Besserungs ~ Yorschlagen, Berichte tiber die Thatigkeit des Ver- eins, Uber die Christbescheerung dcr nassauischen Kinstler, eine ausfihrliche Beschreibung des Albums, Anregungen zur Bildung eines Dombau-Vereins in Nassau u. A. — Dieser auf ein und dasselbe Ziel hinstrebenden Mitwirkung der beiden politischen Hauptblatter des Landes diirfen wir es ohne Zweifel zuschrei- ben, dass in den meisten Landestheilen sich Theilnahme an den Zwecken des Vereins kundgiebt und dass man bereits hin und wieder, insbesondere im Lahnthale, mit der Férderung der- selben Interessen in cinem engeren Kreise sich lebhaft be- schaftigt. Noch schénere Erfolge dirfen von der Zukunft er- wartet werden. So viel ttber den Kunstverein und was mit ihm in Bezie- hungen steht. Zum Gliick hat es aber auch der austihenden Kunst selber bei uns im verflossenen Jahre nicht an Be- schafligung zum Theil bedeutender Art gefehlt. Vor Allem sind es mehrere Werke der Skulptur, die hier cine ganz beson- dere Beachtung auf sich zichen, theils in Anschung ihres Kunst- werthes an sich, theils wegen des echt monumentalen Charak- ters, der jedem derselben inne wohnt. Wir meinen die Mar- morgruppe der Hygea, am Kochbrunnen in Wiesbaden, von K. Hoffmann, jelzt in Rom; sodann den Sarkophag der verstor- benen Herzogin Elisabeth, cbenfalls aus cararischem Marmor, von Hopfgearten aus Berlin, jetzt in Biebrich, endlich das noch nicht ganz vollendete Monument fir den bei Kandern ge- fallenen General vy. Gagern, aus Schwarawalder Granil, von heim, K6lp in Nassau, Herrmann in Dillenburg, Dieffen- bach in Hadamar, Beyer in Idstein. Das Widmungsblatt, in farbiger Kalligraphie mit Miniaturen, ist von dem Hoflithogra- phen F. Zingel in Wiesbaden gefertigt; einige kleine plasti- sche Arbeiten, in Bronze yon Ch. Zollmann, in Elfenbein von Almenréder; Zeichnungen und Modelle zu den vergol- deten Bronzeverzierungen und Wappen des Prachtbandes hat Bildhauer Gerth in Wiesbaden entworfen. — Am 5. Mai wurde das Album durch eine Deputation des Vorstandes, bestehend aus den Herren Leyendeckor, Gérz und Keck, dem hohen Protektor des Kunstvereins tberreicht und mit Ueberraschung und héchster Befriedigung von demselben entgegengenommen. Ueber dem Nachsten hat indessen der Vorstand des Ver- eins auch das Fernere nicht ausser Acht gelassen. Um auch auswarlige Kiinstler fiir unsere Zwecke zu interessiren und zu- gleich allen inlindischen Kunstfreunden und Kinstlern cine ge- nussreiche Anregung zu verschaffen, hat derselbe, in Ausfith- rung einer derartigen Bestimmung der Statuten, neben der per- manenten Ausstellung in diesem Sommer noch eine besondere gréssere Kunstausstellung dahier zu veranstalten be- schlossen und an alle Kiinstler Deutschlands die betreffende Einladung ergehen lassen, welche auch diese Blatter No. 14 -—15 mitgetheilt haben. Zur Leilung der Geschiifle wurde eine eigene Commission niedergeselzt. Schon jetzt sind mehrfache Anfragen und Anmeldungen deutscher Kiinsiler in diesem Be- treff an die Ausstellungs~ Commission ergangen, und obgleich : Jallenen General v. Gagern, aus Schwarzwalder Granil, von lie orogsartioen oleichzeitioen Ansstellunoen in London und Gerth in Wiesbaden. Ueber diese und andere Werke der modernen Kunst in Nassau wollen wir baldigst eine besondere Berichlerstattung zu geben versuchen, die grossarliigen gleichzeitigen Ausstellungen in London und Briissel voraussichtlich einen grossen Theil bedeutender Kunst- werke auch aus Deutschland an sich ziehen werden, so sichert doch die vortheilhafte Lage von Wiesbaden und dcr europai- sche Ruf seiner Heilquellen dem kunstfreundlichen Beginnen, das gerade zur Glanzzeit des