medrigen Einnahmeetat ein Theater herzustellen sein musse, in dem der Geist lebendig ist. Die Punkte, wo er Ersparung fiir méglich halt, sind Gehaltetat und Apparat. Es sei nicht néthig, jeder unmassigen Geldpratension hervorragender Talente zu fréhnen. Auch Hr. H. macht darauf aufmerksam, wie durch das verkehrte Streben der Biihnen, mit den enormsten Kosten sich einige bedeutende Krafte zu sichern, jedes befriedigende Ensemble unmdéglich gemacht werde. Die Commission von Leipzig nennt es eine abzustellende, moderne Unsitte. — Was aber den Apparat betrifft, so rath Hr. D. an, dass man lieber versuche, die Dinge doppelt und dreifach zu benutzen, anstatt dass man sie, wie es vorziglich bei den Hoftheatern der Fall sein mag, doppelt und dreifach liegen hat und sie dennoch wie- der aufs neue anschafft. Hr. Seidel richtet seine Philippika auch gegen diesen Uebelstand. Der ganze Theaterhaushalt soll also nach dem Vorschlage des Hrn. Devrient in die Hinde eines einzigen Beamten gelegt werden, eines 6konomisehen Inspectors, durch den die Oberbehirde jeden Augenblick volistindig Aufschluss iiber den complicirten Theaterhaushalt erlangen kann. Dieser Posten soll durch die Regierung in Uebereinkunft mit der kiinstlerischen Direktion besetzt werden. Zum Schlusse noch die Bemerkung, dass man sich allge- mein und mit Entschiedenheit gegen das Unwesen der Thea- ; terbureaux ausspricht, wortiber besonders Hr. Gutzkow nach-— zulesen ist. Fiir eine zweckmassige Beleuchtungsart will Hr. Gemme] einen Preis ausgesetzt wissen. ) Ueber die Angelegenheiten der Oper liegt uns die grind- liche und umfangreiche, schon oben angeftihrte Schrift von J. Cornet vor: ,Die Oper in Deutschland und das Theater der Neuzeit *. Eine mit vieler Sachkenntniss geschriebene geschichtliche Uebersicht lasst den heuligen Zustand vor unsern Augen ent- stehen, dessen Schdden und Mangel sodann in jeder Riicksicht aufgedeckt werden. Fir das grésste Uebel halt es Hr. C., dass die deutsche Oper keinen Centralpunkt hat, kein System, keine Schule, kein Allgemeingesetz. Die Centralisation sei aber zur Hebung des Nothstandes der Oper ganz unerlasslich. Hr. C. verspricht sich einen grossen Einfluss auf Erweckung und Aus- bildung des Sinnes fiir Musik, durch das Ansehen, welches die Gesammtheit der Kunstkenner und Kinstler einer grossen Ве- sidenz geniesst, die sich in solchem Centrum dafiir ausspricht. Daher soll der Glaube an klassische Opernmusik durch Cen- tralisation in einer grossen Residenz geférdert und gefestigt werden, indem miglichst vollkommene Ausftihrungen werthvoller Opern vor einem gewichtigen Publikum veranslaltet werden, um den reinen Geschmack forizupflanzen, zu bilden und zu heben. Von den Einzelheiten der Schrift des Hrn. C., die theils schon besprochen, theils spater zu erwihnen sein werden, be- rihren wir hier nur als hauptsachliche Mangel des gegenwér- ligen Zustandes: dic Nachtheile der Thealerverpachtung, die Zersplitterung der Krifte, den ausfihrlich durchgesprochenen Uebelstand, grosse Componisten zu Operdirektoren zu wiihlen, die Klage tber den Mangel tichliger Regisseure. Ein Resumé ergiebt das Resultat, dass sich gegen 36 fremde und 8 deutsche Opern auf der wirklichen Biihne erhalten haben. Mehr als 73 1) Dieser Punkt erscheint in der That von sehr grosser Wichtigkeit. Nur lange Verwohnung lasst uns die absolut unkinstlerische Beleuchtung der im Proscenium befindlichen Schauspieler durch die an dessen vorderem Rande befindlichen Lampen, scharf von unten