gerichteten Akademieen zugieich hefugt, andern, ausserhalb stehenden
Kinstlern den Ehrentitel eines ,, Miteliedes der Akademie“ zu ertheilen.“
	Von der Bedeutung der Akademieen als Kunstschulen ab-

sehend, fihrt Hr. K. sodann fort:

7ls fragt sich, welchen Beruf diese, mit einem Offentlichen Cha-
rakter bekleideten Kitnstler - Vereinigungen, die wir theils in selbstan-
diger Stellung, theils an andere Institute (die Kunstschulen) angelehnt
finden, eigentlich haben. Die Antwort ist, wenn wir die bisherigen
Verhialtnisse betrachten, nicht ganz leicht; auch die Einsicht in die
Statuten der verschiedenen Anstalien giebt uns nicht viel befriedigende
Aufschliisse. In den meisten Statuten bleibt, wenn wir die einhillen-
den Formeln abschalen, als eigentlicher Kern nur die Bestimmung,
dass die Mitglieder wiederum Mitglieder zu machen haben. Ich glaube,
ich darf mir meine Bemerkungen hiertber sparen. Oder sie sollen
niitzliche Dinge iiber die Kunst sprechen, Vorschlage deshalb machen,
auch (wenn es der Behérde beliebt) aber dergleichen vernommen wer-
den, — Befugnisse, wozu es doch keiner ausschliesslich akademischen
Stellung bedarf. Oder sie sollen ein Kunstgesetzbuch, ein allgemeines
Worterbuch iber die Kunst, anfstellen, wie mit einem solchen die
franzésische Akademie schon seit langer als einem Viertel-Jahrhundert
beschaftigt ist, ohne dass bis jetzt jedoch eine Zeile davon im Druck
erschienen ware; aber erscheint das Buch auch, wer zwingt die Welt,
nach dessen Gesetzen zu Ieben? Oder sie sollen ein Jahrgehalt em-
pfangen. Diese Bestimmung wird jedenfalls sehr annehmlich sein, und
ich génne zumal den alten verdienten Kinstlern von ganzem Herzen
ein Dasein, das sie der zuweilen doch sehr drickenden Sorgen tber-
hebt; aber wozu fiir eine Kimstler-Pensions-Anstalt dieser akade-
mische Nimbus? Oder sie sollen bei kinstlerischen Konkurrenzen ihr
entscheidendes Votum abgeben. Dies Letztere ist die einzig positive
Bestimmung, die ich in Betreff der Wirksamkeit der akademischen
Mitglieder, so viel mir erinnerlich, in den Statuten der Akademicen
gefunden habe. Aber die Sache scheint mir doch auch zu einfach,
als dass es dazu eines besonders glanzvollen akademischen Apparales

hediirfte. “
	Im weileren Verioig seiner Darlegungen, der das Sonder-
bare dieser Erscheinungen durch Zurtickgehen auf den ge-
schichtlichen Ursprung der Akademieen zu erklaren sucht, fin-
det Hr. K. es sodann, damit die akademischen Kiinstler-Vereine
all den ,, missigen Formalitaten“, all der , eiteln Reprasentation“
gegeniiber zu einer wahrhaft wirdigen Aufgabe fiir die Gegen-
wart gelangen, damit sie in der That die Kunst-Intelligenz
des Volkes vertreten, ebenfalls fiir erforderlich: dass sie sich in
Genossenschaften der Meister verwandeln. Hs handle sich
hier nicht um eine Auszeichnung, nicht um ein mehr oder we~
niger willkiirliches Hervorheben des Einen vor dem Anderen; es
handle sich um das Anerkenntniss der vollkommen entwickelten,
durch griindliche kinstlerische Leistungen bethatigten ktnstle-
rischen Ausbildung. Es handle sich um ein Ziel, danach mit
Anstrengung gerungen werden kénne, um die Aufnahme in den
Kreis der Meister, um die der Tuchlige sich gern bewerben
werde. Es werde einfach zu prifen sein, ob die Stufe der
Meisterschaft, der vollkommen entwickelten Ausbildung, je nach
den verschiedenen Anforderungen, welche die verschiedenen
Kunstfacher bedingten, erreicht sei. Hieritber werde die Jury
der Meister sich zu vereinigen wissen. Bildeten aber sich die
akademischen Kiinstler-Vereine zu solchen Genossenschaften
der Meister um, so wiirden sie auch ein wirkliches, lebendes,
einflussreiches Glied im Organismus des Staates werden und
zur genossenschaftlichen Bethaligung und dadurch zur Siche-
rung einer unabhingig kinsllerischen Existenz vielfache Gele-
genheit finden.
	Die in Betreff der kiinstlerischen Schulen gemachten Vor-
schlage beginnen wir mit einer Proposition von Hrn. Paul

