schule zu Breslau — liegen verschiedene einzelne Verbesse- rungsvorschlige vor, die, als auf die besonderen Verhiltnisse beztiglich, hier keiner Aufzahlung bediirfen. Doch ist in Bezug auf sie das Folgende zu bemerken. Sie haben insgesammt den Zweck: auf die kinstlerische Geschmacksbildung der Handwer- ker, auf die Veredlung der Gewerbe hinzuwirken, Thre Zég- linge sind in so vorherrschendem Maasse Handwerker, dass, wie es scheint, die Andern, die etwa diese Sechulen besuchen, ganz unberiicksichtigt bleiben kénnen. Sie lehren das archi- tektonische und das freie Handzeichnen mit verschiedenartiger Ausbreitung und Anwendung auf die Gewerbe, mit mehr oder minder umfassender Hiilfslehre (Projektionslehre, Perspektive, reine Mathematik), einige.auch das Modelliren. Nur die Bres- Jauer Schule unterscheidet sich dadurch erheblich von den ubrigen, dass in ihr der den Zéglingen zu gewahrende Unter- richt in solchem Maasse iberwiegt, dass von ihren 47 wé~ chentlichen Lehrstunden héchstens 15 auf etwaigen kinstleri- schen Unterricht kommen. Es war in Frage gekommen, ob diese Schulen (und also auch die ihnen verwandte ,,Kunst- und Gewerkschule“ zu Ber- lin) wahrhaft angemessen unter der Oberaufsicht des Ministe- riums der geistlichen und Unterrichts-Agclegenheiten standen oder ob sie nicht besser unter die des Handels - Ministeriums zu verweisen sein wirden. Maassgebend war hierbei der Ge- danke, dass die Zwecke dieser Schulen, wie schon bei fast allen der Name besagt, wesenllich — aber auch im kinslleri- schen Sinne — г die Gewerbe (und insbesondere der Bau- gewerbe) bestimmt seien, dass sie somit von derjenigen In- stanz der Staatsverwaltung, welcher die Angelegenheiten der Gewerbe tiberhaupt tbertragen sind, in planmassigster Weise zu férdern sein méchten, und dass dies um so naher liegen miisse, als die bei Weitem wichtigste Lehranstalt fiir diese Zwecke, die Bau-Akademie, ohnehin schon mit allen ihren Abtheilungen, namentlich auch mit der kiinstlerischen, unter dem Handels-Ministerium stehc. Es wurden daher nahere Be- richte iiber die gegenwarlige Verfassung der Schulen und die Richtung ihrer Leistungen eingefordert, Nach allen diesen Be- richten ist man mit der gegenwirtigen Verfassung der Schulen zufricden und hat nur hie und da einzelne Winsche zur wei- teren Ausdehnung der zum Theil beschrankten Unterrichtsfacher. Als besonders wichlig und einflussreich wird allerseits das Ver- haltniss zur Berliner Kunst- Akademie hervorgehoben, welcher die Schiiler - Arbeiten jahrlich zur Prifung und Pramiirung ein- gesandt werden. Hierdurch scheint der Wirksamkeit der Schulen nach der beztiglichen ktinstlerischen Richtung hin ein beson- ders fester Halt gegeben. Ueberhaupt erscheint die mehr oder weniger frecie Weise, in welcher in diesen Anstalten, unter Be- riicksichtigung der sonstigen Verhaltnisse des Handwerkerstan- des, der Unterricht ertheilt und zur Aneignung eines geliu- terten Geschmackes bequeme und passliche Gelegenheit gege- ben wird, aller Beachtung werth. Einige Stimmen nun halten den Uebergang der Schulen an das Handels-Ministerium fiir zulassig, vorausgesetzt, dass der Kunstbehirde die hinreichende Mitwirkung gesichert bleibe; andere erklaren sich entschicden dagegen, weil sic dadurch eine empfindliche Beeintrachligung jencr kinstlerischen Wirk- samkeit befirchten zu miissen glauben. Die letzteren vergessen jedoch, — wie hierzu anderweilig bemerkt wird, — dass das Handels-Ministerium schon in der viel umfassenderen Вац- Akademie die Pflege des hierbei zur Sprache kommenden, ge~ wiss nicht geringeren kinstlerischen Elements ibernommen und