Rooney ато.
	Organ
der deutSchen Kunstvereine.
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	г bildende Kunst und Baukunst.
	Unter Mitwirkung von
	Kugler in Berlin — Passavant in Frankfurl — Waagen in Berlin — Wiegmann in Dusseldorf — Schnaase
in Berlin — Schulz in Dresden — FGrster in Miinchen — Hitelberger v. Edelberg in Wien
		Ueber goldene Bilderrahmen.
	A einer Vhrer letzien Nummern ist den goldenen Bilder-
derraimen der Krieg erklart worden. Da man indessen Nie-
manden ungehért verdammen soll, so erlauben Sie mir, als
Anwalt und Vertheidiger derselben in die Schranken zu treten.
Ich habe seit langen Jahren geglaubt, dass Oelgemalde sich nur
in Goldrahmen gut ausnéhmen, wihrend andere Bilder, nament-
lich Kupferstiche durchaus keine Goldrahmen vertragen kénnten,
und ich bildete mir bisher ein, dass ich dies nicht allein von
Andern gehért, sondern auch durch eigene Beobachtungen er-
fahren hatte. Daher habe ich mich stets ungern entschlossen,
Kupferstiche in die wohlfeilen Goldleisten einrahmen zu lassen,
und ich glaubte zu bemerken, dass zugleich mit dieser Unsitte
auch die tbermassig breiten Papierrander an Kupferstichen und
Lithographieen in Mode gekommen waren, welche vielleicht den
hasslichen Goldrahmen weiter von dem Bilde entfernen sollten.
Freilich hat es mir niemals einleuchten wollen, dass mit diesen
	breilen weissen Rindern etwas Erhebliches gewonnen ware, —
	ausscer, dass ein grésserer Theil der Wand damit bedeckt wurde.
Eine so cingewurzelle Meinung lasse ich mir nun nicht gern
ohne Griinde nehmen, und in dem Aufsatze, den ich hier zu
widerlegen gedenke, kann ich keine recht stichhaltigen Griinde
-erkennen. Ich erfahre zwar daraus, dass die goldenen Bilder-
rahmen in einer Zeit der Geschmacklosigkeit und des Luxus
aufgekommen seicn. Ich will die Thatsache dahingestellt sein
lassen. Aber wenn sie auch richtig ware, so wtirde ich dar-
aus doch nicht den Schluss ziehen, dass Geschmacklosigkeit
und Luxus die Ursache seien, weshalb man bei Oelgemilden
den Gebrauch goldener Bilderrahmen angenommen habe. Denn
ich habe gelernl, dass keine Schlussfelgerung so bedenklich
sei, als die, welche auf Verwechselung der Zeilfolge mit der
ursachlichen Verbindung beruhe. Es kann trotz dem, dass die
Goldrahmen in der Zeit der Geschmacklosigkeit cingefihrt sind,
diennoch ein Asthetischer Grund vorhanden sein, der zu ihrer
Annahme gefiihrt hat, und ich habe in der That bisher geglaubt,
dass dieser Grund nicht ganz unbekanut sein kinnte, dass er
aber mit ciner Eigenheit der Oelmalerei in Verbindung stehen
miisse, da eben ‘auf diese sich der Gebrauch der Goldrahmen
beschranht.

Wenn ich die Eigenschaflen der Oelgemilde und die der
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	Sonnabend, den 6. December. 1851
	anderen Gemalden durch thre Dunkelheit, fetztere von ande-
ren Rahmen durch ihren Glanz unterscheiden. Nun ist es
aber eine bekannte Thatsachc, dass das Dunkle durch das Helle
verdunkelt, мп] das Helle durch das Dunkle starker erhellt
wird, so dass etwas Dunkles dunkler und selbst kleiner er-
scheint, wenn es sich in heller Umgebung befindet, wahrend
das Helle noch heller und grésser wird, wenn es neben ciwas
Dunklem steht. Da nun die Oelfarben ihrer Natur nach dunkel
und zum Nachdunkeln geneigt sind, so mitissen die Lichter in
Oelgemalden durch tiefe Schatten gehoben werden, und dies
gelingt offenbar noch besser, wenn man die Schatten durch
helle und glainzende Einfassung noch dunkler macht. Daraus
erklére ich mir den Gebrauch der Goldrahmen, und selbst die
Einfihrung dieses Gebrauchs zu einer Zeit, wo man die hellen
	und glanzenden Farben Wberhaupt aufgab, und in Rembrandt’-
schem Helldunkel, in triiber Beleuchtung und gebrochenen Far-
ben sein Heil suchte. Freilich werden diejenigen, welche sich
wieder hellen und glinzenden Farben zugewendet haben, der
goldenen Rahmen entrathen kénnen. Mégen sie den Versuch
mit anderen Rahmen machen. Davor braucht man tiichtige Kinst-
ler nicht zu warnen, dass sie ihre Bilder durch tbertriebenc
Pracht des Rahmens in den Hintergrund stellen. Will aber ein
Pfuscher seiner Arbeit durch den Rahmen Werth verleihen,
so ist iam der Versuch zu gdénnen, und wer ein solches Schau-
stiick kaufen will, der mag scin Geld daran wenden. Kunst-
vereine aber sollen in dieser Hinsicht keine Beschrankung ben,
ausser dass sie Bilderrahmen, die mit Gemalden verziert sind,
billig in die Gewerbe - Ausstellungen verweisen.

Ich weiss nicht, ob die Kiinstlerwelt diese Griinde gut
heissen wird. Es gicbt allerdings Einige, welche Farbe, ich
meine helle, reine, bunte Farbe, wic man sie vor Spagnolelto und
ahnlichen Dunkelmannern gemalt hat, fiir Ueppigkeit und un-
lauteren Luxus halten. Solchen ist nicht gut predigen. Wer
aber was auf Farbe halt und den Wirkungen von Hell und
Dunkel mit Aufmerksamkeit zugesehen hat, wird mindestens es
der Мане werth hallen, der Sache weiter nachzusinnen, und
wer auf diesem Wege zu besserer Aufklarung iiber den Gegen-
sland gelangen sollte, wird sicher nicht blos den Schreiber dic-
	ses durch Miltheilung derselben verpflichten.
Goltingen. Friedr. Wilh, Unger.