sammtwirkung; noch war er in der Detailbildung der Kinzel-
segenstinde zu gewissenhaft -herb, als dass er zum Besten des
Ganzen Etwas aufzuopfern gewagt hatte. Den Gewinn dieses
und anderer Erfordernisse, die das héhere Kunstwerk bilden,
sollte er sich erst in Frankreichs Hauptstadt holen, woselbst
er, durch Beihiilfe eines kleinen von unsern Altern Kinstlern,
mittels Ausstellung ihrer Arbeiten riihmlichst gesammelten Geld-
betrags, seine Studien mit grossem Erfolg betrieben hat. — Kin
kleines Bild auf der vorjihrigen Ausstellung in Disseldorf
machte daselbst ordentlich Furore, und wurde vom Kunstverein
angekauft, bei dessen Verloosung es in den Besitz der stadti-
schen Galerie Diisseldorfs kam, wo es sich der kleinen Anzahl
von Meisterwerken von Lessing, Achenbach, Tidemand, Schir-
mer, u. A. witrdigsler Weise anreiht. Und, wie in meinem
Berichte tiber Oscarshall erwahnt, ist dieses Jahr ein anderes
Bild von ihm, auf der letzten Pariser Ausstellung, von der
Verwaltungsbehérde des Luxemburgischen Nalionalmuseums fir
diese auserlesene Sammlung, hauptsdchlich franzésischer Kiinstler,
angekauft worden, woraus zu folgern, dass der Ruf des jungen
Norwegers jetzt in der Weltstadt so ziemlich gegriindet sein
diirfte. Im Auftrage unseres Kénigs malte er um diese Zeit
einige Bilder fir Oscarshall, und zwar mit Darstellungen meh-
rerer dem Lande eigenthiimlichen Gegenstinde, so wie allerlei
Thiere, Friichte, u. derg]l. Kurz, macht Bode solche Riesen-
Fortschritte, wie in den letzten paar Jahren seines Aufenthaltes
in Paris, wird er es vielleicht einmal zu einer sehr bedeutenden
Hohe in seiner speciellen Kunstart bringen. Die Blicke seiner
Landsleute werden ihn von jetzt an mit Liebe auf seiner schénen
Lebensbahn begleiten.

Neben diesen unsern hervorragendsten Kiinstlern sind in
der spatern Zeit viele jiingere, mehr oder weniger verspre-
chende Talente erstanden, von denen sich Einige in der Hei-
math auszubilden suchen, Andere sich im Auslande, besonders
in Diisseldorf aufhalten. welches Letztere durch Tidemand, als
den ersten Norwegischen Kiinstler, der dort sich niedergelassen,
fast zu einer Art Pflanzschule unserer Kunst geworden ist. Von
Solchen verdienen besonders genannt zu werden: Cappelen,
ein junger Kinstler, von einer ganz eigenthimlichen Richtung,
und mit poetischem Gefihl und feinem Sinn fiir Form begabt;
~ seine Darstellungen des mehr Abgeschlossenen der norwe-
gischen Urwalder, unter den mancherlei Spielen der Farben
und des Lichtes, haben in der jiingsten Zeit vielfach Anerken-
nung gewonnen. Ferner der noch ganz junge Bodom, ein
Eleve von Gude, auch ein eigenthiimlich begabtes Talent, das
ebenfalls seine eigenen Wege eingeschlagen, so dass von ir-
gend einer Nachahmung seines Lehrers durchaus nicht die Rede
sein kann. Der Kunstvereia in Disseldorf hat so eben sein
Erstlingswerk, eine abgelegene norwegische Gebirgs- und Wald-
gegend, in einer schénen, nalurgetreuen und sehr angemes-
senen Weise auf die Leinewand hingezaubert, angekauft, und
somit dem jungen Kiinstler schon einen gewissen Ruf in Diis-
seldorf verschafft, der nur fordernd auf seine kiinfligen Lei-
stungen einwirken kann. Ferner: Eckersberg, welcher auch
zu erfreulichen Hoffnungen berechtigt. Leider hat sich dieser
etwas zu lange in Norwegen aufgehalten, nachdem er friiher
ein Zégling der Disseldorfer Schule gewesen. Doch wird er
nichstens dorthin wieder zuriickkehren und hoffentlich bald den
besten Erfolg von diesem gednderten Aufenthaltsorte sptiren.2—
In dem Haag verweilt scit ein Paar Jahren ein junger norwe-
gischer Seemann, Namens Bennelter, der die Kunst den sttir-
mischen Wellen der Nordsee vorgezogen und seinem friiheren
Berufe gemass sich die Marinemalerei als Sonderfach auser-
koren hat. Er ist ein Schiiler des bekannten hollandischen Ma-
