ser muthige Priester, der so mild und so derb fiir Freiheit und Ordnung zu streiten wusste, das Alles wollte mit einer schla- genden Unmittelbarkeit, mit frischen und kernigen Ztigen vor- getragen sein. Wir freuen uns, sagen zu kénnen, dass gerade in den Hauptcomposilionen, in den wichtigen geschichtlichen Akten, die Figuren des Kiinstlers mit dieser glicklichen und sicheren Realitat auftreten , die uns tiberzeugt, dass sie sich zu Hause und in ihren gewohnten Kleidern fihlen. Es giebt da eine innere und eine dussere Wahrheit der Figuren. Die in- nere such’ ich in den Képfen und ihrem Ausdruck. Ich frage, ist das ein Kopf wie ihn dieser oder jener Theilnehmer an der Handlung tragen kann, entspricht er der geistigen Bedeutsam- keit oder Unbedeutsamkeit seines Tragers? und zweitens: ist der gegebene Ausdruck der augenblicklichen Situation ange- messen? Hierin Befriedigung zu gewahren, ist der Kiinstler nach unserer Meinung, mit wenigen Ausnahmen, sehr gliicklich gewesen. Wir werden das weiter unten niher sehen. Die 4ussere Wahrheit soll sich darlegen in der naturgemassen Stel- lung, Bewegung, Anordnung. Wie die Kunst beim Ausdruck das Maass wahren soll, so darf sie es auch hier nicht ausser Acht lassen. Die absolute Realitat kann sie nicht brauchen. Sie soll dieselbe bearbeiten, lautern. Das darf aber keine Uebersetzer- arbeit sein. Es ist da ein grosser Apparat conventioneller For- men vorhanden und unter ihnen gar viele, die ihr Birgerrecht ganz mit Unrecht haben. Nichts ist schlimmer und fiir den Ein- druck lahmender, als eine gedankenlose Anwendung derselben. Von der letzteren ist nun in dem vorliegeuden Werke freilich nicht die Rede; doch aber begegnen wir hier und da einem ge- wissen Anlehnen an conventionelle Darstellungs- und Anord- nungsweise; nicht so viel zwar, unser Gefih! abzustossen, aber genug, um es nicht anzuziehn, wenn es nicht immer in so durchaus edler und liebenswirdiger Form auftrate, dass es wirklich oft doch gefangen nimmt und iberredet. Zur weiteren allgemeinen Charakteristik der Compositionen hatte ich nur zu wiederholen, was mein verehrter Freund, Hr. Waagen, schon hervorgehoben hat, dass der Kiinstler $0 vollkommen in Geist und Form der Zeit, welche er schildert, eingedrungen ist, dass er sie — was allerdings wichlig ist — auch in Baulichkeit, Tracht und Gerath treu zu reproduciren yermochte. Die einzelnen Bilder haben verschiedene Dimensio- nen (von 3 zu 4, 4 215 und 6 Zoll u. s. w.) und verschiede- nes Format. Milunler sind sie kiinstlerisch einfach umrahmt, manchmal zerfallen sie auch mittelst architektonischer Gliede- rnng in kleine Cyclen, wo sich kleine erlauternde Darstellungen um das Hauptbild reihen, oder sie sind abgetheilt, ahnlich wie ein Allarbild, mit zwei aufgeschlagenen Fligeln. Diese Ein- theilungen ergeben sich immer wie von selbst auf eine sehr ungezwungene Weise. Dazu hat der Kinstler sein Werkzeug mit einer Feinheit und einem Geschick gefiihrt, dass allen Fi- suren, ob von 5 Linien oder 3 Zoll Hihe, eine gleich leben- dige und charakteristische Durchfihrung zu Theil geworden Ist. (Schluss folgt.) К. №. пос уегк. Holszschnitte bertiihmter Meister ‘ес. ес. Чегаиз- gegeben von Rudolph Weigel. Leipzig, beim Heraus- серег. Lieferung IV. und V., jede zu 5 Bldttern. Preis: a I Thi. (Schluss.) sionen, aber der Ausfiihrung in grosserem Maassstabe hochst wiirdig ). In weit ausgedehnterer Weise hat sich die zeich- nende Kunst der Reformationszeit und ihres Helden bemichtigt, von den vielen Arbeiten der Biographen und Geschichtschreiber nicht zu reden. Wem ware unter den Letzteren nicht Ranke mit seinem klassischen Buche bekannt? Den Glaubensstreiter und seine Zeit nochmals durch