dieses Zimmers zu erwahnen: die vier lebensgrossen Standbilder
alter norwegischer Kénige, deren Thaten unsere alten Helden-
sagen aufbewahrt haben. Der Kinstler, der diese Sculpturarbeiten
ausfiihrt (von diesen ein andermal vielleicht etwas Naheres),
ist der Norweger Michelsen, von dem die sehr schénen
Apostelgestalten im Chore des Drontheimer - Doms herrithren —
ein alter, verdienter Kiinstler und frither Schiiler Thorwaldsens.
Die Statuen, welche wahrscheinlich in Zink gegossen werden
sollen, werden vergoldet und auf Consolen, die in den Wanden
angebracht sind, aufgestellt werden. Diese grossen, in Ver-
goldung glanzenden Standbilder werden auf dem hochrothen
Grunde von Zeug, womit die Wande zwischen den Feldern der
Kichenholzbekleidung bedeckt sind, gewiss eine prachtvolle, und
was mehr ist, eine acht ktnstlerische Wirkung hervorbringen.
Endlich soll sich unter dem Plafond, an den Wanden entlang,
ein Fries mit Medaillons hinziehen, in denen Bilder von Rittern
und dergleichen mittelalterlichen Charakteren (als Brustbilder) im
stark hervorgehobenen Relief angebracht werden sollen. Die
Ausfiihrung dieser letzteren ist dem jungen norwegischen Bild-
hauer Borch tbertragen, der gegenwartig an der Kopenhagener
Academie seinen Studien obliegt, und dessen versprechende
Anlagen der Kénig auf diese ehrenvolle Weise hat ermuntern
wollen. — Vom zweiten Stockwerke sollen gleichfalls mehrere
Zimmer durch kiinstlerische Arbeiten ihren Hauptschmuck er-
halten, so z. B. durch vier gréssere Landschaften von dem
Maler H. Gude in Disseldorf, auch ein Norweger von Geburt.
Die Gegenstande dieser Darstellungen, wovon schon zwei vol-
lendet sind, bilden bekannte Lokalitaéten aus Frithiofs Sage, u. a.
Framnels und Balestrand an der grossarligen Uferstrecke des
Sogne-Fjords, im Stifte Bergen, ein an malerischen Situationen
tiberaus reiches Feld der norwegischen Natur. In anderen
Raumen derselben Etage kommen mehrere Arbeiten von dem
	norwegischen Stiliiebenmaler Boe, einem jungen Ktinstler, der.
	in Paris studirt, und aessen senones Talent so eben zur herr-
lichsten Entfaltung gekommen ist. Eins seiner letzten Werke
ist nimlich in dieser Zeit vom Vorstande der Offentlichen Ga-
lerie im Luxembourg, fiir diese Sammlung, angekauft — eine
fir einen auswartigen, nur kurze Zeit in ‘Paris verweilen-
den Kiiustler besonders grosse und beachtenswerthe Auszeich-—
nung. —

Mit dem Hauptgebaiude ist durch einen verdeckten Gang,
aus einem einzigen Bogen von bedeutender Spannweite, ein
etwas niedriger angelegtes, kleineres Gebaude, von einem Stock-
werk, in Verbindung gesetzt. Neben mehreren fiir die Oeco-
nomie bestimmlen Réumlichkeiten befindet sich hier auch der
Speisesaal, ein Zimmer von fast gleicher Grésse mit. dem
Salon, und das eben so reich ausgeschmiickt ist. Auch hier ist
eine Panelirung vom reichsten Schnitzwerk, deren gréssere Fel-
der mit sechs sehr grossen norwegischen Landschaften, von
der Hand Frichs, eines hier wohnhaften norwegischen Kiinst-
lers, ausgestattet sind. Der Fries unter der Decke besteht aus
acht Medaillons (je vier auf jeder der Langeseiten), und zwei
rechtwinklichen Feldern (jedes dieser Letzteren mit zwei Me-
dallons an jeder Seile). Alle diese Felder enthalten die in
Deutschland vom vorigen Jahr riihmlichst bekannten Composi-
tionen des norwegischen Genremalers Adolph Tidemand;
der Gegenstand ist ein fortlaufender Cyklus mit Darstellungen
bedeutungsvoller Momente aus dem Leben des norwegischen
Bauern, so zu sagen dessen ganzes Leben von der Wiege an
bis zum Grabe.

