einfacher Horizontalsims angeordnet, der zugleich den Fuss~
punkt fiir die figirlichen Darstellungen bildet. Was namlich
unterhalb des Simses fallt, hat gleich den tibrigen Theilen der
Kirche nur architektonische Ornamentbemalung, tiber die spater.
Hatte man auch diese untere Partie des Chores mit bedeutsa-
meren Bildern schmticken wollen, so wiirde der Altar den wich-
tigsten Theil derselben verdeckt haben. Man begniigte sich also
mit den oberen Flachen, die wir uns nun genau zu vergegen~
wartigen haben. Es sind die oberen zwei Drittheile der drei
Chorwande, jede durch einen spitzbogigen Stirnbogen nach oben
geschlossen und in der Mitte durch ein ziemlich langes Rund-
bogenfenster durchbrochen; sodann die vier Gewélbkappen. Die
untere Reihe der Darstellungen bilden die ungefahr lebensgrossen
Gestalten der Apostel, an jeder Wand vier, paarweise geordnet,
Ein grossartig idealer Typus in den Képfen, der jedoch die
Ausbildung des Individuellen nicht gehindert hat. So ist na-
mentlich ein Kopf der Ostwand (der am meisten siidliche), viel-
leicht der Apostel Paulus oder Andreas, mit besondrer Kraft
ausgepragt: etwas zur Seite gewandt, bietet er dem Beschauer
nur drei Viertel des Gesichts, der lange Bart wallt zuriick, wie
bei heftiger Bewegung. Lange Gewander von edlem, einfachem
Faltenwurf, meistentheils rothe oder blaue, — doch auch ein
schénes Griin und andre Farben kommen vor — umgeben die
	Gestallten, die auf blau und gelbem Grunde in gemalte Nischen
geordnet sind. Die Nischen werden durch gemalte Saulchen
eingefasst, die im Kleeblattbogen unter einander verbunden sind;
zwischen jeden zwei Nischen findet sich, auf dem Kapital der
Saule ruhend, eine mit Thiirmen und Kuppeln gezierte Kirchen-
anlage dargestellt. ) Die Bilder, welche den oberen schmaleren
Theil der Chorwande schmiicken, habe ich noch nicht ganz
entrathseln kénnen, da zwei der hier angeordneten Figuren zum
Theil zerschlagen und mit Mauerbewurf ausgefillt sind. (Wahr-
scheinlich ist dies bei der ersten Ueberweissung geschehen, da
ein Theil des urspriinglichen Bewurfs lose gewesen sein mag.)
Jede Wand enthalt in dieser Abtheilung zwei Gestalten: die
dstliche zeigt die Verkiindigung Maria: an der einen Seite der
Engel, der die Botschaft bringt, an der andern Maria selbst,
in prachtvoll rothem goldbesternten Gewande, demiithig nieder-
blickend, die Hande halb staunend halb abwehrend elwas er-
hoben. Die vier weiblichen Gestalten der Seitenwande mogen
vielleicht andre Momente aus dem Leben der heiligen Christus-
mutter darstellen.

Die éstliche der Gewélbkappen, also gerade die der ver-
sammelten Gemeinde zugekehrie, zeigt in mehr als Lebensgrésse
in der Mitte Christus, von reichem Nimbus das Haupt umgeben,
in einem grossen von zwei schwebenden Engeln gehaltenen Me-
daillon.?) Wir begegnen hier wieder dem althergebrachten
feierlich strengen Typus: langes Oval des Antlitzes, gespaltener
Bart, lang herabwallendes, in der Mitte gescheiteltes Haar. Die
Rechte ist erhoben. Auch hier ist der Grund blau und gelb,
nur mit einer grossen Anzahl vergoldeter Sterne durchzogen.
Auf den beiden seitlichen Kappen stehen vier gewaltige Ge-
stalten mit Spruchbandern; es sind die vier Evangelisten, die
Zeugniss ablegen von ihrem Herrn und Meister. Unter ihnen
leuchtet zur Rechten (Siidseite) Johannes hervor; ihn zu er-
kennen bediirfen wir nicht der in vorwiegend gothischer Ma-
juskel ihm beigegebenen Worte ,,Jn principio erat verbum ete.*:
die wahrhaft apokalyptische Tiefe und Schénheit des Gesichtes,
	1) Dieselbe Anordnung kennen wir an Skulpturen yomanischer Zeit; ich
erinnre an die Statuen der Chorbalustrade von S. Michaelis in Hildes-
	heim.
2) Christus in einem von Engeln gehaltenen Medaillon ist mehrfach in

