sikern, welche nach dem Hochsten in der Kunst streben, die Mittel und Gelegenheit dazu zu geben und einen Vereinigungs~ punkt zur Veredlung aller Zweige dieser Kunst zu bilden, damit der Charlatanerie der Kiinstler und der Geschmacks- verwitrung des Publikums entgegengewirkt werden kénne. Tichtige Lehrer und eine gute Bibliothek werden dazu als Haupterfordernisse angegeben. Die Wahl der Lehrer soll durch einen Wahlkongress simmt- licher Capellenmitglieder, der musikalischen Seklion der Aka- demie Berihmtheiten etc. geschehen. Von diesen schlagt ein Comité der Regierung Candidaten zu der Direktor- und Vice-~ direktorstelle vor. In die Akademie widen nur Musiker aufgenommen, welche schon einen héhern Bildungsgrad erreicht haben, woriber durch strenge Prifung entschieden wird. Jeder Zweig der theoretischen und praktischen Tonkunst soll vertreten und gelehrt werden. Das Honorar betrage 100 Thir. Unbemittelte frei. Alle zwei Jahre Priifung und Vertheilung von Pramien. — Der Staat soll verpflichtet sein, alle in seinen Diensten anzu- stellenden Musiker aus dieser Akademie zu nehmen. An Lehrergehalten werden 10,400 Thir., fiir den Direktor 2000 Thir. veranschlagt. — Dafiir sollten aber alle’ bisjetzt be- stehenden musikalischen Bildungsanstalten, ausser dem Kirchen- musikinstitute und der Professur fir Musik an der Universitat, eingchen. Die Commission der Tonkinstlerversammlung zu Leipzig bemerkt in ihren , Vorschlagen zu einer neuen Organi- sation etc.“ tiber Conservalorien, dass dabei hauptsichlich in Betracht komme, der Wissenschaft der Tonkunst den erfor- derlichen Raum zu geben. Die praktischen Musiker tber- stiegen schon das vorhandene Bediirfniss, es kame darauf ап, dem Leben héher gebildete Musiker zu tibergeben und so im Mittelpunkte aller musikalischen Wirksamkeit bessere Zu- stinde anzubahnen. Daher soll das Hauplaugenmerk auf die Bildung tiichtiger Lehrer fir alle Facher der Kunst gerichtet sein, damit eine bessere Veriretung des Standes der Privatmu- siklehrer daraus hervorgehe. Dabei wird auf Centralisation ge- drungen. Nicht jeder Staat soll seine besondere Musikschule haben wollen, sondern es mégen vielmehr die einzelnen zur Beschrankung auf wenige, aber reich dotirte Institute in Ver- bindung treten, Wir haben bisjetzt nur diejenigen Vorschlige vorgefunrt, welche auf solche Schulen hinanslaufen, die ihre Lehre bis auf die schépferischen und erfindenden Kiinstler erstrecken. Den Uebergang zu der Besprechung derjenigen Lehranstalten, welche sich nur auf ausitbende Musiker ausdehnen, mége eine Adresse der musikalischen Sektion der schlesischen Gesellschaft ftir vaterlandische Cultur zu Breslau bilden, welche auf die Ausbildung fiir die Composition an der musikalischen Hoch- schule wenigstens kein grosses Gewicht legt. Gleichwohl denkt sich die Adresse das Conservatorium im Organismus aller mu- sikalischen Unterrichtsanstalten so slehend, dass es Central- Anstalt wird. Darnach wiirde es: 1. Die Lehre der Technik jedes Instruments, so wie des Gesanges, 2. die speziclle musikalische Theorie, 3. den geeigneten wissenschaftlichen Unterricht z. B. neuere Sprachen, Aesthetik, Literatur, allgemcine und besonders Kunstgeschichte liberliefern missen. Die Aufgabe des Conservaloriums wird gefasst als ,die méglichst harmonische Ausbildung des Musi- kers zum Kiinstler“, worunter verstanden wird, dass der Kiinstler wahrhaft kinstlerische Reproduktion