“Zeitung
fiir bildende Kunst und Baukunst.
	Organ
der deutSchen Kunstvereine.
	Unter Mitwirkung von
	КиеЛег т Вегп — Раззауаюе ш ЕгапКи — УУаасеп ш Вейш — Wiegmann in Disseldorf — Schnaase
in. Berlin — Schulz in Dresden — Forster in Minchen — Bitelberger v. Edelbersg in Wien
		Eggers in Berlin.
	redigirl von Dr. F.
	Sonnabend, den 27. December.
	hab ich hansen burlinair matler den Schreiner und den zweien
	formschneidern fiir XCII. bilder und anders wie ап gedachten
Melers handgeschrift begriffen ist besalt F\. 113. kr. 4. (Rech-
nung vom Jahr 1510.)

Not. 91. (Schreiben Josse Dieneckers ) ап den Kaiser, vom
20. October 1512.) Ich wird bericht, wie Ewer kay. Mt. be-
gernn unnd haben woll, die Arbait unnd stuckwerck, so ich be-
reittenn unnd machenn bin basser vnnd furderlicher von stat
zegan etc. auch desshalbenn Doctor Bewtinger schreiben vnnd
geschafft getann, Noch swenn oder drey Formschneider zu mir
zuuerordnen, ist mir gantz lieb Allergnedigster Herr. Nun
waiss ich zwenn Formschneider anzunemen fugsam vnnd ver-
maint weern, wolle Ewr kay. Mt. die su mir verordnenn las-
sen ес. So will ich daran vnnd darob sein, den zwaien Form-
schneidern alle sachenn fiir ordnen beraittenn vnnd zulest mit
meiner aigen hanndt auss unnd abfertigen unnd rain machen,
damit die Arbaitt vnnd stuckwerck alle ainander des Schnitz
gleich unnd zuletzt von ainer handt aussgemacht werden, auch
Niemand mer denn ain hardt daran erkennen muge vnnd So
ich also selb drit bin als ich mich versich mir von Ewer kay.
Mt. nit abgeschlagen, Sonnder verholffen, damit die Arbait ge-
furdert, so bin erbuttig Ewer kay. Mt. alle Monat Sechs oder
Sibenn gutte stuck oder Figuren jn gleichem Maisterlichen schnitt
abzefertigenn vnnd zu beraittenn etc.

S. 30. Not. 93. (Peutingers Schreiben an den Kaiser vom
9. Juny 1516.) Dweil aber Stabius nit mer dan ain formschnei-
der zu Nurnberg, vnd mir den merer teil derselben Figuren zu-
bracht hat, so hab ich jetso funff formschneider daran gericht,
und lass sonst vier die andern figuren schneiden vnd wart noch
ains formschneiders aus Antwerpen, genant Cornelius so vor
auch hie gewesen ist ete.

Alle diese urkundlichen Stellen sprechen so klar und deut-
lich fir die Meinung, dass es eine besondere Classe ge-
schickter handwerksmassiger Formschneider gab,
wie keine der bisher bekannten, so dass kein Zweifel mehr
dariiber obwallen kann. Dabei geben sie die interessantesten.
Aufschliisse tiber die Art und Weise, wie dieses Geschilt be-
trieben wurde. Es haben die Gegner der Eigenhindigkeit sehr
viel dadurch gewonnen, ja sie wiirden vollstandig gesiegt ha-
ben, wenn die Feststellung des einen Punktes: dass es ge-
	1) Josse de Necker, Jost de Necker, Jobst de Negker, Denecker,

Dennecker yon Bartsch, Heller und Nagler genannt.
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	Ueber Eigenhandigkeit der Formschnitte, iber Holzschnitie
mit Tonplatten (Helldunkel) und ther Erfindung des Gold-

dracks durch Lucas Cranach.
	Die Frage, ob die grossen Meister des sechs-
zehnten Jahrhunderts, Burgkmair, Direr, Cranach,
Holbeinu. a. eigenhindig in Holz geschnitten haben,
konnte bis jetzt nicht zur endlichen Entscheidung kommen, da
die auf unsre Zeit gekommenen Nachrichten nicht so deutlich
sprechen, dass kein Zweifcl méglich gewesen wire.

In meiner Schrift tiber Cranach den Aelteren’), in der
Einleitung zu den Holzschnitten desselben, musste ich Gelegen-
heit nehmen, der verschiedenen Meinungen tuber diesen Punkt
zu gedenken und konnte mich, nach meiner Ueberzeugung und
den dafiir angegebenen Griinden, nur dahin entscheiden, dass
die gedachten Meister (Cranach war bis jetzt dabei nicht
in Betracht gekommen, wie er es doch in hohem Grade ver-
dient) den Holzschnitt zu seiner eigenthitmlichen
Ausbildung, und der damals erreichten Héhe durch
eignes Handanlegen gebracht haben. Alle Holzschnitte,
welche das Zeichen eines dieser Kiinstler tragen, fir Arbeiten
ihrer Hand zu nehmen, ist wohl Niemandem eingefallen.

Um einen Schritt weiter, ja man kann sagen zur endlichen
Entscheidung, ist diese Frage durch die neuerlichst erschie-
nene Schrift:

Conrad Peutinger in seinem Verhdltnisse zum Kaiser. Maxi-
milian etc. von Theodor Herberger, Archivar der Stadt
Augsburg. 4°. Augsburg 1851,

gekommen. Darin kommen folgende Stellen aus Urkunden vor,
welche sich in dem Stadtarchive zu Augsburg befinden:

Nota 96. An Schonsperger vnd andern Formschneidern
haben Paumgartner und ich sonst kein Mangel und sonderlich
ist Paumgartner erbiitig das so auf das abreissen und form-
schneiden get, von wegen E. Mt. trevlich darzuleyhen , vad
wir auch bin daruf genaigt, noch mer formschneider zu bestel-
len, damit E. Mt. arbeit gefurdert vnd zu End gebracht werde.
(Peutinger an Kaiser Maximilian 5. Oct. 1513.)
	S. 28. Not. 88. Alein Doctor Peutingers Ausgab etc. So
	1) Lucas Cranach des Aelteren Leben und Werke. Nach urkundlichen
Quellen bearbeitet von Christian Schuchardt. Leipzig, Brockhaus. 1851.
	1. Jahrganeg.