Dies ware meiner Meinung nach, die ganze Anordnung des Fuss- gestelles, wie ich es auch zu dem Model! des Herrn Professor Karstens in Gips ausgefihrt habe, Alles was man schénes noch hinzudichten kénnte, wirde, glaube ich, nur dazu dienen, die Aufmerksamkeit yon dem Hauptgegenstande, welches die Statue ist, abzuwenden, und folglich den wahren Kennern nur ein Aergerniss sein, Denn das Fussgestell, welches doch nie fir sich selbststandig, sondern immer dem darauf gesetzten Monument untergeordnet ist, wird dann schén sein, wenn es leicht und simpel von Form, den darauf gestellten Gegenstand in der ihm néthigen ErhGhung, das heisst: in dem gehérigen Gesichts- punkt dargestellt. Aber sobald es dieses nicht thut: oder mit Zier- rathen tiberhauft ist, die gleich vorziiglich in die Augen springen, so ist es verfehit, welches man an allen unseren Fussgestellen bemerken kann. Uebrigens hat dieser geringe Aufsatz keine andere Absicht, als nur nach Vermégen mich der Pflicht des Gehorsams gegen jene Kénig- liche Aufforderung zu entledigen. Geschrieben im April 1791. J. C. Genelli, Architekt. So weil dic Ansicht eines Mannes, der, ungeachtet des ihm eigenthiimlichen Talentes, ganz seiner Zeit angehérend, eben nur aus ihr herausschreiben konnle, weshalb wir weit davon entfernt sind, mit ihm tiber die namentlich am Schlusse des Auf- salzes so bestimmt ausgesprochenen Meinungen zu rechten. (Fortsetzung folgt.) Uéupferstich. in Bronze errichten lassen; und zwar im ruhigen Schritt reitend, und das Antlitz gegen das Schloss gekehrt. Mit Lorbeern gekrént, kémmt er nach rihmlich geendigtem Kriege, zum Sitz seiner Ruhe zuriick, sein preisendes Volk mit dem siissen Frieden segnend, den Sein wiir- diger Nachfolger uns so rihmlich zu erhalten gesorgt. Und in Wahrheit, ein edleres Denkmal, als dieses, lasst sich schwerlich erdenken: und die Menge der schon errichteten Statuen zu Pferd kann dies Bild nicht herabwirdigen, das nur durch die Anwen- dung seinen Werth erhalt. Haben soviel unwirdige Farsten sich selbst Statuen errichtet, so werden doch diese ihnen darum nicht Denkmale des Ruhms. Die hingegen, so dem grossen Antonin der Senat und das Volk errichten lassen, bleibt uns immer ein edles Denkmal dieses geliebten Fiirsten, wenngleich ein Ludwig XV sich selbst eine ahnliche gestellt: und das beste Andenken des Helden bleibt immer Er selbst. Auch wollen Ihro Majestat, dass diese Statue im rémischen Kostum ausgefihrt werde: aus dem ganz simplen Grunde, weil unsre zusam- mengeflickte faltenlose Kleidung alles Karakters entblésst, die mensch- liche Gestalt, hauptsichlich in Vergleichung mit dem in seiner Nackt— heit prangenden Pferde, zu sehr herabwiirdigt; und im Gebilde dem Auge nichts als cinen glatten klumpen Erz darstellet. Da nun auf unsres gnadigsten Konigs Allerhéchstem Befehl alle Kinstler des Landes aufgefordert worden, zu diesem Werke Modelle einzuliefern, so habe auch ich nicht ermangeln wollen, meine Meinung, wann sie gleich nur den unerheblicheren Theil: die Dimensionen und das Fussgestell betrifft, aufausetzen: da die Gegeneinanderstellung уег- schiedener Meinungen oft viel zu richtiger Beurtheilung beitragen kann. Wenn ich den zu diesem Denkmahl bestimmten Platz aufmerksam betrachte, so scheint mir, dass das merkwirdigste Gebiude desselben, und welches immer am meisten in die Augen fallt: das Theater nehm- lich, welches der grosse Friedrich Apollon und den Musen geweihet, sehr natiirlich, und gleichsam von selbst, die Dimensionen dieses Denk- mahls an die Hand giebt. Ich glanbe nehmlich, dass die Erhéhung des Pferdes ither den Erdboden, oder die Héhe des Fussgestelles, der Haupttreppe jenes Gebaudes gleich sein miisse, so dass die Statue mit diesem schénen Portikus in eine Linie zu stehen komme. Dies Maass wird an die sechszehn Fuss betragen, da aber der Platz in der Milte etwas vertieft ist, so miisste man ihn um so viel erhéhen, dass hbe- nanntes Maass herauskime. Die Statue selbst mit ihrer Plinthe darf billig keine geringere Hohe haben, doch in Erwagung, dass sie so weit von allen Gebauden entfernt, und also ganz gegen die Luft steht, welche durch ihr starkes Licht den Umfang der Gegenstande