BOsewichts“. — Auf dem niedrigcn Tische in der Mitte des
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	geschrieben slehen:
5 Unser lieber Herr Christus sagt, so ihr bleiben werdet an meiner
	Rede, so seid ihr meine rechten Jinger und werdet die Wahrheit er-
kennen, und die Wahrheit wird Euch frei machen. — Dein Wort ist
meines Fusses Leuchle, ein Licht auf meinen Wegen“.
	Vorn am Tische senkrecht eine weisse Tafel, worauf die
	Worte:
» Mein Kind will du Gottes Diener sein, so schicke dich zur An-
	fechtung, halt an, leid’ dich, und wanke nicht, wann man dich davon
locket. Sirach 2, Uns ist angst, aber wir verzagen nicht, wir leiden
Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. 2. Cor. 4. Der Ge-
rechte muss viel leiden, aber der Herr hilfet ihme ans dem allen. Ps. 34.“.
	Auf der linken Seite des Tisches siltzend und den vietsa-
genden Blick auf die Kirche richtend, halt ihr ein schénes Weib,
allegorisch die Weltlust, eine glanzende Schaale voll késtlicher
Friichte hin und will sie mit ihrer Herrlichkeit und allem Reich-
thum, der aus einem ge6ffnelen Kaslen hervorblinkt, verfihren.
— An dem Deckel der kostharen Lade steht geschrieben: Alle
Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit will ich dir geben, so
du niederfallst und mich anbetest. — Und hinter dem Weibe,
schrecklich anzusehen, steht der Tod als Gerippe, hat die Rechte
erhoben und zielt mit einem Pfeil auf die Bedréangte.

Auf der andern Seite des Tisches sitzt im weissen Gewande
als Engel des Lichts gekleidet, mit jugendlichem Antlitz und
Engelsfittigen, ein Abgesandter der Hille, ein falscher Prophet,
sein neuesles Werk das ,, Interim“ der jungen Kirche anbie-
tend. — Welch eine frappante Darstellung des bekannten Sprich-
worts: das, Interim hat den Schalk hinter ihm. — In dem Buche
als Fingerzeig fiir den Beschauer finden sich folgende Bibel-
stellen:

2 Cor. 11. Denn solche falsche Apostel und triigliche Arbeiter
verstellen sich in Christi Apostel und das ist auch kein Wunder, denn
er selbst der Satan verstelit sich in einen Engel des Lichts, darumb
ist es nicht ein grosses, ob auch seine Diener sich verstellen als Pre-

diger der Gerechtigkeit, welcher Ende sein wird nach ihren Werken.
— Rém. 16. Durch siisse Worte und prachtige Rede verfiihren sie

die unschuldigen Herzen.

Hinler diesem falschen Engel stehct der Teufel selbst, wie
der Agyptische Golt Anubis als menschliche Figur mit einem
Wolfskopf dargestellt und dunkelbraun gemalt. In der nervigten
rechten Faust halt er sein gewaltiges Schwerdt der Kirche ent-
gegen und in der linken drohen Marterwerkzeuge und eine
brennende Fackel, in deren hochaufsteigendem schwarzen Dampfe
mit goldenen Buchstaben folgende Worte glanzen:

»Wehe denen, die auf Erden wohnen und auf dem Meer, dean
der Teufel kommt zu euch hinab und hat einen grossen Zorn und weiss,
dass er wenig Zeit hal*.

Aber oben aus den Wolken, dem Beschauer zur Versoh-
nung, kommt cin Engel und bringt der getreuen standhaften
Streilerin die Palme des Friedens und dic Krone des ewigen
Lebens und unter dem Bilde tréstet folgende Inschrift:

» Unser Herr Christus spricht denn meine Schaafe héren meine
Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir, und ich gebe ihnen
das ewige Leben, und sie werden nimmermelir umkommen, und nie-
mand wird sie aus meiner Hand reissen; der Vater, der sie mir ge-
geben hat, ist grdsser denn alles und niemand wird sie aus meines
Vaters Haud reissen. Der Vater und ich sind eins“.

Oben im Halbrund stellt noch cin kleineres Bild die Ver-
suchung Christi dar; eigenthtimlich ist hier der Teufel als dicker
Dominikanerménch vorgestellt.

