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	ег КапзЦег 18584 ии$ амГ 4ег 12 Schuh hohen und 20 Schuh
breiten Leinwand den Delaware hinunter schauen, welchen im
Vordergrunde ein Kahn durchschneidet, der den Feldherrn nebst
mehreren Begleitern und Kahnfihrern tragt. Hinter diesem vor-
dersten Fahrzeuge sehen wir in unendlicher Perspective bis tief
in das Bild hinein die ganze Flotille, die das bunte republika-
nische Heer dem andern Ufer zuzufiihren im Begriff ist. Der
mit Eis treibende Strom, das Gettimmel der Kahne und der
Krieger und Rosse in denselben, insbesondere aber die im
Vordergrunde gegen die Eisschollen kampfende Gruppe mit der
siegeszuversichtlichen Gestalt des Anfiihrers, die Fernsicht auf
die 6den winterlichen Ufer, gegen welches man sich in Bewe~
gung setzt — das Alles gewahrt einen wahrhaft grossartigen
Anblick. Fasst man dann das Einzelne ins Auge, namentlich
die Hauptgruppe, so bietet auch dieses ein interessantes Schau~
spiel dar. Washington, im Vordertheile des Kahnes, hat den
einen Fuss auf eine Ruderbank gestellt und richtet den spa-
henden Blick auf das feindliche Ufer. Mit der Linken fasst er
den Mantel, die auf dem rechten Oberschenkel ruhende Rechte
halt ein Fernrohr. Scheint auch der Kopf mit der Maske des
Helden, die wir gleichfalis im Ausstellungs-Lokale sahen, nicht
ganz libereinzustimmen, so ist die ganze Gestalt doch von grosser
Wiirde. In ihr ist die Gewissheit des Gelingens — nicht bloss
dieses Unternehmens, sondern auch des ganzen Befreiungs-
kampfes — vortrefflich ausgesprochen. Hinter der Hauptperson
weht halbentfaltet das Sternbanner. Um diese Spitze der Com-
position gruppiren sich die tbrigen Figuren, theils Adjutanten
Washington’s, theils Freiwillige, die das Ruder fiihren oder die
Eisschollen pariren, sehr lebendig und ausdrucksvoll herum.
Unter den Erstern bemerken wir den sehr charaktervollen Kopf
eines Offiziers in blauem Mantel, der in der Mitte des Kahnes
sich niedergelassen hat. Auch der riickwartsschauende Кор!
eines alteren Mannes mit einer Pelzmiitze neben dem Fahnen-
trager zeichnet sich durch seine eigenthiimlich malerische Schén-
heit aus. Weniger gelungen und zu allgemein gehalten wollen
uns dagegen einige andere Képfe scheinen, besonders die der
beiden Ruderer und des Fahnentragers. Letzterer ist sogar
auffallend verzeichnet.

So kiihn und lebendig die Composition gedacht und em-
pfunden ist, so frisch und meisteshaft ist sie auch auf die Lein-
wand geworfen. Leutze ist ein entschiedenes Farben - Talent,
und zwar in einem Maasse, wie in Deutschland vielleicht kein
gleiches gefunden werden dirfte. Wir vermégen aber auch
die Ueberzeugung nicht zu unterdriicken, dass er, wenn er
wollte, noch ungleich gréssere Resultate erlangen kénnte, als
bis jetat geschehen. Denn ungeachtet des unverkennbaren Stem-
pels seltener Meisterhaftigkeit, den alle seine Bilder tragen,
haben sie doch nicht selten etwas Fliichtiges und Unfertiges,
das nur dem oberflichlichen Blicke durch die Bravour der Be-
handlung verdeckt wird. Das Unfertige liegt jedoch nicht etwa
in dem Mangel einer kraftigen Wirkung der Farbe und Mo-
dellirung — denn diese lasst kaum etwas zu wiinschen iibrig
— sondern theils in der oft nicht tief genug ausgeprigten In-
dividualitét und psychologischen Wahrheit der Charaktere, theils
in der nicht weit genug getriebenen Sorgfalt des Studiums des
Einzelnen wie der harmonischen Durcharbeitung des Ganzen.
Es gilt dieses nicht so sehr von den untergeordneten todten
Dingen, dem sogen. Beiwerk, als vielmehr von den wesent~
lichen Bestandtheilen seiner Darstellungen — den cigentlichen
Tragern des auszusprechenden Gedankens. So sind auch auf
dem in Rede stehenden Bilde der Kahn, die Stiefel des vor-
deren Ruderers, der sich gegen die Eisscholle stemmt, die be-
schneiten Hiite u. dgl. m. von der handgreiflichsten Wahrheit
und ziehen eben dadurch und auf Unkosten der Hauptsache,

