beiden waren vor dem Verkaufe ausgehbessert worden, letzteres
von dem Kunstler selber. Von Sibelhiehen ganz zerhackt, wie
wenn sie selber im Gedraénge der Schlacht gewesen waren,
doch zum Glick nicht wesentlich beschidigt, erschienen H.
Vernet’s obenerwahnte vier Seitenstiicke, die Schlachten von
Valmy, von Jemappes, von Hanau und von Monimirail. Die
zwei grossen Bilder von Géricault, der ,Jager von der kai-
serlichen Garde“ und der ,verwundete Kiirassier*, befanden
sich wihrend der Februarrevelution in einer fir den Kiinstler-
hulfsverein veranstalteten Ausstellung und entgingen so dem
traurigen Loose, das ohne Unterschied und ohne Gnade die be-
riihmtesten Werke, die belieblesten Kiinstler, die populairsten
Darstellungen traf. Unter den Lebenden, obwohl stark verwun-
det, begriisste man auch Vernet’s schéne , Viltoria aus Al-
bano“; ausserdem wurden drei andere kleinere Bilder dieses
Kiinstlers gerettet. Eben so drei tiichlige Bilder von V. Schnetz,
ein kleines unbedeutendes von Ary Scheffer, Couder’s ,Tod
des Masaccio*; Granet’s ausgezeichnetes ,, Kapuzinerkloster
in Rom‘, ein Bild von Alfred Johannot, und mehrere, wie-
wohl schwache, Seestiicke von Gudin. Von der oben er-
wahnten ,Galerie des Palais Royal* blieb, ausser ein Paar
Leinwandstreifen und einem Stick aus der Mille von H. Ver-
net’s ,Camille Desmoulins, im Hofe des Palais Royal das Volk
anredend“, nur ein Bild, Cottrau’s ,Brand des Opernhauses
im Palais Royal, im Jahre 1763%, iibrig. Ist es ein Zufall, dem
dieses Bild seine Erhallung verdankt, ist es eine aus psycho-
logischen Griinden zu erklarende Erscheinung? Denkbar ist,
dass die zerstérungslustige Menge, zufrieden, hier ein Bild der
Zerstérung zu sehen, in sympathischem Einverstandniss mit der
verhcerenden Naturkraft sich vor dieselbe zuriickzog, um sie
ruhig walten und gewahren zu lassen. — Verschwunden, und
wahrscheinlich zerslért, ist Hersent’s ,Gustav Wasa“; unwie-
derbringlich verloren sind: Leopold Robert’s ,Improvisaloré
und seine ,trauernde Neapolitanerinnen*, das beklagenswertheste
von all den unschuldigen Opfern, die dem finstern Rachegeist
gefallen; Gericault’s ,Schimmel*; Horace Vernet’s ,letzte
Augenblicke des Banditen*, seine beiden Scenen aus dem spa-
nischen Feldzuge von 1810, seine ,Druidin“, sein ,Ismael und
Магуаш“, im Sande begraben, sein Grenadier von Waterloo“, sein
»L. Philipp im August 1793 auf dem St. Gothardt, sein ,,Inneres
eines Kuhstalls*, sein Tod des Firsten Poniatowsky* u. s. w.;
Couder’s ,Herzog von Orleans als Lehrer der Geographie in
Reichenau‘; Boilly’s ,Ansicht des Café Foy“; Gros’ , David
und Saul“; Bilder von Steuben, Michallon, M™ Haude-
bourg, Lescot, Alaux, Abelde Pujol, Mauzaisse, Gu-
din, E. Isabey und Andern. (Schluss folgt.)
	London, im Juni. In einer Privatausstellung bei Dickinson
waren neulich drei Abbildungen zu sehen, welche Jos. Nash von
dem Innern des Krystall-Palastes angefertigt hat; ,Blick in den
Transept mit dem Glasbrunnen*, ,Blick tber den Transept und das
	‘Schiff im Moment der Eroffnung durch die Kénigin® und ,Blick
	in die Fremdenabtheilung* mit Kiss’ Amazonengruppe. Nash
beabsichtiot selber eine Steinzeichnung davon zu liefern, (Ath.)
