fung dieses tichtigen Meisters, schon bedeutende Fortschritte gemacht. — Ferner studirt in Antwerpen auch ein anderer Kiinstler, K. Bergslien, ein Bauernsohn aus dem Stifte Bergen in Norwegen. Als garnisonirender Soldat in Bergen wurde man daselbst auf seine hervorstechende Neigung fiir Kunst aufmerk- sam, und mehrere Génner brachten bald einen Betrag zu Stande, wodurch er, im Verein mit dem, was er selbst durch meh- rere ihm wohlwollend abgekaufle Arbeiten verdient hatte, in den Stand gesetzt wurde, seinen sehnlichsten Wunsch, sich der Kunst ganz zu widmen, erfiillen zu kénnen. Von seinen bis~ herigen Leistungen ist mir jedoch zu wenig bekannt, dass ich eine Meinung tiber sein Talent aussern darf. In Antwerpen, wovon er sich wahrend meines dortigen Aufenthaltes entfernt hatte, um einen Ausflug nach Paris zu machen, erfuhr ich jedoch nur die riihmlichsten Dinge tiber seinen Fleiss und sein reich begabtes Talent. — In Miinchen lebt ein lterer norwegischer Landschaflsmaler, K. Baade, urspriinglich ein Schiller Dahl’s. Mehrere seiner Bilder von der rauhen, unwirthlichen Meereskiiste Norwegens haben viel Verdienstliches an sich; in andern Rich- tungen, worin er sich versucht, dirfte er weniger glicklich sein, obgleich er seine Sachen immer mit Liebe und Gewissen- haftigkeit durchfiihrt. In den letzten Jahren habe ich jedoch so gut wie gar Nichis von seiner Hand gesehen, so dass ich iiber seinen jetazigen Standpunkt nichts von Belang mittheilen kann. — Uebrigens besitzt Norwegen, wunderbar genug, jetzt zu viele Maler, als dass sie in einem Artikel, wie dieser, Alle insgesammt genanni werden kénnen. Es geniige, nur die Wich- tigeren unter den Kinstlern aufgezahlt zu haben. In der Skulptur steht als Meister bisher nur der alte Mi- chelsen — auch ein Bauernsohn, aus dem Stifte Trondhjem — allein da, dessen Apostel im Dome zu Trondhjem sehr ge- lobt werden. Ein Paar jiingere Kiinstler, Borch und Hansen (der Letzte ebenfalls der Sohn eines Bauern), studiren in Ko- petthagen. — Mit der Architektur steht es in dieser Beziehung am wenigsten gliicklich,; die bei uns beschafligten Architekten sind meistens Fremde, die sich in Christiania niedergelassen haben. Nebelongs private Baulen in Christiania haben in- dessen einen grossen Einfluss auf den dortigen Geschmack aus- getibt: die neuen Stadttheile der norwegischen Hauptstadt kénnen sich in Bezug auf ihr architektonisches Aeussere mit andern grosseren Stidten Europas wiirdig auf gleiche Linie stellen. Sein Plan fir die Restauraltion der uralten Holzkirche in Hit- terdal, im Auftfage der Gesellschaft ,zur Erhaltung der Denkmaler Norwegens* entworfen, ist genehmigt und, so viel ich weiss, bereits in Ausfiihrung begriffen. Sein bedeu- tendstes Werk ist doch die Villa Oscarshall, wo die liberalen Ansichten des Kénigs seinem Talente gar keine Schranken ge- stellt, im Gegentheil dem schaffenden Geiste des Kinstlers die grésst mégliche Freiheit, seine Ideen auszufiihren, gelassen. Dachten doch nur alle Bauunternehmer ebenso, so diirften wir viel weniger kiinstlerisch-ungestaltefe architektonische Bildungen entstehen schen, als sonst leider in der Regel der Fall ist. BE, w— d. Kaulbach’s diesjahrige Sommerarbeit in Berlin. (F ortsetzung. ) teren aber deren Haupigesetzgeber enthalten sollen. Als solche sind fiir diese Wand Moses und Solon gewihlt, welche eben- falls nunmehr in fresco, auf gemustertem Goldgrund vollendet sind. Den Moses hat Hr. Muhr ausgefiihrt. Wir wollen uns nicht dadureh auszeichnen, von dem Moses eines grossen Kiinst- lers und nicht zugleich von dem des Michelangelo zu reden. Der grosse Gesetzgeber ist eine gewaltige Aufgabe fiir die bil- dende Kunst. Ein gewalliger Kiinstler befindet sich ihr gegen- iiber in seinem Elemente. Er braucht sich