ДАНО ИО. Organ der deutSchen Kunstvereine. Zeitung fiir bildende Kunst und Baukunst. Unier Mitwirkung von ЖагЛег ш Ве ш — Passavant in Frankfurt — Waagen in Berlin — Wiegmann in Dusseldorf — Schnaase in Berlin — Schulz in Dresden — FGrster in Minchen — Eitelberger v- Edelberg in Wien Ae 26. redigirt von Dr. F. Hgegers in Berlin. Sonnabend, den 28. Juni. Pariser Kunstausstellang von 1850 —851. (Fortsetzung. ) und tiichtig behandelt isi, so fallt hier eine hochst lockere Be- handlung stérend auf. Adolphe Roehn hat sich seit 30 Jahren mit seinen sorg- faltig ausgefiihrten und gefalligen, nur in der Erfindung und Auffassung etwas kleinbirgerlichen Genrebildern in der Gunst des Publikums erhalten, fangt nun aber an, in Vergessenheit zu gerathen. ,,Politik und alte Schuhe“ ist der Titel eines sei- ner (beiden) Bildchen, dem es nicht an Humor fehlt. Sein Sohn, J. Alphonse Roehn, lasst sich nicht von der Flichtigkeit der neuen Schule verleiten; er zeichnet gewissenhaft, ist je- doch, bis jetzt, angstlich in der Ausfiihrung und grau in der Firbung. Sein Anthei] am Salon besteht in einer ,,Jungfrau mit dem Kinde“, einem Portrait und drei Genrebildchen. Ein auch im Ausland wohlbekannter, in Frankreich popu- lairer Kiinstler, welcher nur leider und auffallender Weise, — denn er hat nicht selten auch Beweise von gelaéutertem Ge- schmack gegeben, — in der Regel mehr das Zwerchfell des Beschauers zu erschiittern, als den asthetischen Sinn zu befrie- digen sucht, Fr. Biard, hat auch dieses Jahr, seiner Gewohn- heit getreu, einen komischen Auftritt unter der unschuldigen Benennung ,,der Fluss“ vorgestelli. In einer der zahlreichen Buchien, welche die weitausschweifende Seine in der Nahe der Hauptstadt bildet, etwa bei der Insel St. Quen, hat eine sorg- liche Mutter ihren beiden erwachsenen Tochtern das Vergnigen eines Bades im Freien bereitet, Eben haben die beiden Seine- nymphen, die kihlen Gewasser verlassend, sich auf den Kahn geschwungen, auf dem die Mutter ihrer harrt, eben sind sie im Begriff, die unverhiillten Reize wieder zu bedecken: da tritt plétzlich aus dem Dickicht des Schilfes — eine unerwartete Er- scheinung — die silenengleiche Gestalt eines pariser Spiess~ birgers, mit Binsen, Wasserpflanzen und Blumen dicht behan- gen, und mit zwei gewalligen Schwimmblasen auf dem Ricken, hervor; und seine kleinen unter dem Laubkranze schimmern- den Augen haben alsbald die Richtung des Kahnes gefunden. Gleich einer Gluckhenne, die des Habichts ansichtig wird, stiirat sich die Mutter vor, um mit den Fligeln ihrer Mantille ihre Kichlein zu decken; und bei der heftigen, instinktartigen Be- wegung entfallt ihren Handen der Sonnenschirm. Bei dieser ganzen, héchst komischen Scene ist, wie gewdhnlich bei Biard, nichts, was den Anstand verletzte, wie gewéhnlich auch ist Charakteristik und Ausdruck im héchsten Grade gelungen und sprechend, und die Gewandtheit der Technik iber alles Lob erhaben, so dass sich diese Darstellung wiirdig an ihre Vor 96 Chavet. — P. С. Comte. — Emile Béranger. — Guillemin. — Charles Monginot. — Roehn. — Biard. — Pigal. — L. Grosclaude. — E. Seigneut- gens. — Bellaneé. — K. Girardet. Granz enischieden als Nachahmer Meissonnier’s trilt in der Mehrzahl seiner Bilder der schon erwahnte Chavet auf, der jedoch die Natur leider zu sehr durch ein fremdes Medium sieht. — Auch P. C. Comte und J. B. A. Emile Béranger gehéren hierher. Letzterer hat eine ,,Verlobung“ und einen » Kupferstecher“, zwei sehr gefallige Bildchen, ausgestellt. Einen von Meissonnier verschiedenen und ihm eigenen Weg verfolgt A. M. Guillemin, der in breiterer Behandlung, mit lebhafiem malerischem Sinn und charakteristischer Auffassung seine gliicklich gewahlten, meist originellen Vorwdrfe ausfihrt. Milton“, seinen Téchtern diktirend, ist sein Hauptbild auf dem Salon; unter den drei kleineren ist besonders bemerkenswerth der Raubvogel“, einen Jungen vorstellend, der, im Grase ausgestreckt, dem Kreisen eines Falken durch die Lifte zu- sieht. Ganz vortrefflich ist die gespannte Aufmerksamkeit des jungen Beobachters ausgedriickt, dem der geringste Gegenstand erwiinscht kommt, um die endlos lange Weile des Sommer- nachmittages zu kirzen. — Seitdem sind mir auch zwei so eben ferlig gewordene Bildchen dieses Kinstlers zu Gesicht gekommen: ein Madchen, mit einem Kanarienvogel im Kafig sich unterhaltend , und ein Traubendieb. Der scheue Blick des sich wegschlei- chenden Jungen, das Verwahrloste, das sich in seinem ganzen Wesen ausspricht, dazu der Reiz der uniibertrefflich schénen Farbung, das abendliche Licht, das durch die Traubengelander spielt, machen dieses Bildchen zu einem Meisterstiick von Beob- achtung und von kiinstlerischer Vollendung. Die Richtung dieses Kiinstlers schlagt, mit nicht geringem Erfolge, Charles Monginot ein, dessen ,,kleiner Violinspieler “ (in Tracht und Auffassung ausserdem an Chardin erinnernd), ein richliges Gefiihl und eine héchst gewandte Hand verrathen. Weit weniger befriedigend wirkt das zweite Bild desselben Ma- lers, ,,der Riese und der Daumling“, dessen Proportionen (fast halblebensgross) das Maass des Talentes und der Geduld des Kiinstlers zu tibersteigen scheinen. Es ist dies Bild ein gleich- sam verwisserles und tbermassig ausgedehntes Kabinetstick- chen, und wabrend der ,,kleine Musiker“ trefflich impastirt Il. Jahrgang.