digung der Kénige, von welchen die ehrwiirdigen Gestalten der
beiden altesten sich knicend zeigen, wahrend der dritte stark-
gebraunte mit seiner kostbaren Gabe noch aufrecht steht. Hinter
ihnen befinden sich zwei der vornehmeren, ritterlichen Begleiter
und die liebliche Gestalt eines in frommer Anbetung versun-
kenen Jiinglings, an welche der fast ganz orientalisch costu-
mirle Tross der Reisigen zu Pferde, mehr oder weniger An-
theil an dem Hauptvorgange nchmend, sich anschliesst. Alles
dies geschieht in einer reichen Landschalft, in deren Mitte phan-
tastische Felsen sich um einen See gruppiren, jenseits dessen
mit seinen vielen Thiirmen Jerusalem erscheint und noch weiter
hinaus am Horizonte einige hohe Berge emporragen, welche
vielleicht, wie in dem berihmten Bilde Hemling’s zu Miinchen,
dic Warten andeuten sollen, auf welchen jedem der drei Weisen
der verheissungsvolle Stern erschien. Die, ganze Anordnung
des Bildes ist meisterhaft. Wenn vor allen die zahlreichen Fi-
guren des Vordergrundes durch Zusammenstellung und Ausdruck
die Blicke fesseln, so ist die Landschaft nicht minder anziehend
und so sinnig componirt, dass sie uns alle Beschwerden der
weiten Reise ahnen lisst, deren heiliges Ziel die Pilger eben
etreicht haben,

Unserem Kinstler ist es nun gelungen, die ganze seelen-
volle Anmuth, Innigkeit und Treuherzigkeit des reizenden Bildes
	vollstandig wiederzugeben. Kr ist in den Geist des Meisters
tief eingedrungen, dessen Werk durch den Glanz der Technik
zu heben oder gar zu verbessern ihm gewiss sehr ferne lag.
Mit der liebevolisten Treve hat er seinen Gegenstand aufgefasst
und den Grabstichel so geistreich und gliicklich gefiihrt, dass
nicht nur in der krafligeren oder zarteren Behandlung durch
die mannichfaltigsten Strichlagen jedem Ejinzelnen sein volles
Recht widerfahren, sondern auch eine malerische Wirkung und
tiberaus harmonische Haltung des Ganzen erreicht ist. Wenn
wir jetzt dem Kiinstler zur Vollendung seiner sechsjahrigen
Arbeit von Herzen Glick wiinschen und dem schénen Blaite,
»welches einem wirklichen Mangel abhilft“, einen Ehrenplatz in
den Mappen oder an den Wanden der Kunstfreunde versprechen
dirfen, so wollen wir nicht unterlassen, auch dem kunstsin-
	nigen Verleger zu danken, der das Unternehmen gefordert hat.
ви. ©.
	Novitatenschaul.
	Disseldorfer Lieder-Album. 1801. Sechs Lieder
mit Pianoforte - Begleitung. Inhalt: Auf dem Rhein, von Wolf-
gang Miiller, componirt von J. Rietz, illusirirt von H. Ritter.
— Der stille Grund, von Eichendorf, comp. von F. Hiller, ill.
von 0. Achenbach. — Der Gartner, von Ed. Méricke, comp.
von R. Schumann, ill. von W. Camphausen. — ,Streich aus
mein Ress“, von Em. Geibel, comp. von J. Tausch, ill. von C.
F. Lessing. — Ave Maria, von Geibel, comp. von R. Franz,
ill. von A. Achenbach, — Die Nachligallen, von Eichendorf,
comp. von E, Reinecke, ill. von R. Jordan. Diisseldorf, Ver-
lag von Arnz & C°. Preis: 63 Thir. Qu.-Fol. Die Mlustra-
lionen sind in farbigem Steindruck ausgefiihrt. Die Ausstattung
des Ganzen sebr elegant.
	Кор! der Minerva, noch das Brustbild einer nach links sehen-
	den, alten Frau radirt.
No. 318. Vignette zur , Lobrede auf Lord Marshall’.

