alte Zwergkonig mit Farrenkraut umkranzt und seine Konigin,
welche kleine Zwerge im Schoosse halt, wihrend er den Er-
wachsenen tiber den Teller fort hinaufhilft an die Sdiule, welche
sie zahircich beklettern, um dem Drachen gegen den tber-
windenden Siegfried oben auf der hdchsten Schale ohnméachtigen
Beistand zu leisten. — Die untere Gruppe des nichsten Leuch-
ters wird durch den alten Koch gebildet, der den Ktichenjungen
eben eine Maulschelle geben wollte, als der lebenhemmende
Schlaf tiber die Insassen des Schlosses kam. Nebenan sitzt die
spinnende Alte. Die Saule aber, welche ein dicker dorniger
Rosenschaft zu sein scheint, dessen untere Schale mit einem
Hagebultkranz geziert ist, hangt voll zappelnder Prinzen, welche
im Fallen von den Dornen erfasst in den unbehaglichsten Situa-
tionen ihre Freijergeliiste zur schénen Prinzess bezahlen. Der
	.Glickliche aber, der sie wach kisst, schwebt auf der obersten
	Schale, die von einem Rosenkranz eingefasst ist. —- Von den
Geschichtskandelabern kann der eine der des Friedens, der an-
dere die Kriegesfackel genannt werden. Letzterer enthalt als
Relieffigur der Basis eine Kriegesgéttin, welche, die Fackeln
schwingend und den franzésischen Adler zertretend, zum Kampf
aufruft. Die Hauptgruppe iiber der Basis stellt eine Waffen-
schmiede dar, wo wacker von Meister und Gesell gehammert
wird. Ein junger Bursch aber passt sich vor einem blanken
Schilde den Helm auf; er will, wie der junge Herr Siegfried,
mit in den Krieg ziehn, nachdem er sich sein Schwerdt ge-
schmiedet. Kriegeswaffen und Trophien umgeben den Schaft.
Auf der unteren Schale silzen die Siadtefiguren von Culm, Leipzig
und Belle~ Alliance. Kriegerische Gestalten tragen auf einem
Schilde den Kénig Friedrich Wilhelm II, der mit dem Hermelin
umgethan, das Schwerdt in der erhobenen Rechten halt. Der
Friedenskandelaber enthialt im Relief des Fusses die freundliche
Gruppe einer Charitas mit vier Kindern. Als Hauptdarstellung
liber der Basis erblickt man ein lustiges Fest, tanzende Paare,
trinkende ehemalige Kriegskameraden und den lustigen Fiedler
der ihnen aufspiell. Zu Haéupten an dem Schaft sind mannig-
fache Gerithe des Friedens geordnet, von Blumengewinden
durchschlungen. Den nachsten Absatz nehmen drei Hauptre-
prasentanten der Kiinste, die im Frieden blihen, ein: Schinkel!
mit dem Modell zum Museum, das er baute, Rauch mit seinem
Friedrich und Cornelius mit dem Entwurf zum Campo Santo.
Drei anmuthige Frauengestallen halten die oberste Schale, die
sich in Form eines Rosenkelchs zu einem Schilde auseinanderlegt,
auf welehem die Kénigin Luise mit dem Hermelin und dem Dia-
dem angethan, und mit der Friedenspalme in den Hinden.

Das sind die Arbeiten, womit der Meister in diesem Jahre
sein grosses Werk geférdert hat. Ueber Winter wird er den
Carton zu dem zweiten grossen Bilde, der Blithe Griechenlands,
zeichnen und seine Ausfithrung wird wohl die Hauptaufgabe fiir
den nachsten Sommer sein. Er. Eggers.
	Reisenotiz.
	trauft das Wasser, diese beiden Wechselzeugungskrafte Aegyp-
tens. Dann folgt der Atlas und der Herakles der Griechen, in
ihrem Geschaft die Erdkugel zu tragen. Oben kommen zwei
kleine Figuren hervor, die ihr Sonne und Mond noch hinzuthun,
Bei den Juden ist Adam und Eva dargestellt, als Ausdruck des
héchsten Schépfungsmoments. Der Orbis Romanus schliesst ab.
Darunter befinden sich Tellus und die heiligen Hihner. In
einem tempelartigen Architeklurgliede, das die Mitte des ganzen
Streifens andeutet, sind nun heilige Geschépfe aufgestellt, wel-
che die heiligen Schriften und Urkunden oder Grundbiicher der
Volker halten, die Véda’s der Inder, die Zendbiicher der Perser,
die 42 Bicher des Thot der Aegypter, die Theogonie ‘der Grie-
chen, die finf Bticher Mose, die sibyllinischen Bicher der
Romer.

