anne ii plat.

Organ
der deutschen Kunstvereine.
	Aeitung
fiir bildende Kunst und Baukunst,
	Unter Mitwirkung von
	Kugler in Berlin — Passavant in Frankfurt — Waagen in Berlin — Wiegmann in Disseldorf — Schnaase
	1851.
	in Berlin — Schulz in Dresden — FOrster in Minchen — Eitelberger у. Edelberg in Wien
		redigirt von Dr. F.. Eegers in Berlin.
	Sonnabend, den 7. Juni.
	jenen vorne blank beblechten, hinten scharlachrothen, hohen
und spitzen Miitzen, die sie seit der Zeit des Vaters von Friedrich
dem Grossen iragen, der dies Regiment stiftete und mit seiner
Passion fiir grossgewachsene Manner zu kompletiren pflegte.

Nach den drei einleitenden Kanonenschiissen nahte sich nun
vom Schlosse her unter dem Gelaéute der Glocken der feier-
liche, volle und vom Glanz der Uniformen und Amtstrachten
mannigfaltige und malerische Festzug. Voran schritt, geleitet
von der Kommission der Enthillungsfeier und umgeben von den
bei der Ausfitihrung und Aufstellung des Denkmals beschaftigt
gewesenen Kiinstlern, Werkmeistern und Gehilfen — der Meister
Rauch, im einfachen schwarzen Gewande, geschmiickt mit dem
Ehrenzeichen des Civilverdienstordens, dem seit dem Vorabend
des Festes der Stern des rothen Adlerordens hinzugefiigt war. Ein
allgemeiner Jubelruf, das Wehen der Ticher und das Schwen-
ken der Hiite begleitete seine Schritte und wurde von ihm mit
freundlichen Griissen nach allen Seiten hin erwiedert. Den fer-
neren Zug bildeten die Generalitat, die Staatsminister, die Ge-
heimen Rathe, die Geistlichkeit, die Deputationen der verschie-
denen Ministerien und der von denselben ressortirenden Behér-
den der Akademieen, Universitaéten, der Polizei etc. ete., die
Vertreter der verschiedenen Provinzen, die Korporationen, die
Deputirten der patrietischen und gemeinniitzigen Vereine, sowie
der Schiitzengilden in ihren Uniformen, die Deputationen der
Gewerke.

Der Prinz von Preussen, der die Aufstellung der Truppen-
massen geleitet hatte, ritt dem Kiinsiler enigegen und reichte
ihm zur Begrissung die Hand. Die Elemente des Festzuges
gruppirten sich zu beiden Seiten des Platzes vor den Truppen-
Spalieren. Jetzt traten die anwesenden fiirstlichen Damen auf
den Balkon des unfern des Denkmals gelegenen Palastes des
Prinzen von Preussen hervor, wahrend sich die prinzlichen Hof-
staaten herunter begaben und sich dicht neben dem Denkmal
aufstellten. Auf’s Neue war nun der weite Platz frei. Es er-
tonte der Marsch Friedrichs des Grossen zum Zeichen der An-
kunft des Kénigs. Derselbe erschien zu Pferde in Generals-
uniform, mit dem Bande des schwarzen Adlerordens, an der
Spilze eines zahlreichen Gefolges, in welchem sich die kénig-
lichen Prinzen, scin Neffe: der Grossherzog von Mecklenburg-
Schwerin, die Herzége von Braunschweig und von Genua,, der
Erbprinz von Dessau und andere firstlichen Саше befanden.
Ein Hurrah begrisste ihn. Er ritt bis vor das Monument, zog
nach einer kurzen Rede des Ministerprasidenten von Manteuffel

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	Die Enthiillungsfeier des Denkmals Friedrichs des Grossen.
	и» Preussen, kann man wohl sagen, strémte in die Re-
sidenz, um Zeuge zu sein der endlichen Verwirklichung eines so
lange und lebhaft genihrten Wunsches, welche gerade 111 Jahre
nach der Thronbesteigung des gefeierten Heldenkénigs erfolgte.
Es darf nicht Wunder nehmen, dass besonders das Heer, eines
der wichtigsten Werkzeuge der Thaten des grossen Monarchen,
sich besonders lebhaft an dem Feste betheiligte und demselben
das eigenthiimliche Geprége gab. In langen Reihen, in allen
Waffengattungen zu Pferde und zu Fuss, auch mit seinen Ge-
schiitzen und in den mannigfaltigen, meist sehr glanzenden und
kleidsamen Kostiimen war es zu beiden Seiten der aneinander-
stossenden weiten Riume des Opernplaizes und des Lustgartens
aufgestelit. Die Linden hinunter stellten sich die mit Musik
aufziehenden Gewerke auf, auf der Opernhaustreppe die Ab-
geordneten der Schulen.

Das Denkmal war durch ein gegen den Himmel offenes
Zelt, dessen mit einem Kranz von Adlern und Namenztigen und
anderm Ornament bemalte Wande von vier bekrénzten und be-
wimpelten Stangen gehalten wurden, den Blicken verdeckt. Die
vier Pfeiler dagegen, mit den Statuen der Vorfahren des grossen
Friedrich und mit grau in grau gemalten Darstellungen aus ih-
rer Geschichte geschmiickt, waren schon in der Frithe enthillt
und standen selber wie erwartend hinler dem verhangten Bilde
ihres grossen Nachkommen, Zuniachst um dasselbe gruppirten
sich die unter klingendem Spiel herbeigebrachten Fahnen und
Standarten, die von der Armee zum Feste deputirt waren. Weiler
wurde es von drei Kriegergenerationen eingeschlossen. Links
sassen auf reihweis gestellten Feldstihlen in einfach militairi-
scher Tracht die Veteranen, die noch unter dem alten Fritz
gedient hatten, so wie das Invalidenbataillon, — Reprasen-
tanten der Vergangenheit. Die allesten zwei von jenen Greisen
waren (der eine 106, der andere 102 Jahre alt; auch bemerkte
man einen 85jdhrigen in seiner allen, der Zieten’schen, Низа-
renuniform. Elf héhere Offiziere waren dabei, unter ihnen der
greise Graf Zicten, Sohn des beriihmtcn Husarengenerals, den
Friedrich der Grosse aus der Taufe gehoben. Rechts stand des
Heeres Zukunft, dic jugendlichen Gestallen des Cadettencorps,
Zwischen beiden Gruppen hinter dem Denkmal aber die Leib-
	kompagnie des crsten Gardcregiments in mannlicher Kratt mit
IL Jahrgang.