Die L Abthecilung ist fir entschiedene Talente (Solo-
singer, Solospieler, Componisten). Der theoretische Unterricht
lehrt: 1. Den doppelten Contrapunkt. 2. Formenlehre. 3. Нб-
here Instrumentation. 4. Struktur der Orgel. 5. Geschichte
der Kirchen-, Kammer - und dramatischen Musik. 6. Aesthetik.
7. Mythologie.

Die praktischen Uebungen setzen das in den andern Ab-
theilungen Begonnene fort. Es kommt hinzu: Umfangreicheres
Solfeggio, Recitaliv, die geistliche und weltliche Arie, Com-
posilionslehre im ganzen Umfange.

Die Zahl der Lehrer wird auf 26 angenommen. Auch hier
sind fir die Composition drei darunter, damit der Schiiler Aus-
wahl habe.

Das Direktorium besteht abgesondert von dem der bil-
denden Kiinste.

Ein Senat von Zwélfer, aus den Mitgliedern zu wahlen,
ist dem Direktor zur Seite und halt wéchentliche Versammlungen.
— Es soll keine unmittelbare Verbindung mit der Akademie der
bildenden Kiinste statthaben. Doch bleiben sie im Geisle innig
verbunden und besuchen einander bei ihren Sitzungen, ohne
natiirlich Stimme zu haben.

Die Mitglieder halten alle zwei Monate mit Direktor und
Senat Sitzung und werden durch ein Diplom bestiligt.

Etwas dunkel ist cin Passus tiber die Wahl und das Wesen
einer s. g. Kunstgenossenschaft, welche nach Ermessen
des Slaats und der Mitglieder bei wichtigen Veranlassungen
herangezogen werden soll.

Der Sekretir hat Sitz im Senat aber keine Stimme. Er
erhalt eine angemessene Besoldung. Auch der Bibliothekar
ist zu besolden.

Ueber die Aufnahme folgendes: Sie kann nach zuriickge-
legtem 10. Jahre und nach abgelegter Priifung geschehen. In
der mittleren Klasse ist wieder eine Prtifung zu bestehen, wozu
aber das Zeugniss der Reife fiir Sekunda gehért. Sofortige
Aufnahme in die héchste Klasse wiirde nur gegen sorgfialtige
Priifung der Direktion geschehen kénnen und ist eine Ver-
giinstigung, da die Absicht des Instituts hauptsachlich ist: mu~
sikalische Durchbildung durch genaue Kenntniss aller Stufen
zu erzielen.

Die erforderlichen Mittel waren:
	Lehrerbesoldung, Bibliothek u.s.w.. . © . . 20,000 Thlr.

Konkurrengzen. . . . - 2 + se ww ee 6 65,000 -
30,000 Thir.
	Yon zu zahlendem Unterrichts-Honorar finden wir nichts
erwahnt.

Hr. Tschirch, stadtischer Musikdirektor in Liegnitz, spricht
geradezu den Wunsch aus, dass bei Anstalten der Art der Un-
terricht unentgelllich sei. Das von ihm vorgeschlagene Con-
servatorium lasst die mit dem 15. Jahre aufzunehmenden Schiller
in fiinf Jahren drei Abtheilungen durchlaufen, und zwar ist die
erste, in einem Jahr zu absolvirende, die Vorbereitungsschule. Die
zweite ist die Schule fir Kirchenmusik und die dritte fiir welt-
liche. —- Ein Generaldirektor steht an der Spilze und hat in
den drei Abtheilungen je einen Direktor unter sich.
	Ein Comité von Musikern in Berlin spricht sich zwar
gegen die Errichtung eines Conservatoriums aus, indem dadurch
wohl die Zahl, nicht aber die Bildung der Musiker erhdht
werde, indem sich durch den Lehrzwang Einseitigkeit ausbilde
und der Manier Vorschub geleistet werde, und daher die Con-
servatorien nur als Elementarschulen zu brauchen seien, deren
es genug gabe. Allein dennoch wird eine Musikakademie
vorgeschlagen. Diese miisste zum Hauptzweck haben: den Mu-
	ausiibenden und lehrenden Kinstler hier allgemeine und beson-
dere Bildung sollen empfangen kénnen.

