30 den Augen- und freien Handibungen ohne Zirkel und Lineal, von der Anschauungslehre bis zu dem Studium der darstellen- den Geometrie und der Bildung des Geschmacks. Dabei haben die Klassen bis Secunda wéchentlich 3, die beiden obersten Klassen dagegen 4 Stunden. Mit dem geometrischen Zeichnen ist das freie Handzeichnen im vollen Hinklange. Die beschreibende Geometrie ist die Grund- lage des perspectivischen und geometrischen Zeichnens. Die Vorlegeblatter —- will Hr. P. — dirfen nur anerkannt tiichlige Darstellungen klassischer Kunstwerke enthalten. Hr. P. theilt mit, wie weit die Realschule in Krotoschin mit seinem Grundsatze und seinem Lehrplane in Uebercinstim- mung ist. Nur die 3. und 4. Klasse weiche ab, im Uebrigen sei die Einrichtung ganz so. Den Unterricht in den oberen Klassen ertheilt ein Lehrer, den in den drei unteren Klassen zwei Lehrer. Vom Zeichnenapparat, von den Lehrbichern und dem Ur- Шей von Autorititen tiber die beschreibende Geometrie als Grundlage des Zeichnenunterrichts handeln die folgenden Punkte der Denkschrift, welche sich dann noch tiber die Asthetische Grundlage des Zeichnenunterrichts und dessen richtige Stellung zu den anderen Unterrichtszweigen der Realschulen verbreitet und in seiner Schlussbetrachtung den Grundsatz befestigt: We- der der reine Ktinstler, noch der reine Mathematiker macht, das Lehrgeschick vorausgesetzt, den Zeichnenlehrer der Realschule. Auch Hr. Lilienfeld in Magdeburg stimmt in die Klage ein, dass der Zeichnenunterricht meistens als eine blosse Fer- ligkeit den tbrigen Lehrstoffen beigesellt erscheint, anstatt ihn als einen in den Plan der Schule eingreifenden Lehrzweig be- irachtet zu sehen. Leider sei dies nicht allein vorherrschend noch heute so, sondern es gabe noch viele Schulen, die die- sen Unterricht ganz und gar entbehren, und wo er statlfinde, werde er in den meisten Fallen noch so traktirt, dass seine Erfolge nicht eben in Anschlag gebracht werden kénnten. Hr. L. in seiner Schrift: , Die Kunst in der Schule“ (ab- gedruckt im Schulprogramm der héheren Gewerbe- und Hand- lungschule. Ostern 1848) entwickelt als die Maingel des Zeich- nenunterrichts: Unklarheit tiber Zweck und Bedeutung des Kunst- unterrichts in den Schulen, daher schiefe Stellung zu denselben; ferner: vorherrschender Mangel sachverstindiger Lehrer. Das Hauptmittel zur Hebung dieser Uebelstinde findet Hr. L. darin, dass den Akademieen der schénen Kiinste ein Lehrstuhl beige- ordnet wiirde, dessen eigentlicher Beruf es sein miisste, Ele- ven, welche sich dem Dienste der Schule widmen wollten, dazu besonders vorzubereiten und dass auch dann die Schulen ver- pflichtet wiirden, sie anzustellen. Insbesondere aber bedtirfen die Seminarien, als die Pflanzstalten kinfliger Lehrer, tiichtig durchgebildete Zeichner als Lehrer, deren Qualifikation grésseren Anforderungen entsprechen miisste, als die es kann, welche innerhalb des Gebietes der Schmidt’ schen Methode gewon- nen wird. Ueber das System des Hrn. L. nur Folgendes: Mit dem Unterschiede der Ausdehnungen wird der Begriff des Maasses entwickelt, d.h. es wird den Schilern das Maass eines Zolles gegeben und hinfort keine Linie mehr ohne Anwendung eines zuvor bestimmten Maasses, d. h. vermittelst blosser Anschauung gezeichnet. Die Uebungen umfassen die gerade Linie in un- verdnderlichen, spdter in veranderlichen Richtungen. Das fiihrt auf die Erklarung der Winkel, der Flache, der Zeichnung end- lich aller regelmassigen und unregelmassigen Figuren. Auf der azweiten Stufe wird zur krummen Linie ibergegangen, welche bis iiber den Kreis hinaus zur Ellipse hin geibt wird. Hieran kniipft sich die Erklérung tiber die s. g. architektonischen Li- nien. Die dritle Stufe beginnt mit Uebungen, die sich