samer Hingang, die poetisch-ideale Stufe gicbt die Ton-
und Akkordenlehre, zeigt den Sinn und die Bedeutung der Har-
monie, die Dynamik des Tons und die Formenlehre, das wis-
senschaftliche Gebiet umfasst ausser der Kompositionslehre
noch die Anfangsgriinde der Aesthetik, Geschichte und Literatur.

In einem gegebenen Schema ordnet Hr. K. fiir die drei
Klassen 30 Wochenstunden, von vier bis fiinf Lehrern zu er-
theilen, in jahrigem Curse, wobei die Stunden der Elementar-
und Mittelklasse so gelegt sind, dass sie die an Gymnasien und
Birgerschulen tiblichen Lehrstunden nicht kreuzen. —

Den Besuch der Oberklasse wiinscht Hr. K. vom Staate
verpflichtend gemacht zu werden fir alle, die als Musiker ein
Amt bekleiden wollen. Auch die s. g. Privatlehrer missten
wenigstens der Priifung, wo nicht der Yerpflichtuug des Schul-
besuchs unterworfen sein.

Was die Ausfiihrung betrifft, so schlagl Hr. K. fiir Berlin
eine einmalige Dotation von héchstens 400,000 Thirn. vor, um
von den Zinsen das Institut einzurichten und in Gang zu halten.
— Dabei kimen noch folgende Einnahmen zu Gute:
	1. Klasse 30 Schiller zu 20 Thir. . . 600 ТЫт.
2 » 40 ,, » 16, ..640 ,

3. 51:50 ” » 12 , .. 600 >
1840 Thir.
	zu welchem jahrlichen Erlése noch besondere Hinktnfte durch

Offentliche Auffiihrungen gegen Eiutrittsgeld kommen wiirden.
(Fortsetzung folgt.)
		Kunstausstellung zu Dresden.

(Fortsetzung.)}
	bildhauerei und Historiénmatleretl.
	Unser zweiter Besuch der Ausstellung galt vorzugsweise
den plastischen Werken, die wir gern zuerst besprochen halten,
jedoch bei Eréffnung der Ausstellung in nur sehr geringer An-
zahl vorfanden.

Eine Gruppe von Wittig, friiher Schiller des Prof. Riet-
schel, jetzt in Rom, ,,Charitas“ betitelt, imponirt durch eine
Stylauffassung der Natur, wie sie etwa durch ein vorherge-
gangenes Studium der Elgin’schen Bildwerke, verbunden mit
dem der mitlelalterlichen italienischen Meister, entstanden sein
wird. Grosse, breite, gesunde, volle Form, in natiirlichem
Affekt und urkraftigem sinnlichem Wohlbehagen, sind der Grund-
typus dieser aus einer weiblichen silzenden Figur und drei sich
anschmiegenden Kindergestalten bestehenden Gruppe. Dabei irégt
der Abguss, der noch in aller Frische der ersten Modellirung in
Thon, ohne besondere Ueberarbeitung gelassen worden, eine
vorzugsweise dem Kiinstler verstandliche und ansprechende Ori-
ginalitét, die nur allzuoft in der weiteren Abglattung verloren
geht, namentlich wenn diese nicht von des Ktinstlers Hand selbst
vorgenommen wird, wie dies oftmals der Fall.

Der Fortgang der Studien des noch jugendlichen, bereits
hier schon sich bewahrt habenden Talentes wird durch dieses
Werk als cin sehr ginstiger und vielyersprechender bezeichnet.

