ist die echtfranzésische Landschaft, vorn der kreidige Grund des hiigelig abschiissigen Erdreichs, weiterhin das Dorf an einem Fluss und dartiberhinaus die endlos gezogenen blaugri- nen Linien der Wiesengriinde und Felder; und dies ist um so mehr anzuerkennen, als Palizzi, ein geborener Sicilianer, in ganz anderen Umgebungen aufgewachsen ist, wie er denn auch mit besonderer Vorliebe und seit Jahren unermiidlich denselben Gegenstand: ,,drei Ziegen auf den Hoéhen der Abruzzen“, mit endlosen Varianten, ausfihrt. Weniger Sympathien habe ich fiir eine andere Gruppe von Thiermalern, bei denen das Landschaflliche in den Hintergrund irilt oder ganz aus dem Spiel bleibt. Zu diesen gehdren G. Jadin, bekannt durch seine Virluositét in der Darstellung von Hunden. Neun Nummern, yon seiner Hand bezeichnet, geben Portraits von Jagdhunden verschiedener Race, mit beige- schriebenen Namen, Hirschképfe wu. dgl. — Dieselben Gegen- stinde behandelt C.F. Kiorbae. Dagegen sucht J. Stevens aus Briissel, nach E. Landseer’s Vorgange, die Secle des Thieres zu malen und durch bezeichnenden Ausdruck und Handlung den Beschauer zu fesseln. Hin am Halse angebundener Hofhund vor einem schénen Stiek Fleische, unter dem Titel: ,,die Marter des Tantalus“, kénnte einem weichherzigen Hundeliebhaber bei- nahe Thrénen auspressen. — Auch Charles Béranger stellt mit Talent Jagdhunde und todtes Wildpret dar. — Philipp Rous- seau endlich, um dessen Bilder und Bildchen sich die Lieb- haber reissen, hat, als seinen Antheil am Salon, ausser meh- reren Stillleben, eine gréssere Leinwand, mit dem Titel: ,,cin Eindringling“, eingesandt. Eine Katzenfamilie, die in einem Saal mit Marmorboden und reichen Teppichen sieh ergeht, wird durch die Ankunft eines Hundes gestért, der als ungebetener Gast zu dem eben vorgelegten Friihstick sich einfindet. Diesem Bilde fehlt nur wenig, um ein Meisterstiick zu sein; was dem Kiinstler aber im Wege steht, ist — so paradox dies klingen mag, — seine zu grosse Geschicklichkeit. Die Gewandtheit in Handhabung der Mitlel, die geistreich spielende Pinselfiihrung lasst keine Spur von Naivetét aufkommen und der glinzende Vortrag artet in Harte aus, dergestalt, dass das Fell der sché- nen weissen Angorakatze und ilirer Jungen sich von dem Mar- mor des Fussbodens in nichts unterscheidet. (Forts. folgt.) Dr. Seb. Brant s Betheiligung bei dem Holzschnitt seiner Zeit. Yom Prof. F. Fiseher in Basel. Seb. Brant, der beruhmte Dichter des Narrenschiffs, ist eine so bedeutende Persénlichkeit, durch seine dichterischen, philologischen und juridisehen Leistungen, wie durch seine Wirk- samkeit auf seine Zeit, dass schon das Interesse fiir dem Mann seine Mitwirkung in dem kiinstlerischen Gebiete zu einer Merk- witrdigkeit macht, welche wohl eine nihere Untersuchung verdient. Seb. Brant oder, wie er nach damaliger Silte seinen Namen ins Lateinische. tibersetzte, Titio, war 1458 zu Strassburg ge- boren, studirle von #475 an zw Basel, erhielt daselbst 1489 die Doktorwtirde und 1494 das 6ffentliche Lehramt als Profes- sor der Rechte. 