Die vollendete Platte wurde, nach wenigen, sehr seltenen
Probedriicken von 3 Z. 1 L. Hohe und 2 Z. 8 L. Breite, resp.
auf 2 Z. 3.L. und 2 Z. 2 L. verkleinert und rechts unten: pag. 64,
hinzugestochen. (Fortsetzung folgt.)
	Wdupierstich.
	Die Anbetung der heiligen drei Kénige von Hrancesco
Francia, nach dem Originalgemilde gleicher Grosse
in der k, Galerie xu Dresden gestochen von A. G. Glaser.
Verlag von Ernst Arnold in Dresden. Hohe 18, Breite
25 И. Der Abdruck vor der Schrift auf chinesischem
Papier kostet 20, auf weissem Papier 16 Thaler, mit
	der Schrift auf chinesischem Papier 10 und auf weissem
Papier 8 Thaler.
	Wenn das vorliegende Blati in jeder Bezichung eine will-
kommene Erscheinung genannt werden darf, so werden es Kunst-
freunde besonders dankbar empfangen, da von den Werken des
irefflichen Francesco Raibolini genannt Francia so aus-
serst wenig im Kupferstich erschienen ist. Es gereicht dem
feinen Sinne des Hrn. Glaser, den wir schon durch frihere
Arbeiten schatzen gelernt, zur hohen Ehre, dass seine Wahl
auf diesen Meister gefallen ist, der, noch dem 15. Jahrhundert
angehorig (er starb 1517) und in gleicher Richtung mit den
besten Meistern der umbrischen Schulen, eine neue Epoche in
der Geschichte der Malerei herbeifiihren half. Seine Bilder,
denen des P. Perugino im Ausdruck eines tiefen und innigen
Gefiihls nahe verwandt, iibertreffen dieselben noch durch eine
gewisse Heiterkeit und die Warme und Klarheit des schonen
Colorits. Wir kennen von ihm meislens nur Madonnen mit und
ohne Heilige, welche jeder sie besilzenden Kunstsammlung zum
hichsten Schmucke gereichen, dagegen nur sehr wenige histo-
	rische Compositionen, indem diese zum grdssten Theile ein
	Opfer der Zeit geworden sind. Die schonen Fresken, welche
er in seiner Vaterstadt Bologna im Palast Bentivoglio malle,
gingen mit der Zerstérung dieses Palastes zu Grunde, und die
dort noch vorhandenen in der kleinen Kirche der В. Cacilia,
ganz vortreffliche Darstellungen aus dem Leben dieser Heiligen
	enthaltend, befinden sich in einem so traurigen Zustande, dass
ihr voélliger Untergang nahe bevorsteht. Historische Staffelei-
	gemilde des Francia dirften zu den grossten Sellenhetten ge-
héren, und ein solches, dazu noch héchst reizendes.zu besitzen
ist ein Vorzug der Dresdener Galerie, um welchen auch das
reichste Museum sie beneiden darf.

Das Bild stellt die Anbetung der h. drei Kénige dar, wel-
che mit grossem Gefolge, dessen Ende noch im Hintergrunde
der anmuthigen Landschaft sich heranbewegt, dem Christus-
kinde ihre Gaben darbringen. Vor dem Porticus eines edlen
Gebaudes empfangen Joseph und Maria mit dem Kinde die Hul-
	Weipziger f4unstauction den 29. September #954.
	Der Katalog der grossen und berihmten Otto’ schen Kupferstichsammlung, besonders auch reich an schonen Portraits,
deren L Abtheilung, deutsche und englische Schule enthaltend, den 29. September zu Leipzig versteigert werden wird, ist
	Во! рю ЭУесе1.
	durch jede Buch- und Kunsthandlung zu beziehen.
	Verlag von Rudolph und Theodor Oswald Weigel! in Leipzig. — Druck von Gebr. Unger in Berlin.