 
		bei der ein solcher Schein der Wirklichkeit nicht zu erreichen
ist, das Auge gewalisam auf sich. Gewiss ware in dieser Hin-
sicht ein richtigeres Verhaltniss der Unterordnung des Neben-
sichlichen unter das Wesentlichere zu winschen. Wir beschei-
den uns jedoch gern, zuzugeben, dass alle diese Anforderungen
nur zu leicht um den Preis der Frische und Lebendigkeit er-
fiillt werden kénnten, wobei die Kunst offenbar nur verlore;
miissen aber gleichwohl auf der Behauptung bestehen, dass das
vollendete Kunstwerk die Vereinigung aller jener Eigenschaften
unerlasslich bedingt. в.
	Fortsetzung der Bemerkaungen und Zusatze zu Jacoby s
Verzeichniss der Kupferstiche von Daniel Chodowiecki.
	(Vergl. Kunstblatt des Morgenbl. Jahrg. 1838 No. 41 — 42.)
	Die Nachsicht, welche Kunsifreunde meinen frtiheren Be-
merkungen Бег die Arbeiten unseres deutschen Lieblings-
Meisters, D. Chodowiecki, haben angedeilen lassen, veran-

lasst mich, jene nach meinen seitdem gemachten Wahrneh-
mungen, fortzusetzen. Die nachstehend angegebenen Nummern
	Deziehen sich auf Jacoby’s Catalog.
№. 13. L’Hombre~Gesellschaft. Erster Abdruck.
	Yor der Nadelarbeit im Schatten des Hintergrundes links und
in der beschatteten Riickseite der an dieser Seite sitzenden
Spielerin. Zweiter Abdruck. Mit den Nadelarbeiten an den
	vorbezeichneten Stellen und gestochenen Kreuzschraffirungen in
	der unteren KEcke rechts.
No. 15. Zwei sitzende Damen. Sehr seltene, erste
	Aetzdrticke von der im Ganzen weniger bearbeiteten Platte.
zeigen die Gesichter der beiden Damen weniger schattirt und
	von abweichendem Ausdruck.
No. 17. Eine schlafende Frau. Von dieser Platte kom-

men dusserst seltene, erste Abdriticke ohne alle Schrift

vor, die weit weniger ausgefiihrt sind.
No. 18. Eine Landschaft. Erste Abdriicke. Vor der

Unterschrift und mit wenig Tuschton. Zweite Abdricke.
	Wie von Jacoby beschrieben.
No. 28. Eine Bettelfrau. In sehr seltenen Probe-

driicken hat die Frau kein Kind an der Brust.
No. 387. Zwei Alte und ein Kind. Von dieser Platte
existiren wenige, héchst seltene Abdrticke, wo das Kind

nicht vorhanden, sondern nur die beiden sitzenden Alten.
No. 45. Ein weibliches Brustbild. Erster Abdruck.

In der Jahreszahl 1767 ist die 6 verkehrt radirt. Zweiter

Abdruck. Jener Fehler ist abgeandert.
No. 48°. Les Adieux de Calas a sa famille. Von dieser

verdnderten Platte giebt es nachstehende fiinf verschiedene
Abdrucksgattungen: a. Erster Abdruck. Mit der beibehal-
tenen Jahreszahl: 1767. — b. Zweiter Abdruck. Die Jahres-
zahl ist in 1768 abgeandert; die beinahe senkrechten Linien
auf dem Riicken des vorne links stehenden Soldaten sind noch
nicht vorhanden und das Flechtwerk des Lehnstuhls, auf dem
die ohnmachtige Mutter silzt, ist vollkommen sichtbar. — с.
Dritter Abdruck. Mit den senkrechten Linien auf dem Riicken
	des Soldaten; das Flechtwerk ain Stule ist noch sichtbar. —
d. Vierter Abdruck. Das erwdhnte Flechlwerk ist iiberar-
	beitet. — e. Fiinfter Abdruck. Die ganze Platte ist nochmals

und besonders der Hintergrund stark retuschirt.
No. 49. Friedrich der Grosse, Die Unterschrift ist nicht

richtig von Jacoby angezeigt. Sie lautet buchstiblich: „, Kride-

ricus Rex Borussuorum“.
Von diesem Bildnisse gicbt es Ausserst sellene Probe-

driicke, wo die Platte rechts um 10 Linien breijter ist. Hinter