wie es bei den Universitéten zu geschehen pflegt. Da die ent-
lassenen Zéglinge auf schnellere und zum Theil reichlichere
Besoldung rechnen kénnen, da ferner Theaterdirektionen kinftig
ihre Gesellschaft gern aus der Schule vervollstindigen, also
auch wohl eine Garantie ftir restirende Honorare tibernehmen
	werden, so wtrde die Schule wohl selten Verluste in ihrer
	Einnahme zu fiirchten haben. — Das Honorar nimmt Hr. D. zu ~
	12 Frd’or jahrlich an, wodurch bei einer Durchschniltsumme
von 20 Zéglingen schon der vierte Theil der Kosten gedeckt
wirde. — Hiermit lasst Hr. Gutzkow in dem 6fter angefihrten
Gesprache seinen Reinhold tibereinstimmen. Im Uebrigen miisse
die Anstalt von der Zahl ihrer Schiller und deren Lehrgeldern
villig unabhangig sein. Wer auf die Lange kein Talent ver-
rath, muss entlassen werden, unbekiimmert um den Ausfall,
der dadurch dem Schulfond erwachsen kénnte.

Ganz ahnlich war anfangs der Vorschlag des Hrn. R. Er
hat sich aber spater einer andern Ansicht angeschlossen. —
Nach dieser wird die Zahl der Zéglinge auf 25 beschrinkt (2
minnliche und 4 weibliche). Honorar wird 100 Thlr. jahrlich
gezahlt, da kein Lebensberuf die Leute so schnell zu einer
auskémmnlichen, ja glinzenden Existenz fihre. Nur 20 Zég-
linge indessen zahlen etwa Honorar, die andern 5 bekommen
Freistellen. Hier hat Hr. v. Kiistner noch folgende zwei Vor-
schlige beigebracht.

{. Die Inhaber von Freistellen miissten sich verpflichten,
nach Absolvirung der Schule gegen eine verhialtnissmassige
Gage der kéniglichen Bihne auf drei Jahre zu dienen.

2. Es solle der kéniglichen Buhne verstatiet sein, gegen
Erlegung des Honorars je fiinf Candidaten fiir die zu bezahlen-
den 20 Stellen zu liefern. Der Vorstand miisste dann unter
den vorgeschlagenen Candidaten die Auswahl haben. —

Nach Hrn. Rétscher sind nun 5000 Thir., nach Hrn. v. Kiist-
ner 6500 Thir. zum Ganzen nothwendig, welche letztere Summe
sich bei einer Einnahme von 2000 Thirn. an Honorar auf 4500
Thir. ermassigt. Der Immediat-Bericht kommt bis auf 4000—
4200 Thir. herab. Der Unterschied liegt in dem Gehalt, das
fir den bei den dramatischen Uebungen beschiftigten Schau-
spieler angeselzt ist. Da finden sich namlich 500 Thir. ausge-
worfen, wahrend Hr. v. K. 1000 Thlr. angesetzt hat, und zwar
in der Ansicht, dass dies Amt unvertraglich sei mit den Pflichten
eines an der Bithne thatigen Schauspielers. Nun bezweifelt der
Bericht sehr, dass ein Mann mit dem Talent und der Bildung,
wie sie diese Stellung erfordert, sich mit 1000 Thlrn. begnigen
werde. Dagegen seien die Anforderungen von Seiten der Thea-
terschule an den betreffenden Schauspieler nicht so bedeutend,
dass er nicht unter Vorausselzung eines geregelten Einver-
standnisses zwischen beiden Inslituten seinen Pflichten bei der
Biihne nachzukommen im Stande sein sollte.

Man kénne indess fiir unvorhergesehene Falle bis auf die
von Hrn. v. K. angesetzten 4500 Thir. hinaufgehen. Zur ersten
Einrichtung, zu welcher Hr. Rétscher 2000 Thir. ausgeworfen
hat, seien 1500 Thir. vollkommen hinreichend.