verkleinert; so wiirde ich ihr eine Héhe von achtzehn Fuss bestimmen. Das Fussgestell soll nach Ihro Majestat Hochst eigener Angahe aus den hartesten einlandischen Steinen errichtet werden, welche sind Granit, Porphir und Basalt. Letztere Steinart wirde ich verwerfen, wegen ihrer zu schwarzen Farbe. Ich weiss zwar wohl, dass dunkle Gegen- stinde grésser erscheinen, allein dies zu bewirken, sind sowohl Granit als Porphir hinlanglich dunkel, da sie tiberdem noch im Grad ihrer Farbung dem Bronze naher kommen, als der im Polit so schwarze Basalt. Man wahle aber, welche Steinart man wolle; so darf eben darum das Fussgestell nicht mit Basreliefs ausgeschmickt werden; weil es da- durch ein zerstiickeltes Ansehn bekommt, und diese Basreliefs, wenn sie von Bronze sind, eine distere, von Marmor aber, eine bunte und folglich kleinliche Wirkung thun. Der Wiirfel desselben sei demnach ein schlichtes Parellelopipedon mit glatten Seiten; und eine schdne In- schrift, von einem berihmten Dichter verfertiget, sei alle Verzierung desselben. Die Karniese oben und unten sind nicht zu stark, und aus wenig aber stark gezeichneten Simsen zusammengesetzt, damit die Pro- file in so dunkler Materie nicht verworren ausfallen, Auf diese Weise wird der Vorsprung derselben, ohne iiberladen zu sein, doch eine starke Wirkung thun, und der Wirfel wird um so grésser in die Augen fallen, je grdsser das Verhaltniss desselben zu seinen Karniesen ist. Der Socke! dieses Fussgestelles sei mit einem Sitz, etwa von grauen Marmor umgeben, worauf das Volk im Schatten des Helden, und unter seiner segnenden Hand ausruhen kénne, wenn es sich hierher ver-- sammiet, sein Andenken zu feiern. Endlich ruhe das ganze auf einem Grundbau, welcher wegen der grossen Last, die er zu tragen hat, einen merklich gréssern Plan machen muss, als das Fussgestell selbst; und in Gestalt einer Stufe tber den Erdboden emporragen mag. Portrait des Bildhauers Chr. Rauch. Nach dem Licht- bilde von Hl. Biow, gestochen von Ed. Eichens. Leip- zig, Rud. u. T.O. Weigel. Pr.: 1 Thir. 20 Ser. Die Natur legt oft bedeutende Menschen hasslich von Ge- stalt und unbedeutende schén an. Aber der lebendige Geist, der hinter Stirn und Auge sich sein Haus fir das Leben aus- zubauen pflegt, wirkt hier ausgleichend und verbessert den Шт Шиш, denn wo er die Formen durchdringt, fihlen wir uns angezogen, und bleiben kalt, wo er fehlt, weil mit dem sinn- lichen Auge allein kein Gebildeter sieht. Bei dem Mannc, den dies Portrait darstellt, scheint die Natur recht wohl gewusst zu haben, dass sie Einen bildete, der spiter bei ihr einen Lehrkursus im Formen durchzumachen gedachte, und damit der Schiiler sie nicht spater meistere, befliss sie sich, dieje- nigen Linien und Wélbungen, die, von dem mit ihr im Ein- klange arbeitenden Geiste unterstiitzt, bei den Zeitgenossen das Urtheil hervorgerufen , dass die persdnliche Erscheinung des Kinstlergreises mit zunehmendem Alter nur noch gewonnen habe. Dazu stattete sie ihn mit einer riistigen Kraft aus, welche, wie bei jenen ruhmreichen griechischen Kinstlern, ebenfalls nur Wachsthum und keine Abnahme zu kennen scheint. Denn sie wollte, dass er tausenden von Centnern Erzes und ganzen Strek- ken todten Gesteins Leben einhauchen sollte. Und in der That hat sein Fleiss eine ganze Welt von Gestalten geschaffen. Was fir ein Reich méchte das geben, wenn ein Prometheus ihr ge- bundenes Leben wieder anfachte. Allein dic Biisten des Mei- sters wiirden eine ganze Walhalla fillen. Rauch’s Meissel ist indess hauptsdchlich der Geschichte gewidmet. Er wurde, der epische Eradichter des Freiheitskrieges und des siebenjahrigen Krieges, und dass der Held des Letzteren nicht seinen Homer gefunden hatte, dariiber kénnen die Manen des grossen Friedrich nicht klagen. Halt der Kunstler dabei in seinen Darstellungen auf historische Treue, so ist diese doch stets von dem Idealen durchdrungen, und er hat noch immer Ueberschuss genug ge- habt, um in Aufgaben rein idealer Natur seine Meisterschaft darzulegen. — Doch wir wollten sein Bild betrachten: Mit wah- rem Vergniigen muss der Stecher dem Bau dieser Ziige nach- gegangen sein, in denen sich bewusste und unermiidliche Bild-