Manches der Erwahnung Werthe, manches ganz oder zum
Theil Gelungene haben wir in dieser fliichtigen Rundschau tber-
gehen miissen, wie nicht anders zu erwarten. Die Aufzihlung
noch einiger Namen, mit Andeutung ihrer Leistungen mag da-
fir entschadigen: Feuchére, ein Kiinstler des ersten Ranges,
(,,die Erde yon den Titanen getragen“, getriebene Arbeit); A.
Préault (bronzenes Crucifix von grossem Charakter); Bosio,
Soitoux und Roguet (drei verschiedene Standbilder der Re-
publik); T. A. Etex (Nyzzia); Millet (Narcissus); Loison
(Hero); Marcellin (Cyparisons); Graf A. d’Orsey, der be-
riihmte Gesetzgeber der fashionablen Welt, (Portraitbiisten des
Prasidenten Louis Napoléon, der Lady Blessington und Lamar-
tine’s); endlich Qudiné und Borrel als Medaillen- und Stem-
pelschneider.

Nach dieser Uebersicht der Leistungen auf dem Gebiete der
beiden Schwesterktinste, blieben zur Besprechung noch: Bau-
	  kunst, Kupferstecherei und Steindruck Бо. Da wir aber be-
  fiirchten missen, den uns angewiesenen Raum schon langst
	iiberschritten und Geduld und Aufmerksamkeil der Leser ег-
schopft zu haben; eine Anhdufung von Namen aber unserer
	Absicht sehr unvollkommen entsprechen wiirde, so ziehen wit
es vor, diesen Bericht tiber die neueste Pariser Kunstausstel-
	lung far unvollstindig zu erkléren, und schliessen mit dem
Wunsche, es mége dieses der gegriindetste und schwerste Vor-
wurf sein, den die geneigten Leser unserer Arbeit zu machen
haben. OW.
	Hiunstliteratur.
Handbuch der Griechischen Numismatik. Unter Zugrunde-
	legung von Akerman’s Manual bearbeitet von A, C. &.
v. Werlhof, Kénigl. Hanniverschem Justixrathe. Nebst
5 lithogr. Tafeln mit Miinztypen und Alphabeten, und
22 in den Text eingedruckten Miinzabbildungen in
Holzschnitt. Hannover, Hahnsche Hofbuchhandlung.

1850. 8° 280 5,
	Es kann befremdend erscheinen, dass bisher von den vielen
Forschern auf dem Felde der antiken und besonders der Grie-
chischen Miinzkunde, welche doch von hoher Wichtigkeit fir die
Kunstgeschichte ist, noch keiner es versucht hat, den allerdings
zu grossem Umfange angewachsenen Stoff einer ausgedehnteren
Theilnahme in weiteren, ‘nicht streng numismalischen Kreisen von
Kunst und Alterthumsfreunden zuganglich zu machen. Dieser
Aufgabe hat sich der als eifriger Minzliebhaber riihmlichst be-
kannte Herr Verfasser des oben bezeichneten Werkes, unter
Benutzung und wie er selbst es ausspricht, theilweiser Ueber-
setzung des numismatic manual von J. Y. Akerman mit aner-
kennenswerthem Erfolge unterzogen.

Ihrem Zwecke, den uoch Unkundigen in die antike Numis-
malik cinzufithren entsprechend, beginnt die bezcichnete Schrift,
ehe sie sich zu dem besonderen, von den Griechischen Miinzen
allein handelnden Theile wendet, in dem ersten allgemeinen
Theile mit ciner Uebersicht dessen, was fir die gesammle alte
Minzkunde zu wissen néthig ist, handelt hier in der Kiraze von
der Wichtigkeit dieser Wissenschaft, von den Miinzsammlungen,
welche den Stoff fir dieselbe liefern, von der Literatur, dem
Alter der Minzen, den Grenzen, welche der alten Numismatik
in ortlicher Beziehung gesteckt sind, von dem Minzrecht, und
endlich von dem Metall und der Form der Minzen, kurz also
von etwa denselben Gegenstanden, welche auch Eckhel in den
prolegomenis zu seiner doctr. numor. velt. bespricht. — Der
zweite oder besondere Theil, welcher sich lediglich mit den
	nen Kopf gegeben, und hat nicht mit Unrecht fiir eine der
Kunst wirdige Aufgabe erachtet, den trunkenen Schlafer zu
wecken, oder vielmehr ihn in dem Augenblicke darzustellen,
ehe das Uebermaass des genossenen Mostes ihm die Besinnung
geraubt. Man versichert, dass in der Sitzung der Schiedsrichter
fiir die zu ertheilenden Belohnungen sehr ernstlich die Rede
davon gewesen, diesem Werke die Ehrenmedaille von 4000 Fr.
Werth zuzuerkennen, welche ein Anrecht giebt auf die all-
jahrliche Ausbezahlung dieser Summe, so lange nicht ein an-
derer Kiinstler dicselbe Auszeichnung verdient hat. Noch he-
findet sich aber J, Cavelier fiir die im Jahre 1849 ausge-
stellte Marmorstatue einer , Penelope* im Besitz dieser Ehren-
medaille.

