wohin z. B. der Einfluss auf den Kunstsinn, die Sittlichkeit etc.
gehért. Dieses durch erschépfende Definition in Weise des
Begriffs ausaudriicken, ist allerdings Sache der Philosophie und
es fehlt auch nicht an der freilich beilaufig gegebenen Ansicht
des Urn. Rétscher, ,dass das Theater den héchsten Zweck
hat, dem Menschen die absolute Gegenwart des Geistes in der
Form einer kiinstlerisch sich mit Nothwendigkeit abrundenden
Handlung darzustellen. Die Buhne erhebe den Zuschauer zur
Anschauung der sittlichen Idee, welche er im idealen
Gebiete vor sich werden sieht*.

Beginnen wir nun mit den Hoftheatern.

Allgemein spricht man sich fir die Nothwendigkeit aus,
dass die Hoftheater in Nationaltheater verwandelt werden sollen,
d.h. dass der Staat die Leistungen ubernehme, welche bis
jetzt der Hof gewahrt hat, wo dann natiirlich auch der Einfluss
des Hofes auf die Leilung der Anstalt wegfallt. — Wie nun
dies zu bewerkstelligen sei, dariiber sind die Ansichten ver-
schieden. Hr. Devrient weiset in seiner Geschichte der deut-
schen Schauspielkunst nach, wo und unter welchen Begriffen
schon in der zweiten Halfte des vorigen Jahrhunderts National-
theater dagewesen. Es war der Kaiser Joseph UL, der, wie
nachgewiesen wird, die Selbstregierung der Kiinstler fir noth-
wendig erachtete, und daher dem Wiener Nationaltheater eine
ganz republikanische Verfassung gab, deren Grundsatze in Mann-
heim unter Dalberg Fortbildung fanden. An diesen Theatern
wurde nun dic kinstlerische Thatigkeit natirlich von kitnstle-
rischen Direktoren geleitet; es tiblen aber die Héfe im Allge-
meinen Schutz und Oberaufsicht aus. Der alte Glanz, in wel-
chem nach dem Wiener Congress die Héfe strahlien, verdn-
derte jedoch Stellung und Organisation der Bihne wiederum
wesenilich. Staat und Nation gaben ihre Anspriiche auf, der
Name Nationaltheater wich dem Titel Hoftheater, Kaiser Jo-
sephs Principien wurden verlassen und das Bureau wurde der
Mittelpunkt der Kunstthatigkeit. An die Stelle der kinstleri-
schen Leitung kam die der Intendanten, welche milunter von
anderen, zum Theil erheblich verschiedenen Gesichtspunkten
ausging. Hr. Devrient bezeichnet dies als einen bésen 81055
fiir die Bihne, welche so unméglich ohne organische, von einem
Lebenspunkle ausgehende Thatigkeit lebendige Werke schaffen
kann. Es komme nicht darauf an, wie viel oder wie we-
nig ausgegeben, sondern was fiir das Ausgegebene gelcistet
wiirde. Thatsachlich hat sich die Sehnsucht nach kiinstleri-
rischen Oberleitungen schon in der Creirung verschiedentlicher
Dramalurgen kundgegeben.

„Кеш Zweifel also* — ruft Hr. Devrient aus — ,dass
die Staatsregierung selbst die Schaubihnen des ganzen Landes
unter ihre Oberleitung nehmen muss, dass dasjenige Ministe-
rium, welehes die Erziehung, die Veredlung des Volkes zur
Aufgabe hat, welches Religion, Wissenschaft und Kunst —
diese dreieinige Beglaubigung unserer héheren Natur — in ih-
rem Zusammenwirken tiberwacht, nicht linger sdéumen darf,
	sich auch der Schauspielkunst zu bDemachligen.°
(Fortsetzung folgt.)
	Norwegische Kiinstier.
	(Fortseizung )
	Die Akademie der Kinste in Штеп УогзсШасеп zur
Verwendung der Mittel empfiehlt der Dichtkunst, als unentbehr-
lichem Material der Vokalmusik, durch zu honorirende Auftrige
Ermunterung zu gewihren und dazu einstweilen 1000 ТЫ.
	suszuwerten.
	G5. Schaubtlhne.
	Das Werk des dramatischen Dichters und Musikers erhalt
erst auf der Schaubiithne, welche dasselbe vorfihrt, seine Rea-
шаг. Die gréssere Selbslindigkeit in der Kunst des Schau-
spielers, im Vergleich zu anderen nur exekutirenden Kinst-
lern, die umfassende Wichtigkeit des Instituts, die zahlreichen
und eindringlichen Stimmen, welche tber die Mangel des ge-
genwartigen Zustandes laut geworden sind und ihre Vorschlige
zur Abhiilfe vorgelegt haben, veranlassen uns zu einer geson-
derten und umfassenden Besprechung der hier einschlagenden
Punkle. Es liegt in der Natur der Sache, dass es sich hier
nicht um die ktinsllerische Ausfihrung allein, sondern wesent-
lich zugleich um die Verfassung des kleinen Kinstlerstaates,
welche die Ausfiihruug der Kunstwerke bedingt, handelt.

