Пе. дети з fiir bildende Kunst und Baukunst. Organ der deutschen Kunstvereine. Unter Mitwirkung yon Kugler in Berlin — Passavant in Frankfurt — Waagen in Berlin — Wiegmann in Disseldorf — Schnaase in Berlin — Schulz in Dresden — FGrster in Minchen — Eitelberger v. Edelberg in Wien redigirt von Dr. FE. Egeers in Berlin. sonnabend, den 5. Juli. Paul Delaroche’s neuestes Bild: ,,Marie Antoinetie vor ihren Richtern “. Sit eimigen Tagen ist in der Galerie des Kunsthindlers Goupil das neueste Werk von P. Delaroche, , Marie Antoinette vor ihren Richtern*, ausgestellt. Vor wenigen Wochen erst, wie es scheint, legte der Kinstler in Nizza, wo er den Winter zubrachte, die letzte Hand an dieses Bild, welches demmnach fiir den Salon jedenfalls zu spat gekommen ware, selbst wenn D. dessen Ausstellung mit und neben den andern Hervorbrin- gungen lebender Kiinstler beabsichtigt oder zugegeben hatle, was zu bezweifeln ist, da er zu denen gehdrt, die es ihrem Ruf fiir zutraglicher erachten, sich in yornehmer Zurtickgezogenhceit zu halten, und auf den jahrlichen Ausstellungen fort und fort ,durch ihre Abwesenheit zu glanzen*. Das Publikum wird auf diese Art freilich um manchen Genuss gebracht, dem Kiinsller aber gelingt diese selbststichtige Berechnung in sofern, als da~ durch die immerhin gefahrliche Probe der Ocffentlichkeit um- gangen, und cin vielleicht grosser und allgemeiner, moglicher- weise aber auch bestritlener Erfolg, durch die Gunst des zum Voraus eingenommencn und zur Bewunderung gestimmten Aero- pags in einen unbezweifelten verwandelt wird. Nicht wenig lragt zu einem solchen Erfolge allerdings der sehr hoch anzu- schlagende Vortheil der Absonderung und der giinstigen Beleuch- tung bei. Der Zuschauer befindet sich namlich in einem ganz dunkeln Raume dem von oben beleuchteten Bilde gegeniber, welches rings von braunrothem Sammt umgeben und dessen Rahmen sogar mit Gaze verdeckt ist, so dass, ausser der Ma~ Jerei, nichts den Blick anziehen, die Aufmerksamkcit zerstreuen und der Wirkung Eintrag ihun kann. Diese Wirkung ist denn auch gross und im ersten Augenblick so tiberraschend, dass man Mihe hat, sich des bestechenden Eindruckes zu erwehren: erst in Folge der Reflexion und einer aufmerksamen Betrach- tung iiberzeugt sich das Auge, dass das Licht, das auf die Haupt~ figur fallt, grell und hart, die Schatten schmutzig und undurch- sichtig und die Ueberginge ohne Feinheit sind, kurz, dass wir uns hier nicht dem Werke eines Coloristen gegentiber befinden. Dieses vorausgeschickt, gehen wir zu der Beschreibung des Bildes tiber, Чеззеп Gegenstand nicht, wie der Titel ver- muthen liesse, der Augenblick der Verurtheilung, sondern der darauf folgende ist. In dem dunkeln Hintergrunde eines ge- wolbten Saales der Conciergerie sitzt beim Schein einer an de Il, Jahrgrang. Decke befestigien Lampe der Gerichtshof, vor dessen Schranken, unter den verliumderischesten und entehrendsten Anklagen, die епешаиое вошош von Frankreich geladen ist. Der Yorsitzende hat das Schuldig ausgesprochen, und steht noch, wahrend die UWbrigen Richter ihre Sitze einnehmen. Die Verurtheilte aber hat alsbald dem Tribunal den Riicken gewandt und einige Schritte vorwarts gethan, von zwei Wartern mit entbléssten Sabeln be- gleitet, die sie in ihr Gefiingniss zuriickfiihren. Marie Antoinette ist (in Lebensgrésse) ganz von vorn gesehen und von der ein- fallenden Tageshelle beleuchtet. Zu ihrer Linken, von einem Gelinder zuriickgchalten und in einen Winkel des Saales zu- sammengedrangt, stehen die Zuschauer, unter denen der Kinstler besonders 2 Képfe mit Absicht hervorgehoben und mit Sorgfalt ausgefithrt hat: ein junges Madchen, auf dessen Ziigen sich Neu- gier malt, mit mitleidiger Theilnahme gepaart; und eine zahn- liickige Alte mit zerzaustem Haar und mit dein scheusslichsten Ausdruck der niedrigsten Schadenfreude, cines jener Weiber, die, nach des Dichters Ausdruck, zu Hyanen werden konnen. Hinter diesen beiden unterscheidet man einen Sansculotten mit der rothen Miitze und mit. der gegen die Abtretende geballten Faust und einige andere Zuschauer in verschiedenen Bewegungen. Mit grosser Kunst hat der Meister in der Haltung und in den Mienen der 2 hewaffneten Wachter, die den volistandigsten Typus der Freiheitsmaénner aus der Schreckenszeit verwirklichen, den Kampf zwischen natiirlicher Rohheit und Geftihllosigkeit, strenger Pflicht und der unwillkihrlichen Bewunderung dargesteilt, welche so viel heldenmiithige Standhaftigkeit, so viel Adel und Wiirde denen abndéthigt, die monatelang schon die ihrer Macht entklei- dete Kénigin, im Glanze ihrer Seelengrésse, wie von einem Heiligenschein umgeben, geschen und in der Stille beobachtet hatten. Mit wahrhaft kéniglichem Anstand aber, im Bewusstsein ihrer Unschuld und mit dem Stolze der unwirdig gekrankten Frauenechre schreitet M. Antoinette einher, im schwarzen Kleide, ein weisses Tuch auf der Brust, die aufgelésten Haare auf ihre Schultern fallend. Der Zustand dieser Haare, welche nur stel- lenweise die Spuren des Puders tragen, deutet zur Geniige die zwecklose Harte an, mit welcher der Gefangenen selbst das zur 4jusseren Pflege ihrer Person Nothwendige versagt wurde. те ganze Gestalt, vor allem aber der Kopf, der als der geistige Miltelpunkt des Bildes gleichsam die ganze Bedeutung der Com- position in sich fasst, ist ein wahres Meisterstiick von Charak- teristik und Ausdruck, und vielleicht das Gelungenste und Er- steifends te was P . Del aroche in seiner lange п к Е. kunstlerischen