sinniger Weise als Motiv fir die Ornamentirung von Kapitélen benutzt worden;
so in der Kirche zu Hamersleben und im S. Michaelis in Hildesheim.
	den Bau des menschlichen sowohl, als des Thierkérpers kommt
die ganzliche Beherrschung der Darstellungsmittel und die Ver-
trautheit mit den Stylgesetzen der plastischen Kunst gleich.
Man glaubt, den Abguss einer Bronzegruppe aus Herkulanum
vor sich zu sehen. — Ausserdem hat Barye nur noch eine an-
	dere Gypsgruppe, einen ,Jaguar mil cinem Hasen‘“, ausgesteilt.
(Schluss folgt.)
	Wandmalereien des 13. Jabrh. in der Kirche za Methler.
	In der selbst nahern Kreisen vollig unbekannten Kirche zu
Methler bei Dortmund, unfern der KélIn-Mindener Eisen-
bahn, war mir ’s vor einigen Tagen vergonnt, eine Reihenfolge
sehr bedeutsamer Wandmalereien unter der Tiinche hervorzu-
ziehen, auf deren hohen Kunstwerth ich vorliufig durch diese
flichtigen Reisezeilen aufmerksam machen miéchte, indem ich
mir genauere, auf sorgfallige Durchzeichnungen gestiitzte Mit-
theilungen fir gelegnere Zeit vorbehalte. Zuvor einige Worte
tiber die Kirche selbst.

Von geringen, aber schénen Verhaltnissen bietet dieselbe
eins der reichsten und grazidésesten Beispiele des Uebergangs-
styles. Drei Schiffe, jedes durch zwei Gewdlbe tberdeckt,
die Seitenschiffe fast von gleicher Héhe mit dem Mittelschiff und
etwa zwei Drittel der Breite desselben — also ist die romani-
sche Anordnung bereits aufgegeben. Fir jedes Seitenschiff ist
eine kleine polygone Apsis angeordnet, das Chor ohne Apsis
rechtwinklig geschlossen. Sdammtliche Pfeiler, sowohl die selbst-
stindigen, die Schiffe trennenden, als die Eckpfeiler, bestehen
aus jener reichen Gliederung rechtwinkliger und runder Theile
(Ecksaulchen als Trager der Kreuzrippen, Halbsdulen fir die
Quergurten), wie sie gegen das Ende der romanischen Periode
sich ausbildel. Die Verbindungsbégen sind simmilich bereits
spitzbogig, wahrend die Gewdlbe noch halbkreisférmige Kreuz-
gewolbe mit ansteigendem Scheitel darstellen. Die rundstabigen
Kreuzrippen sind indess nicht construktiv, bloss ornamental.
Die Scheidbégen so wie die Quergurten sind durchweg breite
Gurten, jedoch mit Vorlage eines Halbrundstabes (wie er den
Stiitzen entspricht) und mit Hinzufiigung noch eines kleinen
Rundstabchens fiir die Scheidung des Chores vom Schiff, so
wie fir die dstliche Chorwand. Dieser reiche Wechsel von
Gliederungen erhalt seine Bekrénung durch die Kampfergesimse
und Kapitile, die simmtlich mit den mannichfaltigsten Thier-
und Pflanzenornamenten bedeckt sind, an denen die Beweglich-
keit und Fruchtbarkeit der Fantasie mit der Sicherheit und Ele-
ganz der Ausfihrung gleichen Schritt halt. Die Fenster, an der
Nordseite je zwei, an der Stidseile je 3 gekoppelt, das mittlere
dann langer, sind mit Saulchen und Rundstabchen eingefasst,
die Chorwande durch Wandarkaden gegliedert. Die ganze Ar-
beit athmet die Jugendfrische und Begeisterung jener schdpfungs-
durstigen Uebergangsepoche.

Die Technik ist eine dusserst solide, das Material ein wei-
cher grinlicher Mergelsandstein, der in regelmassige, kleine,
5—6 Zoll hohe Werkstiicke zersigt ist. Von Strebepfeilern
noch keine Spur, statt deren die romanischen Lisenen; die
Siidseite reicher ausgebildet als die ziemlich nackt gehaltene
nordliche.

Den prachtvollsten Schmuck aber hat die Kirche echemals
in einer Wandbemalung besessen, die alle Theile des Innern
bedeckte, ihre héchste Blithe im Chor entfaltend. Ich habe bis
jetzt schon génug losgedeckt, um tiber die Idee und den Styl
der Darstellungen mir ein Urtheil erlauben zu diirfen.

Der Wandarkaden, welche den untern Theil der Chorwande
beleben, erwihnte ich bereits. Dicht tber denselben ist ein