Das zweite Bild, die Maria, die auf dem schénen Blatte
	die fast unbewusste Strahlenpracht der Himmelskénigin mit dem  
	innigsten und zirttichsten Mutterstolze vereint, hat Flegel in
Leipzig geschnitten. Von Kretschmar ist der Titel zu der
grossen Passion nachgebildet, dieser herzschneidende Ausdruck
des grossartigsten Schmerzes, der um eine ganze Menschheit
erduldet worden, und der mit einer grésseren kiinstlerischen
Gewalt wohl nicht wiedergegeben worden ist. Die ausdrucks-
volie Figur des Heilands auf dem Titel der kleinen Passion hat
dann wieder Biirkner mit Meisterschaft nachgeahmt.

Die letzte Tafel endlich, von Kriiger’s Hand, ist der hei-
lige Georg zu Pferde, ein sehr schén geschnittenes und selten
vorkommendes Blatt, und deshalb ganz geeignet, den Kreis der
Darstellungen zu schliessen, womit der unvergleichliche Mei-
ster dem Sammelwerke eingereiht wird. (Schluss folgt.) EF. KE.
	Meituns.
	  der Gewerbe und Kunste Hr. Sammter unsern Leser in No. 0 ff.
  eine Beschreibung gegeben hat, ist mit einer Geschichte der
skandinavischen Architektur des Mittelalters beschafligt, welche
wahrcheinlich schon bis Ostern nachsten Jahres erscheinen wird.
Die Academie der Kiinste in Florenz hat den Director Peter

