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sich annihernde Einrichtung, welche man nach seinem Vor-
schlage ins Leben gerufen habe.

Dem Andrange von unberufenen Kunsljiingern wirde ein
Ziel geseizt, weil ein Meister nicht viele Pensionairs aufneh-
men kénne. Die Behérde misse fiir Alle gleiches Lehrgeld
fesiselzen, damit nicht der Vortheil eines willkiirlich hohen
Jahrgeldes den Meister bestimme. Ferner mitsse die Kunstbe-
hérde auch das Lehrgeld fir Unbemittelle zahlen und fir die
unentbehrlichsten Miltel sorgen, welche Meister und Pensio-
naire sich nicht selbst halten kénnen.

Hr. v. Q. will, dass die Schiller zugleich in  bildlichem
Denken und in der Geschicklichkeit, das Gedachle darzustellen,
gelibt werden. Daher soll ihnen die menschliche Gestalt nicht
in Nase, Hande, Fiisse etc. zerstickelt, sondern es soll die
analytische Methode befolgt und die Schiller zuerst auf das
Schema der Gestalt hingewiesen werden, welches die Natur
im Skelett vorgezeichnet hat. — Sodann solle man zur Masse
tbergehen und die Grundlinien mit Umrissen einfassen lassen.
Der Plastiker miisse vom Allgemeinsten der Form anfangen und
bereits bei der rohen, ersten Anlage auf die Proportionen der
Glieder Ricksicht nehmen. — Das Modelliren sei eine wirkliche
analytische Entwickelung der Idee.

Schliesslich weist Hr. v. Q. noch auf die Wichtigkeit der
Durchdringung des Handwerks durch die Kunst hin. — Im
Einklange mit ihm, sofern es sich um das engere Verhalt-
niss zwischen Meister und Schiiler handell, befindet sich Hr.
Berger, der ausserdem die Werkstatten der Meister in ein
Gebaude vereinigt zu sehen wiinscht. Fir den Unterricht em-
pfiehit er Vermeidung des Mechanischen. Die Erscheinungen
sollen klar, bestimmt und bleibend aufgenommen werden, so
dass aus der Erinnerung reproducirt werden kann. Diese
Reproduktionsiibungen werden in Gegenwart aller Schiiler an
der Tafel vorgenommen.

Auch Hr. Steinbriick findet in der Centralisation kinst~
lerischer Werkstaiten einen grossen Vorthcil, der in gegensei-
tigem Rath, Antheil und Beispiel, so wie in der gemeinschaft-
lichen Benutzung der akademischen Hiilfsmittel liegt. Den letz-
teren ware nach seinem Vorschlage hinzuzufiigen eine Samm-
lung alter und neuer Costiime, Waffen, Instrumente u.s.w. Den
Inhabern der Ateliers wire fiir diese Vortheile die Verpflich-
tung aufzulegen, drei bis vier von den als reif entlassenen
Zoglingen der Akademie als Schiiler aufzunehmen. —

Hr. Dahling, der sich auf’s Entschiedenste fir Maler-
schulen ausspricht, d.h. fiir Institute, wo cine tibereinstim-
mende Art zu arbeiten Aller herrscht, dringt auf die Trennung
desjenigen Unterrichts, der auf die Gewerbe einwirken soll,
von dem eigentlichen Kunstunterricht. Daher soll die allgemeine
Zeichnenschule aus der (Berliner) Akademie ausgewiesen wer-
den; es sollen nur solche junge Leute in der Akademie Auf-
nahme finden, die Beweise ihrer Produktionskraft abgelegt ha-
ben, wortiber eine strenge Priifung zu entscheiden hat. Als
eine neue Abtheilung schlagt Hr. D. eine allgemeine Schule
nationaler Kunst vor. —

Nach der Ansicht des Hrn. Gemmel soll die Akademie
nicht blos in den Besitz von Elementarkenntnissen setzen, son-
dern grundsalzlich danach streben, den Schiilern auch in den
hoheren Stadicn selbstschépferischer Leistungen mit dem Bei-
spiel eigner Leistungen Beistand zu gewdhren.

