als franzosischen Charakter, wie es denn auch zuerst in Rom
italienisch herausgekommen ist. Die Abbildungen sind aus den
besten, meist der italienischen Skulptur und Malerei angehérigen
Quellen geschépft und jede durch einen historischen Text er~
lautert. Sie sind durchaus gleichmassig in einer malerischen
Zeichnungsmanier trefflich radirt und geben die Originale im
Ganzen mit Treue wieder. Doch ist der Kiinstler mit denselben
besonders vor dem XIV. Jahrhundert zuweilen freier umgegan-
gen, als er gesollt hatte; dem Detail ist nicht immer die né-
thige Ausfithrlichkeit und Genauigkeit geschenkt, und neben
dem Italienischen ist das wenige andre nur unbedeutend und
steht jenem in Wahl und Behandlung nach. Indessen ist das
Vorwalten des Vaterlindischen an sich nicht zu tadeln, indem
es dazu beitragt, dass die Hauptwerke der verschiedenen Linder
sich einander gegenseitig erginzen und vervolisténdigen und
die Menge des Stoffes leichter zu bewaltigen ist. Was in Deutsch-
land seit v. Spalarts Versuch tiber das Kostum aller Vélker und
Zeiten (Wien seit 1797), in den 4 ersten Decennien des lau-
fenden Jahrhunderts erschien, war so oberflachlich zusammen~
gelesen, so elend und dirftig ausgestaltet, oder es ging so
bald wieder ein, dass es nicht der Mithe werth ist, sich dabei
aufzuhalten. Fast gleichzeitig mit y. Hefner, veranstaltele cin
Verein von Diisseldorfer Kiinstlern ein Kostumbuch ausdrticklich
fiir letztere, unter dem Titel Sammlung der interessantesten
Gegenstdinde tiber die Kostums aller Zeiten und Lander der
christlichen Zeitrechnung, in Quart, aus 64 radirten Blattern
ohne Text, ausser ciner kurzen Inhaltsanzeige, bestehend. Es
enthielt jedoch meist nur Erborgtes aus Bonnard, aus einem
bald ins Stocken gerathenen Wagnerschen Trachtenbuch und
aus Golziusschen Kupferstichen, noch dazu verschlechtert, und
weniges Eigene nach filichtigen Skizzen und Umrissen, weshalb
es nur als ein Nothbehelf und als ein unzureichender und un-
sichrer Wegweiser fiir den Anfanger zu betrachten ist. Wir
vernehmen zwar aus dem englischen Art Journal. 1851. Jan.,
dass Heideloff schon vor geraumer Zeit mit Herausgabe eines
Trachtenbuchs des Mittelalters umgegangen sei, den Vorsatz
aber wieder aufgegeben und sich jetzt entschlossen habe meh-
reres davon in diesem Journal zu publiciren. Nach den Proben
in der glanzenden Holzschnittmanier der englischen Illustra-
tionen, deren eine selbst aus den merianschen Nachstichen von
Pltivinels Reitkunst entlehnt ist, kénnen wir uns aber daritber
irdsten, dass der Verfasser diese Schatze nicht in Deutschland
ans Licht gebracht hat, wo sie gegenwarlig nur eine Mias post
Homerum sein wiirden.

Es blieb daher noch immer eine Aufgabe fiir Deutschland
auch in dieser Beziehung mit dem Ausland wiirdig in die
Schranken zu treten, und dies um so mehr, ais es bis auf
Karl V der Schauplata einer ebenso selbstandigen als reichen
Gestaltung des Kostums gewesen ist und die deutsche Kunst
hier die passendste Gelegenheit fand, ihre eigenthtimlichen Vor-
ziige in das hellste Licht zu setzen. In der Darstellung alter
Kunstwerke steht die Treue oben an. Es ist allemal eine Ver-
stindigung an denselben, sie nicht zu zeigen; wie sie wirklich
sind, sondern wie sie unter einer modernen Geschmacks- oder
Verschénerungsbrille erscheinen. Nur treue Ebenbilder ver-
mégen, wie die Originale selbst, den Kunstsinn zu bilden, au
scharfen und zu reinigen; dem Kenner sind sogar die Fehler,
welche daran sichtbar werden, wichtig und der Historienmaler
will nicht blos das alte Kostum, sondern auch die Triéger des—
selben in ihrer Wahrheit vor Augen sehn, um sich in den Geist
der Zeit zu verselzen, die in seem Bilde vergegenwartigt
werden soll. Zu dieser Treue der Darstellung ist der Deutsche
vor allen befihigt. Sein empfanglicher Sinn fir fremde Eigen-
thiimlichkeit hat ihn zwar oft zu unrihmlicher Nachahmungs-
	sucht verleilet, wo es aber am rechten Ort ist, sich seiner
eignen Nationalitét zu entschlagen, wie in dem Erkennen und
Festhalten des Originaltypus alter Zeit oder fremden Styls,
kommt er daftir der reinsten Objektivitét um so naher. Selbst
die besten archdologischen Kupferwerke der Franzosen, Eng-
lander und IJtaliener sind von einer subjektiven nationalen Far-
bung nicht frei und die englischen, welche es jetzt an Menge
und Pracht allen tbrigen zuvorthun, lassen insbesondre be-
dauern, dass der edle Rost des Alterthums nur zu oft durch
cin blankes Geprage und den Luxus verfeinerter Technik ver-

wischt wird. и (Schluss folgt.)