Alex. Renoir hat, nach einem 1848 ausgestellten бурз-
modell, einen ,Horaz, als Kind“ in Marmor ausgefihrt. Die
Worte des Dichters, in der 4. Ode des Ill. Buches:
	Me fabulosae, Vulture in Appulo,
Altricis extra limen Apuliae,
Ludo fatigatumque somno
Fronde nova puerum palumbes

Техеге; — —!)
sind diesem Werke zu Grunde gelegt. Der in anmuthiger Stel-
lung schlummernde Knabe, dessen schlanke Formen von unta-
delhafter Zeichnung an die reizende Bildung des Apollino er-
innern, mit den Tauben, die ihm Lorbeerzweige zutragen, ist
vin poetisches Gebilde, dariiber ein Hauch der heitern antiken
Wellanschauung ausgegossen.

Noch bemerkte man zwei Bronzestaluen eines ,,Indianers*
und einer ,Indianerin*, zu Fackeltragern bestimmt, von A.
Toussaint. Besonders der minnliche Kérper zeichnete sich
durch treffliche Modellirung aus.

Einer grossen Popularital erfreute sich die kolossale Gyps-
gruppe eines ,verwundeten Biren“, der, seine letzte Kraft zu-
sammenraffend, sich aufrichtet und seinen Verfolger umklam~
mernd, ihm den Ricken jammerlich zerfleischt. Von demselben
Kinsler, E. Fremiet, waren noch mehrere ausgezeichnete
Thierstudien, besonders Hunde und Katzen, in Bronze und Gyps,
zu sehen.

Auch ein bronzenes ,, Vollbluipferd“ von C. Fratin miis-
sen wir erwdhnen; so wie die Jagdgruppen aus Bronze und
aus Wachs von P. J. Méne, und endlich die eigenthimlichen,
zarten Bronzegisse (unter Glas und Rahmen ausgestellt) von
Aug. Cain. Eine ,,Liebesscene“ fallt unter zwei Sperlingen
yor, die sich die Augen auskratzen. Sehr zierlich sind auch
die Schwalben, von Epheulaub umgeben,  mit Schnecken und
Eidechsen.

Einen passenden Uebergang zur Architektur — wenn wir
die Absicht hatten, der Erzeugnisse dieser Kunst auch nur mit
cinem Worte Erwahnung zu thun — wiirde der von A. Ottin
und Lefuel ausgefihrte Prachtkamin aus weissem Marmor bil-
den, welcher durch glickliche Verhaltnisse und durch reichen
bildnerischen Schmuck sich auszeichnet, ausserdem aber merk-
wirdig ist als die erste kiinsllerische Verkérperung der pha-
ansterischen Lehre. Die Biste des Griinders dieser reli-
gids ~socialistischen Sekte, Charles Fourier, krént das Ganze,
und Basreliefs, die auf Kindererzichung, Arbeit, ,,Ruho in der
Arbeil** u. s.w. Bezug haben, sind an der Attika und an andern
Theilen des Kamins angebracht. Dieses Monument ist von einem
begiiterten Anhinger der neuen Lehre bestellt worden und zur
Ausschmiickung eines Palastes in Florenz bestimmt.
	1)

Als ich der Heimath fern, der Apulischen,
Auf Vulturs Héhen, miide yom Knabenspiel,
Entschlummert, deckten Wunder- Tauben
Ueber den Schlafer des Frihlings Blithen.