somit verbtirgt hat, also dasselbe auch ftir jene Anstalten zu vibernehmen im Stande scin wird. Sodann sei auch dabei sehr wohl eine Einrichtung denkbar, die ein fortgesetzter Kin- fluss von Seiten der Kunstbehorde, wie bisher durch die Aka- demie aufrecht erhielte. — Noch ist hinzuzuftigen, dass der Verein der Kunst- freunde im Preuss. Staate, in den von ihm eingereichten Vor- schlagen zu gesetzlichen Bestimmungen tber die Organisation der Kunstanstalten, die Forderung macht, dass in jeder Proving mindestens eine ,,Kunst- und Zeichnenschule“ bestehe. Die- Selbe kénne in Verbindung mil der Provinzial~Gewerbeschule (also wiederum: Ressort des Handels-Ministeriums) stehen, unterliege jedoch hinsichtlich des Kunst-Unterrichts der Auf- sicht der betreffenden Akademie. Auch von anderer Seite wird die Einrichtung von Provinzial-Kunst-Bildungsanstalten beantragt. Die Vereinigung bildender Kinstler zu Berlin winscht, in Betreff der Zeichnenschulen, dass das Nachbilden der Natur, nicht das von Vorlegeblaitern, zum Unterrichtsgrundsatz erhoben werde. Ueberhaupt sei den Zeichnenlehrern sammt- licher Unterrichts- Anstalten des Staats gréssere Aufmerksam- keit zuzuwenden, damit ihre Stellung eine geachtetere werde. (Fortsetzung folgt.) Der Uebergang Washington s Бег den Delaware am 25. December 1776. Gemalde von Em. Leutze in Disseldorf. Als die Sache der Republikaner den durch deutsche Soldner verstarkten Englandern gegeniiber hichst verzweifelt stand, raffte Washington die ihm gebliebenen geringen Streitkrafte zu- sammen, liess Gates und Sullivan mit ihren erprobten Schaa- ren und alle diejenigen dazustossen, die als Freiwillige jedes Standes aus allen Gegenden herbeieilten, und beschloss mit seiner auf 7000 Mann gebrachten Armee plétzlich von der Defen- sive zur Offensive tiberzugehen, zunichst durch ein kiihnes Unternehmen die gesunkenen Hoffnungen Amerika’s wieder zu heben und wo méglich dadurch dem ganzen Kriege eine neue Wendung zu geben. Auf die Kunde namlich, dass drei feind- liche Abtheilungen zu Trenton, Burdentown und Burlington in weit getrennten Lagern und ohne Ahnung irgend einer Gefahr standen, beschloss der Oberfeldherr die bei dem ersten strengen Froste schwer bedrohte Hauptstadt Pennsylvaniens durch einen Ueberfall zu retten. Zu dem Ende ging er Nachts unter Sturm und Schneegestéber iiber den Delaware, theilte seine Armee in zwei Heerhaufen und drang am frithen Morgen so unerwartet in Trenton ein, dass die dort aufgestellten Hessen unter Oberst Roll theils zersprengt, theils gefangen noch an demselben Tage an das jerseyer Westufer und von da nach Philadelphia ge- schickt wurden. Von nun an hielt man die Hessen nicht mehr ftir untber- windlich, nun kehrte das Selbstvertrauen der Amerikaner all- mahlig zuriick und half ihnen — freilich nach manchem noch zu tiberstehenden Unfalle — endlich die Unabhangigkeit er- kampfen. Die That, welche den folgenreichen Umschwung in den Be- freiungskrieg brachte, den Uebergang Washington’s tiber den Delaware, hat Leutze mit Recht, als einen der wichtigsten Momente jenes Kampfes, der malerischen Darstellung in grossen Dimensionen fiir wiirdig erachtet. Der Kunsthindler Hr. Goupil aus Paris bestellte dieses Bild, um vermittelst desselben seinen in den nord-amerikanischen Staaten beabsichtigten Kunstunter- nehmungen die allgemeine Theilnahme zu sichern, was ihm vor- aussichtlich auch in vollem Maasse gelingen wird. Ehe das Bild nach der neuen Well abging, ist es in dem Atelicr des Kinst- lers eine zeitlang dffentlich ausgestellt und der Ertrag dem Kinstler - Unterstiitzungs - Vereine zugewandt worden.