Mit diesen Fehlern Hand in Hand gehen allerdings gewisse,
nicht gering anzuschlagende Eigenschaften, ja manches, was
wir als Fehler bezeichnen, kénnte, seiner untergeordneten Stel-
lung eingedenk, zu einem wirklichen Vorzuge werden. Die
schéne Farbung und reiche Behandlung, der geistreiche Vor-
trag, das verfihrerische Helldunkel, das Anmuthige der Gegen-
stande, der Reiz der Stellungen und selbst der Képfe, das
Schalkhafte des Ausdrucks, und eine bei geringer Erfindungs-
gabe, doch lebhafte Einbildungskraft, zeichnen Diaz unverkenn-
bar aus und sichern ihm den Beifall derer, die keine héhere
Anforderungen machen. Dieser Beifall ist ihm denn auch von
Kritikern, von Kinstlern und von Liebhabern in reichem Maasse
zu Theil geworden. Ich kénnte mehr als einen Liebhaber nen~
nen, der seine Sammlung mit einem Diaz angefangen, mit einem
Diaz abgeschlossen hat, dem also Diaz im eigentlichen Verstande
das Alpha und das Omega, der Inbegriff aller Vollkommenheit
ist. Auf Diaz hort, bei Diaz schwért so Mancher, denn Diaz
ist einmal der Mann der Mode; seine Bilder werden gelobt,
gesucht, bestellt und zu hohen Preisen gekauft, meistens noch
ehe sie die Staffelei verlassen; was blicbe dem gliicklichen
Kiinstler also zu wiinschen tbrig? — Sein Antheil am Salon
von 1850 besleht in sieben Bildern, darunter ein Portrait, Dann:
» der entwaffnete Amor“, ,, Amor’s Grab“, ,, Amor’s Geschenke “,
»badendes Madchen von Liebesgéitern geneckt“, ,,Zigeuner“,
»untergehende Sonne“. Figen wir zu dieser Aufzihlung die
seiner Bilder von 1848: ,,Diana begiebt sich auf die Jagd“,
»Venus und Adonis“, ,,Zigeuner hiren einem wahrsagenden
Madchen aus ihrer Mitte zu“, ,,der Spaziergang“, ,Hetzjagd im
Walde von Fontainebleau‘, so ist damit der Ideenkreis so ziemlich
umgraénzt, dem Diaz seine Darstellungen zu entnehmen pflegt.

Wie der Schatten seinem Kérper, so folgte seinem Vor-
bilde Diaz der vor wenigen Wochen verstorbene М. Alex. Lon-
guet. Auch er hat sieben Bilder ausgestellt, deren Aufzah-
lung nur cine Wiederholung ware. Eine ,, Marguerite d’Anjou“,
die sich darunter befindet, hat von einem historischen Bilde
nichts als den Namen. Longuet, der zuweilen sich einer stren-
geren Zeichnung zu befleissigen suchte, erreichte seinen Meister
aber bei weitem nicht in der Klarheit und dem Reiz der Far-
bung, in der Durchsichtigkeit der Schatten und der reichen
Behandlung.

J. Fr. Millet erreicht zwar eine gewisse Grossheit der
Formen und ist in seinen Darstellungen aus den Beschaftigungen
des Landlebens, ,,cin Siemann* und ,,die Heubinder“, nicht
ohne alle Poesie; treibt dabei aber die Vernachlissigung der
Zeichnung und die Unbestimmtheit der Umrisse auf’s Aeusserste,
wozu noch eine héchst tribe Farbung und eine schmuizige,
unbehilfliche Ausfihrung kommen.

Von Diaz nur in entfernter Abhingigkeit stehend, vielmehr
mit Picou verwandt, ist Charles Négre, von dessen sieben
Bildern sich besonders die beiden kleinen Seitensticke, ,, Leda
und ,,Coronis, die Mutter des Aesculap“, bemerklich machen.
Die schéne frische Farbung, die gewissenhafte Ausfihrung, die
zierliche Behandlung steht mit der Natur der Vorstellungen im
	Einklang. ; (Fortsetzung folgt.)
	Zur Geschichte des Denkmals Friedrichs des Grossen.
Von H. Weiss.
	(Fortsetzung.)