Kurlebens sich dahier enlfalten wird, einen Erfolg, der in seiner Art den Vorztigen grésserer Sladte nichts nachgeben wird. Ueber die Ergebnisse des Un~ ternehmens behalten wir uns sciner Zeit eine besondere Be- richterstattung vor. Noch ein anderes giinstiges Zeichen cines der Kunst und den Kiinstlern des Landes in gesteigertem Maasse zugewendelen Interesses diirfen wir schliesslich darin finden, dass die Presse, dieser mAachtigste Hebel der modernen Kulturbewegung, bei uns, Ohne Riacksicht auf politische Parteifarbe, auch der bil- denden Kunst cine ganz besondere Aufmerksamkeit zuwendet, indem nicht allein , der Wanderer“, ein belletristisches Beiblatt zu dem hiesigen Regierungsorgan, der Nassauischen Allgemei- nen Zeitung, sondern auch die ,Freie Zeitung“, ein rein de- mokratisches Blatt, in ihrem Feuilleton jeden Anlass benutzt, um tber Gegenstande der inlandischen Kunst zu berichten und dadurch in den betreffenden Kreisen des Publikums Theilnahme fir solche Dinge zu erwecken. So brachte, um nur Einiges hervorzuheben, der , Wanderer® schon 1849 in einem grés- seren Aufsatze sehr anregende und zeiigemdsse ,Winsche fir erweiterte Wirksamkeit der Gesellschaft von Freunden bildender Kunst*, desgleichen in 1850 den Abdruck des oben beriihrten Aufsatzes aus No. 21 und 22 dieser Blatter: ,Ueber den Zu- stand der bildenden Kunst im Herzogthum Nassau“, Geschicht- liches tiber die Entstehung der 6ffentlichen Bildersammlung in einem Nekrolog uber Ph. Zimmermann, Vorschlaige in Bezie- hung auf das Ausstellungs-Lokal des Vereins, so wie neuer- dings verschiedene Berichte tiber die Statuten und andere sei- ner Angelegenheiten. Gleichergestalt ist auch die ,Freie Zei- tung® mit derarligen Aufsatzen nicht zuriickgeblieben. Ausser dem Abdruck des bereits gedachten Aufsatzes im Kunstblatte brachte ihr Feuilleton eine ausfihrliche Beschreibung der 6f- fentlichen Sammlungen in Wiesbaden, mit daran geknipften ег Кбшег Маег Bartholomeus de Bruyn. Eine Berichtigung. » Bel der Bedeulung, welches jedes Werk von Hans Hol- bein dem Jiingeren fiir den Freund der deutschen Kunstge- schichte hat, bemerke ich, dass ich ein solches in einer in dem Wallraf’schen Museum (in Kéln am Rhein) befindlichen An- betung der Hirten erkenne, welches dort, so viel ich weiss, als unbekannt aufgestellt ist. Da die Bilder dort noch keine Nummern haben, gebe ich zur naéheren Bezeichnung an, dass die Composition in ihrer Zufalligkeit etwas durchaus Genrear- liges hat, welches sich auch in den Charakteren und der mei- sterlich durchgefiihrien, von dem Kinde ausgehenden Beleuch- tung vorfindet. In dem Gefiithl, in der Art der trefflichen Mo- dellirung, in dem braunlichen Lokaltone der Fleischfarbe findet sich eine auffallende Uebereinstimmung zu der ebenfalls als Nachtstick aufgefassien Anbetung der Hirten im Miinster zu Freiburg im Breisgau, bekanntlich einem beglaubigten Werke Holbein’s. “ So schliesst cin Aufsatz von G. F. Waagen in No. 50 des vorigen Jahrgangs dieser Bliller, tiberschrieben: , Zur Malerei in Deutschland und Béhmen von 1450— 1550.“ Ziemlich genau bekannt mit den Kunstschalzen des Wall- raf’schen Museums in Kéln, itberraschte mich dieser in dem- selben von Hrn, Waagen angeblich gemachte Kunstfund nicht wenig, da mir und meinen Freunden in unserem Wallrafianum kein derartiges Bild bekannt war, welches man Hans Holbein dem Jiingeren zuschreiben kénnle. Was war natiirlicher, als dass ich mich in der gréssten Spannung und Erwartung von dem Dasein eines solchen Bildes zu tiberzeugen suchte. Meine Nachforschungen gaben mir aber die Ueberzeugung, dass die Angabe des Hrn. Waagen auf einem Irrthum beruht, denn das