach Beendigung des Feldzuges gegen Kaiser Joseph* —
erzahit der alte Schadow -— ,bildete sich im Jahre 1779 in
der Berliner Garnison das Einverstandniss: Friedrich dem Grossen
ein Denkmal zu errichten, gleich dem des grossen Churfirsten
auf der langen Briicke. Tassaert, der langst eine Anregung
erwarlete, machle sogleich das Modell, und gab die Kosten-
Anschlige. General Mollendorf, damals Gouverneur von Berlin,
liess eine Aufforderung an die Armee ergehen und eine Tabelle
der Beitrage, vom Hauptmann bis zum héchsten Rang. Nur der
Armee sollte es gestattet sein, Beitrige zu geben, um ihr aus~-
schliesslich die Ehre der Errichtung vorzubehalten. Der An-
schlag belief sich auf 200,000 Thaler, und zehn Jahre Zeit zur
Ausfihrung. G. Schadow und Tassaert der Sohn, heide
Burschen von 14 Jahren, hatten hiebei zu schreiben an die Ge-
neral-Inspectoren und Festungs~Commandanten der Armee.
Das Modell zum Denkmal von Tassaert ist noch vorhanden in
der Sammlung der Akademie der Kiinste: der Konig zu Pferde,
nach dem bekannten kleinen Modelle von Bardou, jedoch minder
portrailartig. An den vier Ecken des Fussgestelles stehen die
4 Figuren des Mars, der Minerva, des Herkules und der Themis.
Vorne unter dem preussischen Wappen ist zu lesen: Marti et
Musis dilectus. Man war mit dem Modell und den Bedingungen
zufrieden, fand es nun angemessen, dem Kénige das Vorhaben
zu melden, was der General MélNendorf Namens der Armee tber-
nahm. Die Antwort war: Dass es eine schickliche Silte sei,
nicht wahrend des Lebens, sondern nach dem Tode, dem Feld-
herrn ein Denkmal zu errichten.“

Wahrend der Kénig eine éffentliche Huldigung der Art von
der Hand gewiesen hatte und hiedurch das gréssere Unternch-
		men hinausgeschoben worden war, suchte man alsbald nach dem
Dahinscheiden des grossen Monarchen selbst in Privatkreisen
das Andenken an denselben auf ahnliche Weise zu erhalten.

Inzwischen hatte der Minister von Herzberg einen Aufruf
in Betreff eines, dem alten Fritz in Stettin zu errichtenden Mo-
numentes, an seine Landsleute, die Pommern, ergehen lassen.
Diese, sogleich damit einverstanden, tibertrugen zeitig die Aus-
fiihrung desselben unserem G. Schadow, und am 10. Oktober
1793 fand unter dreitagigen Festlichkeiten die feierliche Auf-
stellung der Statue statt, tiber welche uns der Meister folgende
selbstgestandlichen Bemerkungen giebt:

»Die Theilnehmer halten die Figur des Kénigs ohne Her-
melinmantel gern gesehen, was in kleiner Dimension auch ge-
niigend gerathen kann. Hier in colossaler Grésse besorgte ich,
dass das Ganze ein diirftiges Ansehn erhalten wtirde. Wie in
der Wirklichkeit die Uniform mit dem Hut auf dem Kopfe und
einem Kénigsmaniel unvertriglich erscheinen wirde; so hier.
Auch zihle ich diese Arbeit nicht zu den gelungenen; die Drap-
pirung des Mantels war ein miihseliges Unternehmen.“

So erhielt nur Pommern seinen Fritz, wahrend die Haupt-
stadt des Landes noch immer des gehofften und ersehnlen Denk-
mals entbehrte. Da unternahm es der Minister von Heinitz,
den Kénig daran zu erinnern, ,,dass zur Zeit der Regierung
Kénigs Friedrichs II die Armee ausschliesslich ein Denkmal habe
errichten wollen; jetzt nicht nur diese, sondern alle Stande,
weshalb gewiss zu erwarten sei, die Mittel zur Ausfihrung des
kostbaren Unternehmens wiirden willig und hinreichend herbei-

kommen, worauf er das Begehren griinde: Se. Majestét mége
huldreichst die Genehmigung zur Ausfihrung ertheilen. Der

Konig erwiederte hierauf: ,,Das Denkmal seines grossen Ahn-
herrn solle auf seine Kosten errichtet werden.“ “ —

War nun die Thiligkeit des schon friher aus Mitgliedern
der Akademie zusammengesetzten und unter Vorsitz des Ge-
nerals von Tempelhof stehenden Comitees zur Entwerfung eines
Projectes fiir ein Denkmal des grossen Friedrich ohne genii-
gendes Resultat geblieben, indem die damals ecingesandten Mo-
delle und Zeichnungen, unter denen ein Entwurf yon Schadow
aus dem Jahre 1787, nebst dem dazu gehérigen vom Architekten
Genelli entworfenen Grundriss, Aufriss und Durchschnitt, wie
ein kleineres Gips-Modell von Bardou aus dem Jahre 1788 zu
nennen sind, unausgefihrt verblieben waren, so belebte dieser
Ausspruch von Neuem den Muth und die Rihrigkeit der Ktinstler,
welche, um einer so ausserordentlichen Aufforderung zu ge-
niigen, abermals in Modellen und Entwiirfen wetteiferten, um
die Palme des Ruhmes zu erwerben. —

Der in dem Katalog der Kunstausstellung vom Jahre 1791
befindliche Nachtrag enthalt die nahcren Bestimmungen tber die
Ausfihrung des Monumentes. Wir lassen deriselben hier woért-
lich folgen, da er zugleich einen nicht uninteressanten Beitrag
zur Geschmacksrichtung jener Zeit liefert und in gewisser Be-
ziehung als Sittenspiegel derselben betrachtet werden kann.
	Ueber die Statua equestris des Grossen Friedrichs.
	Unser Allergnadigster Monarch hat aus eigener Bewegung be-
schlossen, Seinem glorreichen Vorfahren ein dauerndes Denkmahl zu
errichten, welches der Grdsse dieses Helden wirdig sei, und der ge-
rechten Bewunderung entspreche, die Seine Ruhmvolien Thaten durch
alle Zeiten heischen.

Dieses Entschlusses, der den Nachfolger eines solchen Helden glan-
zend bezeichnet, freuen sich die Unterthanen, und bewundern den
Monarchen, der sich schon den Nahmen des Geliebten erworben, den
schénsten aller Ehrennahmen, weil er immer am willigsten gegeben wird.

Thro Majestat haben hiezu die simpelste Idee gewahlt, als welche
durch ihre Deutlichkeit immer die edelste bleibt. Allerhéchstdieselben
wollen demnach auf dem schénsten Platz Berlins, Sein Bildniss 2u Pferd