Im Plane sind

а. Die Lehrgegenstinde 1. Theoretische: Composition,
Geschichte, Akustik, Aesthetik, Methodik, 2. Praktische: Ge-
sangmusik im Einzelnen und im Ganzen, Instrumentalmusik im
Einzelnen und im Ganzen.

b. Ueber das Lehrpersonal ist hier bemerkt, dass es
bei der Verschiedenheit der Systeme wiinschenswerth erscheint,
fiir das Fach der Composition mehrere Lehrer anzustellen.

с. Hier kommt fir 27 Lehrer im Gesang und den verschie-
denen Instrumenten an Gehiltern die Summe von 9200 Thlr.
zusammen, wobei davon ausgegangen wird, dass die Lehrer
nicht ausschliesslich der Akademie anzugehdéren brauchen, also
ihr nicht alle Zeit widmen. Man rechnet dabei mehr auf junge,
talentvolle und kraftige Leute, als auf ergraute Kunstnotabilitaten.

d. Der Direktor geht aus der Wahl der angestellten Lehrer
hervor und ist diese Wahl eine provisorische, die, wie bei
Universitaéten, alljahrlich aus der Mitte der Lehrer stattfindet.

Fir den Direktor werden fir sein Amtsjahr 1000 Thir. Zu-
lage in Vorschlag gebracht, wahrend fiir die ibrige Verwaltung,
Rendant, Sekretér u. s. w. 2000 Thir. angesetzt sind. Biblio-

thek etc. 5000 Thir., so dass
e. die Rekapitulation des Etatentwurfs, eventuelle Miethe

von 3000 Thir. cingeschlossen, sich auf 20,000 Thir. belauft.

In einer Eingabe der musikalischen Sektion der Aka-
demie der Kiinste zu Berlin glaubt der Sekretér, Hr. Télken,
den Grund angeben zu miissen, weshalb bei dem Vorschlage
zur Errichtung einer musikalischen Sektion im Jahre 1832 die-
selbe auf die musikalische Composition beschrankt blieb und
kein Conservatorium wurde. Namlich:

1. Kein sich auf Gesang und alle Instrumente ausdehnender
Unterricht kénne in der Akademie oder in irgend einem andern
grossen Gebaude ertheilt werden, zumal auf dem Instrumente
nur Einer oder Wenige gleichzeitig unterrichtet werden kénnen,
(wobei freilich nicht gesagt wird, wie es kommt, dass die
wirklich vorhandenen Conservatorien ihre Existenz dennoch
moglich machen).

2. Es entstehe ein grosser Andrang und dadurch Schwie-
rigkeit, fir das fernere Fortkommen der Zéglinge zu sorgen.
Der Herr Meyerbeer — so wird als Beispiel angefiihrt — be-
klage die vielen Zéglinge des Pariser Conservatoriums, die
zum Tanz aufspielen missen, und doch sei im katholischen
Frankreich mehr Gelegenheit zu Anstellungen, als in Preussen.

Gegenwirtig hat die musikalische Sektion der berliner Aka~
demie, ohne Beriicksichtigung dieser Gegengriinde, folgenden
Plan zu einer Musikalischen Hochschule eingereicht.

Der Zweck der Hochschule ist: Heranbildung schaffender,
ausfihrender und lehrender Musiker (zur Erhebung und
zum Genuss der héhern Stande und zur Bildung des Volks).

Sie besteht aus drei Abtheilungen:

Die Ill. Abtheilung bildet die Vorschule. Hier wird der
Elementar—-Musikunterricht ertheilt. — Gesang ist die Haupt-
sache. Auf die Wahl der Lehrer wird Gewicht gelegt. Auch
die Elemente des Violin- und Klavierspiels werden gelehrt. Es
sollen nicht bloss Knaben, sondern auch Madchen aufgenommen
werden.

In der Il. Abtheilung kommen Orgel und Blasinstru-

mente hinzu. — Der theoretische Unterricht beginnt; er be-
steht in: 1. Harmonielehre, Generalbass. 2. Allg. Geschichte
der Musik. 3. Einleitung in die Aesthetik. — Gemeinschaft-

licher Gesang, leichtes Solfeggio. Violoncell und Contrabass.
Geschichte der Orgel und Mittheilungen tiber ihren Bau.