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	nerkraft mit Ebenmaass und in kihner Wolbung wohnlich einge~
richtet hat. Es ist ihm auch untadelhaft gelangen, in den man-
nigfaltigen und doch so harmonischen Linien des Gesichts den
festen und majestalischen Ausdruck wiederzugeben, den wir
an dem stattlichen Manne zu sehen gewolnt sind. Das Silber-
haar, das hier auf dem Bilde etwas miahnenhaft fallt, hatten wir
etwas leichter im Fluss gewtinscht, denn in der Wirklichkeit
umspielt es, wie reich es auch noch immer ist, das — wir
méchten sagen — bronzene, frisch rothe Antlitz wie flichtiger
Marmorstaub. Die Haltung des Kopfes und der sichere Blick,
so wie der Ton des Ganzen, sind sehr gelungen zu nennen. —
Was nun aber das Beiwerk anbetrifft, so wirden wir dem
Kinstler eine Verinderung der daguerreotypischen Vorlage nicht
bel genommen haben. Man kann hier fast mit Lessing sagen:
»Nicht so redlich, ware redlicher“ oder wenigstens: nicht so
wirklich, ware wahrer gewesen. Uns fiel dabei ein, dass wir
uns nur den Kopf herauschneiden méchten, Nicht als ob bei
diesem Bilde der Rest so gar unleidlich ware, aber ich glaube
eben, weil man vor einem Bildhauer steht, an dem die Natur
sich auch als einen solchen erwiesen hat, so denkt man un-
willkiirlich an den zu diesem Kopfe gehorigen Gliederbau, und
da kommt denn der nicht in den glicklichsten Linien hangende
Rock, wenn wir ihm auch noch die Frackform vergeben, be-
deutend zu kurz, abgesehen davon, dass man Rauch’s stalt-
liche Figur im Atelier nur stehend zu sehen gewohnt ist, —
wihrend er hier in etwas verschrinkter Stellung sitzt. Beim
Stehen waren diese unteren Partieen dem unverstindigen In-
strument, das die naher liegenden Theile, die in diesem Falle
keine Uebertreibung vertragen, stets verhidlinissmassig zu gross
erseheinen lasst, ferner geriickt worden und also mehr mit dem
Ganzen in Uebereinstimmung gekommen.

Doch da die Hauptsache durch ihre vorztigliche Behand-
lung erfreut, so ist dieses Bild gewiss Vielen eine sehr will-
kommene Festgabe. Fr. Eggers.
	Harben =Gteindrueic.
	Krinnerung an den 9, October 1850. Gedenkblatt an das
Enthiillungsfest der Bavaria. Von Herwegen. Preis:
of
	Das Fest der Enthillung der Bavaria in Munchen, wie es
im Verein von Kinstlern und Gewerbireibenden angeordnet und
unter allgemeiner Theilnahme gefeiert worden, bezeichnet einen
Ruhepunkt, man kann in gewisser Beziehung sagen, einen Ab-
schluss der vom Kénig Ludwig begriindeten Kunstthatigkeit. Ab-
gesehen daher von der sinnigen Anordnung desselben, уег-
diente es ein Gedenkblatt fiir Alle, die es erlebt, wie fir die,
welche der bezeichneten Thatigkeit mit Theilnahme gefolgt.
Maler Herwegen hat es tibernommen, dies Gedenkblatt zu
fertigen, es liegt — auf Stein gravirt und bunt gedruckt —
fertig vor uns und soll den Freunden der Kunst in diesen Zeilen
bestens empfohlen werden. Das Blatt ist 2 Fuss hoch, 13 Fuss
breit und in 9 Felder getheilt, von denen das miltlere die Fest-
rede von A. Teichlein enthalt. Dice Abtheilung dartber nimmt
Bavaria mit der Ruhmeshalle ein, im Vordergrund der Fest-
wagen der Kinstler mit dem Ehrenmonument des Kénigs. Die
Abtheilungen zu beiden Seiten bezeichnen sodann das Motiv
der Anordnung beider Reihen, rechts fiir die Gewerbe, die
fir Produkte, links fiir diejenigen, die fiir Fabrikate sorgen.
Zuoberst rechts gruppiren sich die Festwagen der Gartner und
der Melber mit ihren Leuten und den Blumen~ und Fruchipy-
ramiden, den Garben und Mehlsicken; darunter die Metzger
	und Backer mit den hochgethiirmten Aufsatzen von Schinken
und Wiirsten, von Broten und Bretzeln; darunter sodann die
Bierbrauer mit dem Riesenpokal und die Gastwirthe in der grii-
nen Laube. Auf der anderen Seite zuoberst und zunachst den
Kinstlern stehen die Schreiner mit ihrem grossen Himmelbett
und die Drechsler mit dem Riesenspinnrad; darunter folgen die
Weber mit dem verzierten Webstuhl und die Wagner und Huf-
schmiede mit Rad und Hufeisen von Haushéhe; zuunterst ste-
hen die Arbeiter in Leder mit dem Schuh und Handschuh der
Bavaria und den Gewerkspriichen, und die Messer— und Waffen-
schmiede mit dem Riesenschwert in der eisernen Faust. Die
ganze Breite des Blattes unter den his heraufgefiihrten Abthei-
lungen nehmen die Baugewerke ein, die Schlosser mit ihrem
gewaltigen Léwen, die Hafner mit ihren Fabrikaten aus ge-
brannter Erde, die Zimmerleute im aufgerichteten und geho-
benen Dachstuhl, die Maurer mit dem grossen Modell einer
sinnreichen Gewdélbekonstruktion, die Steinmetzen mit einem
gothischen Giebel, die Dekorationsmaler mit und in ihrer ro-
manischen Loggia; daza die Haidhduser Arbeiter mit ihrem ge-
schmackvoll aufgebauten Handwerkszeug und die Birger der

