gingerinnen: die dramatische Gesellschaft in einer Scheune,
die poste restante, die Ueberfahrt von Havre nach Honfleur,
der guie Gendarme, der Tambourmajor im Beichtstuhle, die Dorf-
miliz, und wie sie alle heissen, anreiht. Wer aber die zahl-
reichen Compositionen dieses wackeren Kiinstlers, die der Ge-
schichte entnommen sind, wer seine Darstellungen aus den
Sitten der indischen Halbinsel, aus Norwegen, aus dem Eis-
meere und aus den afrikanischen Wiisten, wer vor allen Dingen
seinen Linné, als Jiingling, mit seinem Herrn, einem alten Arzt
und Naturforscher, im Frihlingswaldchen Кгашег und Kafer
suchend und das, wiewohl weniger gelungene Seitenstiick dazu,
Heinrich IV ‘und Fleurette, gesehen hat, der wundert sich bil-
lig, wie ein Kistler seinen Ehrgeiz daran setzen mochte, Paul
de Kock zu sein, dem es gegeben war, ein Bernardin de St.

Pierre zu werden. — Auch im Portraitfach hat sich Biard mit
Gliick versucht und dieses Jahr wieder vier Frauenbildnisse
ausgestellt.

An Witz, an Darstellungsgabe und an Talent weit unter
Biard steht E. J. Pigal, der sich zum Niedrigkomischen neigt,
wie besonders die acht Aquarelle beweisen, die er, ausser den
beiden Oelbildern, ausgestellt.
	L. Grosclaude (dessen Sohn dieses Jahr zum й\мецеп-.
	mal aultritt, vorlaufig mit einigen Pastellzeichnungen) ist mir
von je her eine abstossende Erscheinung gewesen, indem der
Kreis seiner Erfindung nie tber eine Versammlung von Trun-
kenbolden, aus der Klasse der Nachtwachter, Thtiirsteher und
Flurschitzen, hinausgeht, die er mit all der Langweile, die solch
beschrénktem Dasein anklebt, und all der Geringschatzung, mit
der der Gebildete, der Massige, der Mann der feinen Welt
auf so niedriges Treiben herabsicht, ohne Geist und Laune,
ohne Behagen und Lustigkeit, und — was allen Tadel in sich
schliesst — ohne Naivetét, in Lebensgrésse darsteltt.

Die komische Richtung verfolgt mit grésserem Gliicke E.
Seigneurgens, dessen ,,Bilderhandler“ und _ ,,Zweikampf“
(ohne Zeugen) sich in der malerischen Behandlung an Guille-
min anschliessen. Der Bilderhandler und der Liebhaber sind,
nach Decamps’ Vorgang, durch Affen dargestellt.

Der Vollstandigkeit zu Lieb setze ich hier H. Daumier,
den bekannten Zeichner des Charivari her, welcher in zwei
Bildern, deren eines ,,von Satyrn verfolgte Nymphen“ vorstellen
soll, ungesucht eine erschiitterndkomische Wirkung hervor-
gebracht hat.

Hippolyte Bellangé, Direktor des Museums von Rouen,
der seit 30 Jahren mit Erfolg das Feld der Gattungsmalerei
bebaut, hat auch den heurigen Salon mit sechs Bildchen ge-
ziert, die, wie immer, bald in rein erzahlender, bald in halb
scherzhafter, halb sentimentaler Weise, in gefalliger Farbung
und geistreicher zierlicher Behandlung, Darstellungen aus dem
Soldatenleben, meist aus der Kaiserzcit, bringen.

Einige Hinneigung zu der Art dieses Kiinstlers, ausserdem
aber die grésste Verwandtschaft, in Auffassung und Behand-
lung, mit siiddeutschen Genremalern, wie z. B. H. Biirkel in
Minchen, hat Karl Girardet, der seinen bleibenden Aufent-
halt am Brienzersee genommen zu haben scheint. Ansichten
von diesem und anderen Schweizerseen, oberitalische Gegen-
den, Vorginge aus dem Volks- und aus dem Soldatenleben,
gemithliche Familienaufiritte, Kinderspiele u. s. w., gelingen
ihm ganz vorziglich; nur ware seinem Vortrag mehr Breite,
seiner Farbung mehr Warme zu wiinschen. (Forts. folgt.)
	Zur Geschichte des Denkmals Friedrichs des Grossen.
Von H. Weiss.