Unter diesem Tempelchen wiederholt sich die Eintheilung
eines grésseren von einem Medaillon in der Milte unterbrochenen
Feldes. Oberhalb desselben erscheint der erste Gesetzgeber
des Volkes: Manu, dessen Sittenbuch die Grundlage der indi-
schen Gesetzgebung ausmacht, Zoroaster fiir Persien. Aegypten
hat seinen Thaut oder Thot, als Reprasentant der Priesterschaft
von Memphis, deren ausschliessliches Eigenthum alle Weisheit
war. Orpheus singt bei den Griechen, der Stifter der Myste-
rien, der Geselzgeber der rauhen Thraker, der Veredler und
Verfeinerer ihres Geschlechts. Menschen und Thiere, lauschen
ihm; aber unten lauern schon die Manaden, die ihm den schreck-
lichsten Tod zu bereiten bestimmt sind. Bei den Juden ist Sa-
muel vorgestellt, wie er seinen Oelkrug tiber das Geschlecht
David’s ausgiesst. Es folgt Numa, der erste Gesetzgeber Roms,
der den Géltern opfert; unten sieht man seine Egeria.

Das nun folgende Medaillon enthalt stets den ersten Herr-
scher der Vélker und der Raum darunter die Anfainge der po-
litischen oder Kultur-Geschichtc. Parkschit, der kriegerische
Kénig, mit Trophaden aller Art und den heiligen Thieren da-
zwischen, Dschemschid, der Kénig des goldnen Zeitallers der
Perser, der Sohn des Ormuzd mit den reichen Segnungen des
Friedens. Menes, der Erbauer von Memphis, unter ihm das
heilige Schiff der Aegypter mit dem Zeichen des Ammon, Sphin-
xen u. s. w. Theseus, unler ihm die Mythe von Amor und
Psyche. Salomo, unter ihm zwei Cherubim, die auf ihren
Fliigeln die Bundeslade tragen und den siebenarmigen Leuchter
anztinden. Romulus, unten der doppelképfige Janus mit dem
Zeichen rémischer Staatseinrichtung.

Den Beschluss macht ein Weiser oder ein Prophet: Buddha,
Hom, mit der Leuchte, die er der Welt aufsteckte, Sochis,
der Lehrer des Pythagoras, dieser selbst bei den Griechen, der
Prophet Esra bei den Juden, und bei den Rémern eine Dar-
stellung, wie sie die griechische Kunst nach ihrem Boden ver-
pflanzen.

Das sind die. reichhaltigen Einrahmungen der grossen Ge-
schichtsbilder. Bekanntlich bilden die Figuren der Sage und
der Geschichte die Thirstiicken tiber den Seitenthiiren, die zu
den Salen fiihren. Wir erwahnten schon, dass die ersigenannte
der beiden allegorischen Personen von Kaulbach selber in Fresco
ausgeftihrt wurde, die Geschichte dagegen hat Echter sehr
gelungen in Farben ttbertragen. Zu beiden Seiten der Gestalten
schien dem Meister, in Vergleich zu dem Gedrange der Figuren
und Figtirchen, zu viel leerer Raum yorhanden, weshalb er
noch vier Kandelaber komponirte und gleichsam auf den Fries
der Thiren stellte. Diese Leuchter sind nun wieder héchst lie-
benswiirdige Geburten der Kaulbach’schen Phantasie. In den
beiden Sagenkandelabern sind zwei unserer schénsten allen
Sagen, die vom hérnen Siegfried, der den Drachen iiberwand,
und die vom Dornréschen ausgefiihrt. Da sitzt auf dem Absatz
des Fusses, der als Reliefflache den Nibelungenhort enthalt, der
		Das Alte fallt, es andert sich die Zeit,
Und neues Leben blaht auf den Buinen.
	Diese Verse fielen mir unwillktrlich ein, als ich in diesem
Frihjahre, auf meinem Streifzuge nach alten Architekturen zur
Vervollstindigung meines Werkes’), den Hof eines ehemaligen
Klosters betrat. Es hatte die Tage vorher schon stark gereg-
net und ein tichtiges Donnerwetter mit allen dazu ndthigen
Requisiten hatte mir von Halberstadt bis nach jenem Kloster
	1) Man vergleiche S. 204. 272. u. 324, des laufenden Jahrgangs im deut-
echen Kunstblatt. D. Red.