Wir wenden uns nun von dieser Gruppe zu einer zweiten,
die dense\ben Stoff, nur in ganz anderem Sinne und in ganz
anderer Weise, nicht minder trefflich behandelt. Eine Mutter,
in idealer zwar, doch aber mehr in sitlig deutscher, als
sinnlich stidlicher Weise gekleidet, stehl, sich tiberbeugend, ihr
Kind hoch hebend, das sie recht miitterlich innig, mit schwim-
mendem Auge ihr Glick dem Himmel dankend, an sich driickt
— dies ist die Charitas unseres Beyer, eines hier lebenden,
alteren, schon vielfach bewahrien, tichtigen Kinstlers. Ebenso
ist auch die Ausfiihrung eine dem entsprechende, ganz andere,
	Entgegengesetzt jenem vollwangigen, uppig sich kundgebenden,
obwohl reinen, urkraftig sinnlichen Wohlbehagen, zeigt dicses
Bild vielmehr nur den Ausdruck sinniger, sittiger Innigkeit und
Reinheit des Gefiihls. Bis zur Durchsichtigkeit der Haut er-
~scheinen die feinen und zierlich geformten Hande und Képf-
chen durchgefiihrt und das Gefaltel des Gewandes ist reinlich
geordnet, so dass wir auch hierin das Element einer mehr
deutschen Weiblichkeit erkennen mégen. Wie jene Gruppe
vielleicht mit einer Arbeit des Luca della Robbia, so kénnte
diese wiederum mehr mit der eines Peter Vischer oder sonst
eines der vortrefflichen Niirnberger Altmeister verglichen werden.
  Eine kleine Gruppe: ,,Amor und Psyche“ von Schilling,
Schiiler des Prof. Rietschel, ist mit sehr vielem Talent zusam-
mengestellt und zierlich ausgefiihrt, deshalb auch verdienter
Auszeichnung wirdig gefunden und vom sachsischen Kunstver-
ein zum Guss in Bronze bestimmt worden, eignet sich zu die-
sem Zweck auch ganz wohl, fiir uns ist jedoch die Composi-
tion noch allzusehr im wortlichen Sinne des Wortes eine blosse
Zusammenstellung, noch nicht genug natiirliche Erscheinung
einer vom kinstlerischen Genius empfangenen Idee, grazids
gedacht und gemacht, aber mehr ein Ergebniss verstindiger
Wahi und gebildeten Geschmacks, als warmer, inniger Em-
pfindang.

Zwei Basreliefs von Rictz und von Medem, ebenfalls im
Atelier des Prof. Rietsche! entstanden, das erstere en me-
daillon einen Pan von Nymphen geneckt, das andere den Kampf

  um die Leiche des Patroklus als Fries darstellend, sind beides
recht verdienstliche Arbeiten, namentlich beurkundet die letz-
tere viel Sinn fiir ornamentale stylistische Anordnung, wahrend
die erstere in der Durchfiihrung und grésseren Feinheit der
Fermen sich auszeichnet. — Ein sehr sch6én modellirter Mad-
chenkopf im Prefil von Schwenke zeichnet sich durch eine
eben so individuell natarwahre, als schone Auffassung und sehr
feines Formengefiihl ebenfalls vortheilhaft aus. Von Knauer
in Leipzig finden wir eine Madonna, dem katholischen Ritus
jedoch mehr der dusseren Erscheinung, als der inneren gei-
stigen Conception nach entsprechend. Der Kopf der Madonna
sowohl, als der des Christuskindes haben etwas allzu indivi-
duell Portrailartiges, und eben so wenig der Jungfrau Maria,
als der Mutter des Heilandes, oder der hohen Himmelskénigin,
im Sinne kirchlicher Bedeutung ganz entsprechend, gleicht das
Bildniss mehr einer welllichen Fiirstin; aber eine tichtige Tech-
nik und ein kiinstlerischer Sinn fiir dussere Reprasentation
zeichnen diese Arbeit vor den tibrigen Knauer’s, einem Basre-
lief, die Grablegung Christi darstellend, das uns sehr unbe-
deutend erschienen, und zweien Statuetten Schillers und G6-
thes, vorzugsweise aus. Ausser noch einer Biiste des Kénigs,
in Holz geschnitten von Kerschen, die nicht mehr als ein
gelungener Versuch zu nennen, hat uns die Bildhauerkunst bis
jetzt noch nichts geboten. Pref. Hane] ist mit seinem Basre-
liefs zum neuen Museum zu beschaftigt, Prof. Rietschel seit
geraumer Zeit durch Krankheit behindert, jetzt abwesend, und
so fehlen denn allerdings die eigentlichen Reprasentanten der
hiesigen Bildhauerschule. Von fremden Zusendungen ist zur
Zeit noch nichts erschienen.

- Dagegen hat das historische Fach der Malerei einen, wenn
auch nicht dem Raume nach, doch an innerem Gehalt geniigen-
den Ersatz fiir das bereits wieder nach Miinchen abgegangene
Bild Rahl’s gefunden: Columbus vor dem Rathe der Univer-
sitat zu Salamanca* von Réling, ist eine jedenfalls sehr her-
vorragende Leistung, um so mehr, als es eigentlich des friher
hier bereits als Portraitmaler rihmlichst anerkannten Kinstlers
erste bedeutendere Arbeit ist. Urspriinglich ein Schiller in
Prof. Bendemann’s Atelier gab sich Réling bald einem seinem

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