Au mit dem Alles tiberragenden Modell ihrer Kirche. — Die
Darstellung zu beleben ist der Moment des Schlusses der Fest-

rede gedacht, wo alle Versammelten dem Kénig Ludwig , Lebe-
hoch!* rufen. Die Zeichnung ist mit vielem Geschmack ent-
worfen und mit grossem Geschick ausgefiihrt, und giebt bis
selbst auf die vielleicht auf lange Zeit zum letzten Male fréh-
lich wehenden deutschen Fahnen und Wimpel ein vollstandiges
Bild des schénen Festes und bezeichnet namentlich recht an-
schaulich seine Hauptbedeutung: Verbindung von Kunst und
Handwerk zur Hebung des letzteren und dadurch des Wohl-

standes und der Bildung im Allgemeinen. ef.
	AMeituns.
	‘E Seri, im Mai. In der Werkstatt Rauch’s wird an
dem Modell zur Statue von ,,York v. Wartenburg“ gearbeitet,
dem mit Gneisenau schon lange eine Stelle neben der Bildsaule
Bliicher’s auf dem Opernplatze bestimmt war. Nach der Skizze
steht der Held in einem Kriegsmantel da, der die reiche Uni-
form nur halb bedeckt. Mit der linken Hand seinen Degen
fassend, legt er die Rechte iiber den Griff dieser ultima ratio,
welche zur Anwendung zu rufen seine hohe Aufgabe war. —
Noch sahen wir eine Skizze zu einer schon vor laingerer Zeit
vom Konige bestellten Gruppe: „Мозез auf dem Hiigel im Gebet
mit aufgehobenen Handen, wahrend der Schlacht gegen die
	АтаекИег “. Nach den Worten der Schrut:

Und dieweil Mose seine Hinde empor hielt, siegete Israel, wenn
er aber seine Hand niederliess, siegete Amalek.

Aber die Hande Mose waren schwer; darum nahmen sie einen
Stein, und legten ihn unter ihn, dass er sich darauf satzte. Aaron,
aber und Hur unterhielten seine Hinde auf jeglicher Seite Einer, Also
blieben seine Hande steif, bis die Sonne unterging.

Prof. Dir. Waagen ist in diesen Tagen, yom Ministerium
des Unterrichts abgeordnet, nach London gegangen, um als Mit-
glied der Jury fiir die auf der Ausstellung befindlichen Kunst-
werke in die Zollvereins- Commission einzutreten. — Auch der
Dr. E. Férster in Minchen wird im Auftrage seiner Regie-
rung im nachsten Monate in die grosse Ausstellung reisen.
	H.W. Serltit, im Mai. Am Montag den 19ten fand hier
die Feier des Stiftungsfestes des Kinstlervereines, in herkémm-
licher Weise, in Tivoli, zugleich als Feier des zehnjabrigen
	Bestehens, statt. Die drei bekannten Kinstlerfahnen schmickten