manischen und jenen des modern italischen Styles harmonisch angepasst werden? So kalt und berechnet die josefinische Anordnung auch ist, so ist sie doch um so leichter dem Style des Lokales anzu- passen. Médgen demnach dergleichen jesuitische Theaterprojekte dem Kullus der Kirche fremd bleiben und médge die beabsich- ligte Umgestaltung der sogenannten ,,heiligen Graber“ der Char- woche sich nur auf eine Anpassung an den architektonischen Charakter des Gebaudes beschranken. Viel Redens macht die Herstellung der Franziskanerkirche. Ihr stidliches Doppelportal, romanischer und germanischer Form ist grausam verrammelt, ihre schéne pyramidale Thurmspitze ist, um sie unter die Thtirme der jtingeren Metropole zu er- niedrigen, mit einer schwerfalligen Pickelhaube bedeckt. Wahr- lich, mit ganz geringen Kosten kénnten diese Verunstaltungen wieder gut gemacht werden, wenn nur der Wille vorhanden ware, dem ehrwiirdigen Gebiude au niitzen, anstatt mit Neue- rungen zu prunken. Das Innere dieser grossen Kirche, das aus dem 14. und 15. Jahrhundert herrthrt, harmonisch herzu- stellen, ware ein héchst undankbares Unternehmen, indem ein Drittel des Theiles, wo der Hochaltar steht, seit dem 17. Jahr- hundert mit phantastischen Stuckaturen der Dekadenz angefillt ist, die aber an den Wanden so tippig wuchernd sich einge- nistet haben, dass es ebenfalls ein Vandalismus zu nennen wire, dergleichen aus der germanischen Kirche hinauszuwerfen, da ubrigens die durch Abnahme hervorgebraehte Erschitterung den durch Ausbrechungen ohnehin sehr geschwachten Hauptmauern bedeutenden Schaden zufiigen wirde. Demungeachlet ware schon viel gewonnen, wenn die iiberladenden schlechten Gemilde von den Hauptpfeilern entfernt werden méchten. Viel dankbarer ware eine durchgreifende Herstellung der Stiftskirche auf dem Nonnberge, welche 1460 auf Grund der Kirche erbaut ist, die Kaiser Heinrich II. in Folge eines Ge- libdes ausfihren liess, wo schon friiher, und zwar aus dem 8. Jahrhunderte, eine Kirche mit Kloster sich befand, welches St. Rupert aus den Ruinen eines Merkurtempels erbauen liess. Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau, ein Eiferer fiir den ita- lienischen modernen Styl, schenkte 1589 den Nonnen die aus dem Brande der Domkirche geretiteten Altare. bruchstticke hievon finden sich nur wenige in dieser Kirche, die meisten lagern unter den Dachern und auf den hélzernen Gangen des anstossenden Klosters; hingegen findet man ein Dutzend Altare, voll der grasslichsten Geschmacklosigkeit, an die schlanken Pfeiler eingeklemmt oder angelehnt, und was noch an Wand- flachen eritibriget, ist mit Oelgemilden und mysteriésem Gitter- werk unschonster Art vollgepfropft. Kein Wunder, dass diese Kirche ihren Eindruck verfehlt; nur wer sich all dies wider- sinnige Angehingsel wegdenken kann, der findet ein prachliges sinnreiches Gebaiude seltener Art. Sind auch die oftmaligen Anregungen tiber Entfernung derartiger Ueberladung bis jetzt erfolglos geblieben, so wollen wir doch die Hoffnung nicht auf- geben, dass die gegenwirtige einsichtsvolle Aebtissin Maria Al- berta endlich Hand ans Werk legen wird, diesem allmahligen Verfalle moglichst Grenzen zu selzen. Einstweilen ware es wohl besser, man verschlésse den Fremden dieses Quodlibet von Geschmacklosigkeit, das als krauser Zopf die klassischen Formen gleich einem Mummenschanz umsehlingt! Der plumpe Altar, der das figurenreiche brillante Glasgemalde von 18 Ab- theilungen ganzlich verdeckt, wire wohl vor allem Anderen zu entfernen und mit einer einfachen Mensa zu ersetzen. Aus den Fragmenten, die im Innern des Klosters verstreut sind, kann sich leicht durch weise Wahl ein Altarschmuck, im Еш- klange mit der