einzieht. Der wiberwundene Darius, dem sich еше Пеггиев komponirte Gruppe der Seinigen anreiht, ubergiebt dem Sieger seine Krone. Neben dem Letzteren schreitet Aristoteles einher, der erhabene Lehrer. Ein Diener tragt den Kasten mit den Gesingen des unsterblichen jonischen Singers. Die nie ru- hende Laune Kaulbachs hat dem Trager dieses Schatzes die Ziige des ehrwiirdigen Wolff gegeben, der zuerst versuchte den fremdblihenden Baum der Gesange auf unsern Boden hei- misch zu machen. Kehren wir zum ersten Zwischenfelde zurick, 30 sehen wir itber dem Moses schon an Ort und Stelle, von Muhr ausgefihrt, als Reprasentantin Aegyptens die Isis mit Horos, ihrem Sohne. Sie tragt Lotosblumen und den Nilschliissel. Sie wird von dem treuen Hund Anubis begleitet, der den ge- storbenen, den vom Typhon tiberwundenen Osiris suchen hilft. Der liegt da unten in dem hohlen Baum begraben. Wie dort Tritonen, so bilden hier zwei wachhaltende Krokodile die Ein- fassungszier des Bogenfeldes, das diese Darstellung enthillt. Auch dieses Bild ist in lichten Farben gehalten und auf Gold- grund ausgefiihrt, welches beides nur dazu beitragen kann, die Wirkung des grossen Bildes nicht zu stéren, sondern vielmehr zu erhdhen. Der trennende Reliefstreifen veranschaulicht die Eroberung von Indien durch Rhamses den Grossen. Es ist also die Absicht des Kiimstlers, diese schmalen Felder mit einer kriegerischen Grossthat der welthistorischen Vélker zu schmii- Rhamses steht auf einem Siegeswagen, den gelesselte Kanioce heoleiten. Sein Bruder Danaos flieht mit den (Schluss folgt.) Danaiden in den Peloponnes. Zur deutschen Kunstgeschichte. 1, Hefner s Trachten des christlichen Mittelalters nach gleichzeitigen Kunstdenkmalen. Manheim, jetzt Frank- furt a M. Gross 4. in 70 (noch nicht vollstindig er- schienenen) Lieferungen. Vou Sotzmann. (Schluss.) (ilierzu eine Kunstbeilage.) driickende Verhaltnisse zu statten, die er benutzte, um den Kreis seiner Bekanntschaft mit Kinstlern, Kennern und Kunst- werken aller Art zu erweitern und von letzteren auf Reisen, wenn auch nicht liber die deutschen Grenzen hinaus, eine grosse Menge in Sammlungen zu sehn oder an ihrem Ort aufzusuchen und sie sich mit der Treue, die ihm tiberall das hichste Gesetz war, durch sorgfaltige Nachbildung zu eigen zu machen. Die Kunst des Mittelalters fesselte ihn am meisten. Yhren Organis- mus verfolgte er so zu sagen physiologisch durch alle Ent- wickelungsstufen; er ftihlte in jeder dieser Stufen den Einfluss der Zeit und des Bodens heraus und erkannte selbst in den - Verkiimmerungen der Menschengestalt, welche die ersten Schritte jener Kunst bezeichnen, den Embryo, der nur in diesem Zu- stand als Glied in die Kette des Ganzen passt, aber auch da schon ahnen lasst, dass er einer héheren Metamorphose ent- gegenreift. Hatte ihm die emsige und gleichformige Uebung von Auge und Hand an den Monumenten selbst, das Eindringen in ihren Geist erleichtert und ihn sicherer geleitet als doktri- naire Autoritat, so gewann er dadurch, dass ihm das Kostum bald ein Hauptaugenmerk wurde, an Scharfblick in der Son- derung und Zusammenfigung der Theile, in der Unterscheidung des Wesentlichen und Zufalligen, des Urspriinglichen und Hin- zugefiigten, des Echten und Unechten. So ist er ein treuer Forster des mittelalterlichen Kunstwaldes geworden, der nicht, wie die Heidelaufer auch Raff- und Leseholz zi Markt bringt, so hat er eine hohe Schule durchlaufen, die bedauern lasst, ihn nicht an die Spitze einer der grésseren antiquarischen Samm- lungen in Deutschland gestellt zu sehn, welche nicht