die Mittel der zeichnenden Kunst und die Feder zu schildern, konnte daher nur mit Glick unter- nommen werden, wenn man die Kraft in sich spiirte, der deut- schen Nation etwas sehr Vorziigliches darzubieten. Dies ist gelungen; wir diirfen bekennen, ein sehr liebes Buch empfangen zu haben. Der dramatischen Poesie, welche anerkennungswerthen Versuche sie auch gemacht hat, (z. B. ueuerlich in Hans Ké- ster’s ,Luther*) ist es bis jelzt nicht gegliickt, Martin Luther in einem Sticke vorzufiihren, das Volkseigenthum geworden ware. Wie weit sich der Stoff fiir eine derartige kiinstlerische Be- handlung eignet, iberlassen wir den Dichtern zu entscheiden. Das vorliegende Werk ist, was das kinstlerische Mo- ment anbelrifft, cin sehr glicklicher Ersatz dafir, ein latentes Drama. Der Kiinstler hat Gestalten geschaffen und Compositio- nen erfunden, welche, wie von dem Geiste jener Zeit getrankt, als cin treuer Spiegel derselben gelten miissen, welche nur aus einem Gemiithe hervorgehen konnten, das sich mit inniger Hingebung an seinen grossen Stoff ganz in denselben versenkt hat. Der Geschichtschreiber aber hat diesen mit dramatischer Kraft entfalteten Darstellungen das Wort geliehen, wie es nicht eindringlicher und echter gefunden werden konnte, indem ein treues Studium. der Schriften und aufgezeichneten Reden des Reformalors selber, ihn grésstentheils aus diesem Schatze mit weiser und massvoller Wahl einen Text ausarbeiten liess, der seinerseits ebenfalls den Leser mit stiller Gewalt mitten in die geschilderte Zeit und ihre Zustande versetzt. So illustrirt Bild und Text einander auf das gliicklichste und die schéne Objecti- vilat, womit die Schépfer des Werkes ihre Aufgabe behandelt haben, dient wesentlich dazu, den ticfen Eindruck zu verstarken, den die Beschauung und die Lesung desselben macht. So wie Luther niemals sich geben wollte und gab, sondern stets Jesum Christum, fir dessen reine Lehre er kampfte, so gaben Konig und Gelzer nicht sich, sondern ihren Helden, ganz und gar, ,in Harren und Krieg, in Sturz und Sieg*. Und wie Luther dem deutschen Volke in der Bibel ein echtes und einziges Volks- buch in ‘die Hinde gegeben hat, das zu finden ist, wo auf dem schmalen Brette neben anderem Gerath nur wenig Raum ist fir ein Werkzeug geistiger Erbauung, gleichwie wo in grossen Salen die Zeugnisse des Geistes zu tausenden stehen, ein Haus- buch, in das der Hausvater sein Geschlechtsregister einzutragen pflegt und es so mit dem Schicksal der Familie verknipft; so diirfen wir das in Rede stehende Werk als ein solches nennen, welches aufgestellt zu werden verdient, wo immer eine christ- liche Haushaltung gegriindet wird, die Confirmanden mégen es als Geschenk, eine Braut mag es als Mitgift empfangen. Es weht ein so gesunder und starker Geist durch das Buch, dass man nicht ohne wahrhafte Erbauung darin bldltern kann. Gehen wir auf die Aufgabe des Kiinstlers naher ein, so springt in die Augen, dass, wenn irgendwo, hier eine kraftige, moglichst reale Auffassungsweise am Orte war. Diese Zeil, wo das Wort sich mit Stahl bewehrte und die Lieder gewapp- net einhergingen, wo, was ein tribrothes Morgengrauen vor- bereitet hatte , mit ringendem und siegendem Lichtstrahi that-_ kraftig an den Tag trat, und im Vordergrunde der Biihne die-_ 1) Der Kunstler hat, wie wir horen, so eben ein historisches Bild ==. ол a we . Auch beim V. Heft muss die Auswahl als sehr glticklich Thomas Minzer“ in grésseren DIMENSIONCN VOMCNUECT, умеете BOR * * . ae ” 8 anerkannt werden und die drei Gesichtspunkte des Schonen, Privatbesitz tibergegangen ist und uns wohl Gelegenheit zu einer Besprechung AL Let eteahan nnd @altanan walehe dar Yeranscehoer sich sehen witd.