dreimal gemalt, auf der jetzigen Ausstellung in Disseldort all- gemeine Bewunderung geerntet hat, u. s.w. Im Auftrage des Kénigs fiihrte Tidemand voriges Jahr den grossen Cyklus in zehn Bildern aus, dessen ich in meinem Berichte tber ,,Os- carshall* schon Erwahnung gethan, und tiber dessen Werth nur eine Stimme laut geworden. Dies Werk wird in lithographi- scher Nachbildung demnachst im Verlage der Buddeus’schen Kunsthandlung in Diisseldorf erscheinen, dessen jetziger Be- sitzer, Hr, E. Schulte, die Ausgabe veranstaltet hat. Vor Al- lem aber muss ich hier nennen das grosse Genrebild, das eigent- lich Tidemand’s Namen allgemein verbreitet, und welches, fast in allen Blattern Deutschlands seiner Zeit besprochen, eine ganz ausserordentliche Anerkennung dem Talente seines Urhe- bers verschafft hat. Dies ist: ,Die Versammlung der Hau- gianer“ (eine norwegische Sekte), welches der stadtischen Ga- lerie Diisseldorfs angehért, als eine der gréssten Zierde es allgemein betrachtet wird. Das Bild, welches sich im Jahre 1848 auf der grossen Berliner Ausslellung befand und vom Cotta’schen Kunstblatte als einer der ,,Glanzpunkte“ dieser Ausstellung bezeichnet wurde, brachte dem Kinstler zugleich mit zweien anderen Kunstgenossen — dem Prof. Begas und dem Genremaler E. Meyerheim — die grosse Goldmedaille der Akademie und gleich darauf die Ernennung zum ,,ordent- lichen Mitgliede“ derselben; fiir welche Anerkennung, so wie fiir seine tibrigen Leistungen, der Kunstler den Beweis der Zufriedenheit seines Kénigs erhielt, indem derselbe ‘Tidemand zum Ritter des norwegischen St. Olafs-Ordens ernannte. — Ti- demand ist tbrigens Mitglied der kénigl. Akademie zu Stock- holm und Kopenhagen, so wie der Kunstschule in Christiania. Gleich den meisten kunstliebenden Norwegern wihlte J. Frich die Landschaft zum Fache, und hat sich in Kopenhagen, Dresden und besonders in Miinchen ausgebildet. Sein kiinst- lerischer Charakter zeigt sich mehr in einer Richtung auf das Milde, Graziése, zuweilen mit einem Anklange einer gewissen Romantik, als auf das Grossartige, Imposante in der Natur, und man muss gestehen, dass er in nicht geringem Grade das Talent, poelisch~malerische Vorwiirfe zu waihlen, so wie auch den Sinn fiir Totalitat und Wirkung besitzt. Bei seinem scho- nen Talente ist es nur zu bedauern, dass er fast die ganze Zeit seit seiner Riickkehr von Minchen in Christiania zubringen musste, wo er, bei dem fortdauernden Aufenthalte unserer be- deutenderen Kinstler im Auslande, beinahe ganz isolirt dasteht. Es kénnte daher vielleicht ein Beweis dafiir sein, wie gliicklich dieser Kinstler von der Natur ausgestattet ist, dass er, trolz der weniger giinsligen Verhaltnisse, unter denen er so lange ge- lebt, doch ‘nicht zuriickgegangen, sondern eher noch fortge~ schrilten ist. — Er ist ein Kiinstler, dessen Bilder immer et- was das Gemiith Ansprechendes in sich haben, und Kénig Oscar hat ihm mehrfach Beweise seines Zutrauens gegeben, so wie unter Anderem besonders dadurch, dass er ihm die Ausfihrung der sechs grossen norwegischen Landschafien im Speisesaale seiner neuen Villa anvertraute. Die Entwiirfe zu diesen Bil- dern versprachen schon viel, und wenn die letzte Ausfiihrung, die ich nicht kenne, in entsprechendem Verhalinisse zu den- selben steht, so werden sie ein schénes Zeugniss von dem Ta~ lente des Kinstlers, so wie auch eine Zierde des Gebaudes ab- geben. — Frich’s Arbeiten befinden sich, in Folge seines lan- gen Aufenthaltes in Norwegen, grésstentheils im Lande selbst, einige in Stockholm auf dem kéniglichen Schlosse. Auch die- sem Kinstler ist die Anerkennung zu Theil geworden, zum Mit- sliede der Akademie der Ktinste in Stockholm ernannt zu sein. (Schluss folgt.) Kaulbach’s