1498 kehrte cr in seine Vatlerstadt zuriick, als Syndikus des dortigen Raths berufen, und ward in dem Strassburger Gemeinwesen ein bedeutender Mann, besonders auch als Liebling des Kaisers Maximilian, der ihn zum kaiser- lichen Rath und Kanzler ernannte. Er starb {520 oder 21. Scine Mitwirkung bei dem Holzschnitt seiner Zeit ist in- dess auch cine ganz neue Thatsache fiir dic Kunstgeschichte, welche ich auf dem beschwerlichen Wege gefunden habe, die graphien von eigener Erfindung; Lechevallier-Chevignard, Gateau, der Sohn, Bernéde, Besson, van Muyden, J. Pezous, A. Barre, Maurice Sand, der Sohn der beréhmten Schriftstellerin, und Ch. Herbsthoffer. Zu der Thiermalerei tbergehend, freue ich mich, die deutschen Leser mit einer Kiinstlerin bekannt zu machen, de- ren Name wohl zam Theil schon fiber den Rhein gedrungen ist, und die, seit Brascassal’s Ablreten vom Schauplatze, an der Spitze dieser Gaitung steht. Rosa Bonheur ) heisst dieser freundliche Name, und freundlich, wie ein harmloses Idyll, ist jedes ihrer Bilder anzusehen. Auf duftiger Héhe oder auf ma- gerer Heide legen sich die friedlichen Lammer, wéahrend die gefrissige Ziege, die steile Halde hinankletternd, ringsum die Striucher benagt. — In der erdriickenden Ниже des Mittags, wenn der grosse Pan schlummert und in Feld und Hain keine Stimme mehr laut wird, dann ruht auch regungslos die Kuh mit dem Kalbe, das gutmiithig stierende Auge halb geschlos- sen. Der Sonne, die sich zum Untergange neigt, brillt der gehérnte Ochse, am Rande des Baches stehend, seinen Gruss entgegen. Keine Gegenwart des Menschen stort in der Regel den ruhigen Eindruck der unbewusst dichtenden Natur. Frith am Morgen aber fiihrt der riistige Ackersmann der Normandie seinen Pflug, mit vier Ochsen bespannt, durch die fetten Schollen seines Feldes. — Svlehe und abnliche Gegenstinde behandelt R. Bonheur mit schlichter Wahrheit, mit Empfindung, mit Ver- stindniss des Einzelnen, mit weicher Behandlung und frischer Farbung; manchmal, durch diese Eigenschaften, mit den alten Meistern zusammentreffend, doch keinen derselben nachahmend. Zwei Bildchen hat sie dieses Jahr ausgestellt, cinen ,,Morgen‘ und ,,Lammer auf der Weide“. Auffallend war mir nur bei dem ersten Bilde, wo durch die thauig-feuchte Frische des Griins, durch das kalte Licht und die graue Form die frithe Tageszeit zur Gentige bezeiehnet ist, der offenbare Widerspruch der kurzen Schatten, wie solche nur die Mittagssonne werfen kann. Die Wolle der Schafe, auf dem andern Bilde, erschien mir gar zu schmutzig braun; ungiinstig waren ausserdem der Wirkung dieses Bildchens die auf der Weide des Vordergrun- des und auf dem Hiigel, der die Landschaft abschliesst, in Un- за sieh erhebenden Erdbuckeln und Stréucher, deren jeder durch seinen vereinzelten Sehlagschatten auf dem sonnigen Grunde einen Flecken bildet. — Im Jahre 1848 stellte dieselbe Kiinstlerin einen Stier and ein Lamm, in Bronze gegossen, aus. Haben wir an dieser Kiinstlerin nun gar keine Schwache wahrgenommen, doch an einer gewissen Zartheit und Weich- heit ihy Gesehlecht erkannt, so ist dagegen C. Troyon eine durchaus mannliche Natur, kraftig und entschieden in der Auf- fassung, voll Leben und Bewegung, bestimmt in der Zeich- nung, entschlossen in der Ausfiihrung, nur manchmal etwas derb und skizzenhaft. Eine seiner Haupteigenschafien ist das Licht, und in seiner Landschaft, ,,die Tranke“ benannt, ist der Gegensatz des silbergrauen Himmels gegen die dunkeln Mas- sen der Biume von schlagender Wirkung. Besonders zeichnet sich aber unter seinen fiinf Bildern durch Grésse und Energie aus: eine Heerde von Hornvieh wnd Schafen, die durch einen Hohlweg getrieben wird. Ein gewaltiger Stier baumt sich gegen den Treiber. Ein eigentliches Seitenstiick zu diesem Bilde ist J. Pa- lizzi’s ,,Riickkehr vom Viehmarkte“; nur ist dies letztere noch bedeutender im Umfang und reicher in der Composition; dabei von ausserordentiicher Wahrheit und Kraft, von trefflicher Beleuchtung und gewissembatt durchgefthrt. Besonders gelungen 1) Man vergleiche den Bericht unseres Amsterdamer [Irn, Correspon- denten: Direr Jahrgang $5. 399.