immer den besten Handen anvertraut sind und oft durch Vermischung des Kunstwerks mit der Kuriositét unerquicklich werden, oder, zumal in Riistkammern, durch unverstandiges Flickwerk aus verschiedenen Zeiten irre fahren. Nachst seinem Hauptwerk hat er sich auch durch Herausgabe von Burgkmairs Tur- nierbuch ), durch seine Schrift tiber die Burg Tannenberg und ihre Ausgrabungen?) und seine mit C. Becker gemeinschaft- lich unternommenen Kunstwerke und Gerathschaften des Mittelalters (Frankfurt seit 1847, in Lieferungen von 6 kolo- rirten Kupfern mit Text) vortheilhaft bekannt gemacht. Letz- tere schliessen sich seinem grossen Trachtenwerk fiir das christ- liche Mittelalter an, welches er schon im Jahre 1840 in drei Abtheilungen begann, deren dritte das XVI., die zweile die beiden vorangehenden Jahrhunderte und die erste die frithere Zeit umfassen sollten. Es erschien, nach Vorausschickung einer kurzen Einleilung und Uebersicht der Veranderungen des Ko- stums in diesen Perioden, in Lieferungen, jede zu 6 Kupfer- blattern mit einem Text, der zu jeder Vorstellung die nothigen Erklaérungen giebt und auch franzésisch zu haben ist. Die Lie- ferangen folgten wie bei Bonnard ohne chronologische Strenge in allen Abtheilungen aufeinander, wie sich das Material dazu eben darbot. Die Namen der Mitarbeiter, welche an der Spitze stehn, zeigen hinlinglich, dass v. Hefner anfangs nicht scinen eignen Kraften allein vertraul, sondern auch die Hilfe und Bei- lrige andrer, das Zutrauen des Publikums geniessender Manner benutzt hat. Indessen sind tber 2 aller Tafeln von ihm selbst gezeichnet und im weiteren Verlauf des Uniernehmens hat er es in Text und Bildern fast ganz auf die eignen Schultern genommen. Sein Wachsthum an Kenntniss und Erfahrung hat ibn in den Stand gesetzt, demselben eine immer gréssere Gediegenheit und Voll- kommenheit zu geben, und sein Verdienst ist um so héher an- zuschlagen, als er dabei auf Geldgewinn ganzlich verzichten musste. Nur die Liebe zur Sache und die grésste Geniigsam- 1) Siehe diese Blatter. 1850 No. 40. 2) Ebend. No. 38. Der Unternehmer des nunmehr naher zu besprechenden Trachtenwerks, des ersten von solchem Umfang und solcher Gediegenheit, dessen sich Deutschland rihmen darf, Profes- sor v. Hefner in Aschaffenburg, war ganz der Mann, der sich dieser Aufgabe konnte gewachsen fiihlen, selbst wenn er sie mit den héchsten Anforderungen, die sich an dieselbe stellen liessen, zu der seinigen machte. Schon im Hause seines Va- ters, cines kurmainzischen héheren Staatsbeamten, der von der Kunstliebe dieses glinzenden Hofes nicht unberithrt geblieben war und sich in jene Stadt zurtickgezogen hatle, weckten dic ersten Jugendeindriicke, unter Gemalden und Kupferstichen, bei dem Sohn eine entschiedene Neigung fir die Kunst. Obgleich er als Kind durch einen Ungliicksfall den rechten Unterarm mit der Hand verloren hatte, so erwarb er sich doch im Gebrauch der linken eine solche Fertigkeit, dass ihm jener Verlust weder hinderlich noch stérend wurde. Die trefflichste Grundlage fir die Ausbildung seines Zeichnertalents und die Richtung seiner Studien gab ihm der Unterricht des Galerie-Direktors F. H. Miller in Darmstadt, der durch seine 8S. Katharinenkirche zu Oppenheim nnd seine Beitrige zur deutschen Kunst- und Geschichtskunde durch Denkmialer, riihmlich be- kannt ist, und nur zu bald durch den Tod seinem dankbaren Schiiler entrissen wurde. Diesem kamen ausserdem sein Wohn- siz in der Mitte des altdeutschen Kunstreichthums, die Nahe eines Centralpunkts wie Frankfurt a. M. und sonstige nicht be-