Aron ep Lat. Organ der deutschen Kunstvereine, “Ze1tung fiir bildende Kunst und Bankunst, Unter Mitwirkung von Kugler in Berlin — Passavant in Frankfurt — Waagen in Berln — Wiegmann in Disseldorf — Schnaase in Berlin — Schulz in Dresden — F6rster in Miinchen — Eitelberger v. Edelberg in Wien „Л“ 0]. redigirt von Dr. Е. Eggers in Berlin. Sonnabend, den 20. December. 1851. gemacht hat: dass sie die Jjungen Kunstler in eine enge geislige und technische Uniform schniire und jede Eigenthimlichkeit vernichte. Heute braucht man zur Abwehr solcher Incrimina- tionen kaum noch ein Wort zu verlicren; jede gréssere deut- sche Kunstausstellung giebt darauf gentigende Antwort. Ein anderer Tadel, der die Schule zu verkleinern trachtete, ging zumeist von Sid-Deutschland aus und warf ihr ,Schwachlich- keit, Mangel an Ernst und grossem Style* vor. Auch dieser Tadel ist allgemach verstummt, seit die Freskobilder in der Apollinariskirche bei Remagen ihn Ltigen gestraft und selbst die Berufung eines der Meister dieser Fresken als Professor an dic Akademie zu Mtinchen veranlasst haben. Kurz, wie es vor zwanzig Jahren zum guten Ton der Kiinstler und Kritiker gehérte, die Erstlingswerke der Diissel- dorfer Schule tiber Gebiihr zu preisen und wahrhaft zu Jobhu- Чет, und wie es dann zehn bis finfzehn Jahr spéler Mode ward, die aus jenen ersten Keimen reich entfalteten Bliithen mit leidenschaltlichster Ungerechligkeit zu schmahen, so scheint jetzt endlich der Zeilpunkt ciner ruhigen und gerechten Wir- digung dieser Schule erschienen zu sein. Niemand stellt es mehr in Abrede, dass keine Schule so viele ausgezeichnete Kiinstler in allen Fachern der Malerkunst gebildet hat, als die Disseldorfer. Aus ihr sind Lehrer berufen worden nach Dres- den, Frankfurt a. M., Stuttgart, Miinchen und Liittich. Aus fast allen Landern Europas, ja selbst von jenseits des Oceans, kom- men die Kunstjiinger, um hier die Kiinstler-Weihe zu empfangen. Dass dieser Ruf der Schule auch der Stadt als dem Silze der- selben zum Ruhme und zum Nulzen gereicht, ist nicht zu ver- kennen. Und desshalb war es auch natiirlich, dass die Birger Diisseldorfs mit den Kiinstlern freudig Hand in Hand gingen, als es galt den Mann zu feiern, der so Grosses gewirkt hatte. Die Feier begann schon am Vorabend des eigentlichen Festes. Dic Kistler, denen sich mancher Birger angeschlossen hatte, brachten dem Meister ein Fackeln-Standchen, bei welchem die Kiinstler-Liedertafel unter der Leitung des Hrn. Jul. Tausch mehrere Gesangstiicke mit ihrer gewohnten Pracision und Tich- tigkcit vortrug. Die herzlichste Freude bewegte die langen Reihen der Fackeltrager, die sich um die Kinstlerfahne und dic Musik vor dem Hause Schadow’s geschaart hatten, als sie diesen am offenen Fenster verweilen sahen. Man erkannte hierin ein Zeichen, dass sein Gesundheitszustand, der seine Freunde schon seit langerer Zeit ernstlich bekiimmerte, sich wesenllich gebessert habe. Diese Freude wurde noch gestei- 51 Das 2ojahrige Amtsjubilaum des Directors der kénigl. Kunst- Akademie zu Disseldorf, Dr. Wilhelm v. Schadow. Am 30. November begingen wir hier ein Fest, das an sché- nen und erhebenden Momenten so reich war, wie wir cin dhn- liches erlebt zu haben uns nicht erinnern. Es war zur Feier des fiinfundzwanzigjahrigen Amtsjubilaums des Directors der hiesigen kénigl. Kunst- Akademie, Dr. Wilhelm v. Schadow von der Diisseldorfer Kiinstlerschaft veranstaltet worden, und viele Be- wohner der Stadt aus allen Classen, viele Verehrer des Jubi- lars aus den Nachbarstadten hatten sich daran betheiligt. Im Allgemeinen ist es zwar nicht Brauch, eine 25 jahrige Amtsthatigkeit éffentlich zu feiern, man wiirde aber Unrecht thun, wenn man keinen Unterschied gelten liesse zwischen der treuen und vorwurfsfreien Pflichterfillung eines Beamlten unter den gewdhnlichen Verhaltnissen und — Leistungen solcher Art, wie sie eine vorgeselzte Behérde sich gar nicht berechtigt fiihlen kann, zu fordern, und zugleich von solcher Tragweile und Nachwirkung, dass ihr wirklicher Umfang und ihr wahrer Werth nicht einmal annahernd berechnet werden mag. Offenbar gehdren die Verdienste Schadow’s in diese letztere Kategorie. Schon im zweiten Decennium dicses Jahrhunderts finden wir ihn in Rom, verbunden mit. Cornelius, Overbeck, Veit und Andern, nach denselben Grundsaizen zur Regencrirung der damals so tief gefallenen Kunst wirken, die er spiter, nachdem er zur Leitung unserer Akademie berufen war, mit so ausser~- ordentlichem Erfolge auch auf diese Anstalt anwendete. Die von ihm in Diisseldorf gegriindele Schule kann als die gliickliche Lésung des Problems gelten, die Vortheile einer Akademie mit den Vortheilen des Meister- und Lehrlings-Ver- haltnisses, wie es in der alten Zeit bestand, zu verbinden, ohne auch in die Fehler beider Bildungswege zu verfallen. Die Einrichtung, welche die Diisseldorfer Akademie durch Schadow erhielt, hat sich im Laufe cines Viertcl-Jahrhunderts in jeder Hinsicht dergestalt bewahrt, dass iber die Zweck- massigkeit derselben kaum noch ein Zweifel laut wird, — ja dass sic bei der Reorganisirung mehrerer Kunstinslitute des In- und Auslandes, die zum Theil friiher mit Dtisseldorf um den Preis rangen, zum Vorbilde genommen worden ist. Wir wissen wohl, dass es auch an Anfeindungen der Schule nicht gefehlt hat und dass man ihr unter andern Vorwurien auch den Uj. Jahrrang.