215 Aus den Hanaschriften der Bibliothek zu Mantua mitgetheilt bei D’ Arco: Nuovi studii intorno alla Economia politica del Municipio dit Mantova a tempi del medio-evo. Mantua 1846, $ 956. Die Geschilzgiesserei war um die Zeit, welcher dies Docu- ment angehért, in Italien bereits sehr in Flor und mehrere der kleinen Firsten beschaftigten sich vorzugsweise mit derselben, namentlich Alfons I von Este Herzog von Ferrara, welcher selbst das Giessen versuchte, und von welchem man ausser dem aus dem Erz von Pabst Julius’ Il Bildsiule verfertigten Sttick ,La Giulia“ zwei beriihmte Geschiiize пепт, „П стаи Diavolo* und „П Тетгешою“, die in dem venezianischen Kriege dienten. Francesco Gonzaga hatte dieselbe Liebhaberei, welche tbrigens bei Firsten, die sich dem Kriegsleben widmeten, (der Gonzaga war bekanntlich Oberbefehlshaber in dem Kriege der italieni- schen Verbiindeten gegen Carl VII von Frankreich und kom- mandirte bei Fornuovo) natiirlich genug war. Federigo und Gian Giacomo Calandra waren beide in seinen Diensten; neben ihnen beschaftigte er mehrere deutsche Giesser, deren der Schreiber des obigen Briefes in einem spi&tern gedenkt. — Ca- noni war seit dem franzésischen Heerzuge von 1494 der ge~ nerische Name fir Geschiitze, wurde aber namenilich von schwe- ren Gattungen gebraucht; Colubrine, Feldschlangen, waren linger und dinner, kleiner noch die Falconctti, Fauconneaux, die fiir den gewohnlichen Felddienst die beliebtesten wegen des leich- teren Forischaffens. — Die Wohnungen der mantuanischen Stiick- giesser waren in der Contrada del Leopardo. Die Altesten italienischen Nachrichten von Schiessgewehren sind aus den Jahren 1319— 1326 (Genua und Florenz. Vg). Promis in seiner Ausgabe des Francesco di Giorgio, HI, 123 —171; Gaye Carteggio inedito, Il, VIL). Ein eigenthim- licher Mérser von Erzguss, mit Reliefs, welche Laub und das damalige Mantuanische Stadtwappen, mit den Buchstaben PPPF und der Jabreszahl 1322, darstellen, befindet sich im Besitz des Grafen D’Arco, welcher in dem obengenannten Buche eine Ab- bildung desselben gegeben hat. (Manchen Aufschluss tiber die altere Geschichte der Artillerie ertheilt noch L. Cibrario’s Schrift: Del? uso e della qualita degli schioppi nell’ anno 1347. Turin, 1844.) Ket, B4umnstliteratur. Zur deutschen Kunstgeshichte. Denkmale der Baukunst des Mittetatters in Sachsen. Abth. I. Lief. 19—20 (oder Lief. 10—11 des xweiten Bandes von Abth. 1). — Auch unter dem Separat- Titel: Mittelalterliche Bauwerke in den Furstenthiimern Reuss. Nebst einigen alter- thiimlichen Gebéuden in Dresden, Leipzig, Altenzelle, Zwickau, Bautzen, Oybin ete, Be- arbeitet und herausgegeben von Dr. L. Putirich. Leip- zig, 1850. Fol. Mit dieser Lieferung schliesst der zweite Band der ersten Abtheilung des Puttrich’schen Werkes ab; sie enthalt daher auch den Gesammititel dieses zweiten Bandes. Sie besteht aus 4A Seiten Text und, mit Einschluss der beiden Titelblatler und ihrer zierlich gestochenen Vignelten, aus 24 Blatt Abbildungen. Unter den letzteren befinden sich nur 3 Blatter mit der Dar- stellung von Grundrissen und mannigfacher Details; alle tbrigen Blatter enthalten véllig ausgetithrte malerische Darstellungen. Unter diesen ist, eben in malerischer Beziehung, eine Reihe vortrefflich gearbeiteter Ansichten von alten Schiossern inter- essant, wie der von