den bis- Die Grrichtung einer Yolksgesangschule fir Erwachsene, die fiir diese so wichtig sei, wie das Turnen fir die Jugend, schlagt die Leipziger Commission vor, ohne indessen mehr hinzuzufiigen, als die Ansicht, dass der Staat die Aufgabe habe, fiir geeignete Lehrer zu sorgen. Wir haben endlich noch von einer Volksmusikschule zu reden, die Hr. Urban, Musikdirektor zu Elbing, tiberall mit einer Schule verbunden, am besten aber in einer Stadt mit einem Volksschullehrerseminar ,aufzustellen sich anheischig macht. Wir kénnen aber nicht mehr davon berichten, als dass es jahrlich 1080 Thlr. kosten wird, und was es daftir zu leisten verspricht. Eine weitere Darlegung dieses, seines geistigen Eigenthums kniipft Hr. U. an Bedingungen, welche anzufiihren nicht unser Beruf und dies nicht der Ort ist. Hr. U. verspricht das Alter von 8—15 Jahren Folgendes zu lehren: 1. Fertiges Schreiben und Lesen der Tonschrift. 2. Véllige Kenntniss des Tonsystems und dessen Anwendung in der Musik. 3. УбШое Kenntniss des Harmoniesystems und dessen Anwendung, 4. Ver- suche, eigne Musikstiicke zu setzen, auch gegebene Musikstiicke fir mehrere Stimmen zum Singen oder fir Instrumente einzu- richten. 5. Fertigkeit im Singen grésserer Musikstiicke, sowohl im richtigen Ton und Zeitmaasse, wie auch im Ausdruck. 6. Spielen der Violine und Fléte, auch wohl anderer Instrumente. Praktisch, und ohne ein besonders organisirles und dolirtes Institut, ist ibrigens die allgemeinste Volks~Musikbildung in einem bemerkenswerthen Einzelfalle, und dabei mit wberraschend erfolgreicher Wirkung, bereits in’s Leben getreten. Dies ist durch die Thatigkeit des Hrn. Thomascik, evangelischen Pfar- rers zu Schwarzstein bei Rastenburg in Ostpreussen, geschehen. Auf dem Grunde einer einfachen Methode, aber ohne Zweifel noch viel mehr durch die Befihigung 2um persénlichen Einwir- ken und Anregen getragen, hat derselbe in seiner Gemeinde ein wahrhaftes Gesangsleben zu schaffen gewusst, das, wie die Kirche und die Schule, so auch das ganze tbrige Leben der- selben durchzieht und bereits begonnen hat, mehr nnd mehr in weitere Kreise hinauszuwirken. Die Sache hat die lebhafte Aufmerksamkeit der betreffenden Behérden erweckt, und auch der Hr. Minister hat dem Hrn. Thomascik bereits weitere Fér- derung in seinen Bestrebungen zu Theil werden lassen. 2 Der Zeichnenunterricht. Yon verschiedenen Seiten ist der Wunsch ausgesprochen worden, dass dem Zeichnenunterrichte auf den Gymnasien und héheren Biirgerschulen mehr Sorgfalt gewidmet werden miisse, als bisher. Daher man auch als Lehrer nur Kiinstler von Fach angestellt wissen méchte, wegen welcher die Schule bei Va~ kanzen sich an die Akademie wenden mége. Sehr ausfihrlich dagegen verbreitet sich Hr. Primer, Leh- rer an der Realschule zu Krotoschin, tiber den Zeichnenunter- richt auf Schulen. Die Ursachen der geringen Leistungen des Zeichnenunterrichts in den héheren Unterrichtsanstalten findet Hr. P. in dem Mangel eines bestimmten Zieles, in der daraus folgenden Unbestimmtheit und Ungriindlichkeit des Zeichnenun- terrichts und in der unvortheilhaften Stellung, welche das Zeich- nen im Verhiltniss zu den ibrigen Schuldisciplinen einnimmt. — Blosse Handfertigkeit sei nicht das geniigende Ziel, der Inhalt des Wiederzugebenden miisse geistig erfasst werden und ma- thematische Richtigkeit in der Auffassung sci die Hauptsache. Hr. P. findet die Grundlage des Zeichnenunterrichts im Einklang mit dem Princip der Realschule, als diese Grundlage aber stellt er die beschreibende Geometrie hin. Somit wird der Zeich- nenunterricht der charakteristische Unterrichtszweig auf Real- schulen. Durch alle Klassen hindurch von Quinta bis Prima vertheil! nun Hr. P. ausfiihrlich und genau den Lehrstof von