selbe stand verhiillt auf einem von 16 Pferden gezogenen Roll- wagen, dankbare Hande hatten das Denkmal mit einer Krone, Palmen, Krainzen, Inschriflen und schwarz-weissen Fahnen ge- schmiickt. Lautlos begleitete die Menschenmasse das Denkmal die Linden, die Konigsstrasse, den Alexanderplatz, die Kaiser- strasse und die Frankfurterstrasse entlang zum Frankfurter Thore, wo viele von den Fussgaingern Wagen bestiegen, um dem Zuge bis zum nichsten Dorfe zu folgen. (B.N,) Wien, im Juni. Der Kaiser von Russland hat fir das vom Kunstvereine Bohmens zu errichtende Radetzky-Monument eine Summe von 1000 Silber-Rubel iibersenden lassen. (B. М.) W. Ainfterdam, im Juni. Die Angelegenheiten der 6f- fentlichen staluarischen Denkmale scheinen sich zu _beleben; wie ich vernehme, soll die Bildséule Rembrandt’s bereits in diesem Monat gegossen werden und man hofft dieselbe dann noch in diesem Herbst aufzustellen. Das grosse Modell zu dem Standbilde des Laurenz Koster fiir Haarlem ist gleichfalls von dem Bildhauer Royer vollendet worden und gegenwartig in einem der akademischen Sale aus- gestellt. Jedoch fehlen bis jetzt noch die Kosten fiir den Guss und die Aufstellung, welche jedoch gleichfalls bald gesammelt sein diirften, denn fiir die Hollander, welche den Laurenz Ko- ster doch nun einmal fiir den Erfinder der Buchdruckerkunst halten, ist es wirklich eine Ehrensache, das Monument zu ет- richten. Zu sciner Zeit hoffe ich Whnen etwas Naheres tiber dieses neueste Werk Royer’s mitzutheilen. Jahrhunderts, das zugleich durch seine vollige Erhaltung aus~ gezeichnet ist. Eine grosse Vignette in dem erlauternden Texte enthalt ausserdem eine perspektivische Ansicht dieses Gebau- des. — Blatt 2 bringt, in durchgefiihrter Lithographie, einen Theil der prachtigen, spatgothisch dekorativen Theile des Вей. Grabes zu Reutlingen. — Blatt 3: Urnen und andere merkwir- dige Gerithschaften aus heidnischen Grabstalten bei Mergel- stetlen. — Blatt 4 und 5 eine Fortsetzung der schon in den friiheren Heften begonnenen Reihenfolge der Standbilder der Wirtembergischen Grafen in der Stuligarter Stiftskirche, in der phantastisch barocken Weise vom Ende des 16. Jahrh. — Blatt 6 enthilt einen besonders wichtigen Beitrag fir die Geschichte der deutschen Kunst: die Darstellung eines Reliefschnitzwerkes in Holz, von Albrecht Durer, welches vor einigen Jah- ren auf dem Schlosse des Herrn von Palm zu Mihlhausen am Neckar aufgefunden wurde. Der Gegenstand der Darstellung ist ein in mehreren Schalen tibereinander, mit reich barocker Dekoration sich aufbauender Brunnen, auf dessen Gipfel die Figur eines Amor mit Pfeil und Bogen steht. Im Vorgrund sitzt auf der einen Seite ein ritterlicher Herr, die Geige spie- lend; ihm gegeniiber und zu ihm hinblickend, eine uppig ge- schmiickte Frau, die einen nackten Knaben vor sich hat. Hinter dem Brunnen, an seiner ersten grossen Schale, steht rechts ein Narr, mit der offiziellen Kappe auf dem Kopf, der, wie es scheint, Lust hat emporzuklettern; rechts einer, vermuthlich ein Gelehrter, der eingeschlafen auf den Rand der Schale lehnt, wihrend tiber ihm, auf einem diirren Weidenbaum, ein Bauer mit verbundenen Augen silzt und nach der Schale hinuntertappt. Am Fusse des Brunnens ist Direr’s Monogramm und die Jahr- зай 1511. Die Abbildung des Schnitzwerkes ist, nach einer Zeichnung des Malers C. Kurtz, von dem Xylographen C. Deis ganz im Charakter der Diirer’schen Holzschnitte gestochen. Soweit hienach irgend zu urtheilen ist, finde ich in dem gan- zen Werke die Eigenthiimlichkeit des grossen Meisters sehr entschieden ausgesprechen und sehe — so néthig es iiberall