(Fortsetzung.)
	Was hierbei das Monument des Konigs betrifft, so theilen
wir aus dem Katalog Folgendes mit:
	Durch die Wegbringung und Unterbauung des Kanals entsteht
zwischen dem Palais des Prinzen Heinrich und dem Zeughause ein Platz
von 326 Fuss 6 Zoll Lange. Die Verschénerung dieses Platzes, der
dem Palais des Kénigs Majestét so nahe und in einer so vorziiglichen
Gegend der Stadt liegt, ist ein Haupt-Augenmerk dieses Verschéne-
rungs~ Projects. Es scheinet sehr zweckmassig, und dem Style dieses
Theils der Stadt vollkommen angemessen, wenn man hier Garten- und
Baumanlagen mit einer edelen, aber einfachen und zu den grossen in der
Nahe befindlichen Maassen, passenden Architektur in Verbindung setzt.

Es werden hier einander gegeniber zwei 158 Fuss weite mit ar-
chitektonischem Hintergrunde umgebene Halbzirkel angelegt, die durch
zu errichtende Gebaude eingeschlossen werden. Im Centro des Halb-
zirkels auf der Seite des Zeughauses steht die Statua HEquestris Fried-
richs IL.

Die ganze Anlage dieser Seite enthalt folgende Theile:

a. das Monument des Konigs.
b. Den architektonischen Halbzirkel.
с. Das Gebaude fir die Artillerie- Wache.
d. Ein Gebaude zu einem Speise- und Kaffeehause.
e. Mehrere Boutiquen in der Hinterfronte.
f. Einigen Hofraum.
g. Eine englische Gartenpflanzung.
a. Das Monument des Kénigs.

Die bronzene Statue des Kénigs zu Pferde von 15fissiger Pro-
portion, steht auf einem eben so hohen marmornen Piedestal. Die
Statue selbst wurde nach Herrn Vicedirectors Schadow Vorschlag
in einer Jeichten Bekleidung und zwar in der Art, wie die Alten die
dacischen und aberhaupt die nordischen Kénige zu bekleiden pflegten,
mit einem Lorbeerkranze im Haar und einem Szepter in der Rechten
abgebildet. Das Piedestall besteht grésstentheils aus Marmor; der Un-
tersatz des Postaments wird von Granit gemacht, die abrigen Theile
des Sockels und des grossen Wirfels von grauem Marmor; Haupt- und
Fuss-Gesims von weissem Marmor. Am Wiirfel des Piedestals zeigt
sich vorn eine Inschrift. An den drei anderen Seiten, — die man
auf der Zeichnung nicht sehen kann, sind hronzene Basreliefs ange~
bracht, worin der Kénig als Feldherr; als Gesetzgeber und Regent
seines Volkes; als Beschitzer der Kinste und Wissenschaften, in seiner
gewOhnlichen Tracht und mit seinen gewohnlichen Umgebungen er-
scheint.

Die Stellung der Statue im Centro eines Halbzirkels von 158 Fuss
Durchmesser nach hier projectirter Art, scheint der Grosse des Gegen-
standes angemessener, als wenn man die Statue einzeln ohne Umgebung
aufstellen wollte: besonders ware dieses nicht auf dem hier in Vor-
schlag gebrachten Platze — der sonst wegen der Pracht, der ihm
nahen Gegenstinde viele Vorzige vor allen Gbrigen zu haben scheint
— ohne solche mit dem Monumente selbst sich in ein Ganzes vereini-
gende Umgebung, rathsam; aus Besorgniss, dass das hohe Zeughaus
und das eben so hohe Prinzl. Heinrichsche Palais die Statue, die mit
dem Piedestall doch nicht hoher als 30 Fuss sein darf, vernichten wirde.

b. Der architektonische Walbzirkel. )

Er dient der Statue zum Hintergrunde und soll sie heben. Des-
halb ist dieser Bau nur 24 Fuss hoch, also um 6 Fuss niedriger, als
die Statue selbst, angelegt. Durch diesen intermediiren Bau soll ein
doppelter Zweck erreicht werden: einmal, soll er das Auge des Be-
trachters des Monuments von den nahestehenden hohen Gebduden ab-
ziehen und auf den Mittelpunkt concentriren; und zweitens der Statue
ein Ansehn von Kollossalitat verschaffen.
	1) Wir theilen auch diese Beschreibung mit, indem sie wesentlich dazu
beitrigt, den beabsichtigten Gesammteindruck zu vergegenwartigen.