ВИ
	Organ
der deutSchen Kunstvereine.
	4eitung
fiir bildende Kunst und Baukunst.
	Unter Mitwirkung von
	Kugler in Berlin — Passavant in Frankfur’ — Waagen in Berlin — Wiegmann in Disseldori — Schnaase
in Berlin — Schulz in Dresden — FGrster in Minchen — Eitelberger v. Edelberg in Wien
		ге1о1тр уоп Ог. Е. Всжегз шт Berlin.
	Sonnabend, den ii. October.
	Denkschrift tiber eine Gesammt-Organisation der Kunst-
Angelegenheiten.
Im Auftrage des Preuss. Kultusministeriums zusammengestellt
yon Fr. Eggers.
(Fortsetzung.)
	VI.
Die werkthitige Kunst.
A. Musik.
	Aufgaben zur musikalischen Сотроз Шоп werden im All-
	gemeinen nicht in der direkten Weise stattlinden konnen, wie
elwa zur Ansfihrung von Werken bildender Kunst. Die Ein-
richtung von Preisbewerbungen oder die Aussetzung von Pra-
mien fiir vorztiglichst gediegene Arbeilen, welche ohne be-
slimmte Concurrenz innerhalb gewisser Zeilraume entstanden
sind (wie Solches die Schrift: ,,die Kunst als Gegenstand der
Staatsverwallung“ fiir Musik und Poesie in Vorschlag bringt)
dirfte hier etwa als Aequivalent zu bezeichnen sein. 50 ет-
pfiehlt auch die Berliner Akademie, nachst Auftragen fir
den allerdings wohl vorkommenden einzelnen Fall, die auf-
merksame Beachlung dessen, was aus eigner Regung in der
Composition geleistet, und die Anerkennung des Gediegenen
durch Honorirung, durch Veranlassung zur Auffihrung und zur
Herausgabe. Namentlich solle dies die Pflicht der in Aussicht
genommenen Hochschule der Musik sein. —— Auch die Leip~
ziger Commission winscht Belohnung ausgezeichneter Com-
ponisten, nach dem Gulachten ciner hierzu besonders zu er-
nennenden Commission. Eingesandte Kirchen-Compositionen,
die zur wiederhollen Auffihrung gelangen, wiinscht sie von
Seiten der Kirche honorirt zu sehen.

“ur Férderung junger Componisten werden insbesondere
Einrichungen, dic die Auffiihrung und Herausgabe ihrer Ar-
beiten erleichtern, erwiinschl.

Umlassenderes ist in Betreff der Vorfithrung vorhandener mu-
sikalischer Werke, also zur Pflege der execulirenden Musik,
beigebracht. Namentlich konnte es nicht fehlen, dass bei dem
zur Zeit noch ungeordneten Verhalinisse des Staales zur Kirche
sich die Vorschlage der Musikkundigen vielfach tber die Kir-
chenmusik verbreilen mussten, deren Verfall ein Gegenstand
	allgemeiner Klage ist. Ohne das angedeutete Verhaltniss daher
I] Jahrganeg. ra
	niher zu berihren, ohne naher darauf einzugehen, ob und wie
Slaat, Geistlichkeil oder Gemeinde hier mitbestimmendes oder
milwirkendes Princip zu werden die Aufgabe haben, will Hr.
Marx in seiner Denkschrift: ,,Ueber die Organisation des Mu-
sikwesens“ sein Votum nur als Musiker abgeben, der den Ge-
meinden zu sagen vermag, was ihnen die Tonkunst fiir den
Zweck des Gottesdienstes gewihren kann. Sein Vorschlag, den
er einstweilen den Traum eines Musikers nennen will, geht
darauf aus: Der Gemeinde das Organ zu schaffen, das den tie-
fen, evangelischen Gedanken: ,,Ihr sollt ein priesterlich Volk
sein“ in der Gesammtheit der jeizigen Liturgie zur Erschei-
nung zu bringen. Und dies zwar in:

Der Aufstellung eines Chors aus dem Mittel der Ge-
meinde zu wesentlicher, liturgisch bedingter und geordneter
Einflechtung in den Gottesdienst. Nachweis und Milttel fiir das
néthige Erforderliche dazu darbieten zu wollen, dafir steht Hr. M.
nicht an, sein bisheriges Wirken einstweilen als Birgschaft
anzubicten. — Die nahere Wirksamkeit dieses Chors, sein le-
bendiges Eingreifen in die gottesdienstlichen Handlungen, die
er verbindet, an den Fesltagen, dic er erhéht, wird von Hrn.
M. ausfiihrlicher angegeben. Er erscheint darin nicht blos als
dies bindende und belebende Element, sondern er vermag durch
dic ihm innewohnende Stimmung zur Andacht an sich ein we-
sentliches Mitlel der Erbauung und giinstigen Erhebung abzugeben.
— So erinnert auch Hr. Kriiger in seinen ,, Beitrégen fir Le-
ben und Wissenschaft der Tonkunst“ an den Ausspruch Klop-
stock’s, dass ihm Gesang und Orgel cin wesentlicherer Theil-
des Goltesdienstes scheine, als die Predigt, weil im Gesange
sich zu verklarter Einheit verbindet, was im Wort zu verstan-
diger Viclheit zerfallt. —

Aus den sehr schitzbaren Bemerkungen, die wir a. a. 0.
noch tiber dies Thema finden und die, als fiir den besonderen
Zweck: Reformschrift zu sein, nicht geschrieben, sich mehr
im Allgemeinen mit der Wirkung und der mdglichen Verbes-
serung des Orgelspiels und Kirchengesangs beschaftigt, heben
wir nur ein angefihrtes Beispiel hervor, dass némlich in Li-
beck in den Hauptkirchen 24 Knaben immerwahrend als Stiitze
des Chorals gehért werden und dass daher an der einleitenden,
so wie an der den Goltesdienst schliessenden Liturgie, Chor
und Gemeinde so wirksam Theil nehmen, dass selbst laue Kir-
chenginger dem zweistindigen Gottesdienste mit Theilnahme
	von Anfang zu Ende nachioigen. —
Nicht minder findet sich in der Denkschrift des Berliner
Al