von Cornelius zu ihrem Ehrenmitgliede ernannt, und dem-

selben das Diplom vor wenigen Tagen tibersandt.
	Зи. Unser werther Mitarbeiter Herrmann Weiss ist
seit mehreren Jahren mit ciner umfassenden Arbeit beschaftigt,
deren erste Abschnitte nunmehr, in nicht zu ferner Frist, in
die Oeffenilichkeit treten dirften. Es ist dies ein ,Handbuch
der Kostimgeschichte*. Dasselbe wird die baulichen Ein-
richtungen, die Tracht und das Geraéth umfassen und die ge-
schichtliche Entwickelung dieser Dinge bei den verschiedenen
Vélkern der Erde, namentlich den Cullurvélkern, zum Gegen-
stande haben. Bei der Zerstreutheit, der massenhaften Fille
und der bisher meist sehr unkritischen Behandlung des vor-
handenen Materials, war ein bequem handliches und zugleich
mit wissenschaftlicher Grindlichkeit gearbeitetes Buch iiber die-
sen gesammten Gegenstand schon seit lange ein sehr dringen-
des Bediirfniss fiir jeden, dem an historischer Anschauung ge-
	legen ist, und fiir die darstellenden Kistler, Maler, Bildhauer
und Sechauspieler, insbesondre; nicht minder auch fir das Ge-
sammigebiet der kunstgeschichtlichen Studien, indem die Ko-
stimgeschichte gewissermaassen die auf das praktische Bedtrf-
niss des Lebens angewandte Kunstgeschichte ist. H. Weiss
aber erscheint zu einer solchen Arbeit vorzugsweise berufen,
indem sich in ihm eine vollstandige kiinstlerische Durchbildung
mit dem Sinn fiir strenge wissenschaftliche Forschung verbin-
det, er daher die Ergebnisse der letzteren sofort in die be~
stimmte Anschauung zu tbertragen im Stande ist. Wir dirfen
auch voraussetzen, dass er in seinem Werke nicht blos das
wissenschaftlich durchgearbeitete Material geben, sondern das-
selbe, jene Veranschaulichung zu beférdern, zugleich mit den er-
forderlichen kinstlerischen Illustrationen begleiten wird. =. №.
	Rom. Der Bildhauer Crawford ist im Auftrage der Ver-
einigten Staaten mit der Anfertigung einer Gruppe von sieben
Colossal-Statuen beschaftigt, deren jede ein Reiterstandbild von
12 Fuss Hohe werden soll. Die Minchner Erzgiesserei wird
dieselben giessen. Augenblicklich arbeitet der Kinstler an den
Figuren von Washington, Petrick Henry und Jefferson. Er er-
halt fir diese drei die Summe von 100,000 Dollars.
	W. Aimfterdam, im Nov. Die Maler C. Krusemann im
Haag, Louis Meyer, so wie D. Bles ebendaselbst sind unter
den hollaindischen Kiinstlern, welche in Briissel Gemilde ausge-
stellt hatten und von dorther mit der goldenen Medaille be-
schenkt wurden. Den geistreichen Genremaler D. Bles, der
seinen gefalligen und humoristischen Stickchen auch sonst noch
bleibenden Werth zu verleihen weiss, hat der Kénig von Holland
liberdies noch zum Ritter des Eichenkronordens ernannt.
	Caumstvereine.
	 E Berlin. Das lang erwartete Concert zum Besten des Kélner
Dombaues, welches der hiesige akademische Dombau-Verein
schon im Frihjahr d. J. veranstalten wollte, hat, nach man-
cherlei Verhinderungen, am 29. November im Kgl. Opernhause
unter Tauberl’s Leitung staltgefunden. Der unmittelbare Bezug
desselben zur Angelegenheit des Dombaues trat nur in dem
Prologe hervor, dessen Abdruck unser heutiges Blatt bringt;
an mittelbaren und sehr tiefen Beziehungen fehlte es aber kei-
nesweges, wie denn das ganze Concert, durch die edelsten
Krafte unterstitzt, das Geprage jener héchsten Wiirde trug,
welche der Zweck des Abends erheischte. Der Domchor trug
u. A. einen Psalm von Joh. Gabrieli, in heilig alterthimli-
cher Feier, und das bekannte, riihrend fromme Weihnachtslied
Stille Nacht, heilige Nacht“, vor. Das Finale des ersten Actes
von F. Mendelssohn’s Oper ,,Loreley“, mit dem Texte von
E. Geibel, liess die Rhein-Sage lebendig werden und fihrte
uns ein Kunstwerk von ergreifendster Schénheit vor, das leider,
nach dem zu frithen Heimgange des Meisters, als ein rathsel-
voller, deutungsreicher Torso stehen geblieben ist. Die Haupt-
gabe des Abends aber war jene letzte, gewallige Symphonie
Beethovens, mit den Chéren aus Schillers Ode an die Freude,
die, bei ihrer fast untiberwindlichen Schwierigkeit, in einer
Meisterschaft ausgefiihrt wurde, wie bisher vielleicht noch nie.
Aeusseren Bezug auf den Zweck des Abends hatte dies Werk
darin, dass Beethovens Heimat, wie bekannt, das schéne Rhein-
land ist; aber sie hatte zugleich eine noch viel bedeutungs-
vollere innere Beziehung. Wie in den Bauhiitten des Mittel-
alters das humanistische Princip der Zeit seinen Ausdruck ge-
	funden hatte, wie ihr Streben, mehr oder weniger gleichartig -
	durch die Nationen verbreitet, sich immer edler lauterte, immer
harmonischer durchbildete, bis es im Bau des Kélner Domes
seinen Gipfel erreichte, so ist es dasselbe Ringen nach héch-
ster geistiger Liuterung, welches in jenem letzten Riesenwerke
Beethovens, des gréssten Meisters unseres Zeitalters, zur freien
kiinstlerischen Gestalt gekommen ist. Wie der Dom in seiner
tausendfaltigen Gliederung in die Lifte emporsteigt, so trat auch
dies ungeheure Werk, zum freudigsten Welt-Hymnus sich auf-
schwingend und die Herzen mit aufwarts reissend, dem gei-
stigen Auge der Versammelten gegeniiber.
	3 етим. Der Regierungsrath A. v. Minutoli, der Her-
ausgeber der leider nicht fortgesetzten » Denkmaler mittelalter-
licher Baukunst in den Brandenburgischen Marken“, von des-
sen herrlichem Institut der Vorbildersammlung zur Beforderung
	Aus dem Bericht iber die Wirksamkeit des Kunst-Vereins
‘fir Bblamen, fiir das Jahr 1850—1851.
	Wir iheilen in Folgendem den wesentlichen Inhalt eines Vortrags
des Grafen Franz v. Thun in der am 27. Juli 1851 zu Prag abge-
	haltenen General -Versammiung mit.
»Geehrte Vercinsmitglieder! Erlauben Sie mir, dass ich diessmal
	meinen Bericht mit mir selbst beginne. Mit a. h. Entsechliessung vom