Die furchtbaren Grauel der franzdsischen Revolution, welche
um diese Zeit ganz Europa mit Schrecken erfiilllen, hinderten
nicht nur diese Reise, als iiberhaupt der zwischen Frankreich
und Preussen ausgebrochene Krieg die Ausfithrung irgend eines
ordssern Unternehmens bis auf unbestimmte Zeiten hinausschob.
	Alle biirgerlichen und staatlichen Interessen flossen nur in dem
einen einzigen Punkte auswartiger Politik zusammen, und erst
einige Jahre spater nach dem Basler Friedensschluss héren wir
von einer zweiten grésseren Concurrenz fiir ein Denkmal des
	grossen Konigs.
War es den zuerst concurrirenden Kinstlern darum zu thun

gewesen, den Konig durch ein Reiterstandbild verherrlicht zu
sehen, wie aus den fiir das Monument gefertigten, oben be-
schriebenen Entwiirfen hervorging, so zeigte sich in den nun
folgenden Arbeiten ein entschieden anderer Geist, der, mehr
nach dem Colossalen strebend, durch eine grossarlig gedachte
Verbindung der Architektur mit der Plastik (vielleicht auf Ko-
sten der letzteren?) der hohen Wiirde des Gegenstandes zu

entsprechen versuchte.

Das Verzeichniss der am 26. September 1797 erdffneten
allgemeinen Kunstausstellung giebt folgende ausfiihrliche Nach-
richt tiber die fast ausschliesslich von Architekten eingesandten
	Arbeiten:

Leichnungen und Entwiirfe zu dem auf Seiner Majestat
des Kénigs allergnidigsten Befehl Hichstdero verewig-
	tem Oheim dem hochseligen Kénige Friedrich
dem I! zu errichtenden Monumente.
	Vom Konigl. Geheimen Ober-Hof-Baurath Herrn Langhans.
Grundriss, Aufriss und Profil eines runden Tempels, dessen Un-
tersatz 8 Stufen bilden, tiher welchem sich 12 Ionische Saulen im Zirkel
erheben, die eine runde Kuppel tragen. Die Sdulen sind nach dem
Porticus des Philipp von Macedonien auf Delos geformt, das untere
Drittheil derselben ist nicht cannelirt, und giebt eben dadurch dem
Ganzen das Ansehn der Dauner und Festigkeit. Die Kuppel ist nach
dem Pantheon zu Rom gearbeitet, sie wird aus cisernen Bogen hestehen,
die in- und auswendig mit Kupfer bekleidet sind. Die Kuppel selbst
wird oberwarts offen sein, wie bei der Rotonda, um auf die in der
Mitte des Tempels sich erhebende bronzene Statue Friedrichs II ein
Licht fallen zu lassen, welches sie vortheilhaft beleuchtet, und dem
Ganzen die Feierlichkeit antiker Tempel giebt,

Die Saulen werden von Granit, die Capitéler von Marmor ausge-
fahrt; die auf den Stufen stehenden Léwen aus Eisen gegossen. Um
dem ganzen Bau mehr Leichtigkeit und Schmuck zu geben, werden
iiber dem Architray Basrelief von weissem Marmor angebracht, welche
die 4 von Friedrich gefihrten Kriege andeuten, und zwischen deren
jedem sich eine Victoria von vergoldeter Bronze auf einer Tafel von
Basalt befindet.

In welchem Verhéaliniss dieses Monument in Ansehung seiner Lage
und Grésse gegen die umliegenden Gebdude stehen werde, zeigt ein
dabei befindlicher perspeklivischer Riss.

Dieses Monument wird auf Sr. Majestat Befehl am Anfange der
Linden zwischen dem Pallast des Prinzen Heinrich K. H., der Biblio-
thek und dem Opernhause errichtet werden.

Vom Hrn. Rector und Hof- Bildhauer Schadow.

Statues pedestres. Zwei Zeichnungen auf einem Bogen, um eine
Vergleichung des modernen und rémischen Costums machen ии konnen.

a. In der ersten steht der Konig das entblésste Haupt mit Lorbeern
gekront, und stilzt seinen Commandostab., welcher auf seine Befehle
hindeutet, auf die bei ihm liegenden Gesetzbicher; zugleich als be-
schitzte und vertheidigte er damit seine bei ihm stehende Krone, Unten
am Postamente silzt die Gerechligkeit, das Genie, welchem, um ihm
ein géltliches Ansehen beizulegen, die Stellung eines agyptischen Idols
gegeben ist; der Ackerbau und die Industrie. Sie sitzen ruhig unter
den Flageln des sie beschattenden Adlers, welcher sich mit seinen
Klanen auf den Ackerban und die Gerechtigkeit stilzt.

b. In der zweiten Zeichnung ist der Konig rémisch gekleidet, und
statt des Commandostabes halt er den Degen in der rechten und in
der linken den Oelzweig, um anzuzeigen, dass er im Kriege und Frieden
gleich vortrefflich war. Derselbe Gedanke liegt auch in der Verzierung
des Piedestals, wo Mars dem auf der Leier spielenden Apollo zuhért.
Sowohl diese als die vorige Gruppe kénnen vereinigt dazu dienen, die
	Vorder- und Hinter-Facade des Fussgestelles zu verzieren,
ь