Burgk, Nossen, Scharfenberg, Rochlita und der in ein schlossartiges Gebiude umgewandelten Theile der Kirche von Mildenfurt. Auch bei den Darstellungen kirch- licher Gebaude, wie der reizvollen Ruine der Klosterkirche des Oybin bei Zittau, ist dies malerische Interesse vorherrschend, wahrend sich bei andern, namentlich bei der Marienkirche au Grimma, der Restauration der Kirche zu Mildenfurt, dem jetzt zu Nossen befindlichen Portale aus Kloster Alten -Zelle, — Al- les Bauwerke spitzbogig romanischen Styles, — und bei der elegant spitgothischen Kirche zu Zwickau mehr das Element der kunstgeschichtlichen Belehrung geltend macht. Spatgothi- scher Zeit gehéren unter anderen auch die eigenthimlichen Giebelhauser des Marktplatzes zu Zwickau ап. Aus Leipzig und Dresden dagegen sind einige merkwiirdige Architekturen mit- getheilt, die, schon tiber den eigentlichen Zweck des Werkes hinausgehend, den Zeiten der Renaissance und des Barockstyles angehéren. — Es fehlt nunmehr zur Beendigung des ganzen erossen Werkes nur noch der Schluss der zweiten Abtheilung, welcher, neben einigen Supplement Blittern, eine ,,Geschichte der ganzen mittelalterlichen Baukunst in Sachsen“ bringen soll, Archiv ftir Niedersachsens Kunstgeschichte, herausgegeben von G. Wilh. H. Mithoff. ) Abth, 1 Lief. 4. gr. Fol. Ueber die ersten drei Lieferungen dieses Werkes ist im No. 15 und 18 des vorjahrigen Kunsiblattes berichtet worden. Die vierte macht den Schluss der ersten Serie des Archivs, welche die ,,mittelalterlichen Kunstwerke in Hannover* um- fasst. Zwei der Blatter dieses Heftes sind der Privat -Archi- tektur gewidmet und enthalten beachtenswerthe Beispiele fir das zierlich dekorative Schnitzwerk, mit welchem der Fach~ werkbau des spateren Mittelalters gern versehen wurde. Ein besonders brillantes Beispiel solcher Bauweise, schon im Styl der Renaissance, war der vor einigen Jahren abgerissene, so- genannte Apotheken-Fligel des Rathhauses zu Hannover, des= sen Aufriss ein drittes Blatt enthalt. Drei andere Blatter sind den noch stehenden, aber ebenfalls zum Abbruch bestimmten Theilen des Rathhauses gewidmet, die aus dem 15, Jahrhundert herrihren, in gebrannten Ziegeln ausgefiihrt sind und in ihren Giebeln und Friesen reichverzierte Beispiele dieser Bauweise vorfihren. Eins der Blatter ist ganz mit der Darstellung von derartigen Details angefillt. — Wenn Gebaude, wie das eben~- genannte, den dringenden Anforderungen der Gegenwart wei- chen miissen, so erwirbt sich das Archiv durch ihre angemes- sene Erhaltung wenigstens im Bilde nur ein um so hoheres Verdienst. Jahreshefte des Wirtenbergischen Alterthums- Vereins, Fiinftes Heft. Stuttgart, 1848. gr. Fol. Das gegenwarlig ausgegebene fiinfte Heft dieser hoenst schitzbaren Publikationen zeichnet sich wiederum durch die ge- diegensten Mittheilungen aus. Das erste Blatt enthalt eine geo- metrische, aber in Schattenwirkung ausgefiihrte Ansicht der Chorseite der St. Walderichs -Kapelle in Murrhardt, einem klei- nen, aber dusserst reich geschmickten Bauwerke des voll ent- wickelten romanischen Styles, etwa aus der Spatzeit des 12ten 4) Uns ist noch eine Besprechung dieses verdienstlichen Unternehmens j i И einen Standpunkte das zugegangen, welche wir, da dieselbe vom allgemet en eral pur He DT о Ма ganze Werk behandelt, -demnachst gleichfalls mittheilen werden. О. Red.