Nicht aus Naxos
	`]ег Воисваг4оп’$ чипа С!ааюп’$ ausgewiesen.
	kommt diese Bacchantin, nicht aus dem Gefolge des thyrsus-
schwingenden Gottes, sondern geraden Weges aus dem Bou-
doir einer Pompadour oder Dubarry. Es lasst sich kein 20[-
chen denken mit schalkhafteren Augen, herzigerem Munde und
reizenderem Stumpfnischen. Die zierliche Wendung des Hal-
ses vollendet das Ganze, und es fehlt diesem Bilde zarter Sinn-
lichkeit nicht einmal der Zauber des Natiirlichen und Unbe-
wussten. Ausser diesen Eigenschaften, die ihn tiber Clesinger
erheben, hat P. vor ihm auch noch die Schirfe in Bezeichnung
der Formen voraus, und kaum giebt er ihm naeh in der rei-
chen und Iebensvollen Behandlung des Stoffes.

Seit 1843 in Paris, zumeist mit Portraitbiisten beschaltigt,
(гар А. 3. Clesinger, aus Besangon, durch seine , von einer
Schlange gestochenen Frau“ auf dem Salon von 1847, und durch
die ,,Bacchantin® 1848, mit Einemmale in die Reihe der all-
gemein genannten und berithmten Kiinstler ein. Freilich hatte
an dem Aufsehen, das diese beiden Werke machten, die Kunst
nur die geringere Halfte des Antheils; und der Moralist wic
der besonnene Kritiker sahen mit Bedauern in diesen, im bac-
chantischen Taumel der Lust sich walzenden Fleischmassen,
die Herabwiirdigung der Himmelsgabe Kunst, und die absolute
Entitbronung des Geistes. In der That war die freche Liistern-
heit der Zeit des Regenten und Ludwig XV. nicht weiter ge-
gangen; so wie zu keiner Zeit die Gewandtheit in der Behand-
lung des Marmors, der wie eine weiche Masse dem leisesten
Druck des Fingers nachzugeben schien, der Zurschaustellung
des wppig schwellenden Fleisches mehr verfiihrerischen Reiz
gelichen hatle. Es ist demnach schwer zu begreifen, was
die Verwaltung der schénen Kinste zu der Bestellung bewogen
haben mag, welcher wir eine grosse Gruppe aus Sandstein,
eine ,Pieta* vorstellend, von Cl. verdanken, die auf dem dies-
jahrigen Salon erschiencn. Es ware unnitz, bei diesem, wie
zu erwarten stand, im Wesentlichen ganz verfehlten Werk,
welches der Kiinstler seiner Schwiegermutter, M™° George Sand,
gewidmet hat, langer zu verweilen, — Der Natur seinés Talentes
weit angemessener und durch die weiche und kokette Behand-
lung des schénen Marmors besonders anzichend sind, unter an-
dern, zwei Biisten der M ° Rachel, die eine in der tragischen
Rolle der Phaedra, die andere, wie die Kimstlerin im , lesbi-
schen Sperling ® auftritt.

Fr. Jouffroy, dessen berithmtestes Werk ,das junge
Madchen, einer Statue der Venus ihr erstes Geheimniss anver-
trauend“, von 1839, sich im Museum des Luxembourg befin-
det, hat dies Jahr, ausser drei Biisten, eine Marmorfigur, , Eri-
gone“, eingesandt, die sich, in halb liegender Stellung, an einen
Weinstock anlehnt und verlangensvoll die Hande nach den Trau-
ben ausstreckt, deren Gestalt der Gott des Weines selber an-
genommen, um sich ihr zu nahen. Die Umrisse sind von wei-
cher Rundung, die Stellung ist glicklich und die Bewegung
voll Anmuth.

Von grosser Zartheit in der Auffassung ist J. Jaley’s
,junges Madchen“. Das schwermiithig Sinnende ist in den
Ziigen des schénen Anilitzes und in der Bewegung der rechten
Hand, auf die das Kinn gestiitzt ist, glicklich ausgedriickt. Die
Behandlung aber, besonders der Haare, ist skizzenhaft.

E. L. Lequesne hat ein tiberlebensgrosses Gypsmodell
eines ,tanzenden Faunes* ausgestellt, bestimmt in Bronze ge-
gossen zu werden, und hat damit den lebhaftesten Beifall ge-
erntet. Mit dem Ausdruck der ausgelassensten Lusligkeit, das
rechte Bein ausgestreckt, steht er mit dem linken Fuss auf
einem gefillten Weinschlauch, neben dem Trauben, Tamburin
	und Thyrsus liegen. Der Kunstler hat seinem Faun unbedenk-
lich die derben Formen des barberinischen und auch sei-
	Vereinigung bildender Kiinstler in Berlin, um dadurch,
fiir Museen, die Vollstandigkeit der Sammlungen herbeizufiihren
und die Sorge fir mittelmissige Originale tiberfliissig zu ma-
chen; und von Hrn. Lilienfeld in Magdeburg, um damil die
Anlage von Provinzial-Museen zu erleichtern.

