Kunstlers gehen, wie man hort, nach Russland. Wir haven es hier also nur mit einem anspruchslosen Genrebildchen zu thun. Die Scene ist in einer Bauernstube. ,,Zur Seite des wairmen- den Ofens“, mil dem Riicken halb gegen den Beschauer sitzt der Grossvater und lies’t mit saurem Eifer in der heiligen Schrift. Die Tochter, cine junge Bauerin, lasst die wirthschaft- liche Beschaftigung des Kartoffelschaélens augenblicklich ruhen, um an der Andacht Theil zu nehmen, zu der sie auch den kleinen Sohn anleitet, der seinerseits die Beschafligung mit einer Pcitsche und einem angebissenen Apfel nicht so gern verlassen zu haben scheint, wie das weinerliche Gesicht an- deutct, womit er unter Beihtlfe der Mutter seine Handchen faltet. Die Steinzeichnung ist kraftig, sauber und klar durch- oefthrt. Е. Е. “eitunsg. eine der schénsten Arbeiten, sondern leider die letzle dieser geschickten Hand. Forster beschliesst mit diesem in aller Hin- sicht werthvollen Blalt seine thatige und ruhmvolle Laufbahn, weil er dem Alter, das seine Lebensbahn abwarts lenkt, kein Recht tiber seinen ktinstlerischen Werth einréumen will. Der Grund des Kupferstiches ist klar schwarz, von breiten Hori- zontallagen mit feinen Quarrées durchschnilten; der Kérper ist ganz gedeckt (nur an der Dornenkrone sind ein Paar weisse Stellen); die Richtung der Siriche folgt genau und mit feinem Gefiihl den Formen, so dass diese bis zur kleinsten vollkommen verstanden erscheinen; die Haltung ist in der grésstméglichen Vollkommenheit errcicht, sowohl in Betreff der Rundung im Allgemeinen, als der Ablonung von oben nach unten. Dass ge- rade cin solches Werk Bediirfniss ist, wissen die am besten, die mit Widerstreben zu den bekannten Schmerzensbildern des Gekreuzigien ihre Zuflucht genommen, welche trotz aller Pracht und allen Kunstaufwandes mehr eine peinliche, als eine fromme Emplindung wecken intissen. Der Preis scheint nach dem Um- fang der Arbeit und der glinzenden Ausstattung sehr miassig, indem er auf 2 Thir. fiir einen Abdruck auf weissem, 4 Thir. fir einen auf chinesischem und 8 Thir. fir einen vor der Schrift festgesetzt ist. ef. Steinzeichnunhgen. Christus auf dem Oelberge. Nach dem Original- karton von Ed. Steindle, lith. von G. Koch. 17 Zoll lang, 13 Zoll hoch. Cassel bei Th. Fischer. Pr.: 2 Thir. Auf einem Felsenvorsprung knmiet Christus im Gebet. Er neigt sich mit hingebender Geberde, die das Wort: ,,doch nicht mein, sondern Dein Wille geschehe“ auszudriicken scheint, vor einem Engel, der mit dem Ausdruck theilnahmvollen Schmer- zcs, lichtumflossen aus einer dunklen Wolke hervorschwebend, dem Erléser den Schmerzenskelch darbietet. Gleich darunter, nur um einen kleinen Felsenabsalz niedriger, ruhen drei der Jiinger an diesen und an einen Eichensltamm gelehnt. Petrus halt den Griff seines Schwertes in der Hand. Zur Linken sieht man in der Ferne das Gartenthor, durch wel- ches eben die suchende Schaar mil Fackeln und Spiessen her- annaht. Die Arbeit ist sorgfaltig und fleissig im Carton-Charakter mit wenigen zart aufgesetzten weissen Lichtern ausgefihrt und - hat durchaus das Geprage von dem weichen und milden Stift des Kiinstlers. Etwas slorend fiir die Wirkung der schlafenden Gruppe ist der hinter dem Rticken des Johannes