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	den Augen- und freien Handibungen ohne Zirkel und Lineal,
von der Anschauungslehre bis zu dem Studium der darstellen-
den Geometrie und der Bildung des Geschmacks. Dabei haben
die Klassen bis Secunda wéchentlich 3, die beiden obersten
Klassen dagegen 4 Stunden.

Mit dem geometrischen Zeichnen ist das freie Handzeichnen
im vollen Hinklange. Die beschreibende Geometrie ist die Grund-
lage des perspectivischen und geometrischen Zeichnens. Die
Vorlegeblatter —- will Hr. P. — dirfen nur anerkannt tiichlige
Darstellungen klassischer Kunstwerke enthalten.

Hr. P. theilt mit, wie weit die Realschule in Krotoschin
mit seinem Grundsatze und seinem Lehrplane in Uebercinstim-
mung ist. Nur die 3. und 4. Klasse weiche ab, im Uebrigen
sei die Einrichtung ganz so. Den Unterricht in den oberen
Klassen ertheilt ein Lehrer, den in den drei unteren Klassen
zwei Lehrer.

Vom Zeichnenapparat, von den Lehrbichern und dem Ur-
Шей von Autorititen tiber die beschreibende Geometrie als
Grundlage des Zeichnenunterrichts handeln die folgenden Punkte
der Denkschrift, welche sich dann noch tiber die Asthetische
Grundlage des Zeichnenunterrichts und dessen richtige Stellung
zu den anderen Unterrichtszweigen der Realschulen verbreitet
und in seiner Schlussbetrachtung den Grundsatz befestigt: We-
der der reine Ktinstler, noch der reine Mathematiker macht, das
Lehrgeschick vorausgesetzt, den Zeichnenlehrer der Realschule.

Auch Hr. Lilienfeld in Magdeburg stimmt in die Klage
ein, dass der Zeichnenunterricht meistens als eine blosse Fer-
ligkeit den tbrigen Lehrstoffen beigesellt erscheint, anstatt ihn
als einen in den Plan der Schule eingreifenden Lehrzweig be-
irachtet zu sehen. Leider sei dies nicht allein vorherrschend
noch heute so, sondern es gabe noch viele Schulen, die die-
sen Unterricht ganz und gar entbehren, und wo er statlfinde,
werde er in den meisten Fallen noch so traktirt, dass seine
Erfolge nicht eben in Anschlag gebracht werden kénnten.

Hr. L. in seiner Schrift: , Die Kunst in der Schule“ (ab-
gedruckt im Schulprogramm der héheren Gewerbe- und Hand-
lungschule. Ostern 1848) entwickelt als die Maingel des Zeich-
nenunterrichts: Unklarheit tiber Zweck und Bedeutung des Kunst-
unterrichts in den Schulen, daher schiefe Stellung zu denselben;
ferner: vorherrschender Mangel sachverstindiger Lehrer. Das
Hauptmittel zur Hebung dieser Uebelstinde findet Hr. L. darin,
dass den Akademieen der schénen Kiinste ein Lehrstuhl beige-
ordnet wiirde, dessen eigentlicher Beruf es sein miisste, Ele-
ven, welche sich dem Dienste der Schule widmen wollten, dazu
besonders vorzubereiten und dass auch dann die Schulen ver-
pflichtet wiirden, sie anzustellen. Insbesondere aber bedtirfen
die Seminarien, als die Pflanzstalten kinfliger Lehrer, tiichtig
durchgebildete Zeichner als Lehrer, deren Qualifikation grésseren
Anforderungen entsprechen miisste, als die es kann, welche
innerhalb des Gebietes der Schmidt’ schen Methode gewon-
nen wird.

Ueber das System des Hrn. L. nur Folgendes: Mit dem
Unterschiede der Ausdehnungen wird der Begriff des Maasses
entwickelt, d.h. es wird den Schilern das Maass eines Zolles
gegeben und hinfort keine Linie mehr ohne Anwendung eines
zuvor bestimmten Maasses, d. h. vermittelst blosser Anschauung
gezeichnet. Die Uebungen umfassen die gerade Linie in un-
verdnderlichen, spdter in veranderlichen Richtungen. Das fiihrt
auf die Erklarung der Winkel, der Flache, der Zeichnung end-
lich aller regelmassigen und unregelmassigen Figuren. Auf der
azweiten Stufe wird zur krummen Linie ibergegangen, welche
bis iiber den Kreis hinaus zur Ellipse hin geibt wird. Hieran
kniipft sich die Erklérung tiber die s. g. architektonischen Li-
	nien. Die dritle Stufe beginnt mit Uebungen, die sich den bis-
	Die Grrichtung einer Yolksgesangschule fir Erwachsene,
die fiir diese so wichtig sei, wie das Turnen fir die Jugend,
schlagt die Leipziger Commission vor, ohne indessen mehr
hinzuzufiigen, als die Ansicht, dass der Staat die Aufgabe habe,
fiir geeignete Lehrer zu sorgen.