	Delacroix, Ary Scheiler, Allred Johannot, EK. Deve-
ria, Steuben und Andere. Diesen Kunstschitzen nun, die
das unverzeihliche Unrecht hatten, dem , Tyrannen* anzugehé-
ren, ward die Februarrevolulion verderblich. Das bewaffnete
uud vom Kampf erhitzte Volk erstiirmte am 24sten Millags das
Palais Royal, durchlief die Gemicher und liess seine gegen-
standlose Wuth an Allem aus, was sich darbot: die Héfe des
Gebaudes und die anstossenden Strassen waren am Nachmiltage
mit Triimmern aller Art, zerbrochenen Flaschen und Spiegeln,
zerfetaten Bildern-und zahllosen Blattern von Prachtwerken aus
der Privatbibliothek des Kénigs, besaét. Wilde Horden, im blin-
den Eifer der Zerstérung, drangen in der folgenden Nacht in
das Schloss von Neuilly ein, sengend und brennend; und die
Morgensonne des 25sten fand von diesem geschmackvoll und
wohnlich eingerichteten Palaste kaum mehr als die nackten
Wande tibrig. Am folgenden Tage sah man einige Wagen voll
zerbrochenen Hausgerithes, Marmorbiisten und Gemalde in klig-
lichem Zustande die Stadt durchziehen. Es war Alles, was von
Neuilly hatte gerettet werden kénnen. — Widersprechend Jau-
teten seitdem die unsicheren Angaben tiber das Loos der wich-
tigsten unter den Kunstwerken, die die beiden Schlésser ge-
ziert hatlen. Erst durch die Ausgabe des Verzeichnisses der
zu versteigernden Gegenstande und namenitlich durch die Aus-
stellung, die wie gewohnlich dem Verkauf voranging, wurde
der Verlust, den die Kunst erlitten, seinem ganzen Umfange
nach bekannt. Unersetzlich ist dieser Verlust, wo es sich um
Meisterwerke dahingegangener Kiinstler handelt; beklagenswerth
immerhin ist die barbarische und muthwillige Beschadigung und
vollends die ganzliche Zerstérung von ausgezeichneten Werken
lebender Meister. Der Anblick der aus 360 Nummern_ beste-
henden Ausstellung war jémmerlich und herzzerreissend: meh-
rere der schénsten neueren Werke der Bilhauerei, darunter
Duret’s Merkur, die Leyer erfindend, sind in einem Zustande,
der kaum an eine Wiederherstellung denken lasst. Desselben
Kinstlers ausgezeichneter Improvisator aus Bronze wurde ver-
schont, stark beschaddigt dagegen eine kleinere Wiederholung
der Kiss’schen Amazone in Bronze, vom Tiger angefallen. Eine
vortreffliche Biiste Voltaire’s von Houdon kam mit zerhacktem
Gesichte davon; ,der den Gétlern fluchende Ajax“ von Du-
paty dagegen blieb ganz verschont. Unter den zweihundert
und einigen neunzig Gemalden finden sich kaum zwanzig ganz
unversebrt. Die meisten sind mit den Fausten oder den Bayo-
netten durchstossen und mit Sabeln zerhackt. Um sie dem Pu-
blikum in einigermaassen ertriglichem Zustande vorzufihren,
wurden die beschadigten Bilder auf neue Leinwand aufgezogen
und die fehlenden Stellen mit Kreidegrund ersetzt; die eigent-
liche Restauration aber ist der Wahl und dem Guldiinken des
jedesmaligen Kaufers wberlassen. Nur zwei der wichtigsten
Bilder, Leop. Robert’s ,Zurtistungen zu einem Leichenbe-
gingniss* (die irauernde Familie sitzt im Vordergrunde, im
dumpfen Schmerz unbeweglich hinbriitend), und Picot’s ,Amor
und Psyche“, das Hauptwerk des Salons von 1819, und viel-
leicht das einzige erfreuliche und wahrhaft empfundene Bild,
das aus der David’schen Richtung hervorgegangen, — diese
	Leipziger Hunstauction.
	Von Unterzeichnetem ist durch jede Buch- und Kunsthandlung zu beziehen:
Catalog der gewahlten Sammlung des Herrn J. M. Steinmetz in Danzig, bestehend in Kupferstichen, Radirungen, Schwarz-
kunstblattern (darunter eine sehr reiche Sammlung von Earlom), Kupferwerken, Kunstbitchern etc., welche nebst
einem reichen Anhang von Kunstblattern aller Art, Kunstbiichern etc. den 14. Juli zu Leipzig versteigert werden.
	atudolph Weigel.
	Verlag von Rudolph und Theodor Oswald Weigel in Leipzig. — Druck von Gebr. Unger in Berlin.