Mit dem siegreich beendeten Kampfe trat durchaus die Ge- genwart in ihre Rechte, und hatte man sich schon in den Kriegs- zeiten fast ausschliesslich mit ihr beschaftigt, so zeigte sich diese Simnesweise noch bestimmiter in den nachstfolgenden Jah- ren, in denen man sich, neben Errichtung von Monumenten einzelner Helden des Befreiungskrieges, hauptsachlich damit beschaftigte, die Stadt durch zweckentsprechende und zugleich grossartige Bauten zu verschdnern. Das Wenige, was auf den Ausstellungen der Jahre 1820 (von Schadow die Biiste Friedrichs des Grossen, in Metall), {822 (in Gusseisen: Statue Friedrichs II zu Pferde, auf Posta- ment, 19 Zoll hoch; — Friedrich H zu Pferde, auf einem Posta- ment), 1824 (kleine Statue in Bronze Friedrichs des Grossen, gegossen von Lequiue, nach Schadow) u.s, w. an das Denk- mal des grossen Kénigs erinnert, zeigt deutlich, wie sehr an- dere Interessen an die Stelle des friiheren Enthusiasmus getreten waren, und wenn auch hin und wieder die urspriingliche Idee besprochen wurde, so fehlte es dennoch jeizt an einem durch- ereifenden, von Enthusiasmus geleiteten Entschluss. Da erschien unter dem 28. November 1829 eine Kabinets- Ordre an den Geh. Oberbaurath Schinkel, in welcher der K6é- nig demselben auftrug, einen Entwurf zum Standbilde Frie- drichs H einzureichen, und als im folgenden Jahre der Provin- ziallandtag der Mark Brandenburg und des Markgrafthums Nie- derlausitz dic ehrfurchtsvolle Bitte am Throne niederlegte, durch freiwillige Beitrége zunachst aus der Mark Brandenburg und sodann aus der ganzen Monarchie das Beabsichtigte ins Leben rufen zu diirfen, eréffnete der Kénig den Standen — wie einst Friedrich Wilhelm I] dem Minister von Heinitz — , dass er die Errichtung eines solchen Denkmals seiner eigenen Firsorge vorbehalte, und zur Ausfihrung seines durch die Ungunst der Zeiten bis dahin gehemmten Vorhabens bereits Einleitungen habe ireffen lassen “. Obgleich der Ausstellungskatalog vom Jahre 1830 nur eine das Monument betreffende architektonische Zeichnung (dus- sere Ansicht und Grundriss) enthalt, welche der Kénigl. Ober- Hof-Baurath C. W. Titel in Berlin ausgestellt hatte, so geht doch aus der von Schinkel herausgegebenen Sammlung sei- ner Entwirfe hervor, dass dieser sich schon friiher, vor dem Jahre 1829, mit demselben Gegenstand beschiftigt hatte. Dieser erste Schinkel’sche Entwurf zum Denkmal des grossen Friedrich, welcher sich im fiinften Hefte jener Samm- lung befindet, zeigt den Kénig in idealer Weise, tiber dem griechischen Chilton mit dem Kénigsmantel bekleidet. Stehend auf prichtiger Quadriga, tragt er in der Linken das Scepter, wahrend er die Rechte segnend von sich streckt. Dem von den vier lebhaft vorschreitenden Rossen gezogenen Wagen folgen zu beiden Seiten die Gestalt der Gerechtigkeit und die eines nach dem Kranze ringenden Kriegers. Ein von starken und freistehenden Pfeilern gebildeter Unterbau, der wiederum auf mehreren Stufen sich erhebt, dient dem eigentlichen Standbilde zum Postamente. Die Stirnseiten der Pfeiler schmtcken Relief- gestalten, mit symbolischer Bezichung auf die Thaten des Mo- narchen. Auf jeder Ecke des Monuments erhebt sich ein reich dekorirter Candelaber. Ohne auf diesen oder einen der bercils vorhandenen Ent- wiirfe ) naher einzugehen, erhielt Schinkel noch in demsel~ ben Jahre (1829) die kénigl. Weisung, verschiedene Entwiirfe anzufertigen, wobei besonders der Wunsch geaussert wurde, das Monument in Gestalt einer grossen Saule, ahnlich der des 1) Wenn wir hier nicht etwa den