Wir haben endlich noch von einer Volksmusikschule zu
reden, die Hr. Urban, Musikdirektor zu Elbing, tiberall mit
einer Schule verbunden, am besten aber in einer Stadt mit
einem Volksschullehrerseminar ,aufzustellen sich anheischig
macht. Wir kénnen aber nicht mehr davon berichten, als dass
es jahrlich 1080 Thlr. kosten wird, und was es daftir zu leisten
verspricht. Eine weitere Darlegung dieses, seines geistigen
Eigenthums kniipft Hr. U. an Bedingungen, welche anzufiihren
nicht unser Beruf und dies nicht der Ort ist. Hr. U. verspricht
das Alter von 8—15 Jahren Folgendes zu lehren: 1. Fertiges
Schreiben und Lesen der Tonschrift. 2. Véllige Kenntniss des
Tonsystems und dessen Anwendung in der Musik. 3. УбШое
Kenntniss des Harmoniesystems und dessen Anwendung, 4. Ver-
suche, eigne Musikstiicke zu setzen, auch gegebene Musikstiicke
fir mehrere Stimmen zum Singen oder fir Instrumente einzu-
richten. 5. Fertigkeit im Singen grésserer Musikstiicke, sowohl
im richtigen Ton und Zeitmaasse, wie auch im Ausdruck. 6.
Spielen der Violine und Fléte, auch wohl anderer Instrumente.

Praktisch, und ohne ein besonders organisirles und dolirtes
Institut, ist ibrigens die allgemeinste Volks~Musikbildung in
einem bemerkenswerthen Einzelfalle, und dabei mit wberraschend
erfolgreicher Wirkung, bereits in’s Leben getreten. Dies ist
durch die Thatigkeit des Hrn. Thomascik, evangelischen Pfar-
rers zu Schwarzstein bei Rastenburg in Ostpreussen, geschehen.
Auf dem Grunde einer einfachen Methode, aber ohne Zweifel
noch viel mehr durch die Befihigung 2um persénlichen Einwir-
ken und Anregen getragen, hat derselbe in seiner Gemeinde
ein wahrhaftes Gesangsleben zu schaffen gewusst, das, wie die
Kirche und die Schule, so auch das ganze tbrige Leben der-
selben durchzieht und bereits begonnen hat, mehr nnd mehr
in weitere Kreise hinauszuwirken. Die Sache hat die lebhafte
Aufmerksamkeit der betreffenden Behérden erweckt, und auch
der Hr. Minister hat dem Hrn. Thomascik bereits weitere Fér-
derung in seinen Bestrebungen zu Theil werden lassen.
	2 Der Zeichnenunterricht.
	Yon verschiedenen Seiten ist der Wunsch ausgesprochen
worden, dass dem Zeichnenunterrichte auf den Gymnasien und
héheren Biirgerschulen mehr Sorgfalt gewidmet werden miisse,
als bisher. Daher man auch als Lehrer nur Kiinstler von Fach
angestellt wissen méchte, wegen welcher die Schule bei Va~
kanzen sich an die Akademie wenden mége.

Sehr ausfihrlich dagegen verbreitet sich Hr. Primer, Leh-
rer an der Realschule zu Krotoschin, tiber den Zeichnenunter-
richt auf Schulen. Die Ursachen der geringen Leistungen des
Zeichnenunterrichts in den héheren Unterrichtsanstalten findet
Hr. P. in dem Mangel eines bestimmten Zieles, in der daraus
folgenden Unbestimmtheit und Ungriindlichkeit des Zeichnenun-
terrichts und in der unvortheilhaften Stellung, welche das Zeich-
nen im Verhiltniss zu den ibrigen Schuldisciplinen einnimmt. —
Blosse Handfertigkeit sei nicht das geniigende Ziel, der Inhalt
des Wiederzugebenden miisse geistig erfasst werden und ma-
thematische Richtigkeit in der Auffassung sci die Hauptsache.
Hr. P. findet die Grundlage des Zeichnenunterrichts im Einklang
mit dem Princip der Realschule, als diese Grundlage aber stellt
er die beschreibende Geometrie hin. Somit wird der Zeich-
nenunterricht der charakteristische Unterrichtszweig auf Real-
schulen. Durch alle Klassen hindurch von Quinta bis Prima
	vertheil! nun Hr. P. ausfiihrlich und genau den Lehrstof von