auf, ertragen. deutsche Opern der neuesten Zeit seien dagegen schon der Vergessenheit anheimgefallen. Hier wird gleichsam als Erkla- rung dieser Erscheinung das Wort Gélhe’s angefiihrt: , das wirklich Gute jeder Kunst ist einfach und allgemein verstand- lich und das kinstlich Schwere fast immer ein Zeugniss man- gelnden Talents“. Naher wird der Grund fir den Untergang von 2 der aufgezadhlten deuischen Opern zugeschrieben 1. der matten und tdppischen, interesse- und poesielosen Ablassung der Opernbiicher, 2. der Armuth an Erfindung origineller, mu- sikalischer Molive, 3. der Vernachlassigung der Singstimme und ihrer Fiihrung, 4. der Alltéglichkeit der Form, Abnormitat der Orchesteranwendung oder deutscher Unbehiilflichkeit. Ein an- deres Finftheil fallt der Schuld der Ausfithrung durch Sanger, Regisseure, Operndirektoren etc. anheim, und das letzte Fiinf- theil Icbt noch. Zusammenfassen lassen sich also die Haupt- mittel des Hrn. C. in Centralisation, Schule und Regulativ. Der Tonkinstler Verein in Berlin will der Oper schon deshalb eine verwallende Kunstbehérde vorgesetzt schen, damit die Bestimmung des Kénigs, dass jahrlich mindestens drei neue deutsche Opern gegeben werden sollen, aulrecht erhalten werde. Auch dem Prifungscomité der Oper gegentiber, das aus Per- sonen die ain Theater angestellt eine Parthei bilde, also in der Prifung nicht frei sei(?). Das Recht der Beschwerde, das Recht der Mitglieder des Theaters, ttber dasselbe zu schreiben, wird natiirlich als sich von selbst verstehend in Anspruch genommen. Auf das zu haufige Aufireten fremder Singer und Sangerinnen als Gaste wird als auf einen Krebsschaden hingedeutet. Als leitende Grundsitze treten hervor, dass die Oper als Bestandtheil der dramatischen Kunst Theil eines Volksbildungs- instituls sei, daher aus der bisherigen Stellung zum Hofstaate ausscheiden und in ihrer Verwaltung den Staatsbehérden zu- [аПеп ти$5е. (Fortsetzung folgt.) Die diesjabrige Miinchener Ausstellung. Von @. v. Sechorn. Drei Jahre sind dahingegangen, seitdem die letzte gréssere Kunst-Ausstellung in Miinchen statigefunden. Es waren jene Jahre der Politik, die gleich einem Traumbilde aus dem Strome der Zeiten auftauchten, um eben so schnell mit ihrem Enthu- siasmus, ihrem Feuereifer fir die grosse Sache der Vélker wieder hinabzutauchen, nur eine leichte Bewegung der Ober- flaiche, geringe Nachwehen eines voriibergezogenen Sturmes zurticklassend. (7) Wie der Geist jener Jahre auf die Interessen der Kunst wirkle, wie der politische Eifer die Gemiither junger Kiinstler ergriff und selbst die alteren Meister der deutschen Kunst nicht unbertihrt lassen konnte, um hemmend einzugreifen in das Streben, freie Gebilde erhabener Phantasien in Meisterwerken darzustellen und durch Veranschanlichung des Schénen in der Darstellung hichster Wahrheit dem Endzicle der Kunst nahe zu kommen, hat uns der damalige Mangel an Erzeugnissen auf dem Gebiete der Malerei und die an dem Erzeugten cingetre- tene Gleichgiltigkeit der Menge hinlinglich bewiesen. Sobald jener machtige Rausch voriiber und die ruhige Be- sinnung zurtickgekelrt war, machte sich in vielen Kiinstlern der Drang bemerkbar, das, was sie so eben erlebt hatlen und noch mit voller Frische in der Erinnerung bargen, durch Dar- stellung im Bilde frisch zu erhalten und fir die Zukunft zu bewahren. Es enlstand aus diesem Streben ein neues Fach des Genre’s, die Tendenz~Malerei. Die Kunst- Ausstellungen wur- den plétzlich iberschwemmt mit Darstellungen aus dem Volks-