des ,,Centralmuseums“ im Jahre 1793 der Louvre und dessen
Galerie enthalt, wurden nach der Restauration fir Eigenthum
der Civilliste erklart und blieben bis zum Februar 1848 dieser
Verwaltung untergeordnet. Der Sturz der Monarchie machte
diesem Stand der Dinge ein Ende, die bisherigen kénigl. Samm-
lungen wurden Eigenthum der Nation, und noch am 24. Februar
Abends nahm eine neue Verwaltung, Hrn. Jeanron, einen Maler
und Schriftsteller von Verdienst an der Spitze, Besitz von den
Bureaux des Louvre. Zahlreiche Neuerungen, die man grossen-
theils und unbedingt als Verbesserungen ansehen konnte, be-
zeichneten die ersten Wochen und Monate der jungen Verwal-
tung. Der Februar 1848 fand die Raume des Louvre mit den
Werken der lebenden Maler tiberfiillt. Es wurden daher dem
Salon von 1848 noch, wie gewdhnlich, die Galerie und der
grosse Saal des Louvre eingeraumt; die Ausstellung ward, wie

gewohnlich, am 15. Mai erdffnet und dauerte 2 Monate. Schon

am 27. August desselben Jahres aber, beinahe in der namlichen

Frist, die sonst erforderlich war, um jedesmal, nach Entfernung

der neuern Kunstwerke, dem Publikum wieder den Genuss der
allen zu gewihren, hatte Hr. Jeanron die sogleich bei seinem
Amtsaniritt beschlossene, neue Anordnung der Gemialde, nach
Schulen und in chronologischer Folge, durchgefiihrt, den grossen
Saal zu einer Art Tribiine mit den Meisterwerken aller Schulen

umgeschaffen, und die so neugestaltete Bildersammlung dem  
Publikum gedfinet. Kurze Zeit nachher wurden auch der zweite

grosse, von oben erleuchtete Saal (,,Saal der 7 Kamine* се-
nannt) und die Zimmer nach dem Fluss zu, den Bildern der

franzésischen Schule eingeraumt und zuginglich gemacht. Die
erwahnte neue Bestimmung des ,grossen 4eckigen Saales* aber
hatte ganz natirlich den Wunsch rege gemacht, demselben eine
dieser Bestimmung angemessene, wirdige dussere Ausstattung
zu geben; ein gleiches war der Fall mit dem Saal der 7 Kamine,
der die Meisterstiicke der grossen franzdésischen Maler der letzten
50 Jahre enthielt und der zwar schon von oben sein Licht em-
pling, allein in sehr ungeniigendem Maasse. Als die nothwen-
digste und dringendstgebolene dieser Unternehmungen erschien
jedoch die Herstellung der ,Galerie d’Apollon“, welche seit
Jahren baufallig, eine nur sehr beschrankte Beniitzung erlaubte,
und stalt dem Gebdude zur schénsten Zierde zu gereichen, es
vielmehr verunstaltete. Da die aéussere Mauer dieser Galerie
in héchst schadhaftem Zustande sich befand, so handelte es sich
gewissermassen darum, diese Mauer, deren Fagade nach dem
sogen. Garten der Infantin zugeht, ganz von Grund auf zu re-
stauriren und deren archilektonische Verzierung zu tibernehmen.
Die Arbeiten nun, von dem damaligen Direktor, Hr. Jeanron,
dem Minister des Innern dringend empfohlen, wurden von die-
sem, als Gesetzentwurf, der constiluirenden Versammlung vor-
gelegt, und die Versammlung bewilligte dafiir, mit Inbegriff von
nachtraglich votirten Summen, tiber 2 Millionen. ) Der Archi-
tekt Duban ward mit den verschiedenen Planen beauftragt, und
schritt sogleich an’s Werk. An die erwahnten drei Hauptunter-
nehmungen schlossen sich spiater andere von mehr oder weniger
Bedeutung an, namlich dic Belegung der Sale langs dem Fluss
mit Dielen, (statt des Steinbodens); die Umgestaltung des klei-
neren Vorsaales, der friiher dic Gemilde der vorraphaelischen
Epoche enthielt, zum Zwecke der Aufnahme von mittclalter-
lichen und byzantinischen Kostbarkeiten, Prachtgefissen, Gem-
men, Schnilzwerken u. dgl.; endlich dic lingst beantragte Be-
leuchtung von oben derjenigen Abtheilungen der langen
Galerie (zwei von sechsen), welche bisher das sehr mangel-
hafte Seitenlicht gehabt hatten.