Zur Pflege des Kupferstiches empfiehlt die Berliner
Kunst-Akademie die Herausgabe von National -Prachtwer-
ken und die Unterstitzung vorztiglicher Meister des Faches bei
selbstandigen, grésseren Unternehmungen.

Von Seiten der geographischen Kupferstecher Ber-
lins (deren Thatigkeit durch Emporkommen des geographischen
Steinsliches einen, wenigstens fiir alle gewdéhnlichen Zwecke
des Faches sehr gefahrlichen Rival erhalten hat) liegen zahl-
reiche Antrage zur Uebergabe von Beschiftigung vor. Na-
mentlich ist von ihnen die Griindung eines topographischen Bi-
reaus mit festangeslellten Kupferstechern und mit der Veran-
lassung zu umfassenden Arbeiten als wiinschenswerth bezeich—
net. Es ist hierbei aber bemerkt worden, dass die Sorge fir
dies Fach, welches mit den Miltteln eines Kunsthandwerkes nur
fir wissenschaftliche oder Ausserlich praklische Zwecke аг-
	beitet, iberhaupt von den eigentlichen K unst~ Angelegenheiten
	auszuschelden sein mochte. (Fortsetzung folgt.)
	Pariser Kunstausstellung von 1850 —51.
(Schluss.)
	Skulptur: J. M. Pollet. — Olesinger. — Fr. Joufiroy. — J. Jatey. — E. L.
Lequesne. — A. Renoir. — A. Toussaint — E. Fremiet. — 0. Fratin. —
Р. J. Méne, — Aug, Cain. — A. Ottin. — Lefuel. — Feuchére u. A.
	АШ ает Ба[оп уоп 1848 егзсШеп von einem noch wenig
bekannten Kiinstler, J. M. Pollet (eigentlich Polletti, einem
Italiener), das Gypsmodell einer schwebenden Gestalt, die er
„еше Stunde der Nacht* benannte. Den Kérper vorwarts ge-
wandt, das rechte Bein iiber das linke geschlagen, ein langes
Gewand von der rechten Hiifte zuriickgehalten und bis nach
unten wallend, die Augen vom Schlummer geschlossen, und
liber den rickwarts gelehnten Kopf die Hande zusammengelegt,
denen Mohn und Rosen entfallen: so schien die jugendliche Ge-
stalt sanft durch die Liifte zu schweben, wie der Abendstern,
der uber ihrem Scheitel erglinzte. Man bewunderte an diesem
Modell besonders das Jungfrauliche der noch nicht zur vollen
Reife gediehenen Form, die vortreffliche Modellirung des schlan-
ken Kérpers und die glickliche Bewegung der atherischen Ge-
stalt. Vor allem aber gewannen das Poelische des Gedankens
und das zart Elegische der Auffassung dem jungen Kiinstler
Freunde, und der Name Pollet war bald in Aller Mund. Es
war, mit einem Worte, ein glicklicher Wurf. Der Minister des
Innern beauftragte den Kiinstler, das Modell auszufihren und
diese Ausfiihrung ist denn auch im Aecusserlichen vortrefflich
gelungen. Nur hat P., in dem Marmorbild, wie es auf dem Salon
von 1850-—51 erschien, fiir gut befunden, den Formen ctwas
mehr Fille zu geben. Ausserdem aber hat er sich durch die
materiellen Bedingungen der Ausfiihrung gendthigt gesehen,
nicht nur die Neigung nach vorn etwas zu miassigen — was, in
Verbindung mit den volleren Formen, das Leiehtschwebcnde
	der Gestalt vermindert — sondern auch, was am meisten zu
	bedaauern ist, eine Gruppe von zwei spielenden Genien an der
Basis anzubringen. wodurch der Eindruck des Einsamen, des
Abgeschiedenen und Lautlosen, der zur Wirkung des Ganzen
nicht wenig beitrug, wesentlich beeintrachligt wird. — Pollet
hat ausserdem noch ein Portrait und die , Baste einer Bacchan-
tin* ausgestellt. In diesem letzteren Werke, das von der Be-
weglichkeit seines Talentes zeugt, hat sich P. als achter Schii-