	Aeitung.
	‘E Dervlt, im Oct. Kugler beschafligt sich fleissig mit
der Revision einer neuen Herausgabe seiner simmilichen bisher
gelieferten Arbeiten. Die erste Abtheilung davon wird die bel-
letristischen Schriften umfassen, von denen so eben das erste
Bandchen, ein noch ungedrucktes Trauerspiel: ,Hans von Baisen®
enthaltend, bei Ebner und Seubert in Stuttgart, erschienen ist.
Ferner werden in dieser Abtheilung vorkommen: Das Trauer-
spiel: ,Doge und Dogaresse*, welches vor etwa einem Jahre
unter dem Titel: Der Doge von Venedig auf mehreren Biihnen
zur Auffihrung kam, sodann: ,,Die taatarische Gesandtschaft “
ein Saktiges Schauspiel, die Tragédien ,,Pertinax* und ,Jacobaa®,
welche letaztere in Stuttgart aufgefihrt worden. Es folgen
kleinere dramatische Werke, Gedichte und Erzaihlungen. Die
zweite Abtheilung werden die kunstgeschichtlichen Sachen bilden,
die unter dem Titel: ,Kleine Schriften und Studien zur Kunst-
geschichte*, mit alleiniger Ausschliessung der bekannten эт03-
seren kunsthistorisehen Werke des Verfassers, auch Alles das
enthalten werden, was in verschiedenen Blattern aus K.’s Feder
zerstreut vorhanden ist und welches spéter an einem Flecke zu
finden den Kunstfreunden sehr erwiinscht sein wird. Es ist dic
Absicht des Autors, diese Ausgabe mit sehr zahlreichen, eigen-
handigen Illustrationen zu zieren.
	L. Stin{ter, 7. Oct. Eben haben wir in der Kirche des
benachbarten Sendenhorst begonnen, treffliche Wandma-
lereien der ersten Halfte des 13, Jahrh. aufzudecken, und vor
einigen Tagen fanden wir in der kleinen Kirche zu Legden
im Kreisc Ahaus ein ganzes Fenster der voratiglichsten Glas-
malereien aus derselben Zeit. Die Erhaltung der letzteren ist
vortrefflich; wir werden auf beide Funde spater zuriickkommen.
	L. Arnsberg, im Sept. Wir sahen hier im Atelier des
Herrn Engelbert Seibertz Kompositionen zu Géthe’s ,Faust*,
die bestimmt sind fiir eine von der Cotta’schen Verlagshandlung
vorbereitete Prachtausgabe des genannten Gedichtes. In einer
Reihe von Hauptdarstellungen sind die wichtigsten Entwicke-
lungsmomente des grossen Dramas zur Erscheinung gebracht,
wahrend eine Fille von Ilustrationen, Initialen, Randverzie-
rungen dem Dichter in alle die reichhaltigen Nebenbeziehungen
des Werkes nachfolgt. Die umfangreiche Arbeit umfasst beide
Theile des ,Faust*. Wir werden eine eingehendere Bespre-
chung seiner Zeit erfolgen lassen, da das nachste Frihjahr uns
hoffentlich die ersten Lieferungen des Werkes bringen wird:
so viel diirfen wir schon jetzt versichern, dass, wenn die Aus-
fihrung des Stechers und Holzschneiders mit den Intentionen
und Verdiensten des Zeichners gleichen Schrilt halt, das deut-
sche Publikum etwas Vortreffliches zu erwarten hat. Herr 8 ei-
bertz hat seine Ausbildung in Miinchen erhalten. ?
	L. Socft, im Sept. Eine ganze Reihenfolge romanischer
Wandmalereien sind kiirzlich hier entdeekt worden. In der
Hauplapsis der Patroklikirche (Dom) statuarisehe Figuren