Es ist fast keine unter jenen Stimmen, die nicht die
schmerzliche Seite des Verfalls der Biihne oder ihres unerfreu-
lichen Zustandes in irgend einer Weise beriihrte oder in Bei-
spielen vor Augen legte. Letztere sind, insofern sie das We-
sen der Provinzialbiihnen bis zu den wandernden Truppen hinab
schildern, wahrhaft erschreckend. Besonders in der kleinen
Broschire Hammermeister’s ,die dramalische Kunst cine
Ausgesetzte“, welche die einfache und beredte Sprache einer
	ungeschminkten Darlegung redet, so dass sie nicht einmal den
	Trost anderer Darstellungen giebt, welche in ibertreibender
Weise Hrn. Hammermeister noch nicht fir erschépfend er-
klaren. Es bestatigen mehr oder weniger die traurigen Schil-
derungen des Hrn. Hammermeister Hr. Benedix, Hr. Sei-
del, Hr. Devrient, Hr. Steiner und Andere.

Hr. Benedix in cinigen schatzbaren statistischen Notizen
iiber die deutschen Theater theilt dieselben in vier Klassen,
indem er Hoftheater, stehende Btihnen firs ganze Jahr, ste-
hende Biihnen fir den Winter und endlich reisende Theater
	annimmt. Eine weiter gefasste Eintheilung, @1е @е$ег шеш о
	entgegen ist, ergiebt sich aus sammilichen Kingangen Uber die
Bihnenangelegenheiten, indem man die Hoftheater von denje-
nigen scheidet, welche sich ihre Existenz und die ihrer Kiinstler
selbstindig und ohne Beihilfe erringen. Denn wahrend iberall
bei der letzteren Galtung sowohl in der Klage, als in dem
Vorschlage zur Abhiilfe das Hauptgewicht auf die mehr dus-
serlichen Fragen gelegt wird, wendet man sich bei der Be~
trachtung der Hoftheater, bei denen der Kampf mit ausser-
lichen Inkonvenienzien fortfallt, mehr den inneren Schaden zu.
Da naliirlich der enge Zusammenhang sdmmtlicher Arten von
Bithnen- Anstalten Niemandem unklar ist, so fehlt es nicht bei
dem Einzelnen an der Bezichung auf das Allgemeine und es
ist die allseitigste Betrachtung der Bihnen-Verhiltnisse zum
Vorschein gekommen. Wir wollen nicht in Abrede stellen, dass
es einer Versammlung von Schauspielern gelingen wiirde, eine
umfassende und tiefeingreifende Erédrterung der Theaterfragen
zu Tage zu fordern, allein Hr. Steiner, der hauplsachlich
solche Versammlungen wiinscht, wird sich aus der gegenwar-
tigen Schrift tiberzeugen, dass es schwerlich irgend etwas We-
sentliches hierher Gehdriges geben diirfte, das nicht in den
Kreis der Betrachtung gezogen worden ware. ,

Es liess sich wohl erwarten, dass Niemand von denen,
welche iiber das Theater sich geaussert haben, den Werth des-
selben zu geringe anschlagen wiirde. Dennoch finden wir als
Hauptzwecke dieses Instituts meist nur indirekte angegeben,
	Nachdem so die norwegische Kunst in Dahl ihre ersten,
unverganglichen Wurzeln geschlagen hatte, verging jedoch
einige Zeit, ehe sie wieder neue Lebenszeichen gab. Ihren
zweiten namhaften Landschafter gewann sie dann in Thomas
Fearnley, ein Name, der im Bewusstsein des Volkes fast un-
zertrennlich von Dahl geworden ist, weil man in diesen Zweien
lange gewohnt war, den ganzen Inbegriff unserer Kunst zu se-