im Jahre 1798 von Rustad ein- gesandten = der Kénig aul einer Trajanssaule stehend — ausnehmen miis- sen? —- Siehe oben. Laufbahn geschaffen. Dass er die Zige der unglticklichen ko- nigin, wie sie uns von der Hand ihrer Malerin, Vigée Lebrun so vielfach iberliefert sind, etwas in’s Breite gezogen, und aus der 38jahrigen Frau beinahe cine Matrone gemacht hat, ist wohl nicht ohne Grund und mit Ueberlegung geschehen. Unnitz wire es auch, mit dem Kistler iber die Wahl seines Gegen- standes rechten zu wollen, da er nun einmal mit ausschliess- licher Vorliebe bei jenen Blattern der Weltgeschichte verweill, die mit dem Blute kéniglicher Schlachtopfer besudelt sind. Der grésste Theil der Darstellungen D.’s gehért durch den Adel des Styls unbedingt der historisshen Gattung an; aber geschichtliche Bilder im héchsten Sinn des Wortes sind sie in sofern nicht, als der Kiinstler sich darauf beschrankt, den an sich schon er- greifenden und inhaltsreichen Moment, wie ein getreuer Chro- nikenschreiber, fiir sich reden zu lassen, nie aber mit philo- sophischem Geiste und mit schépferischer Einbildungskraft eines jener folgereichen Ereignisse aus den Jahrbiichern der Mensch- heit herauszuheben und darzustellen gewusst hat, das in der Bildungsgeschichte unseres Geschlechtes Epoche gemacht, und, als seiner vollen Bedeutung nach dem Reiche der Ideen ange- hérig, mehr den denkenden als den gaffenden Beschauer fesselt. Das Bild wird von Francois in Kupfer gestochen. Der Eigenthiimer, Hr. Goupil, hat, wie versichert wird, bereits 50,000 Fr., die von einem Englander dafiir geboten worden, ausgeschiagen. ом Zur Geschichte des Denkmals Friedrichs des Grossen. Von Hi. Weiss. (Fortsetzung und Schluss.) Der mit so grossen Opfern verbundene Friede, welchen Preussen genéthigt war im Jahre 1807 abzuschliessen, wie die darauf folgenden vom Minister Hardenberg im Jahre 1810 ge- leiteten vorbereitenden Maassregeln zur Wiederherstellung des Staates, wodurch einigermassen die gedrickte Stimmung des Landes wieder ermuthigt wurde, waren dennoch nicht sogleich im Stande, einzelne grossartige Unternehmungen besonders zu begiinstigen. Inzwischen hatte der unerbittliche Tod dem Lande seine innigstgeliebte Kénigin geraubt (19. Juli 1810) und nunmehr galt es zumeist den Kinstlern als heilige Pflicht, dieser Furstin ihren Herzenstribut zu zollen. Wahrend des im Anfange des Jahres 1813 begonnenen Be- freiungskrieges, welcher bis zum Jahre 1815 die Gesammtinte- ressen Preussens in sich aufnahm, war an Einzelunterneh- mungen des Staates noch weniger zu denken, und wenn gleich die Kinstler, ungeachtet der Kriegsstiirme, nicht gefeiert hatten, so galt es doch nunmehr der ihnen zunachst liegenden Zeit mit ihren, meist von Enthusiasmus begleiteten Thaten der lebenden Kriegshelden, deren Verewigung sie ihre ganze kiinstlerisehe Thatigkeit widmeten. Nur von dem mehrfach erwahnten Bar- dou sah man Friedrich II von carrarischem Marmor. — Alles was unter den, im Jahre 1815 ausgestellten, durch die Tapferkeit der vaterlindischen Truppen wieder eroberten Gemalden und Kunstwerken als auf Friedrich den Grossen beztigliche Arbeiten genannt wird, besteht in: — Einer vergoldeten bronzenen Statua equestris Friedrichs II und einer Biiste desselben von weissem Marmor; das bei weitem Wichtigere aber, dessen Verlust unersetzlich gewesen ware, war die zwei Stunden nach dem Tode Friedrichs des Grossen tiber ihm abgeformte Original-Maske von Wachs, die sich ebenfalls unter diesen, wieder heimgebrachten, Ge- genstanden beland. —