In dem unter Hrn. G.’s Zuziehung bereits an der Kénigs-
berger Akademie eingefithrten Lehrplan beginnt der Kursus
jahrlich mit dem 15. September. Es werden die Schulkennt-
nisse eines Tertianers gefordert. Die ersten Wochen sind der
Prifung gewidmet, die sich auf das Zeichnen nach Gypsabgiis-
sen und die Einlieferung eigner Compositionen erstreckt, wonach

 

 
			uber definitive Aufnahme oder Zuriickweisung entschieden wird.
Die Angenommenen kommen dann ein halbes Jahr in die Co~
pirklasse. Ihr folgt die Gypsklasse, welche den ganzen Tag
gedffnet ist und in der die Arbeit mehrere Male des Tages
nachgesehen werden wird. — Im Aktsaale findet jeden Abend
bei Lampenbeleuchtung Aktzeichnen nach nackten Figuren statt.
Aus dem Antikensaal kommen die Schiler in die Lebensklasse,
wo Képfe und nackte Figuren und in den unvermeidlichen Zcit-
licken Gewandungen gezeichnet werden. Vorziiglich aufmerk-
sai macht hier Hr. С. auf dic Ausbeutung der langen Winter-
abende, welches so geschieht:

Diejenigen, welche im ersten Jahre noch nicht Akt zeich-
nen, héren Perspektive und Schattenkonstruktion, neun Monate
lang Abends. Es wurde Grundsalz, dass der Schiiler, sobald
er zum Oelmalen gelangt, alle Hilfskenntnisse und jeden dar-
auf beziiglichen Lehrkursus miisse absolvirt haben. Die Ana-
tomie wird wéhrend des Winters mit besonderem Nachdruck
belrieben. Im ersten Frihlinge findet Zeichnen nach praparirtem
Cadaver stalt. Zwei Sommer sind die Schiiler verpflichtet, an
dem Zeichnen nach der Natur Theil zu nehmen.

Die Ateliers der Lehrer sind im Akademie -Gebdude, wie
tiberall der Fall sein sollte. Alle Ateliers dort zu haben, —
bemerkt Hr. G., — wére von unermesslichem Vortheil. Dieser
Vortheil, Kunstwerke in ihrem allmahligen Entstehen mit ihren
Umanderungen, Vervollkommnungen, ihrer heranreifenden Durch-
bildung, den Erfolgen des Retouchirens und Lasirens zu beob-
achten, kénne durch Nichts aufgewogen werden und sei dem
Kunstler lehrreicher, als die Ausstellung ferliger Gemiilde.
Darum miissten die Aleliers in der Akademie vereinigt und zur
Miltagszeit etwa dem Publikum gedffnet werden, oder Sonntags
nach der Kirche.

Die Vereinigung bildender Kiinstler zu Berlin ist
der Ansicht, dass in den hohen Kunstschulen (Akademieen)
vorzugsweise das gelehrt werden muss, was die allen Kunst-
fachern gemeinschafllichen Vorstudicen bildet und wozu ein Lehr-
apparat gehdrt, den sich ein Einzelner gar nicht, oder wenig-
stens nicht in einer wiinschenswerthen Vollstandigkeit anschaffen
kann. Demnach sollten die Compositionsklasse, die Kupferste-
cherschule und Aehnliches fortfallen und der Unterricht derar-
tiger Klassen in die Werkstatlen verwiesen werden. — Die
Direktorstelle mége unter den Lehrern wechseln, entweder
durch Wahl oder Ernennung, damit in der Leitung der An-
stalten Rihrigkeit bleibe. Dieselbe Maassregel wird auch bei
den Lehrern ftir erspriesslich gehalten, obwohl hier die Frage
der Beamtenpensionirung Schwierigkciten bereiten wiirde. -—
Der unentgeltliche Unterricht wird ebenfalls fir win-
schenswerth erachtet.

Einzelne mehr technische Facher betreffend, so wird (fir
die Berliner Akademie) cinerscits die Grindung einer Cise-
lirschule, andererseits die einer Gravirschule, in Verbin-
dung mit einer Anstalt zum Pragen von Medaillen beantragt
und das desfalls Erforderliche in Vorschlag gebracht.

Die Stubenmaler Berlins wiinschen (gleichfalls bei der
Akademie, d.h. bei der mit dieser verbundenen Kunst- und Ge-
werkschule) eine nahere Berticksichtigung ihres Faches, durch
unentgeltlichen Unterricht wihrend der Wintermonale; die fa-
higsten Manner des Geschifts sollten als Hilfslehrer fungiren;
auch erbieten sie sich, gemalle Vorlegeblatter zu liefern.
	Rucksichtliich der Provinzital-~Kunst- und Gewerk-
schulen — der sogenannten ,,Kunstschule“ zu Konigsberg,
der ,,Kunst- und Gewerkschule“ zu Danzig, der ,,Kunst- und
Baugewerkschule“ zu Magdeburg, der ,,Kunst- und Bauhand-
werkerschule “ zu Erfurt, der > Kunst-, Bau- und Handwerks~