diesjahrige Sommerarbeit in Berlin. Kaulbach hat sein Zelt wieder abgebrochen bei uns. Hr macht es wie die Zugvégel. Sobald der Herbst die Fluren malt, mag er nicht mehr die Wande malen; dann zieht er heim, um erst mit dem Frihling wiederzukehren. Wir machen’s wie die Dorfgevattern; wenn sich der Donnergott verzogen hat, dann kommen sie heraus und sehen zu, was er angerichtet. Wir kénnen nicht unterlassen, auch heuer, wie im vorigen Jahr, den Schauplatz der Thaten unseres Gastes zu mustern. Wenn man den cinen Theil der Wandfliche betrachtet, wo das grosse @е- schichtsdrama beginnt, so hat man schon den Eindruck des Fertigen. Die Figur der Sage, vom Meister selbst in Farbe iibersetzt, prangt iiber der dunkelbraunen, glinzenden Thir. Der Fries, der dem Maler Peterssen zur Ausfihrung dbertragen ist, dehnt sich bis iber dic Halfte fertig hinaus. Ein Theil der Pilasterstreifen mit den hunderten von Figuren, welchen wir nachher noch eine genaue Durchsicht widmen miissen, rahmt ein; es fehlt nur, dass die schmalen geschmackvollen Goldleisten, die wir schon in der Ecke lehnen sehen, zwischengefigt wer- den und — die weisse Wand ist ganz und gar mit edlem Stoff bedeckt. Was aber zundchst und zumeist unsere Aufmerksam- keit fesselt, ist die Vollendung der , Zerstérung von Jerusalem“. Man sollte die Vollendung eines so grossartigen Werkes der Malerei ebenfalls mit feierlicher Enthillung hegehen. Wenn so unter den Festakkorden einer Beethoven’schen Symphonie der Vorhang weggezogen wiirde und man nun in strahlender Far- benpracht erblickt, was man stiickweise in Entwiirfen, Cartons und kleinern Farbenskizzen nach und nach kennen und sich im Geiste zusammenzusetzen gelernt hat, das miisste doch ein er- hebender Moment sein. Denn wie die endliche festliche Auf- fithrung eines grossen musikalischen Drama’s, das man bis da~ hin nur aus einzelnen Partieen, aus Proben und in einzelnen Stimmen kennt, so wirkt trotz aller Bekanntschaft mit dem Ein- zelnsten dieses Werkes, seine Vollendung in Farben ganz neu und es kommt Einem vor, als liege nun erst die Méglichkeit des vollen Versténdnisses offen da. Wir schliessen selbst die- jenigen nicht aus, welche das Oelbild in Miinchen kennen und bewundern Jernten, denn das Bild ist einmal so sehr ein Cy- klusbild, dass es im Verein mit den andern erst sein volles Ge- wicht der Wirkung entfallet, wie denn auch dem Maler schon bei seiner ersten Conception wirklich die Idee eines ganzen Kreises von Darslellungen der Art vorgeschwebt hat. Jetzt haben die Seclen des Cartons Leiber bekommen. Dem Auge, das gern zur Melodie der Formen die Harmonie der Farben sieht, ist sein volles Recht geworden. Befestigt in seiner leuch- tenden Gluth, wie das Bild jetzt dasteht, ist es, als ob nun, da es mit der Macht seiner Wirklichkeit auf uns eindringt, als ob nun erst das grosse, blutig~diistere Ereigniss als unwiderruf- liches Faktum feststeht in der Geschichte. Wir haben zwar Alle in der Bibel gelesen: , Deine Feinde werden dich schleifen und keinen Stein auf dem andern lassen*. Aber hier wird es uns noch cinmal recht eindringlich gesagt, was ,cine brennende, zerstérte Stadt sei. Wir haben gelesen: ,Ich werde sie essen lassen das Fleisch ihrer Séhne und das Fleisch ihrer Téchter in der Belagerung und in der Angst, in welcher ihre Feinde und die nach ihrem Leben stehen sie bedrangen werden*, — Aber hier unter den Gruppen der ausgehungerten Belagerten, ihre gemarterten Ziige zcigen uns erst, was es heisst, wenn dieses strenge Wort Ficisch und Blut bekommt. In Bezug auf die Durchfiihrung in Farben ist dieses Bild ein wahrer Triumph der Stereochromie. Jede Schwierigkeit der Technik scheint verbannt und tiberwunden. Es ist neben der leuchtenden Pracht