Forster, welche die héchsten Institute auf diesem Gebiete,
die Kunst-Akademieen, noch héher erheben will. — Der Pro-
	ponent weiset die Nothwendigkeit eines Aufschwungs der Kunst
aus dem politischen Umschwunge der Dinge in unserer Zeit nach
und leitet daraus gréssere Anforderungen an die Kistler un-
serer Zeit her. Sie sollen deshalb einer hdheren Bildung theil-
haftig werden. Dazu schlagt er vor:

Die Kunst-Akademieen zu Kunst~Universitaten
zu erheben, d.h. es sollen an ihnen Vorlesungen museolo-
gischen, historischen, kultur-, kunst-literarhistorischen und
dsthetischen Inhalts gehalten werden, die Theilnahme daran mit
akademischer Freiheit den Kunstjiingern dberlassen, fiir jedes
Fach ein Professor angestellt, ausser ihnen aber Privatdocenten
das Feld mit Aussicht auf fixirte Anstellung eréffaet werden. —
Wir dirfen hier nicht die Grundsdize verschweigen, welche Hr.
F. dabei geltend macht. Er sagt: ,,Diese gesammte theoreti-
sche Ausbildung muss aber ganz von dem Principe der Kunst
ausgehen. Die Aufladung des atomistischen Details einer hi-
storischen Vielwisserei ist fern-, der Grundsatz aber fest zu
halten: dass der Kiinstler niemals dazu angeregt werden darf,
den letzten Grund der Dinge zu erkennen, wodurch er zur
Vernichtung seiner kiinstlerischen Natur in das Gebiet der Wis-
senschaft hintibergezogen wiirde. — Die theoretische Bildung
in einer Kunst- Akademie muss also specifisch verschieden von
der wissenschafllichen auf den Universiiaten sein. “

An die Privatdocenten wird die Forderung einer kinstle-
risch - wissenschaftlichen Abhandlung, einer beredten Probevor-
lesung mit Colloquium vor einer Prifungs-Commission ge-
macht.

Die Fragen, die der mit der Sache Vertraute hierbei viel-
leicht aufwerfen wird, ob und welcher Grad der wissenschaft-
lichen Vorbildung von dem Kunstschtiler bei solcher Gestalt
des akademischen Studiums zu fordern sei und wie er seine
Zeit einzutheilen haben werde, sind von dem Proponenten un-
bertihrt geblieben.
	Einen Blick uber alle Schulstufen wirlt Hr. Guhl und
kommt dabei zu folgender Gliederung. Er sucht auf dem Ge-
biete der Kunst die entsprechende Trias von der ihm auf dem
Gebiete der Wissenschaft in der Elementarschule, Schule
und Universitat entgegentretenden. Diese drei Stadien in
einer Anstalt vereinigt und von einem Geiste verwaltet, das
ware ihm das Héchste. Wie die Sache aber einmal steht und weil
Wissenschaft ein Jeder, Kunst aber nur die Berufenen treiben
sollen, so sind dort eben drei verschiedene Anstalten, die aber
hier bei der Kunst in eine Anstalt mit drei Abtheilungen zu-
sammenfalien wiirden; so dass

1. die Elementarschule — der Berliner Zeichnenschule,
2. die Schule — der Kunstschule,
9. die Universitat — der Akademie entsprechen wirdc.
	Hr. v. Quandt dagegen legt das grosste Gewicht auf den
Umgang mit dem Meister und das Beispiel desselben. Die vor-
ziiglichsten Kunstler und die besten Vorbilder seien das wich-
tigste Erforderniss fiir den Anfanger. Schiler und Meister
miissen sich in einander hineinleben. Hierzu gehore allerdings
eine wohlwollende Mittheilsamkeit, welche den Meister befa-
higt, gewissermaassen in ein vaterliches Verhaltniss zum Schiler
zu treten, die spatestens im zehnten Jahre schon bei Jenem in
Pension zu geben sind. Natirlich wahlt sich der Meister den
Schiller nach eigener Neigung; denn ohne Zuneigung findet kein
Familienleben statt, wie zwischen Erzicher und Zégling nothig
ist. Ja, Hr. v. Q. halt eine zufallige Zusammenwirfelung von
Schilern und Lehrern, wie es in den Akademieen stattfindet,
fir nutzlos, wo nicht far schddlich. Nach seiner Versicherung
	sind die Ateliers in Dresden solche, dem Kunstlerpensionate
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