an Grossthaten und grossen Mannern reiche Geschichte zu be-
silzen* — sagen die Architekten der Berliner Kunst- Akademie
— ,miisse auch in kinstlerischer Beziehung von der Staats-
regierung zum Heile der Nation benutzt werden“. Es soll also
das Volk seine Geschichte von den ehernen und marmornen
Denksiulen auf den Markten lesen kénnen; es ist allerdings
eines wackeren Volkes wirdig, sich mit den Bildern seiner
hervorragenden Geister zu umgeben und stets wird ein gelun-
genes Denkmal der Art Gelegenheit haben, scine stille Gewalt
auf die Gemither der Beschauer auszuiiben. , Ohne Gffentliche
Kunstthatigkeit*, sagt die Akademie selbst in ihrem ersten
Gutachten, ,,ist kein Heil fiir die Kunst, keines von derselben
zu erwarten“. — Im Uebrigen sind keine beslimmteren Vor-
schlige von dieser Kérperschaft in Betreff der Kunstthitigkeit
fiir monumentale Zwecke eingegangen. Worauf von ihr haupt-
sichlich und mit besonderem Nachdruck gedrungon wird, sind
die materiellen Mittel. Die bisher immerhin bedeutende Summe
—. heisst es — welche zur Fortselzung der angefangenen Ar-
beiten nithig ist, geniige fir die vorhandenen kiinstlerischen
Zwecke nicht. Namentlich die Oelmalerei sei bei aller Aner-
kennung von dem, was dafir geschehen sei, noch nicht genug
beriicksichtigt. (Im Ganzen wird jahrlich ein Posten von 80,000
Thirn, allein fiir neue Werke der Skulptur und Malerei begehrt.)

Naher geht auf dic Vorschlage fir monumentale Kunstfor-
derung ein Mitglied der Akademie, Hr. Steinbrtick, ein,
welcher in einem Separatvotum sich fiir die Ausschmiickung
architektonischer Riume durch Wandmalereien und einzelne
grosse Oelgemalde erklart, die zu der Bestimmung des Ge-
baudes in Beziehung stehen. Ornamentistisch sell auch die
Skulptur hier hinzutreten, und ausserdem in der Ausfihrung
von Monumenten und sonstigen plastischen Kunstwerken fiir
iffentliche Platze ihre Anwendung finden.

Ferner empfehlen noch die Auschmickung von 6ffentlichen
Gebaiuden durch Fresken die Kiinstler von Kénigsberg.
	Was vorzugsweise gewtinscht zu werden scheint, ist die
Anlage von National-Museen. Die , Vereinigung bildender
Kiinstler* zu Berlin bezeichnet die Einrichtung solcher Anstalten
als einen Jangjihrigen Wunsch der Kiinstlerschaft. Im Einklange
mit ihrem Urtheil, dass fiir die Oelmalerei heutiges Tages nicht
genug geschehe, beantragt die Berliner Kunst- Akademie die
Griindung eines National~Museums in. patriotischem Sinn. Es
soll dieses Museum Momente der vaterlindischen Geschichte in
weiterm und engern Sinne, Sitten und Gebraéuche der Vor- und
Mitwelt, die schénsten Gegenden und Architekturen unseres
Vaterlandes dem Volke zur Anschaaung bringen, seine Liebe
zur Heimath wecken; erhéhen und festigen.

Das ware also ein politisch- und cultur-historisches
Museum zusammen, anders allerdings in seiner Auffassung,
als die bis jetzt merkwiirdigste Anstalt dieser Art, das histo-
rische Museum zu Versailles in der Schilderung des Hrn. Kug-
ler (in seiner Vorlesung im wissenschafil. Verein am 7. Mai 1846)
erscheint. Wir fiihren dies an, theils um auf Derartiges, schon
Bestehendes hinzuweisen, theils um die hier vorgetragene Auf-
fassung von einer solchen Einrichtung bei uns klarer hervor-
treten zu sehen. ,Eine kiinstlerisehe Belebung und Vergegenwar-
tigung der Geschichte Frankreichs * — sagt Hr. K. — ,wie man
nach der ganzen Anlage des Museums schliessen méchte, isl in
diesen Darstellungen aber nicht gegeben, — es sind nur Bruch-
stiicke einer solchen, nicht der etwa zufalligen Unvollstindig-
keit halber, sondern dem Prinzip nach. Die Inschrift am Ein-
gange des Schlosses ,,@ toutes les gloires de la France“ —
spricht dies Prinzip unumwunden aus*. — ,Aber* — fahrt Hr. K.
fort — .,die Geschichte ist nicht allein gross in den Thaten des
	so viele Zweige der vaterlandischen Technik getibt habe. in
Erwigung dieser Verbindung der bildenden Kiinste mit der Bau-
kunst und diese Vermittelung steigern sich die pekuniaren Wun-
sche bis auf 48,000 —50,000 Thir. jahrlich fir Bauzwecke.