Architektur, gestalten. Am meisten verstelll aber ein aus Brettern gefiigtes aufgehangenes Orgelchor, das zur Halfte die Stirnseite des Frauenchores verdeckt, dessen reiche und elegante Durchfiihrung zu den seltensten Construktionen germanischer Weise gehért. Auch die Krypta, gereiniget von ihrer oftmaligen Kalkiibertiinchung, wirde mit ihren vielen Saulen und reich verzweigten Gewdlbrippen einen ernsten Ein- druck gewahren. Bei solcher vorzunehmender Restauration zolle man auch gebiihrende Aufmerksamkeit der in vergangenem Winter ent- deckten Vorhalle, an deren Wanden mit Temperafarbe riesige Brustbilder von heiligen Gestalten getroffen wurden, indem diese unter die wenigen Reste gehéren, welche noch von dem Gebaude Kaiser Heinrich II. herriihren und wovon in dem Deutschen Kunstblatte No. 23 ausfithrlicher Erwahnung geschieht. Im Innern des Klosters wiren, ausser dem grossen Frauen- chor und einem anstossenden Oratorium, noch zwei Kapellen, eine mit Rundbogen, in der Mitte von einer Siule unterstiitat, Kapitelkapelle genannt, und eine andre im Spitzbogensty], Jo- hanneskapelle, leider aber beide jiingster Zeit durch Stimper- hand auf das schonungsloseste verstiimmelt. In einem Corridor des ersten Stockwerkes, nahe an der Kirche, findet sich, auf Glas gemalt, ein wohlerhaltenes, streng ausgefiihrtes Portrait eines Herrn von Haunsberg, Bruder der Aeblissin Agatha, der Erbauerin der jetzigen Stiltskirehe. (Schluss folgt.) Pariser Kunstausstellung von 1850 —51. (Fortsetzung von No. 16.) Portraits: Flandrin. — Рцуа!. — de Schwiter. — F. E. Lansac. — Lariviere. — Verschiedenes: Charles Landelie. — Léon Riesener. — 8. 4е Маха]. — Alex. Antigna. — H. Picou. — B. Masson. — Célestin Nanteuil. — £. Bou- tibonne. — L. E. Rioult. — E. Signol. — P. D. Laugée u.A.m. — Genre: N. Diaz. — M. Alex. Longuet. — J. Fr. Millet wu. A. Unter den Portraits verdienen folgende noch Beachtung: Hippolyte Flandrin: zwei junge Manner, die sich umschlungen halten, dem Ansehen nach Kiinstler und Briider, Dreiviertels- figuren. Die ernste Richtung dieses Meisters, der, trotz seiner Jugend, unter den franzésischen Kirchenmalern unserer Tage sich eine Stellung erobert hat, die ihm keiner streitig machen dirfte, hat sich auch seinen Bildnissen mitgetheilt, deren man- ches vortreffliche auf friiheren Ausstellungen schon erschienen ist. Auch das diesjahrige hat grosse, ja fast alle nur erdenk~ lichen Eigenschaften, und beinahe waren wir versucht, uns zu wundern tiber die verhiltnissmassige Kalte der Kritik und Fheil- nahmlosigkeit des Publikums, wenn nicht einiges Nachdenken und die Zergliederung unserer Eindriicke uns bald belehrte, dass die Schuld dieses gleichgiiltigen Verhaltens von Seiten des Beschauers an dem Mangel einer gewissen Unmiltelbarkeit, Fri- sche und Lebendigkeit der Auffassung liegt, indem zwischen den Kinstler und sein Modell allerlei Erinnerungen an die gros- sen Meister des 16. Jahrhunderts, allerlei Kunsttendenzen und Stylanforderungen sich storend eindrangen. — Dies ist noch in héherem Grade der Fall mit Amaury- Duval, einem achtungs- werthen, gewissenhaften Kunstler, der aber leider, von der Stylidee verfolgt, seine schénen Modelle verzwickt, die unsché- nen aber qualt und peinigt, bis die Natur ihm abhanden gekom- men ist. — Den Bildnissen dieser zwei Meister nicht vergleich- bar an Strenge der Formgebung, doch wohlthuender im Ein- druek durch die Warme und Lebendigkeit der Auffassung, sind zwei Bildnisse alter Frauen von A. Vastine und von Madame Juillerat. Kiinstlerische Empfindung bei getreuer Naturnach- ahmung, eine breite, weiche Behandlung und eine saftige, tief- gesalligte Firbung verlethen diesen Bildern einen nicht ge- ringen Reiz.