Wenden wir uns mun auf die gegeniiberliegende Svile der
Kirche, wo an der Wand unter dem Fenster den gréssten Raum
das jiingste Gericht ausfiillt. — Christus oben in den Wolken,
	Gesicht, scharf geschnitten und durch dunklen Bart charakte-
risirt, erscheint uns vollkommen im Profile. Sein Auge, durch
dessen Richtung die Wendung des Kopfes nach oben bedingt
ist, heflet sich auf eine, von unten bis an die Hiften durch
Wolken bedeckte Madonna, die das in ganzer Figur neben
ihr stehende Christuskind mit den Handen unterstiitzt. Eine
Tafel vor dem Heiligen zeigt das schon fast zur Vollendung
gediehene Bild dieser Erscheinung. Leicht hatte dieses Gemalde
an Wirkung gewinnen kiénnen, wenn nicht der Raum, auf dem
es ausgelfiihrt ist, хи sparlich zugemessen ware. Alles aber,
was wir erblicken, ist so dicht auf einander gedringt, dass man
leicht bewogen werden kénnte, dasjenige, was fiir eine himm-
lische Erscheinung vor den Blicken des Heiligen gelten soll,
nur fiir cin Wandgemalde zu hallen, dessen Copie er zu lie-
fern tibernommen hat. Der refiektirende Verstand des Kiinst~
lers hat sich bei der Composition, wie bei der Ausfihrung zu
sehr geltend gemacht, als dass ein besonders ergreifender gei~
stiger Moment aus seiner Darstellung auf uns wirken kénnle.
Es bedarf mehr als der blossen Zeichnung eines Heiligenschei-
nes, um uns den zum himmlischen Entziicken hingerissenen
Heiligen in dem Bilde eines mit Malen beschafligten Mannes
erkennen zu lassen.

Originell, reizend in Composition und in Behandlung ist
cin Gemalde von Grund, grossherzogl. bad. Hofmaler, das
uns die heil. Caecilia vorfiihrt. Die Figur, unterhalb der Linie
abgeschnitten, wendet uns den Ricken zu, wahrend der Kopf
nach rechts gekehrt und so das Gesicht in halbem Profile uns
sichtbar ist. In den emporgehobenen Handen halt die Heilige
ein Notenblatt und ihre Ztige erscheinen begeislert durch die
Kunst der Musik. Was die Wahl der Farben in den Gewin~
dern und die Behandlung derselben betrifft, so méchte man fast
glauben, das Bild sei far einen nur sparlich beleuchteten Ort
bestimmt, so sehr hat der Maler durch Helle und Klarheit be-
stimmt neben einander gestellter Farben einen tibertriebenen
Lichteffekt hervorzurufen getrachtet.

Als ein reizendes Bildchen, in kleinem Maassstabe, aber
schén gedacht und mit zierlichem Pinsel vollendet, erscheint
uns ,,der Leichnam der heil. Katharina, von Engeln getragen*
von Michael Wittmer in Rom. Die Leiche eines lieblichen
Frauenbildes, in weisse Ticher gehiillt, in Frisur und Gewan-
dung etwas modern gehalten, wird von drei leicht emporschwe-
benden Engeln zum Himmel hinaufgetragen, unter sich den
steinernen, schén gezierten Sarg, von dem der Deckel herab-
geschoben, zuriicklassend. Ein vierter Engel halt einen Kranz
weisser Rosen tiber ihrem Haupte, wihrend gwei kleinere von
	ferne sie geleiten., (Fortsetzunge folgt.)
	Die Gemilde des Martin de Vos in der Schlosskirche zu Celie.
	Yon Adolf Wielawsarem. Historienmaler.
	(Schluss.)

Der nun folgende letzte Stuhl dieser Reihe enthalt wieder
ein grosses Bild, welches allegorisch die sireitende Kirche dar-
stellt und nachst dem Altarbilde das grésste und bedeutendste
der Kirche und sicher von Martin de Vos verfertigt ist.

Die Kirche als Jungfrau und Braut, mil einem Schleier das
Haar geschmtickt, sitzt mitten im Bilde; ihr zur Seite rechts
und links die bésen Machte, sie versuchend; — die Figuren,
beinahe Lebensgrésse, sind nur bis unter die Kniee zu sehen.
Die junge Kirche richtet in ihrer Bedringniss den Blick ver-
trauensvoll nach oben und halt in der Linken die Bibel, in der
Rechten den Schild des Glaubens, den folgende Inschrift er-
Ка. ,,Vor allen Dingen aber ergreifet den Schild des Glau-
hens mit welchem Thr ausleschen kénnl alle feurige Pfeile des