rine- und Hofmalers, Louis Meyer. und hat, unter der Lei-
	serst treffend, und poetisch zugleich, wiederzugeben, und seine
naturgetreuen und doch mit ktinstlerischer Freiheit behandelten
Landschalten dieser Art verfehlten ihre Wirkung nicht, beson-
ders bei Solchen, die aus eigener Anschauung diese Gegenden
kannien, denen er besonders den Stoff seiner ersten Darstel-
lungen entnommen hatle. Dass tibrigens diese ernste, strenge
Natur des Hochgebirges den mehr gewdéhnlichen Liebhabern
nicht recht schmecken wollte, die einen gewissen Grad von
Civilisation in der Landschaft als eine condilio sine qua non
fordern, und sich daher mit keinem Fortlassen von Baumen und
allerlei Grin verséhnen kénnen, versteht sich von selbst. —
Wohl kein anderer Kiinstler, und gewiss keiner so ersché-
pfend und anhaltend, hat diese Gegenstinde vor Gude be-
handeli, von dem man somit behaupten darf, dass er diese
Richtung, in welcher er bisher seine glitcklichsten Composi-
tionen lieferte, fast allein geschaffen hat. Spaterhin befasste
er sich abwechselnd mit Darstellungen unserer merkwiirdigen
„Е]отае“, an der Westkiiste des Landes, und brachte auch in
dieser Art manch herrliches Bild zu Stande, bis er vor kir-
zerer Zeit zu einer reicheren und freundlicheren Scenerie der
niedriger gelegenen Thalgegenden, mit hell-klaren Seen und
schiumenden Fliissen, von reichen Waldern umgeben, oft mit
der Ansicht auf schneebedeckte Bergziige im fernen, duftigen
Hintergrund, tibergegangen ist. Doch kehrt er wiederum éfters
zu seinem gelieblen Hochgebirge zuriick. Da jene, so eben
besprochene Richtung, wie schon bemerkt, beim Kiinstler noch
ziemlich neu ist, hat er freilich noch nicht gu zeigen vermocht,
was er Alles hierin wird leisten kénnen. Gude ist iberhaupt
noch zu jung, als dass man die Grenzen seines vielseitigen Ta-
lentes mit einiger Sicherheit angeben kénnte. Benultzt er seine
Zeit so gut, wie bisher, dann diirfte ihm, so weit mensch-
liche Augen zu sehen vermégen, eine reiche und schéne Zu-
kunft sicher sein. — Seine bereits zahlreichen Arbeiten befin-
den sich in Deutschland, Holland und in Norwegen, sowohl
in der Nationalgalerie in Christiania, wie bei Privaten. Ein
bedeutendes Hochgebirgs-Bild von ihm, das auf der grossen
Ausstellung in Berlin im Jahre 1848 sehr viel Gliick machte,  )
ist spater nach Rotterdam (in die Sammlung des Herrn Nétle-
bohm) gekommen. Seine kiénstlerischen Leistungen haben ihm
die Aufnahme als Mitglied der Academic in Amsterdam ver-
зевай,

Ich beschliesse den Kreis unserer namhaften Meister mit
dem Stilllebensmaler F. Bée, aus Bergen in Norwegen, dessen
Ruf in der jiingsten Zeit so gewachsen ist, dass ich ihn mil Fug
und Recht in Reihe und Glied mit Dahl und Fearnley, Tide-
mand und Gude zu stellen wage. Auch er gehdrt, seinem Erst-
lingsstudium nach, der Academie in Kopenhagen an, woselbst
es jedoch nicht zu einer eigentlichen Entfaltung seines Sonder-
talents kommen sollte. Vielmehr schwankte er dort noch un-
slat zwischen Landschaft und seinem jetzigen Fache, und waren
die Proben in der ersten Richtung, die er nach Hause hinge-
schickt, im Ganzen weniger bedentend und erfreulich; dann
kiindigten sich in der letzteren vielfallige Symptome an, die
darauf hinwiesen, dass er es einmal als Darsteller des , stillen
Lebens“ méglicherweise bis zur Meisterschaft bringen wiirde.
Sein Fleiss und seine Ausdauer waren bewunderungswiirdig, und
die Genauigkeit und Wahrheit, womit er diesen harmlosen Natur-
erscheinungen ihren individuellen Charakter, sowohl in Form
wie in der Farbe, ablauschte, dtirften schwerlich tiberlroffen
sein. Doch fehlte es seinen fritheren Bildern, die er in Nor-
wegen (wo er sich, nachdem er Kopenhagen verlassen, in seiner
Vaterstadt Bergen niederliess) malte, noch an der gehérigen Ge-
	1) Siehe das Kunsthlatt.