sein wird, bei den ihm zugeschriebenen Schnitzwerken die grisste Vorsicht zu beobachten, — doch durchaus keinen Grund, die Aechtheit des Monogramms anzuzweifeln. Die Verdéffentli- chung des Blattes schliesst somit gewiss eine sehr dankens- werthe Bereicherung unserer kunstgeschichilichen Kunde ein. Der erklarende Text giebt dem Schnitzwerk den Titel des „Тле- besbronnens“, der ohne Zweifel richtig ist, ohne doch zugleich zur Erklirung der einzelnen Geslalten das Geniigende auszu- driicken. Es ist ohne Zweifel eben ein Stiickchen aus der phan- tastischen Romantik jener Zeit, der gelegentlich auch Meister Albrecht huldigte und deren unbefangene Erlauterung noch nicht tiberall vorliegt. Е. Kugler. Zeitung. Olt Parts, 6. Juni. Der von allen Freunden und Jin- gern der Kunst, von Fremden wie Einheimischen, lange und sehnlich erwartete Augenblick ist endlich erschienen, — die Galerie und die Sale des Louvre sind seit gestern Nachmittag geéffnet. Die Verwaltung der Nationalmuseen, im Einverstandniss mit der Regierung, hatte beschlossen, diese Eréffnung auf feier- liche Art vorzunehmen, und hatte deshalb mehrere tausende von Einladungsschreiben an sémmtliche Volksvertreter, an Staats- manner, Kistler, Gelehrte u. s. w. ergehen lassen. Eine zahl- reiche und glainzende Versammlung fand sich denn auch, von 11 Uhr an, im Museum cin, und wurde in den Raumen des Erdgeschosses, die die antiken Bildwerke enthalten, und die nunmehr auch wieder siémmtlich dem Publikum gedéffnet sind, von Militarmusik empfangen. Um die zwélfte Stunde kam der Pradsident der Republik, von dem Direktor der schénen Kinste, Hr. Guizard, von mehreren Ministern und seinen Adjudanten begleitet, in einem 4spannigen Wagen angefahren, und ward vom Direktor der Museen, Graf Nieuwerkerke, in den grossen Saal gefiihri, wo der Minister des Innern, Hr, Léon Faucher seiner wartele. Dieser richtele nun an den Prasidenten der Republik eine Anrede, worin er in Kiirze auseinandersetzte, was in den letzten Jahren fir die Verschénerung des Louvre und fiir die Bereicherung der éffentlichen Kunstsammlungen ge- than worden, und hierauf das derweilige Oberhaupt des Staates einlud, die so eben vollendeten Raiume und die neu geordneten Kunstsammlungen in Augenschein zu nehmen. Der Prasident beantwortete diese Anrede, und beschloss die Feierlichkeit, in- dem er die Herren Duban, den Architekten, der die Arbeiten geleitet halte, und den Direktor vy. Nicuwerkerke zu Offi- zieren der Ehrenlegion beforderte; Hr. Guichard aber, der die Malereien der Galerie d’Apollon ausgefihrt, zum Ritter des~ selben Ordens ernannte. Hierauf besichtigte der Prisident die Galerie und die neuverzierten und eingerichteten Sale, begab sich dann in die Gemacher des Direktors, und verliess gegen 12 Uhr das Museum, welches alsbald fir gedffnet erklart wurde. Die reichen Kunstsammlungen, welche seit der Errichtung ‘E Berlin, im Juni. Prof. Drake hat vom Kénige den Auftrag erhalten, cin Standbild des gefeierten Rauch in Mar- mor auszufithren, damit es neben andern in der Vorhalle des Museums aufgestellt werde. Schon langere Zeit halte Tieck an einer ahnlichen Statue Schinkel’s gearbeitet, die er aber unvollendet zurtickgelassen hat. Wir freuen uns, jene Arbeit in Drake’s Handen zu wissen, der zu seiner Geschicklichkeit noch eine genaue Bekanntschaft mit der geistigen Eigenthim- lichkeit seines Lehrers und Landsmannes (auch Drake ist ein Waldecker) hinzubringt. 7 Gestern Nachmittag um 3 Uhr erreichte die Reiterstatue des hochseligen Koénigs Friedrich Wilhelm’s III. von Kiss auf ihrer Reise nach Kénigsberg das Brandenburger Thor; die-