So viel iiber die Auffassung. Specielleres tiber die Aus-
fiibrung hat ein Mitglied der Kénigsberger Akademie, Hr. Gem-
mel, vorgelegt, dessen Aufmerksamkeit kein Gebiet der Kunst-
arten enigangen ist. Nach seinem Vorschlage wide bei einem
Bauwerke, das Jahriausende dauern soll, gewissermaassen das
ganze Volk mit ins Interesse, ja mit in die Bethatigung zu ziehen
sein, dadurch namlich, dass nicht Einem, sondern zunachst Dreien
der bedeutendsten Talente der Auftrag zu eiriem Entwurfe zu ge-
ben sei. Freiwillig dirften sich noch so Viele betheiligen, als da
wollen, es sollen sogar neben den Beauftragten noch drei beste
freiwillige Plane angemessen honorirt werden. Dann mige eine
Ausstellung des Eingelieferten erfolgen und das Publikum miisse
dariiber sprechen, schreiben und erwagen. Ein entscheidendes
Collegium soll dann nach Hrn. Gemmel’s Angabe seine Stimme
zuletzt mit Hinzuziehung des entstandenen kritischen Materials
ab-, und den erwahlten Entwurf dem Kistler zu nochmaliger
Durcharbeitung zuriickgeben. Ein zu edirendes Werk wiirde
schliesslich alle die Entwiirfe mit Texten der Verfasser, Recen-
sionen u. s. w. verdffentlichen. Nebenbei sei soleche Herausgabe
eine unvergleichliche Schule fiir jeden Architeklen und Liebhaber.

Es mége verstattet sein, hier aus dem schon friher er-
wahnten Reisebericht des Hrn. Kugler (Ueber die Anstalten
und Einrichtungen zur Férderung der bildenden Kiinste etc. in
Frankreich und Belgien. 1846) einige hierhergehérige Data tber
franzésische Verhiltniese anzufihren. ,,Die stadtischen Kom-
munen“, heisst es, ,und vor allen die Stadt Paris, streben
der Wirksamkeit der Staatsregierung eifrigst nach. Und awar
hat Paris ein Kunstbudget von jahrlich 60,000 Francs, welche
Summe jedoch in der Regel nur zur Ausfihrung von einzelnen
Gemalden, Staffelei- oder Wandbildern, die zur Ausstattung
von Kirchen und andern Offentlichen Gebiuden dienen, ver-
wandt wird. Fir alle eigentlich monumentalen Unternehmungen,
fir kiinstlerisch prachtvolle Bauten, plastische Monumente oder
ornamentistische Ausstattung der Bauwerke werden stets beson-
dere Fonds bewilligt, Die glanzenden Bauten, welche die Stadt
aus ihren Fonds hat auffiihren lassen, sind bekannt®.
	?. Gartenkunst.
	_ Ueber die erforderliche Pflege dieser Kunst, als einer
werkthatigen, liegen mehrfache Andeutungen vor. Die Sorge
fir allgemeine Landesverschénerung, fiir die Einrichtung von
Volksgarten, Anlage um grosse Stadte, Aufschmtickung 6ffent-
licher Platze, angemessene Einrichtung und Bepflanzung der
Begrabnissplatze, die entsprechende Ausstattung sonstiger dazu
geeigneter Ausfiihrungen (Kunststrassen, Eisenbahnen, Schiff-
fahriskandle etc.) gehéren hierher. Als besonders wiinschens-
werth wird die Einrichtung von Mustergarten in solchen Ge-
genden, wo fiir die Gartenkunst noch wenig oder nichts ge-
schehen ist, — vor Allem aber die Anstellung eines gepriften
Gartenkiinstlers bei jeder Regierung bezeichnet.

Hr. Gemmel rath die Stiftung von Lokalverschénerungs-
Vereinen (dergleichen tibrigens schon an vielen Orten existi-
ren) an und wiinscht, dass ihnen in ihrer Gesammtheit ein vom
Staate besoldeter Direktor vorgeordnet werde.
	> Bildende Kinste.
	Hier giebt es mannigfache Gelegenheit, die Schauplatze
des Offentlichen Lebens auszuschmiicken mit wiirdigen Denk-
malern der Kunst, wozu nationale Interessen und _historische
Ereignisse den reichen Stoff geben. ,Das késtliche Gut, eine