Dewriches
	“Zeitung
	fiir bildende Kunst und Baukunst,
	Organ
der deutschen Kunstvereine,
	Unter Mitwirkung von
	Kugler in Berlin — Passavant in Frankfurt — Waagen in Berlin — Wiegmann in Disseldorf — Schnaase
in Berlin — Schulz in Dresden — FGrster in Minchen — Eitelberger v. Edelberg in Wien
			redigirt von Dr. EF. Eggers in Berlin.
	Sonnabend, den 9. August.
	lienische Sprache und dem Tanz besiehen; die beiden Profes-
soren monallich in der Direktion des Instituts wechseln und
	der eine die Aufsicht iber die Schiller, der andere wtber das
Musikarchiv und die Instrumentensammlung haben.
	Ausser den aus den oben genannten Instiluten cintretenden
Liglingen sollten vor der Hand nur 24 Knaben und 6 Madchen
aufgenommen werden, diese ausschliesslich fiir den dramatischen
Gesang zu bilden, jene aber auf die Instrumente zu vertheilen.
Das Aufnahmealter der Madchen wurde auf 14—16, das der
Knaben auf 13—14 Jahre geselzt. Bei den jungen Sangern
musste die Mutation schon stattgefunden haben. Examina ver-
mittellen das Aufricken in die Klassen, dienten aber auch dazu,
die Entfernung aus dem Institute 2u bewirken, wenn sich nach
dem ersten Halbjahre Talentlosigkeit ergeben wiirde.

Auf die Verschmelzung beider erwahnten Institute glaubte
man nicht eingehen zu kénnen und wollte sich mit einer Er-
weiterung des Musik -Instituts begniigen. — Reissiger ent-
warf daher noch einen Plan, der dies im Auge hatte. Danach
theilte sich die Anstalt in drei Klassen. Gelehrt sollte werden:
Komposition, Gesang, Pianoforte, Orgel und Violine, die Lehr-
zeit aber drei Jahre dauern. Schiiler indessen, die kein her-
vorragendes Talent zur Komposition und Direktion haben, also
auf Organisten- etc. Stellen Anspruch machen warden, konnten
nach zwei Jahren entlassen werden. Da die Gesammlzahl der
Eleven auf 24 angenommen wurde und in jedem Jahre nur 8
davon .eintreten, so wtirde die Zahl erst nach drei Jahren voll-
standig sein. Das Alter ware 14 Jahre. Nur der Unterricht
sollte unentgelllich ertheilt werden. In Allem wirde eine Summe
von 3000 Thirn. jahrlich zu dem Institute aufgewendet werden
miissen. Reissiger’s Abgang von Berlin, indem er einem vor-
theilhaften Rufe nach Dresden folgte, vereitelte die Ausfihrung.

Ein umfassender Plan zu einer vollstandigen Organisation
des Musikwesens im preussischen Staate wurde, wie hier eben-
falls eingeschaltet werden mag, einige Jahre spater, im Jahre
1832, durch Hrn. Marx, der seit dem Jahre 1830 die Profes-
sur bei der Musik bekleidete, eingereicht. Das Ziel desselben
war, nach den Worten des Verfassers:

1. Dem Volke eine méglichst reiche und ausgebreitete Bil-
dung fiir und in der Musik zu ertheilen.

2. Diese Bildung mit den Fortschritten der allgemeinen und
Kunstkulltur in entsprechender Entwickelung zu erhalten.

3. Sie vor Entartung zu bewahren.

A. Durch sie der evangelischen Kirchenmusik eine bisher

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	Denkschrift iber eine Gesammt-Organisation der Kunst.
Angelegenheiten.
	im Aufirage des Preuss. Multusministeriums zusammengestellt
von Fr. Eggers.
	(Fortsetzung. )
L
	Die Kunst-Akademie zu Berlin

nach ihrer Verfassung und den Vorschlagen zur Um-
gestaltung der letzteren bis zum Jahre 1848,
	6. Die musikalische Section der Akademie von
1832 bis 1842.
(Plane zu einem Conservatorium.)
	Das Verhaltniss der Musik zur Kunst- Akademie blieb bis
zu Zelter’s Tode, im Jahre 1832, ohne Veriinderung. Doch ist
zu bemerken, dass im Jahre 1822, unabhangig von der Aka-
demie, das Institut fir Kirchen-Musik zu Berlin gegriindet —
war, welches zur Ausbildung von Organisten, Cantoren, Ge-
sang- und Musiklehrern dienen sollte. Auch war schon im
Jahre 1826 durch Reissiger ein beachtenswerther Plan zur
Griindung eines musikalischen Conservatoriums vorgelegt
worden. Reissiger hatte hierbei die bestehenden Lehrinstilute
im Auge und hoffte durch deren Vereinigung und weitere Aus~
bildung sein Ziel erreichen zu kénnen, Die beiden damals
in Berlin bliihenden Anstalten, namlich das eben genannte In-
stitut far Kirchen~Musik und die Chorschule beim k. Theater
schienen ihm bei méglicher Verschmelzung und Erweiterung
das leisten zu kénnen, was er von einem Conservatorium for-
derte, namlich:

1. tiichtige Gesang- und Instrumentvirtuosen, zunachst fir
die kéniglichen Theater, und

2. brauchbare Musiker zu bilden.

Das ganze Institut zerfiel dann in zwei Hauptabtheilungen,
in das kleine und in das grosse Conservatorium, von denen
jenes Elementarschule, dieses eine héhere Schule bilden sollte.
In beiden zerfailt der Unterricht in Gesang, Komposition und
Instrumentalmusik, und jede Disciplin wird in zwei Klassen ge-
Jehrt. Dauer des Kursus: vier Jahre.

Das Lehrerpersonal sollte aus zwei Professoren der Com-
position und funfzehn Lehrern fir Gesang und die verschiede-

 
	nen Instrumente, fir Prosodie, Deklamation, deutsche und ita-
И. Jahrgang.