von dem En- gelslichte angestreifte Felsenrand, der dadurch zu einem Fliigel~ paar des Lieblingsjiingers zu werden scheint, eine nothwendig auch im Original befindliche Wirkung, die in der Zeichnung nicht durch den gleichfalls auf diese Weise beleuchteten, ent- gegenliegenden Kichenstamm, wahrscheinlich aber in der Far- benausfihrung aufgehoben wird. Ein Beschauer glaubte sich neulich der vermeintlichen Flagel wegen auf den ersten An- blick einer durch ,,Glauhen, Liebe und Hoffnung“ gebildclen Gruppe gegeniiber, bis naheres Eingchen ihn von seinem Irr- thume tiberzeugte. Die Hausandacht. Nach einem Genrebilde von G. v. Reutern, hth. von G. Koch. Die meisten und bedeutenden Bilder des ausgezeichneten т. erltt, im Nov. Wir haben schon friher einmal in diesen Blattern der vom Professor Schramm beabsichtigten Unternehmung gedacht, eine Galerie herihmter Zeitgenossen in treu nach der Natur genommenen Bildnissen herauszugeben. In No, 4 des laufenden Jahrgangs haben wir versucht, die vor- treffliche und eigenthtimliche Art, in welcher der Kinsiler seine Aufgabe auffasst, zu charakterisiren. Seitdem hat das Unter- nehmen einen weiteren erfreulichen Fortgang gehabt, und wir sahen in diesen Tagen die Portraits von Cornelius, Schelling, C. Ritler, W. Grimm, Gerhard, Solzmann, Ermann, Stahl und andrer Koryphaden der Kunst und Wissenschaft. Hoffentlich wird das Erscheinen der Sammlung nicht Jange mehr auf sich warten lassen, da dieselbe ebensowohl wegen der trefflichen Auswahl, als der charakteristischen Ausfiihrung ohne Zweifel nach allen Seilen hin sich die Sympalicen des Publikums gewinnen wird. Merlin. Nach der amtlichen Liste der von den Jurys bei der Londoner Ausstellung zuerkannten Auszeichnurigen sind Berliner Kiinstlern folgende zu Theil geworden: 1. Die grosse Verdienst-Medaille erhielten: Prof. Kiss fir die Amazone, E. A. A. Wagner (J. Wagner & Sohn) fiir einen Tafelaufsalz von Silber. — 2. Preis-Medaillen erhielten: Gust. Blaser fir eine Bronzesiatue von Beethoven u. A., S. P. Devaranne & Sohn fiir Zinkgisse, E. H. Fischer fir Bronzefiguren, Julius Franz fir zwei Victorien von Bronze, Louis Friebel fir einen neufoundlander Hund von Bronze, M. Geiss fiir die Zink- stalue der Eva u. A. mit besonderer Anerkennung des Verdien- stes, Th. Kalide fir den Knaben mit dem Schwan u. A., das k. preuss. Eisengiessereiamt fir Arbeiten mit eingelegtem Silber, die k. preuss. Porzellanmanufactur fiir Porzellan, Paul Gropius fiir Steinpapp-Figuren, Baurath Cantian, Tisch und andere Gegenstinde von Marmor und Granit, Prof. Drake fiir den Gypsabguss des Piedestals zum Denkmal Kénig Friedrich Wilhelm III. v. Preussen, K. Fischer fiir Medaillen, Winckel- mann & Sdhne fiir Jithographischen Farbendruck, Albert Wolff fir eine Marmorgruppe: die Unschuld. — 3. Ehren- volle Erwaihnungen erhielten: Jacob Liepmann fir seinen Oelbilderdruck, Miller fiir Ornamente von Bronzeguss, Jul. Winckelmann fir Electrotypen, Bernh. Afinger fir Me- daillons, Th. Kalide fir den Knaben mit dem Schwan in Bronze, C. Miller fiir zwei Gruppen in Bronze, C. Pfeuffer fiir Me- daillen. (Der heutigen Nummer liegt der Anzeiger No. 6 bei.) Verlag von Rudolph und Theodor Oswald Weigel in Leipzig. — Druck von Gebr. Unger in Betlin.