Ich bezeichnete den fir das Bauwerk gewahlten Styl als
einen wesentlich auf mittelallerliche Molive gestiitzten, und be-
merke in dieser Hinsicht, dass der Hauptbau auch einen Thurm
hat, der auf der stidlichen Facade aus dem Umrisse des Grund-
	plans hervortritt und sich in Polygonform tber das, durch einen
krenelirten Mauerkranz und mehrere kleine Thiirme abgeschlos~
sene oberste Stockwerk bedeutend erhebt. Eine sehr einfach
aber dusserst bequem konstruirte Spiraltreppe fihrt von unten,
durch die ganze Héhe des Thurmes, auf die Platform, die in
derselben Art, wie die des eigentlichen Gebaudes, oben ab-
geschlossen ist. Balkone und eine mit dem Gebaude organisch
verbundene Veranda, im zweiten Stock, treten an mehreren
Stellen aus den Fagaden hervor, und schliessen sich genau dem
Style des Ganzen an, wahrend sie zugleich den Massen mehr
Leben und Abwechselung verleihen. Eine Erweiterung des
Bauplanes wurde ausserdem im Sommer 1849 vorgenommen,
indem im nachfolgenden Herbste einige kleinere Gebaude, fir
das Hofpersonal und die Bedienung bestimmt, am Fusse des
Berges, dicht am Strande, aufgefiihrt wurden, wo ein Quai von
gehauenen Steinen einen Landungsplatz abgeben wird, wenn der
Kénig eine Wasserfahrt zu seiner Villa unternimmt. Ein Thurm,
mit einem Thore versehen, wird daselbst den Eingang vom
Wasser aus zu der ganzen Anlage bilden, wahrend ein ab-
wechselnd aus Treppen und Terrassen bestehender, von einer
Mauer eingefasster Weg die Verbindung zwischen der letztge-
nannten Gruppe kleinerer Gebaéude und der eigentlichen Villa
	пегеЙеп ута. ;
Will man nun in Kurzem den Grundcharakler des ganzen
	Hiusercomplexes, der zusammen die kénigliche Villa bilaet,
andeuten, so kann man sagen, dass der Totaleindruck vorherr-
schend ein romantischer ist, ungefihr dem entsprechend, den
man beim Anblicke einiger der, wenn auch in anderm Styl,
restaurirten alten Ritterburgen am Rhein, erhalt. Das Unsymme-
trische in Plan und Gruppirung — ganz in Uebereinstimmung
mit dem ausdriicklich ausgesprochenen Wunsche des kéniglichen
Bauherrn — im Verein mit der Lage auf der Spitze eines wal-
digen Felsens, gerade iber der Wasserflache des ,Fjords‘, der
sich hier wie ein breiter Strom eindrangt, mit den reichen und
vielfaltig abwechselnden Umgebungen seiner Ufer, — Alles dies
kann den Beschauer fir einen Augenblick glauben machen,
dass er plétzlich aus dem hohen, ernsten Norden hinab an jenen
herrlichen deutschen Strom versetzt sei. Was aber besonders
bemerkt zu werden verdient, und was dies Unternehmen als
einzig in seiner Art in unserm sonst so kunstarmen Lande da-
stehen lasst, das ist die Verbindung, welche die Architectur
hier mit den beiden Schwesterkiinsten eingegangen — ein Zusam-
menwirken, ganz darauf berechnet, dem Bauwerke bis in seine
Einzelnheiten ein Geprige ‘zu verleihen, welches in héherem
Grade, als irgend ein anderer zufalliger Schmuck, beim Be-
wohner eine héhere Slimmung zu erwecken und ihm in den
ihn umgebenden Raumen eine stete Quelle wahren Genusses zu
schaffen vermag. Dadurch, dass die kiinstlerische Ausstaltung
der Raume von vornherein als ein integrirender Theil des ganzen
Planes betrachtet wurde, und da die anzubringenden Kunstwerke
eine architectonische Verbindung mit dem Gebaude selbst ein-
gehen werden, wird der ganze ktinstlerische Apparat dieser
Villa auch einen entschieden monumentalen Charakter er-
halten, und somit an und fir sich bedeutungsvoller, sowie fir
das Gebaude selbst yon grésserer Wirkung werden, als irgend
eine andere mehr zufallige Verzierungsweise.

Die Ausfiihrung der verschiedenen Details des Bauwerkes
sind besonders massgebend fiir den Geschmack sowohl, wie fiir
die grosse Sorgfalt, womit der talentvolle junge Baumeister hier
verfahrt. Alle Modelle zu den Kapitellen, Consolen, wu. dgl.,
werden unter der unmillelbaren Aufsicht des Architecten von
einem seiner Eleven ausgefiihrt, wodurch dies Alles natiirlich
eine gréssere Pracision, eine héhere ktinstlerische Vollendung
erhalt, als wenn die Ausfihrung gewéhnlichen Handwerkern