nur zu geben und er giebt seinen Helden. So ist der Moses des grossen Floren- liners gewallig und machlig Zug fir Zug. Lebte er, man wiirde sagen, es sei ein Mann, wie aus Stein gemeisselt. Kaulbach ist in seinen Schépfungen im Allgemeinen gewiss mehr schén als gewaltig, und dennoch weiss er grossartige Stoffe so wiirdig zu behandeln und so ergreifend zu komponiren. Es giebt eben Kiinstlernaturen, welche, weil sie durch und durch kiinstlerisch sind, das Erhabene wie das Schone gleich lebhaft mit der Phan- tasie zu erfassen und zu durchdringen vermégen; aber die bil- dende Hand, der Form und Ausdruck gebende Sinn neigt sich freiwillig durchaus mehr zu der einen Richtung hin. Sollen sie in der anderen sich bethatigen, so muss es die Aufgabe sein, die sie treibt. In diesem Betracht méchten wir, auf die Werke blickend, sagen: Der Moses des Michelangelo ist von Jugend auf in seiner innersten Anlage jener gewaltige Held gewesen, der sich selbst das Volk gesucht hatte, welches er aus Aegypten fiihren musste, wenn er nicht in ihm geboren worden ware; den Moses des Kaulbach dagegen hat die grosse Aufgabe so gross gemacht, wie er uns da erscheint. Jener ist wie eine Naturnothwendigkeit, dieser wie eine Nothwendigkeit des Gei- stes; jener theilt den Zorn des Herrn gegen Israel, dieser theilt ihn dem Volke mit. Jenem stehen die Haare wie starre Hor- ner aus der Stirn, diesem steigen zwei von Gott verliehene Strahlen von dem Haupte auf. Seine Ziige sind strenge und machtig, aber sie haben im Ausdruck etwas von der Milde und Langmuth, die’ der Gesetzverktindiger, nach dem Beispiel des Herrn, mit dem schwer 2u lenkenden Volke haben musste. Mit dem einen Fuss tritt er auf das geborstene Kalb der Abgotte- rei, das ein Diener vollends in Sticke zerschligt. Es weht sein Bart im Winde, der um den Fuss vom Sinai geht. Die nachste untere Zwischentafel nimmt Solon ein, in dessen Antlitz die Zige milder Weisheit in ihrer ganzen Tiefe ausgedriickt sind, Er silzt und sinnt tiber die blutgeschriebe- nen Gesetze des Drako, die mit dem Beil zu seinen Fissen liegen. Ein lichtrothes Gewand bekleidet ihn. Zutraulich naht sich dem sitzenden Greise ein schéner Griechenknabe mit einem heitern Kranz um das Haupt und sieht ihm in die Tafel, gleich- sam ein Bewohner des frahlichen Glicksgartens, welcher durch die Einhegung des Gesetzes zu schitzen der erleuchtete Mann so eben im Begriff steht. Diese schéne Figur hat Echter aus- gefihrt. Ueber dieselbe auf dem oberen Zwischenfeld wird als Reprasentantin von Griechenland die Gestalt der Venus Urania hinkommen. Der Karton dazu ist schon vollendet. Das schone Weib ist schwebend dargestellt. Mit erhobenen Armen wirft sie eben den Schleier zuriick und zeigt sich in ihrer ganzen strengen Schénheit. Zu ihren Haupten glinzt der Stern. Zu beiden Seiten schweben in munterer Bewegung die lieblichen rosengeschmiickten Kinder, die die Milde mit dem rauhen star- ken Ares zeugte: Eros und Anteros, voll Freude tber ihre Begegnung. Unten sind muschelblasende Tritonen angebracht, welche uber ein bogenférmiges Feld lehnen, das den Dionysos Zagreus enthalt. Den Reliefstreifen, der die Himmlische von dem Geselze sinnenden Denker trennt, finden wir gleichfalls in der Zeichnung schon vollendet, Wir erblicken darauf den Alexander, wie er auf dem feurigen Bucephalos in Babylon Wir haben unsern Lesern im vorigjahrigen Berichte schon erzahit, dass die ungefahr 5 Fuss breiten Zwischenfelder, welche die grossen Bilder von einander trennen, durch Pilastersteifen, welche grau in grau ausgefihrt werden, eingefasst und durch einen ungefihr 5 Fuss breiten, eben so behandelten Queer- streifen in zwei Halften getheilt werden, von denen die oberen die allegorischen Figuren der welthislorischen Lander, die un-