Sue th lat. Or gan der deutschen Kunstvereine, “4eitung fiir bildende Kunst und Baukunst. Unter Mitwirkung yon Kugler in Berlin — Passavant in Frankfurt — Waagen in Berlin — Wiegmann in Dusseldorf — Schnaase in Berlin — Schulz in Dresden — F@rster in Miinchen — Eitelberger v. Edelberg in Wien redigirt von Dr. F. Eggers in Berlin. Sonnabend, den 8. November. Denkschrift tiber eme Gesammt-Organisation der Kunst- Angelegenheiten. Im Auftrage des Preuss. Kultusministeriums zusammengestellt yon Er. Eggers. (Fortsetzung.) УТ. Die werkthitige Kunst. 6. Schaubthne. (Schluss.) Schon weiter oben ist von dem Hinflusse geredet worden, welchen der Staat durch die in seinen Handen liegenden Con- cessionen auf die Theater auszuiiben im Stande ist. Stellen wir jetzl zusammen, was wir uber das Concessionswesen gesagt finden. Von allen Seiten wird tiber das Uebermaass der Concessionen geklagt, und Hr. Devrient steht nicht an, zu bemerken, dass sie mil leichtsinniger Unbedenklichkeit ertheilt zu werden pfilegen. Es wird vielfach beklagt, dass dabei nie- mals der kinstlerische und geistige Gesichtspunkt fesigehalten werde, sondern lediglich der staatsékonomische und materielle, und zwar so entschieden, dass selten einmal die Frage entstehe, ob es auch Bedirfniss sei, die Zahl der schon vorhandenen Thealerunternehmungen zu vermehren. Gréssere Strenge in dieser Angelegenheit wird daher dringend empfohlen. Hr. Be- nedix wiinscht, dass ausser dem gentigten Anspruch an né- thige Bildung und néthige Geldmittel der Unternehmer sich durch eine Caulion ausdriicklich verpflichten miésse, im Sommer nicht aufzuhéren. Wirde zu solchen Bedingungen kein Unternehmer gefunden, so solle man die Concession lieber ciner Gesellschaft geben, die nach einem zwischen ihren Milglicdern bestehenden Gesellschaftsvertrag Schaden und Gewinn gemeinschaftlich triage. Ein sehr strenges Gericht lisst Hr. Seidel tiber die Schank- wirths - Concessionen (um in seiner Redeweise zu bleiben) er- gehen und klagt bitter tiber das Unwesen der Winkeltheater in Berlin und dessen Nachbarschaft, nicht ohne nahere Details dariiber beizubringen. Auch die Liebhabertheater will er einer sachbemessenen Aufsicht unterworfen wissen, wahrend Hr. Gutzkow verlangt, dass ihnen eine Besteuerung auferlegt werde. Eine Hauptaufgabe des reformirten Nationaltheaters findet Hr. D. in der Aufstellung eines Stammrepertoirs der be- U. Jahrgang. deutendsten Dicht- und Musikwerke, das in alljahrlicher Wie- derkehr die Kiinstler in der Uebung am Vortrefflichen erhalten und dem Volke den Genuss seines Kunstschatzes in Musterauf- fihrungen sichern solle. — ,Auf einem Nationaltheater* — sagt fr. D. — ,,soll keine Woche vergehen, in welcher nicht eins der Werke aus diesem klassischen Cyklus gegeben wird. Jedes kirchliche oder politische Fest, jeder fiir die Nation merkwiir- dige Tag — bezeichne er eine grosse Begebenheit oder die Geburt eines grossen Ktnsilers u.s. w. — werde durch eine entsprechende Vorstellung gefeiert und in die Sympathie der Gegenwart gezogen*. In seiner Geschichte der deutschen Schau- spielkunsi sucht Hr. D. nachzuweisen, wie es auch der Haupt- grundsatz der Direktion Géthe’s gewesen sei, ein stehendes Repertoir von trefflichen Gedichten festzuhalten, zu dem er immer wieder zuriickkehrte. Die Aufstellung eines solchen Stammrepertoirs halt Hr. D. auch bei den Stadttheatern fiir das Wichtigste, ja auch den Wandertruppen, die er je nach dem Muster der Residenztheater organisirt wiinscht, soll ein ange- messenes Slammrepertoir gegeben werden, so dass, wie man den besseren dieser Truppen gewisse Vorstellungen zu gebieten hatte, man so den untergeordneten andere verbieten misste, damil sie nicht, was tiber ihre Krafte geht, herabwiirdigen. Noch Ппаеп ут уоп Шегвег gehorigen Dingen besprochen: Dekorations- und Kostiimwesen. Hr. Devrient empfiechlt sehr, dass eine gréssere Sorgfalt darauf verwendet werde, durch Richligkcit und Zusammenklang der Dekorationen untereinander und mit dem Kostiime cine gréssere malerische Wirkung zu erzeugen, wozu wo mdglich der Rath grosser, hervorragender Manner der bildenden Kiinste genommen werden miisste. Auch eine Verminderung der Spieltage halt Hr. D. fir zweckmassig, damit fiir das Publikum ein отбззегег Reiz entsiche und den Kiinstlern Elasticitat und warmere Begeiste~ rung aus der Ruhe entspringe. Dabei empfiehlt er auch, die Eintriltspreise zu ermassi- gen, besonders fiir die wohlfeileren und mittleren Plitze, ein Rath, den auch Hr. Hammermeister ertheilt. In Bezug auf das Finanzwesen bei der Biihne halt Hr. D. bessere Einnahmen durch eine kiinstlerische Direktion far gesichert, da bessere Leistungen auch bessere Einnahmen bringen missen, und in Bezug aut die Verwendung dieser Einnahmen gilt ihm der Grundsalz, dass bei jedem nur irgend gesicherten, hohen oder A5