пет. Organ der deutSchen Kunstvereine. 4eitung fiir bildende Kunst und Baukunst. Unter Mitwirkung von Kugler in Berlin — Passavant in Frankfurt — Waagen in Berlin — Wiegmann in Dusseldorf — Schnaase in Berlin — Schulz in Dresden — FGrster in Minchen — Bitelberger v. Edelberg in Wien Ne A2. redigirt von Dr. EF. Eggers in Bertin. Sonnabend, den 18. October. singer, dass er sich die schlecht ubersetzten, fremden Texle mihvoll umzuaindern und zurechtzulegen pflegt, damit es nur méglich wird, mehr als zwei Verse von den Sachen zu be- halten und damit noch Gelegenheit zur Entfaltung eines dra- matischen Spieles bleibe, welche bei einem schlechten Texte geradezu abgeschnitten ist. Es ist da gar kein bestimmter Brauch, wer die Texte eigentlich liefern soll. Man tberlasst -es gewohnlich dem Componisten, der, so gut und so wohlieil es gehen will, sich denselben irgend woher verschailt oder sich selber macht. Sehr interessante Data dariiber bringt Hr. Cor- net bei, der es unumwunden ausspricht, dass die Herren Au- ber, Halevy und Adam es wohl grossen Theils ihrem Scribe, St. Georg u. s. w. verdanken, dass sie noch so sehr in das deutsche Repertoir eingreifen. Von dem ersten erzahlt Hr. Cornet folgende Aeusserung: ,ich lese wohl zwanzig libretti, bevor ich mich zur Annahme entschliesse, denn alles Talent des Componisten wird an einem geistlosen Buche zu Grunde gehen*. Weber habe nach eignem Gestindniss oft die vor- eilige Wahl des Opernbuches der Euryanthe bereut. — „50 lange* — fahrt Hr. C. fort — ,sich deutsche Tonsetzer selbst um libretti kiimmern, sie selbst honoriren mtissen, und nicht die Theater- Administration solche von geschickten, bihnener- fahrenen, industridsen Dichtern, durch besondere Aneiferung und Belohnung heraus zu locken wissen, und den Componisten liefern, wird es auch so bleiben, wie es eben ist. Wiirde man ihnen ein Drittheil, den Tonsetzern zwei Dritttheile der Tan- tiéme von 10 pCt. jeder Brutto-Einnahme von den ersten 30 Opernvorstellungen an Theatern ersten Ranges zusprechen, ih- nen dann die 30 Vorstellungen zum halben Benefiz, oder noch besser 6 pCt. Tantiéme nach der 30slen Vorstellung ad dies vitae bewilligen, wiirden die Theater zweiten ип@ агИеп Вап- ges durchschnitllich ein Honorar von 25 bis JQ Frd’or bezahlen, so diirfte Deulschland eben so gute Opernbiicher haben, wie Frankreich. Wenn die Direktionen selbst praktische Opernbi- cher auf solchem Wege veranlasst haben, dann miissen sie auch die musikalischen Qualitaten des Componisten zu beurtheilen verstehen und sie vertheilen. So machten es die Direktoren der Academie royale und der Opera comique. Auch die Commission der Leipziger Tonkiinstler-~ Versammlung wiinscht, dass nicht blos der Componist, son- dern auch der Dichter einer Oper honorirt werde, und Herr Gutzkow halt dafiir, dass die Direktion selbst fir gute Opern- texte Sorge tragen miisse. ь Denkschrift Бег еше Gesammt-Organisation der Kunst- Angelegenheiten. im Auftrage des Preuss. Kultusministeriums zusammengestelt von Fr. Eggers. (Fortsetzung.) VI. Die werkthatige Kunst. 5 Dichtkunst. Ebenso, wie bei der Musik, wird auch bei der Dichtkunst die Aufgabe zum kiinstlerischen Schaffen nur selten am Orte sein und wird etwa nur Concurrenz oder Pramienausselzung im Allgemeinen (vergl. das im Anfang des vorigen Abschnittes Gesagte) ein Aequivalent bilden kénnen. Andererseits wird es hier noch mehr auf persénliche Férderung ankommen mussen, auf die denn auch von verschiedenen Seiten hingedeutet wird. Naheres in dieser Beziehung deutet Hr. Benedix an, indem er Unterstiitzung junger Dichter durch Reisestipendien und Un- ierstiitzung alterer, deren Produktionszeit hinter ihnen liegt, durch Pensionen fir erforderlich erachtet. Von wesentlichster Bedeutung, zumal in ihrer schlagenden Wirkung auf das Volk, erscheint die dramatische Poesie, und so dirfte hier jene Férderung vorzugsweise in Anwendung kommen missen. Hr. Devrient namentlich (in seiner Schrift @Ъег Reorganisation des Theaters) deutet auf die Nothwendig- кей hin, dass das , Nalionaltheater* sich cine Ermuthigung und Befeuerung der Autoren dringend angelegen sein lassen miisse. Als die nachsten Schrilte dazu erscheinen ihm eine angemes- sene Regulirung des Honorars und die Eréffnung einer ach- tungsvollen Stellung zur Bilhne. Dagegen will er aber auch eine strenge Auswahl unter den poelischen Tageserzeugnissen zur unerlasslichen Pflicht gemacht wissen. Die Muse aber ver- langt einmal, dass die Dichter Musse fiir sie haben, und diese soll ihnen erkauft werden. Welche unangenehme Wirkung die Nichtachtung dieser Nothwendigkeit erzeugen kann, das tritt am deullichsten bei unseren deutschen Operntexten zu Tage. Kein tichtiger dramatischer Dichter giebt sich so leicht mit der Abfassung der- selben ab; er hat eben weder Anerkennung noch Gewinn da- von. Man nennt ihn kaum und sorgt nicht eben peinlich fir seine Honorirung. Wir wissen von einem unserer ersten Opern- I, Jahrgang.