Der Immediat- Bericht schloss hiernach mit dem Antrage
auf Grindung des Instituts. Riicksicht auf die Lage der allge-
meinen Staatsfonds verhinderte die sofortige Genehmigung.
	Dies also uber die Jeiftendcn Grundsatze und die Einrich-
tung der Theaterschule selber, welcher Hr. Devrient seiner-
seits die dringende Empfehlung des engsten Anschlusses an die
ubrigen Kunstschulen hinzufiigt. — Jeder Staal, sagt er, bilde
eine allgemeine, umfassende Kunstakademie, ent-
sprechend der Universitat, die das Gesammtstudium aller Wis-
senschaften umfasst. Die Vorlheile, die aus einer Wechsel-
wirkung der Schulen fiir die einzelnen Kunstarten hervorgehen
	wurden, findet Hr. D. einerseits in der Forderung, die fiir das
Fachstudium daraus erwachsen miisse, andererseits in den ver-
ringerten Kosten, indem viele Gegenstinde gemeinschaftliche
Studien zulassen und wiinschenswerth machen. Endlich kénnte
noch die Wohlthat aus einer solchen Kunstuniversitat erwach-
sen, dass sie die Missgriffe der jungen Talente in Bezug auf

ihren eignen Beruf zu berichtigen verméchte.
(Fortsetzung folgt.)
	Pariser Kunstausstellung von 1850 —51.
	(Forlsetzung.)
	Skulptur: J. Pradier. — A. L. Barye.

Hiermit ware denn unser nach bestem Wissen und Gewis-
sen abgefasster Bericht tiber die Werke der Malerei geschios-
sen, und wir wenden uns zu der Skulptur und ihren Erzeug-
	nissen, um in Kurze das Hauptsachlichste wenigstens anzudeuten,
denn der Raum gestattet keine ausfithrliche Besprechung mehr,
  nachdem wir schon so lange bei der -heiteren Kunst des Far-
  benspieles verweilt haben. Es ist eine bekannte Thatsache, die
sich an allen Orten wiederholt, dass diese letztere sich von
jeher der Gunst des Publikums in tiberwiegendem Maasse er-
freut hat, so wie es in den Grundbedingungen der Bildhauerei
liegt, dass das Versténdniss ihrer Schépfungen und eine leb-
hafte Sympathie fir dieselben vergleichungsweise nur Wenigen
angehoren kann, wodurch sich denn das angedeutete Missver-
haltniss zur Genige erklart, da in Bezug auf den Umfang
seiner Mittheilungen der Berichterstatter sich in unbedingter
Abhangigkeit von der Theilnahme der Leser befindet. Doch
sind wir um so weniger gesonnen, die Werke der Plastik ganz
zu tbergehen, als sich dieses Jahr auf dem Gebiete der stren-
gen Kunst eine ungewoéhnliche Thatigkeit kundgegeben hat,
und es auch keineswegs an bedeutenden und erfreulichen Er-
scheinungen fehlt.

Ein blosser Blick auf das Verzeichniss der ausgestellten
Werke zeigt ein, das hergebrachte Verhdliniss zwischen den
beiden Kiinsten weit iibersteigendes, Uebermaass von plasti-
schen Gegenstinden, da sich deren Zahl, an sich betrachtet,
mit einemmale fast verdoppelt hat. Wahrend namlich im Jahre
1849 die Zahl der Bildwerke nur 265 betrug, so fihrt der Ca-
talog dieses Jahr 466 Nummern, von 203 Kinstlern auf, und
doch fehlen die bedeutendsten Namen unter den Bildhauern fast
simmtlich; so: David von Angers, Duret, de Triqueti, Rude,
Vechte, Vilain, Klagmann, Simart u. A. Es ist dies plétzliche
Ueberhandnehmen der plastischen Kunstwerke eine tiberra-
schende und auffaliende Erscheinung, und dass dieselbe kei-
nenfalls der Gunst ‘und Nachsicht der Jury allein zuzuschreiben
sei, beweist der Salon von 1848, wo Alles Hingesandte ohne
Beschrinkung aufgenommen wurde, wo die Malerei 4600 Num-
mern, die Bildhauerei aber immer nur 336 zahlte. Auf die Zeit
der Monarchie zuriickgehend, finden wir in den Jahren 1842—47
zwischen 116 und 168 Nummern, im Jahre 1841 und 40 gar
nur 89 und 85 Nummern; weiter hinaufgehend aber, im Jahre
1833, der Bildwerke 214. Wollten wir uns beeilen, aus die-
sem Umstande einen Schluss zu zichen, so wiirde die Folge-
rung so lauten: In den Jahren des tiefsten Friedens ruhen dic
Arbeiten des Meissels; dagegen sind die Jahre, die auf gewalt-
samen Umsturz und Regierungswechsel folgen, der Kunst der
harten Stoffe besonders ginstig. Offenbar aber hiesse dies
zufalligen oder doch schwankenden Erscheinungen Zu viel Ge-
wicht beilegen, und diese Erklarung ware jedenfalls eine sehr
ungeniigende; wie denn auch, wenn wir auf die behandelten
Gegenstande sehen, in der Bildnerei wie in der Malerei, das

Verhaltniss der auf die politischen Ereignisse beziiglichen Vor-
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