von Geschaffenem gleich- berechtigt erachte mit dem Schaffen selbst und auf jene also sein Streben richte. So werde die Anstalt allseitig gebildete Lehrer erziehen, welche eine tiefere, musikalische Bildung in weiteren Kreisen verbreiten und austtbende Kiinstler fiir den Gesang und das Instrument, welche in ihrer Amtsiibung die gewonnene Bil- dung in den Provinzen fruchtbar machen kénnen. Ein organischer Zusammenhang des Conservatoriums mit Musikschulen niedern Ranges in den Provinzen, die als Vor- bereitungsanstalten gewissermassen zu jenem sich verhielten, wie Gymnasien zur Universitat, wird als wiinschenswerth em- pfohlen, ohne dass man sich diese Anstalten als Berufsschulen abgeschlossen und andere Disciplinen, als die nothwendigsten, vorgelragen dachte. Endlich werden die Lehrer -Collegien der zuletzt erwahnten Anslalt, so wie das Conservatorium, als die geeignetsten Com- missionen von Sachverstandigen fiir Fragen der Verwaltung und zur Priifung von Musikern bezeichnet. Provinztal~Musikschulen, besonders zur Ausbildung von Cantoren und Organisten, werden, wie von verschiedenen anderen Seiten, so auch noch durch Hrn. Granzin gefordert. Diese Institute diirfen sich aber, wie er bemerkt, nicht darauf beschranken, zu lehren, was ein kiinftiger Organist etwa amllich braucht. Vielmchr auch die profane Musik nicht iber- sehend, miisste 1. die ganze Compositionslehre méchlichst er- schépfend vorgetragen werden. Dann sollen aber auch nicht bloss fremde Werke studirt, sondern 2. die Versuche des eignen Schaffens und freien Improvisirens geférdert werden. Die Ver- suche in der Composition halt Hr. G. fir Verstandnissmittel fremder Werke. Eine griindlichere musikalische Priifung, als bisher eingerichtet war, soll eine segensreiche Wirksamkeit auf das Volk verbiirgen. Auch soll iiberhaupt Niemand privatim Musikunterricht in Klavier und Gesang ertheilen dirfen, der seine musikalische Ausbildung nicht dokumentirt hat. Endlich is) noch eine Reihe von Vorschlagen zu erwahnen, die ausschliesslich die Ausbildung des Gesanges, zum Theil in seiner Anwendung auf die Schaubiihne, zum Gegenstande haben. Wie sehr der Gesang die ,Urgestalt der menschlichen Musik* — wie Hr. Kriger sagt — die Grundlage aller musikalischen Bil- dung sei, scheinen sammtliche oben besprochene Anstalten fak- tisch anzuerkennen, daher man tiberall mit ihm die Lehre be- отипеп 14551. Dennoch finden wir von Hrn. Mantius die Klage ausgesprochen, dass fiir diese wichtige Basis durchaus nicht geniigend gesorgt sei. Hunderte der angestellten Gesanglehrer, so bemerkt er, gaben sich taglich Miihe die schénsten Stimmen durch ihre Unkenniniss und Unwissenheit zu verderben. Der gebildete Sanger hére nicht bloss, er fihle zugleich die Hin- dernisse, welche der klaren Entwickelung des Tons im Wege stehen. Wer nicht zu singen verstehe, kénne auch nicht die Gesetze des Athemholens Ichren u. s. w. — Solle daher die Gesangskunst mil voller Tichtigkeit und nachhallig gelehrt wer- den, so kénne dies nur von wirklichen Gesangskinstlern ge- schehen. Herr M. halt daher die Griindung einer deutschen Ge- sangschule oder cines Conservatoriums fur héchst vortheil- haft fiir die Kunst, der dadurch viele vortreffliche Talente er- halten wiirden, die ihr jetzt verloren gehen. Wir haben bei weiteren Erérterungen tiber diesen Punkt manches schlagende Beispiel anfiihren hdren von den grossen Uebelstainden einer 37 x