 

 

 
	1) Man versichert aber, dass fir simmtliche Arbeiten nicht weniger als
A Millionen Franken verausgabt worden sind.
	рошЦ уигаеп, паспает КапзИег und Publikum der Be-
ntitzung und des Genusses der vollstandigen Gemildesammlung
wihrend weniger Monate nur sich erfreut hatten, die zwei
grossen Sale schon wieder geschlossen, die bedeutendsten Bilder
jedoch, um sie dem Studium nicht zu entziehen, einstweilen in
den Salen der spanischen Sammlung untergebracht.

Im Herbst 1849 gewahrte man, dass die letzte an den
Tuilerienpallast anstossende Abtheilung der langen Galerie sich
plétzlich nach der Seine zu zu senken anfing und den Einsturz
drohte. Man hatte daher nichts eiligeres zu thun, als dieselbe
auszurdumen und die Bilder der dltern franzésischen Schule,
bis zu Ende der Regierung Ludwigs XIV (Simon Vouet, Poussin,
Claude Lorrain, Lesueur, Jouvenet, Rigaud etc.), welche seit
einem Jahr darin aufgehingt waren, in andere Sale zu bringen.
Dieser Theil der Galerie steht auch jetzt noch ganz verlassen,
und das, hauptsdchlich seiner fast unabsehbaren Linge wegen,
beriihmle Gebdude ist somit leider um den sechsten Theil verkirat.

In der letzten Woche des Jahres 1849 wurde Hr. Jeanron
seines Amtes enthoben und durch den Grafen Nieuwerkerke
ersetzt, der die von seinem Vorginger eingeschlagene Bahn der
Verbesserungen mit Eifer betrat und die unternommenen Ar-

beiten auf jede Weise zu fordern suchte.
Im Sommer 1850 ging durch alle offentlichen Blatter die

Nachricht, dass die Sammlung Standish (von dem 1840 ует-
storbenen M. Franck Hall Standish dem Kénige L. Philipp ver-
macht, und von diesem im Louvre aufgestellt) nunmehr, in
Folge einer Schenkung des bisherigen Besitzers, dem National-
museum bleibend einverleibt sei. Ein Gleiches hoffte und er-
wartete man von der spanischen Sammlung, welche, aus 446
Nummern bestehend, fiinf grosse Sale des Louvre fillte, wo
sie seit Anfangs 1838 aufgestellt war. Unmittelbar nach Ver-
breilung jener Nachricht erfolgle das Ableben des vertriebenen
Kénigs, und noch in derselben Woche wurden die Bilder der
Sammlung Standish sowohl, als die der spanischen Galerie, als
Theil der Verlassenschaft des Kénigs in Anspruch genommen
und aus dem Louvre abgeholt. Diese beiden Sammlungen sind
somit, als Ganzes, fiir Frankreich verloren, ein Verlust, der
jedoch keineswegs sehr zu beklagen ist.

Es ware viel zu umstandlich und wiirde uns von unserm
Ziele allzusehr abwenden, wollten wir die Geschichte jeder der
einzelnen Sammlungen, die das reiche Ganze des franzésischen
Nationalmuseums bilden, nur durch diese letzten Jahre hindurch
verfolgen und die Schwankungen alle aufzaéhlen, die in ihrer
Anordnung, in ihrer Vertheilung und in ihrer Zuganglichkeit
die Gemalde der verschiedenen Schulen, die Handzcichnungen
alter Meister und die Pastelle, die antiken und mittelalterlichen
Bildhanerarbeiten, die Sammlungen der Agyptischen, mexikani-
schen und der ninivitischen Alterthiimer, endlich die reichen
Cabinelle der Bronze, der griechischen, etrurischen und Ma-
jolikavasen, der Emaille-Arbeilen, der Schnitzwerke und ап-
dere Kostbarkeiten seit drei Jahren durchgemacht haben. Wir
bemerken daher nur noch, dass seit Anfang des laufenden Jahres
simmtliche Kunstsammlungen des Louvre, mit unbedeutenden
Ausnahmen, geschlossen geblieben waren und gehen sofort zu
	einer kurzen Beschreibung der neuerdifneten Sale tiber.
(Schluss folgt.)
	[Аи буегеше.
	Aus dem Bericht аБег den Bestand und das Wirken des
Kunst-Vereins fir das Grossherzogthum Baden in Caris-
ruhe im Jahre 1850.

Bei der Erstattung des Berichts fur das Jahr 1849 lag es uns sehr
	паве. der slarmischen Verhaltnisse jener Zeit und ihrer fraurigen Rick-
	wirkungen auf die Kunst zu gedenken.